14 | people are people
i never wanted this, never wanna see you hurt
every little bump in the road i tried to swerve
but people are people and sometimes it doesn't work out
and nothing we say is gonna save us from the fallout
🅱︎🆁🅸🅳🅶🅴🆃'🆂 🆁🅴🅶🅴🅻🅽
#14: Hör dir an, was deine Freunde zu sagen haben.
Sie können noch immer falschliegen, wenn sie all ihre Argumente auf den Tisch gelegt haben.
GRAHAM
„Du solltest wirklich nicht mit ihr reden." Scarlett verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah mich streng an, als hätte sie das Recht, mir überhaupt irgendetwas vorzuschreiben.
„Du solltest wirklich nicht mit mir reden." Denn mir platzte langsam der Geduldsfaden. „Oder mit meiner Schwester, wenn wir schon dabei sind. Wie kommst du auf die Idee, dass du mir etwas zu sagen hast, wenn du Wynona so schlecht behandelst?"
Scarlett bewegte sich nicht vom Fleck. Und sie blockierte meinen Spind schon seit fünf Minuten. Bridget wartete auf mich, weil ich sie montags und dienstags immer zur Therapie fuhr und das machte mich schon genug nervös, weil ich ernsthafte Gespräche mit ihr führen wollte. Dass Scarlett es sich dazu noch zur Aufgabe gemacht hatte, mich zu belästigen, gab mir beinahe die Kante. Wir waren früher Freunde gewesen – Scarlett und ich. Aber ich konnte ihr mittlerweile nicht einmal in die Augen sehen, weil sie so ein abscheulicher Mensch geworden war. Mir war klar, dass sie nach Bestätigung suchte und dass sie sich hier an dieser Schule nur zur Königin machte, weil ihre Eltern ihr zuhause kein Fünkchen ihrer Aufmerksamkeit schenkten. Sie existierte zuhause nicht und deswegen musste sie hier von allen gesehen und geliebt werden. Nur verstand sie nicht, dass sie hier entweder gefürchtet oder gehasst wurde und dass es nicht in Ordnung war, wenn sie sich so verhielt. Und Gott, ich hasste es, dass meine Situation so ähnlich war wie ihre, denn ich verstand, wie einsam sie sich fühlte. Ich verstand, dass sie Aufmerksamkeit und Liebe brauchte, denn ich suchte mir ebenfalls Bestätigung an den unpassendsten Orten. Vielleicht war ich deswegen so schlecht darin, ihr die Stirn zu bieten, obwohl sie meine Schwester tyrannisierte. Ich bemitleidete Scarlett und ihr etwas zu sagen, fühlte sich an, als würde ich einem Welpen in den Bauch kicken, obwohl an ihr nichts an einen Welpen erinnerte.
„Ich gebe dir einen Ratschlag, Graham. Bitchet ist gefährlich."
„Ihr Name ist Bridget, sie ist nicht gefährlich und du solltest verdammt nochmal zur Seite gehen, damit ich meine Sachen verstauen kann."
Scarlett zog unbeeindruckt eine Augenbraue in die Höhe. „Wieso verteidigst du sie?"
Weil ich mich nicht besser fühlte, wenn ich anderen Leuten das Leben schwermachte und mit Bridget befreundet war. Ich wollte nicht, dass sie so behandelt wurde. Ich hatte bereits darin versagt, Wyn zu beschützten. Musste dasselbe auch bei Bridget geschehen? „Geht dich nichts an."
Scarlett stockte in ihrer Bewegung. „Oh mein Gott."
„Ich bin nicht Gott. Und jetzt geh endlich zur Seite."
Scarlett fuchtelte mit ihren Händen in der Luft herum. „Sie könnte ansteckend sein. Hat sie dich schon angesteckt?"
Ich schloss die Augen und betete darum, die Geduld nicht hier und jetzt zu verlieren. Was zum Teufel war aus dieser Menschheit geworden, dass sie mir so etwas sagte und dabei noch aussah, als würde sie es ernst meinen? „Ich bin mir sicher, dass Bridget mich angesteckt hat. Ich bin jetzt auch schwanger. Kannst du das glauben, Scarlett? Ich werde tatsächlich der erste Kerl sein, der ein Kind austrägt."
„Das habe ich nicht so gemeint und das weißt du auch!"
Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. Tat ich das? „Hör mal, es interessiert mich nicht einmal wirklich, was du denkst oder glaubst oder vermutest, aber ich habe noch andere wichtige Termine, die ich einhalten muss-..."
„Ich habe gesehen, dass du Bitchet nach Hause fährst."
„Bridget."
„Aber vielleicht fährst du sie gar nicht nach Hause."
Ich stockte, denn natürlich hatte sie recht. Aber ich würde ihr wohl kaum verraten, dass ich Bridget zu Konfrontationstherapie-Sitzungen fuhr, denn Scarlett war unberechenbar. Sie konnte alles Mögliche mit derartigen Informationen anstellen und ich wollte nichts riskieren. Aber dieser Moment des Zögerns kostete mich.
„Natürlich nicht. Ihr habt Baby-Kontrollen oder so etwas. Weil du der Vater bist. Natürlich willst du nichts gegen sie sagen. Oh Gott, du bist so einfach zu lesen, Graham."
Deswegen hatte sie vermutlich auch alles falsch interpretiert, aber ich war es leid, ihr weiterhin zuzuhören. Wie lange musste ich Bridget denn noch warten lassen?
„Hast du jetzt gesagt, was du sagen wolltest? Denn dann kannst du zur Seite und ich kann meine Bücher einräumen, oder du bleibst da, und ich gehe."
Scarlett lachte nur, ehe sie endlich einen Schritt zur Seite trat.
„Du musst dich gar nicht so aufregen, Gray. Greer hat mir erzählt, wie du Bitchet davon abhalten musstest, sich mit Charlie zu betrinken. Sie wird eine schreckliche Mutter und alle wissen es. Sie hat eine Persönlichkeitsstörung und so etwas ist vererbbar. Wie ist es überhaupt zustande gekommen, dass sie dein Kind trägt? Hat sie dich dazu gezwungen, es mit ihr-..."
Ich knallte den Spind so laut zu, nachdem ich meine Bücher praktisch hereingeworfen hatte, dass Scarlett regelrecht zusammenzuckte und endlich aufhörte zu reden. Aber ich konnte mir nicht mehr anhören, was sie sagte, denn es tat weh und die Situation geriet jetzt schon mehr außer Kontrolle als mir lieb war.
„Lass Bridget in Ruhe, ja? Ich werde es dir nicht zweimal sagen."
Scarlett zog eine Augenbraue in die Höhe. „Sonst wirst du was tun?"
„Willst du es wirklich herausfinden?"
„Nein, aber ich denke, dass wir einen Deal machen könnten."
Nein, nein, nein. „Auf gar keinen Fall."
„Doch. Wir haben beide unsere Wünsche, Graham. Denkst du nicht, dass ein Deal profitabel wäre?"
Nein.
Und dann tat ich das Dümmste, was ich in meinem ganzen Leben gemacht hatte. „Was für ein Deal?"
Scarlett lächelte zufrieden mit sich selbst.
——
Ich wusste, dass ich einen Fehler begangen hatte. Es war schon schlimm genug, dass ich überhaupt in dieses Gespräch mit Scarlett hineingeschlittert war, aber dass ich mich auch noch auf ihre schrecklichen Ideen eingelassen hatte, sorgte dafür, dass mir beinahe schlecht wurde. Bridget wartete vor meinem Auto auf mich und war in ihr Handy vertieft. Ich genoss die wenigen Sekunden, während denen sie mich noch nicht bemerkt hatte, und sah sie an. Ihre blonden Haare lagen unordentlich und nass über ihren Schultern. Sie hielt zwar einen Regenschirm in der Hand, aber sie sah nicht aus, als hätte sie vor, ihn in nächster Zeit zu benutzen. Ihre Wangen waren leicht gerötet und sie kaute auf ihrer Unterlippe. Ich gab mir Mühe, das Ziehen in meiner Brust zu ignorieren und näherte mich ihr langsam. Sie jetzt anzusehen und zu beobachten, würde diese verkorkste Situation auch nicht erleichtern, also war es womöglich am besten, wenn ich es bleiben ließ.
„Alles in Ordnung bei dir, Bridge?"
Sie sah auf und ihre Mundwinkel zuckten, als sie mich anblickte. Mein Herz hörte beinahe auf zu schlagen. „Natürlich. Bei dir?"
Ich nickte knapp. Ich konnte nicht so gut lügen wie sie, also musste ich es gar nicht erst versuchen. Denn ich wusste, dass nichts in Ordnung war bei Bridget. Sie hatte heute Morgen in meinem Auto geweint und allgemein hatte sich dieser Tag so entwickelt, wie sie es vermutlich am wenigsten gewollt hätte.
„Tut mir leid, dass du so lange auf mich warten musstest", sagte ich, während ich ihr die Autotür aufhielt und wartete, dass sie einstieg.
„Ich habe nicht lange gewartet."
Ich stieg ebenfalls ein. „Trotzdem. Wir sind schon die letzten paar Male zu spät gekommen. Sagen die Leute dort nichts, wenn das geschieht?"
Bridget zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Doch."
Ich legte den Rückwärtsgang ein, um vom Parkplatz zu fahren. „Und das macht dir nichts aus?"
Wieder zuckte sie mit den Schultern und sah aus dem Fenster, um meinen Blick zu meiden. „Es ist nicht das Schlimmste, was sie mir sagen."
Ich verzog das Gesicht. Jetzt war eigentlich der Moment gekommen, um ihr zu sagen, was mich die ganze Zeit über schon beschäftigt hatte. Ich konnte seit den Baby-Neuigkeiten kaum an etwas anderes mehr denken, aber ich traute mich auch nicht, meine Gedanken einfach so auszuspucken. Sie hatte ohnehin schon einen langen Tag. Aber gleichzeitig waren wir auch Freunde und da war es doch meine Pflicht, ihr zu sagen, was ich dachte. Oder etwa nicht?
„Weißt du, wer der Vater ist?", brachte ich schließlich hervor. Ich hätte meinen Kopf am liebsten gegen das Lenkrad geklatscht, denn das war ein unsensibler Themenwechsel, aber es war ein Anfang. Bridget schwieg lange Zeit und mein Herz zog sich schon wieder zusammen. Ich wusste nicht, wieso das in letzter Zeit so häufig geschah, aber ich musste dringend damit aufhören.
„Ja." Ich atmete erleichtert aus. Immerhin etwas. Es war schon so schwierig genug, wenn man in ihrem Alter schwanger wurde. Sie hatte noch etwas weniger als zwei Jahre, die sie an der ACS verbringen musste. Im Moment war es vermutlich noch erträglich, aber sobald sie dann hochschwanger und schließlich eine Mutter war, würde es vermutlich unendlich viel schwieriger werden.
„Wer ist es?"
Bridget schwieg. Okay, also wollte sie es mir nicht sagen. Meine Hände verkrampften sich um das Lenkrad. Ich gab mir Mühe, nicht beleidigt zu sein, denn es war immerhin ihre Entscheidung, ob sie mit mir darüber reden wollte oder nicht. Aber Gott, es tat trotzdem weh.
„Ist schon okay, du musst es mir noch nicht sagen."
Sie entspannte sich sichtlich und schon wieder war diese unscheinbare Bewegung wie ein Messerstich direkt ins Herz.
„Danke, Graham", brachte sie schließlich hervor. Ich zog verwirrt eine Augenbraue in die Höhe.
„Kein Ding, Bridge. Ich würde dich niemals dazu drängen, etwas zu tun, was-..."
„Das meine ich nicht." Sie schluckte und sah endlich wieder zu mir herüber. Ihre blauen Augen waren mit Emotionen gefüllt und es war, als würde sie die Traurigkeit direkt in mein Herz transportieren. Ich hatte schon mehrere ihrer Ausbrüche erlebt, aber irgendwie war sie heute anders als sonst. Es lag vermutlich daran, dass Frauen während ihrer Schwangerschaft emotionaler waren als sonst und Bridget langsam, aber sicher zu spüren bekommen würde, was dieser Zustand für sie bedeutete und was für eine riesige Veränderung sich dadurch abspielte.
„Ich meine, danke dafür, dass du dich mit mir angefreundet hast. Es ist nicht selbstverständlich und ich bin nicht blind. Ich sehe, dass du sonst nur deinen kleinen Kreis hast und trotzdem hast du mich irgendwie aufgenommen. Danke."
Meine Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie. Ich war mir nicht sicher, ob sie mir noch danken würde, sobald sie herausfand, was ich mit Scarlett abgemacht hatte, aber ich traute mich nicht, ihr die Worte ins Gesicht zu schleudern. Das wäre nicht in Ordnung gewesen und ich wollte den Moment ohnehin nicht zerstören.
„Kein Problem", sagte ich also nur und schenkte ihr ein winziges Lächeln, weil ich mich in diesem Moment nicht zu mehr aufraffen konnte. „Wenn wir schon dabei sind, wollte ich ohnehin etwas mit dir besprechen."
Bridget verspannte sich ein wenig, aber Neugier glänzte in ihren Augen, als ich einen Blick auf sie warf. „Du wolltest etwas mit mir besprechen", wiederholt sie ausdruckslos, als wollte sie die Worte ausprobieren. Sie sah nicht so aus, als würde sie sonderlich viel von dieser Idee halten, aber trotzdem presste sie die Lippen zusammen. Das war mein Moment. Jetzt oder nie.
„Ich denke nicht, dass du mit der Konfrontationstherapie fortfahren solltest."
Ich hatte die Worte hervorgequetscht und wenn ich ehrlich war, konnte ich nicht einmal bestätigen, ob sie verständlich gewesen waren, aber Bridget war praktisch erstarrt, also musste die Botschaft wohl angekommen sein. Ich hatte diesen Gedanken schon öfters gehabt, vor allem, nachdem ich gesehen hatte, wie kaputt und fertig sie aussah, sobald sie nach ihren Sitzungen aussah, wenn sie sich von mir nach Hause fahren ließ.
Mom hatte früher ebenfalls diese Art von Therapie gemacht und sie hatte mir gesagt, dass es für die Patienten schlimmer wurde, wenn die Sitzungen keine Fortschritte erzeugten. Ich wollte Bridget meine Meinung nicht ins Gesicht schleudern, aber sie sah nie aus, als wäre auch nur eine Sekunde in diesem Gebäude positiv gewesen. Ich sah, wie sich mittlerweile tiefe Augenringe unter ihren Augen abzeichneten und ich machte mir Sorgen um sie. Außerdem war es ihr selbst unangenehm, dort zu erscheinen, denn es konnte kein Zufall sein, dass sie jedes Mal zu spät war, nur weil sie vorher noch etwas tun musste – wie aus Versehen zu lange mit ihrem Bruder zu telefonieren oder mir Details von ihrem Schultag zukommen zu lassen, die sie sonst niemals erwähnt hätte. Ich war mir sicher, dass sie selbst nicht viel davon hielt, aber vielleicht war es genau deswegen so wichtig, dass eine außenstehende Person ihr dasselbe sagte.
„Wie bitte?"
Ich verzog das Gesicht. Ich hatte gehofft, mich nicht wiederholen zu müssen, weil ich es hasste, anderen Menschen etwas vorzuschreiben. „Ich denke, dass du mit der Konfrontationstherapie aufhören solltest."
Bridget verschränkte die Arme vor der Brust und Wut blitzte in ihren Augen auf. „Nein. Auf gar keinen Fall. Sie ist mir wärmstens empfohlen worden, Graham. Ich kann da nicht einfach aufhören. Außerdem ist es eine nötige Therapie."
Ich kaute einen Moment lang auf der Unterlippe herum. Irgendwie hatte ich nicht erwartet, dass Bridget sich so dagegen wehren würde, weil sie doch selbst merken musste, wie sehr sie sich damit selbst schadete. „Okay. Ich dachte nur, dass ich es dir sagen sollte-..."
„Solltest du nicht", unterbrach sie mich. „Das geht dich überhaupt nichts an."
Ich schluckte mir meinen nächsten Kommentar beinahe herunter, aber sie war ja schon wütend auf mich. Wie viel schlimmer konnte es denn werden?
„Ich sag es dir jetzt einfach trotzdem. Ich denke nicht, dass dir die Therapie hilft, Bridget. Du siehst immer unendlich gestresst aus, wenn du dort rauskommst und auch bevor du gehst. Das kann in deinem Zustand nicht gut sein. Ich wollte dich nicht ärgern, aber es fühlt sich auch falsch an, nichts zu sagen. Es gibt andere Arten einer Therapie, die dir vielleicht mehr helfen würden und dich weniger aus der Fassung bringen."
Bridget ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie mied meinen Blick. „Ist das alles?"
Nein. „Ja", seufzte ich. Vielleicht gab es einen anderen Grund, wieso sie so versessen darauf war, dort hinzugehen. Sie schien ihre Meinung jedenfalls nicht ändern zu wollen. „Und wir sind da."
Bridget nickte. Zum ersten Mal überhaupt verschwendete sie keine Zeit darauf, so schnell wie möglich auszusteigen. Ich überlegte mir, sie aufzuhalten, aber gleichzeitig war mir bewusst, dass ich ihr vielleicht ein bisschen Freiraum geben musste. Es nützte nichts, wenn ich mich ihr aufzwang.
Also sah ich dabei zu, wie sie in diesem schrecklichen Gebäude verschwand, nur um nicht weiterhin mit mir reden zu müssen.
Habe ich vergessen zu updaten, weil ich vergessen habe, dass es schon das Wochenende war, weil ich Ferien habe? Ja. Tut mir echt leid, ich versuche es nächstes Wochenende dafür pünktlicher 😌
Lied des Tages: You're Just A Boy (And I'm Kinda The Man) - Maisie Peters
Habt ihr den neuen Barbie-Film gesehen? Meinungen dazu?
Worauf hat sich Graham wohl eingelassen?
Hat euch das Kapitel gefallen?
Ciao Kakao 💙💙
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