❥ Chapter 7
Alecs POV
Es ist gerade mal halb sechs am Morgen und meine Schwester Aurelia dreht auf. Wortwörtlich. Sie dreht nämlich die Musik auf und ich höre Shwan Mendes' Stimme aus dem Nebenraum dröhnen. Stöhnend presse ich mir mein Kissen auf die Ohren. Wie kann man diese Musik eigentlich ertragen? Dieser Kerl und seine Lieder gehen mir absolut auf die Nerven. Als ob die Welt keine anderen Sänger zu bieten hätte als ihn.
Als das Lied endlich zuende ist, lasse ich erleichtert die Kissen los und setze mich auf. Schlafen kann ich mir jetzt sowieso sparen. Doch zu früh gefreut. Das nächste Lied wird angestimmt und wie zu erwarten, ist es wieder Shawn Mendes. Augenrollend stehe ich auf und verlasse mein Zimmer.
Vor Aurelias Zimmertür bleibe ich stehen und klopfe an. Ihre Tür schwingt auf und sie strahlt mich an. Wie kann man so früh nur so gut gelaunt sein?
"Was gibt's big brother?"
"Nenn mich nicht so. Könntest du bitte die Musik leiserdrehen?", frage ich höflich, aber mit einem genervten Unterton.
Gespielt zuckersüß lächelt sie mich an. "Nein, kann ich nicht."
"Verdammt Aurelia, so früh am Morgen hält das doch niemand aus."
"Deine Visage hält so früh am Morgen auch niemand aus, Alec", kontert sie. Genervt verdrehe ich die Augen. Ruhig bleiben, Alec. Sie will dich nur veärgern.
"Ha ha, wirklich sehr lustig. Dreh einfach die Musik leiser."
Statt einer Antwort schnaubt sie nur verächtlich und knallt mir die Tür vor der Nase zu.
Seit einigen Monaten ist Aurelia extrem zickig. Das war sie eigntlich auch schon vorher, aber seit unserem Umzug ist es wirklich fast unertäglich.
Ich gehe ins Badezimmer, wasche mich und putze mir die Zähne. Danach gehe ich in mein Zimmer zurück und ziehe mich um. Vor meinem Spiegel bleibe ich stehen und schaue mich an. Bleib cool. Heute ist dein erster Tag in einem neuen Leben. Nutze dir Chance und alles wird schon gut gehen.
Fertig angezogen gehe ich runter und setze mich an den Küchentisch. "Morgen, Mom. Kann ich dir irgendwie helfen?", begrüße ich meine Mutter, die gerade Brote für uns macht.
"Guten Morgen. Nein, ich bin jetzt sowieso fertig", antwortet sie mir mit einem Lächeln. Sie schiebt mir einen Teller mit einem Toast drauf zu. Toast. Unwillkürlich muss ich an das Mädchen im Supermarkt letzte Woche denken und schmunzle vor mich hin.
"Was ist denn so lustig? Vorfreude wegen der neuen Schule?", fragt sie mich.
In diesem Moment betritt Aurelia die Küche. "Wahrscheinlich lacht er über sich selbst. Guten Morgen, Mom."
Ich kann nicht anders als erneut die Augen zu verdrehen und Mom scheint meine Reaktion zu bemerken. "Guten Morgen, Schatz. Bitte halte dich etwas zurück. Das betrifft auch die morgendliche Musik. Es wäre schön, wenn du die das nächste Mal etwas leiser drehst. Ich würde ungern jetzt schon Ärger mit unseren neuen Nachbarn bekommen."
Aurelia verdreht die Augen. "Ja, Mom. Ist ja klar, dass du Alec wieder verteidigen musst." Sie sieht in meine Richtung. "Obwohl er es schuld ist."
Ich atme schwer aus. Das werde ich mir wohl noch lange anhören müssen.
"Aurelia", ermahnt Mom sie, doch ich winke ab. "Schon okay Mom. Lass sie. Ich weiß, dass ich ihr Leben zerstört habe."
Wenn Blicke töten könnten, würde ich genau in diesem Moment vom Stuhl fallen. "Gut, dass du das weißt, dennoch werde ich dich täglich daran erinnern."
Sie nimmt sich ihren Toast auf die Hand und verabscheidet sich. Genervt beiße ich in meinen Toast.
"Du willst schon los?", fragt Mom überrascht und übergeht somit ihren Kommentar.
"Ja, ich möchte mich schon mal etwas in der neuen Schule umsehen", erwidert sie. Mit anderen Worten soll das Ich will nicht mein meinem lebenszerstörenden Bruder gehen bedeuten.
"Okay." Mom scheint davon nicht gerade begeistert zu sein, sagt aber weiter nichts dazu. Wir hören die Tür zuschlagen und Mom setzt sich neben mich. "Tut mir Leid, Alec, aber sie ist nur nervös wegen dem Schulwechsel und Mädchen sind da sensibler. Du weißt ja, wie sie ist."
Nett von ihr, das zu sagen, aber wenn ich an Aurelias Stelle wäre, würde ich auch wütend auf mich sein. Irgendwie habe ich es ja verdient. Obwohl meine Schwester ziemlich nachtragend sein kann.
"Weißt du was? Am Wochenende kommt Zoe vorbei. Vielleicht tut ihr etwas Zeit mit ihrer großen Schwester gut. Mit ihr versteht sie sich ja soweiso am besten." Ich nicke, während ich mein Brot weiteresse.
"Und Alec?"
"Hm?" Sie sagt nichts, sondern zieht nur eine Augenbraue hoch. "Ich weiß, Mom. Bitte fang du nicht auch noch an."
"Gut. Ich kenne dich zwar, aber in neue Umgebungen zu kommen ist für alle Menschen etwas schwierig. Lass dich nicht zu Dingen zwingen, die du nicht möchtest, okay?" Mom legt mir eine Hand auf die Schulter.
Ich muss mich beherrschen, mein Gesicht nicht in meine Hände zu schlagen.
"Mom, du lässt wieder die Therapeutin an mir heraushängen."
"Tut mir Leid, aber manchmal kann ich meine Arbeit nicht hinter mir lassen", sagt sie lächelnd.
Mom ist Psychotherapeutin. In New Hampshire hatte sie ihre eigene Praxis und war glücklich damit, bis ich alles zerstört habe und wir wegziehen mussten. Hier wollte Mom auch wieder eine eigene Praxis eröffnen und hat sich somit in den Sommerferien ziemlich reingehängt. Es war zwar stressig wegen unserem Umzug und dem Aufbau ihrer Praxis, aber es hat trotzdem funktioniert und Mom ist froh, endlich wieder arbeiten zu können. Sie ist einer dieser Menschen, die wie geschaffen für ihren Beruf sind und somit alles in ihn investieren. Mom ist einfach die geborene Therapeutin und manchmal kann sie diese Einstellung einfach nicht ablegen. Ich bin froh, dass sie die Sachem mit dem Umzug, anders als Aurelia, gut hingenommen hat.
Ich schenke ihr ein Lächeln. "Ja. Ich gehe dann auch mal los. Bis später, Mom." Meinen Rucksack schulternd, mache ich mich auf den Weg zur Tür, wo ich meine Schuhe noch schnell anziehe.
Mein Schulweg ist zum Glück nicht allzulang wie mein ehemaliger und ich bin nach nicht mal 20 Minuten schon da. Vor dem braunen Gebäude, das meine neue Schule sein soll, bleibe ich kurz stehen und schaue mich um. Viele Schüler stehen in kleineren Gruppen zusammen, unterhalten sich miteinander, lachen und und gehen in eine bestimmte Richtung. Ich beschließe, ihnen nachzugehen.
Und auf geht's ins neue Abenteuer.
*
Wie ich feststelle, führt mich diese Schülermasse in die Eingangshalle, wie es auf einem Schild steht. Als erstes fällt mir die Schülertraube auf, die vor einem Aushang stehen. Da steht vermutlich alles, was man für den ersten Schultag wissen muss, so wie es in meiner alten Schule auch war. Also quetsche ich mich irgendwie durch und gehe alle Listen durch, bis ich meinen Namen gefunden habe. Englisch bei Mrs Anderson in Raum 012. Okay, das kann eigentlich nicht so weit weg sein. Es klingelt und ich gehe erstmal zur Seite und lasse die anderen Schüler durch, damit ich nicht mitten im Chaos nach meinem Kurs suchen muss. Also warte ich wenige Minuten und mache mich dann auf die Suche nach dem Raum.
Wie sich herausstellt, ist der Weg wirklich nicht lang und ich bin ziemlich schnell da. Als ich sehe, dass einige meiner neuen Mitschüler bereits im Raum sind, beschließe ich, auch hineinzugehen. Gut. Das kriege ich hin.
Ich betrete also den Raum und schaue mich um. Es wirkt, als würde hier eine Sitzordnung herrschen. Einige Reihen sind schon voll besetzt, andere nur halb und die Hintersten gar nicht. Da ich nicht alleine sitzen möchte, gehe ich auf die Reihe mit zwei Mädchen zu, wo noch zwei freie Plätze sind. Es scheint nicht so, dass sich noch jemand neben die beiden setzen würde, also ergreife ich einfach meine Chance. Wenn nicht jetzt, wann dann. Außerdem sehen die beiden nett aus und das wirkt einladend auf mich.
"Hi", versuche ich das außensitzende Mädchen mit den braunen Haaren anzusprechen, doch sie reagiert nicht. "Ähm... Entschuldigung?", versuche ich es erneut, doch wieder kommt keine Antwort. Doch diesmal scheint das blonde Mädchen neben ihr mich zu bemerken. Sie macht Anstalten, dass ihre Nachbarin sich zu mir umdrehen soll. Diese zuckt kurz zusammen und dreht sich dann zu mir um.
Was ich sehe bringt mich kurz durcheinader. Ich kenne sie irgendwoher. Ich versuche sie freundlich anzulächeln und schaue in ihr grauen Augen. "Ist der Platz hier noch frei?", frage ich und deute auf den leeren Stuhl. Sie hält kurz inne und antwortet dann: "N-ähm, ich meine ja, der Platz ist frei." Sie wirkt verwirrt, was ihr danach aufgesetztes Lächeln unterstreicht.
Aber ich versuche das zu ignorieren und sage einfach nur "Cool", ziehe den Stuhl zurück und setzte mich hin. Jedoch werde ich schnell unsicher, weil sie mich anschaut, als hätte ich das letzte Stück ihrer Pizza gegessen und frage nochmal nach, ob es auch wirklich in Ordnung sei, dass ich hier nun sitze.
"Nein, alles okay." Ich lasse diese Antwort so stehen und gehe nicht weiter darauf ein. Super. Da habe ich direkt am ersten Tag schon ein Mädchen verschreckt, und das unbeabsichtigt. Wirklich klasse, Alec. So wird das definitiv was.
Ich versuche cool zu bleiben und lächle, um die Situation etwas aufzulockern. Doch das scheint nun endgültig vorbei zu sein, denn sie scheint sich nun auch an mich zu erinnern. Also frage ich sie, wobei ich darauf achte, nicht zu aufdringlich zu wirken.
Sie druckst etwas herum und ich übernehme das Steuerrad dieser Konversation. "Ja doch, das Toast-Mädchen von letzter Woche."
Ja, sie erinnert sich. Das bringt mich zum Lächeln. Und weil ich versuche cool und gechillt zu sein, frage ich, ob ihr der Toast geschmeckt hat. Ich wollte, dass es wie ein Witz klingt, aber das scheint nicht gut anzukommen. Doch überraschend stimmt sie mit ihrem Sarkasmus ein. Dann wende ich mich ab.
Ich schaue mich weiter im Klassenzimmer um, bis ein Typ vor unserer Reihe steht und die beiden Mädchen begrüßt. Er wirkt auf den ersten Eindruck etwas verpeilt, was ihn aber sofort sympathisch macht. Er lässt sich auf den Platz neben mir fallen und sieht mich verwirrt, aber auf eine freundliche Weise, an. "Hey, ich glaube wir kennen uns noch nicht", stellt er fest.
"Ja, das stimmt. Ich bin neu hier und heiße Alec", stelle ich mich vor.
"Cool." Er schlägt mir zur Begrüßung ein. "Ich bin Jonah. Nett, dich kennenzulernen. Wenn du willst, kann ich dir später mal ein bisschen die Schule zeigen und du kannst dich in den Pausen zu uns setzen, damit du nicht alleine sein musst."
Ich bin erstaunt darüber, wie offen und nett er ist, also nehme ich sein Angebot an. "Gern, danke." Das scheint doch ein guter Start zu sein.
"Kein Ding. Vor knapp zwei Jahren war ich auch der Neue, also weiß ich, wie das ist." In diesem Moment kommt die Lehrerin gehetzt in den Raum. Sie entschuldigt sich für ihr Zuspätkommen und wünscht uns einen tollen Start ins neue Schuljahr. Dann fällt ihr Blick auf mich. "Und wie ich sehe, haben wir jemand Neues hier. Möchtest du dich vielleicht vorstellen? Es kommt nicht oft vor, dass dass jemand zum Abschlussjahr hierhin wechselt." Ja, das weiß ich. Also stehe ich auf und setzte ein Lächeln auf. "Hi, Leute. Ich heiße Alec Scott, bin neu hergezogen und 17 Jahre alt." Ich warte kurz auf vielleicht weitere Fragen oder sowas, aber da nichts kommt, setze ich mich hin und die Lehrerin, Mrs Anderson, teilt uns unsere Stundenpläne aus. Sie erklärt uns auch noch Veränderungen, die es in diesem Schuljahr geben wird, denen ich jedoch nur mit einem Ohr zuhöre, da ich sowieso nicht weiß, wie hier sonst alles ablief.
Also schaue ich mich etwas im Raum um und gucke mir meine Mitschüler an, die gelangweilt aussehen. Mal sehen, wie die so ticken. Mein Blick wandert weiter und bleibt an dem Toast-Mädchen neben mir hängen und ich frage mich, wie sie wohl heißt. Was ihr wohl durch den Kopf geht? Doch dann fällt mir auf, wie ich sie zu wohl zu lange anstarre und schaue wieder zur Lehrerin. Nach ein paar Minuten sehe ich wieder zu ihr und bemerke, dass sie gar nicht richtig bei der Sache zu sein scheint. Ihr Blick ist ausdruckslos nach vorne gerichtet und ihr Kopf liegt abgestützt auf ihrer Handfläche. Mir fällt auf, wie hübsch ist. Sogar noch hübscher, als ich in Erinnerung hatte.Verdammt, Scott. Reiß dich mal zusammen! Wieder schaue ich nach vorne und versuche, meinen Blick den Rest der Stunde dort zu halten, was mir mit klarem Fokus auch gelingt.
Nach der Stunde habe ich Spanisch und Jonah auch. Also gehen wir gemeinsam zum Raum und setzen uns nebeneinander.
"Mrs Anderson ist zwar seltsam und verpeilt, macht aber guten Unterricht und ist nett", sagt Jonah, als wir unsere Sachen auspacken.
"Dass sie verpeilt ist, habe ich bemerkt." Das ist mir direkt aufgefallen. Auf meiner alten Schule gab es solche Lehrer nicht. Klar, waren sie gelegentlich für ein paar Witze zu haben, aber sonst waren sie sehr streng. Sie lieben ihre Ordnung dort und ihr Ruf ist ihnen überaus wichtig. Meine alte Schule hatte einen sehr guten Ruf, bis ich kam.
Er lacht kurz auf. "Dass du das gemerkt hast, wundert mich ehrlich gesagt etwas."
Fragend sehe ich ihn an. "Wieso?"
"Na, du warst ja kaum anwesend. Du hast die ganze Zeit zu Lya geschaut." Oh Mann. Ich hatte gehofft, dass es niemand bemerkt hätte.
"Wer ist Lya?", frage ich, um meine leichte Nervosität zu überspielen, obwohl ich genau weiß, von wem er redet.
"Das Mädchen, das links neben dir saß."
Doch wir werden von unserer Spanischlehrerin unterbrochen, die gerade den Raum betritt. ZUm ersten Mal bin ich froh, dass der Spanischunterricht beginnt.
"Buenos días chicas y chicos", begrüßt und Mrs Garcia und der Unterricht beginnt.
In der Mittagspause zeigt Jonah mir den Weg in die Mensa, wo wir uns an einen leeren Tisch setzen.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich diese Mensa hier kaum von der meiner alten Schule. Sie ist groß und hat viele Tische, die im Raum verteilt stehen. Die Wände sind grau mut großen Fenstern. Aber so sieht sie wahrscheinlich in jeder Schule aus. Die Mensa füllt sich mit Schülern und ich frage Jonah, wann ich denn seine Freunde kennenlernen würde. Er kratzt sich am Hinterkopf und lacht nervös auf. "Naja, so viele Freunde habe ich eigentlich nicht. Nur... Chase, hey." Er winkt einem Typ mit blonden Haaren zu, der an unseren Tisch kommt. Er setzt sich neben Jonah und begrüßt ihn. "Hey Mann, was läuft?"
"Hey, Chase. Das ist Alec. Er ist neu hier." Er deutet auf mich und Chase sieht zu mir.
"Hey, Alec, ich bin Chase. Woher kommst du denn?", fragt er mich neugierig.
"Aus New Hampshire."
"Oh Cool. Das ist aber weit weg. Was führt dich hierhin?"
"Mein Dad wurde versetzt. Wie man's halt so kennt." Er nickt und wendet sich dann wieder Jonah zu. Gut. Dieser Grund zieht wirklich immer.
"Sorry Mann, aber ich muss weiter. Holly wartet auf mich."
"Klar, kein Ding. Bis dann."
"Bis später", verabschiedet Chase sich und verschwindet wieder in der Menge.
Jonah dreht sich wieder zu mir. "Holly ist seine Freundin."
"Verstehe."
Er erzählt mir noch einige Dinge, die ich über die Schule wissen sollte und schon klingelt es zum Unterricht.
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