❥ Chapter 53

Lyas POV

Damals habe ich immer so getan, als hätte sich eine große Veränderung getan, wenn ich ein Jahr älter wurde. An meinem Geburtstag haben Nick und ich immer so getan, als wären wir erwachsen, obwohl wir erst 13 waren. Keine Ahnung wieso, aber Nick fand, dass Geburtstage immer besondere Tage waren. Deswegen haben wir an unseren Geburtstagen immer besondere Dinge gemacht, wie ins Bowlingcenter fahren oder ins Disneyland oder einfach nur eine Schnitzeljagd, und unsere Geburtstage immer ein Jahr vorausgeplant. Vor allem die wichtigen, wie den 13. und den 16. Nur den 18. nicht. Also muss ich heute schauen, was ich mache. Wahrscheinlich werde ich nichts bestimmtes machen, sondern einfach nur Kuchen essen mit meiner Familie und meinen Freunden, wogegen ich natürlich nichts habe, aber traurig macht es mich schon. Vor allem habe ich nie bedacht dass wir keine Pläne für unseren 18. Geburtstag gemacht haben, obwohl wir es für alle anderen taten. Vielleicht hätte das eine Vorausdeutung sein können.

Als ich die Treppe runterkomme, kann ich schon den Geruch von Pfannekuchen wahrnehmen und muss lächeln. Immer, wenn jemand aus unserer Familie Geburtstag hat, macht Mom uns morgens Pfannekuchen zum Frühstück. Wenigstens ist eine Tradition gleichgeblieben.

"Da kommt unser Geburtstagskind", ruft Mom freudig aus, als ich um die Ecke biege. Sie kommt auf mich zu und umarmt mich. "Alles Gute zum Geburtstag, Lya."

"Danke", murmle ich.

Sie lässt mich wieder los und Dad kommt auf mich zu und gratuliert mir ebenfalls. Als er von mir ablässt, tritt Tessa hervor und nimmt mich fest in ihre Arme. "Alles Gute, kleine Schwester."

"Danke, große Schwester", erwidere ich.

Daraufhin lässt sie mich los, hält mich jedoch an den Schultern vor sich und betrachtet mein Gesicht genau. Das ist mir etwas unangenehm, also grinse ich nur peinlich berührt. "Ist irgendwas?"

Lächelnd schüttelt sie ihren Kopf. "Nein. Alles ist gut. Ich bin nur froh, dass du hier bist."
Wenn ich mich nicht täusche, kann ich sogar sehen, dass ihre Augen glänzen und bin verwirrt.

Sie lässt von mir ab und dann fällt der Groschen. Es fühlt sich an, als hätte mir jemand ins Gesicht geschlagen. Ich bin jetzt 18 und somit älter als Nick. Er wurde nie 18 und wird es nie werden. Ich schlucke.

"Ja, das bin ich auch", erwidere ich mit einem gezwungen Lächeln, meine es aber ehrlich. Kurz war dieses Leeregefühl verschwunden, aber jetzt ist es wieder da.

Wir setzen uns an den Esstisch und essen unsere Pfannekuchen. Obwohl Dad eigentlich schon weg müsste, bleibt er noch, bis wir alle mit unserem Frühstück fertig sind. Er bietet mir sogar an, Maddie und mich zur Schule zu fahren, aber ich lehne ab. Auch die letzten Monate möchte ich gerne noch mit Maddie gemeinsam gehen und reden. Auch wenn das nur eine kleine Abweichung meiner Routine wäre, ist es mir doch lieber, dass alles beim Altem bleibt. Also fährt Dad zu seiner Arbeit und wenige Minuten später klingelt es.

"Happy Birthday to you, Happy Birthday to you", beginnt Maddie lauthals zu singen, als ich die Tür öffne. Beschämt halte ich mir meine Hände vors Gesicht und verstecke mein Grinsen.

Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit das Lied fertig gesungen hat, umarmt sie mich so stark, dass ich kaum noch Luft bekomme. "Ähm Maddie, ich muss atmen", krächze ich und sofort lässt sie von mir ab. "Oh sorry." Sie lächelt mich entschuligend an. "18, hm?"

"Ja, 18", erwidere ich mit geringem Enthusiasmus.

"Und, wie geht's dir damit?", fragt sie vorsichtig.

Ich zucke nur mit den Schultern. "Genauso wie mit 17. Nur, dass ich jetzt auch so alt bin wie ihr alle." Ich bin die Letzte aus unserem Freundeskreis, die bis gestern noch 17 war und somit die Jüngste ist.

"Freut mich zu hören, dass dir der Schulweg noch nicht zu anstrengend ist", sagt sie lächelnd.

"Nein, den schaffe ich gerade noch so", gebe ich spaßig zurück.

Wir verabschieden uns von meiner Familie, doch gehen nicht, ohne dass Mom Maddie mit einem Augenzwinkern noch einen Pfannekuchen in die Hand drückt, den sie natürlich dankbar annimmt. Auf dem Weg zur Schule genieße ich, dass das Wetter immer wärmer wird und die Blumen so langsam immer mehr Knospen bekommen.

An der Schule angekommen, warten Jonah und Alec bereits auf uns. Zuerst gratuliert Jonah mir und umamt mich kurz, bevor ich weiter zu Alec gehe. "Alles Gute zum Geburtstag, Lya", sagt er  und lächelt mich an. Bei diesem Anblick breitet sich eine Wärme in mir aus und ich kann nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern.

"Danke." Alec nimmt mein Gesicht in seine Hände und drückt mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen.

"Wenn ihr dann fertig wärt, könnten wir auch reingehen", sagt Maddie lachend. Alec lässt mein Gesicht los und wir entfernen uns voneinander. Maddie und Jonah gehen schonmal ins Gebäude und wir beide kommen hinterher.

"Ich habe ein tolles Geschenk für dich, was ich dir aber noch nicht geben kann", erzählt Alec mir auf dem Weg zum Klassenraum.

"Na hör mal, du kannst doch nicht so eine große Ankündigung machen und dann nichts mehr sagen. Das macht mich viel zu neugierig."
Mit einem schadenfreudigen Grinsen zuckt er nur mit den Schultern. "Tja dann kannst du dich schonmal auf nach der Schule freuen. Komm nach der Schule mit mir nach Hause und ich zeige es dir", sagt er in einem fast schon verschwörerischen Ton. "Oh nein nein nein, so meine ich nicht." Seine Augen werden groß, als er merkt, wie falsch das gerade klang. Die Panik ist ihm förmlich wie ins Gesicht geschrieben, was ziemlich süß ist. "Ich habe Zuhause eine Überraschung für dich. Lach mich doch nicht aus, Lya."

"Sorry, aber ich kann nicht anders. Du hättest gerade mal dein Gesicht sehen sollen."

Alec verdreht nur die Augen, doch ich sehe, dass er selbst grinsen muss. Wir folgen den anderen in den Raum und setzten uns auf unsere Plätze.

Alecs POV

"Hey Mann, das wird ihr gefallen", versucht Jonah mich zu beruhigen.

"Ja, Alec. Du könntest ihr auch einen Apfel schenken und sie würde sich darüber freuen. Aber glaub mir, sie wird es lieben", fügt nun auch Maddie hinzu. Uns stehen die letzten Schulstunden bevor und dann werde ich Lya ihr Geschenk zeigen. Es war wirklich viel Aufwand, aber das wird es wert sein, wenn ich ihr Gesicht sehe. Maddie und Jonah haben mir ebenfalls geholfen und wenn Maddie sagt, es ist das perfekte Geschenk, wird es das wohl auch sein. Da vertraue ich ihr voll und ganz.
"Ich hoffe, ihr habt recht."

Maddie schenkt mir ein ermutigendes Lächeln. "Haben wir."

*

Nach der Schule gehen Lya und ich zusammen zu mir nach Hause. Ich bin unglaublich nervös und reibe mir alle paar Sekunden die Hände an meiner Hose ab, weil ich schwitze, was mir total unangenehm ist, weil sie es bestimmt merkt. Aber sie sagt dazu nichts und lässt es sich nicht anmerken; das tut sie nie.

"Es wird dir gefallen", durchbreche ich irgendwann die Stille, die sich zwischen uns gebildet hat. Eigentlich hatte ich nie ein Problem, schweigend neben Lya nebenherzugehen, aber heute ist es anders. Heute kommt mir selbst diese Stille erdrückend vor. Es wird ihr gefallen. Sage ich mir immer wieder wie ein Matra in meinen Gedanken. Es wird ihr gefallen.

"Ich freue mich", sagt sie und nimmt meine Hand in ihre, was mich ein bisschen beruhigt.

Nach ungefähr 10 Minuten kommen wir endlich an und ich schließe die Haustür auf.

"Mom, wir sind da", rufe ich in den Flur. Da kommt sie auch schon aus der Kücke und gratuliert Lya. Sie wirkt überrascht, dass selbst meine Mom von ihrem Geburtstag weiß. Ich glaube, sie ist sich gar nicht bewusst, wie wichtig sie den Menschen um sich herum ist.

Als Lya ihre Jacke und ihre Schuhe auszieht, gehe ich mit Mom in die Küche zurück, weil sie mir etwas Wichtiges sagen möchte. "Der Kuchen steht oben auf deinem Schreibtisch", flüstert sie mir zu.

"Danke, Mom", erwidere ich erleichtert. Ich dachte schon, sie hätte es nicht mehr geschafft, den Kuchen abzuholen.

Lyas POV

Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet, aber es muss etwas wirklich tolles sein, so nervös wie Alec deswegen ist. Ich folge ihm nach oben in sein Zimmer und bleibe davor stehen,so wie er.

"Ich halte dir die Augen zu und nehme meine Hände weg, wenn du wieder gucken kannst, okay?"

"Okay." Langsam werde auch ich immer nervöser. Alec legt die erste Hand über meine Augen, sodass ich nichts mehr sehen kann und öffnet die Tür. Dann legt er seine zweite Hand auch dazu und er bedeutet mir, in sein Zimmer zu treten. Alec schließt die Tür und nimmt seine Hände herunter. "Happy Birthday, Lyana Healey", sagt er und ich öffne die Augen.

Mir stockt der Atem. Ich hatte zwar keine Vorstellungen, aber das habe ich sicher nicht erwartet. Auf dem Boden vor seinem Bett liegt eine Picknickdecke ausgbreitet und darauf stehen zwei Teller und daneben liegt Besteck. Mein Bick wandert zu seinem Schreibtisch und ich kann meinen Lieblingskuchen, den Kaffeekuchen aus dem Café, ausmachen. Aber das ist noch nicht alles. Mein Blick wandert nach oben. Alecs ganze Decke ist mit Sternen verziert. Vor Überwältigung schlage ich beide Hände vor meinen Mund, um nicht loszuheulen.

"Das Beste kommt noch", sagt Alec und schaltet das Licht aus. Die Sterne an seiner Zimmerdecke strahlen und das Zimmer ist hell erleuchtet. Es ist, als würden wir unter einem Sternenhimmel stehen.

"Gefällt es dir?", fragt er.

Wie kann es das denn nicht? "Es ist perfekt", flüstere ich heiser und falle Alec um den Hals."Es ist einfach perfekt. Danke, Alec. Das ist das schönste Geschenk, das mir jemals gemacht wurde." Ich löse mich wieder von ihm und schaue ihm in die Augen. Darin kann ich Stolz und Freude erkennen. Stolz deswegen, weil er mir wunderschönes Geschenk gemacht hat und Freude, weil meine Freude immer auf ihn überspringt.

"Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest."

"Aber war das nicht ein riesen Aufwand?", frage ich und drehe mich herum. Ich betrachte alles nochmal genau. Wie die Sternenkette an der Zimmerdecke angebracht ist, wie perfekt das Picknick aufgebaut und vorbereitet ist. "Das muss doch total lange gedauert haben, alles aufzubauen"", füge ich hinzu.

Alec legt seine Hände in meine und zieht mich näher an sich heran. Ich wende meinen Blick von den Sternen ab und sehe zu ihm. "Ach, ich hatte etwas Hilfe. Außerdem war mir das deinen Gesichtsausdruck komplett wert. Dein Lächeln ist mir alles wert, Lya. Ich liebe dich", sagt er in einem so sanften Ton, dass ich glatt in seinen Armen dahinschmelzen könnte.

"Ich liebe dich auch", erwidere ich und küsse ihn. Nicht, dass ich das müsste, um ihn zu zeigen, wie viel er mir bedeutet. In diesen Kuss lege ich all meine Dankbarkeit für die letzten Monate und all die Gefühle, die er in mir auslöst.

Nach einigen Minuten lösen wir uns wieder voneinader, benommen von dem Kuss, sehe ich ihm in die Augen. Wie eigentlich immer, weil es mir schwer fällt, nicht in seine wunderschönen schokoladenbraunen Augen zu sehen.

"Verdammt Lya", ist das einzige, was er heiser flüstert.

Mit einem verschmitzten Grinsen gehe ich zu dem Kuchen. "Sollen wir dann mal meinen Geburtstagskuchen anschneiden?"

"Äh, ja. Ja klar. Deswegen steht er da", stammelt er und kommt langsam wieder zu sich. Ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um ein Lachen zu unterdrücken.

Alec stellt sich neben mich und schneidet den Kuchen an. Er legt mir und sich jeweils ein Stück auf den Teller. Wir nehmen uns Gabeln und setzen uns auf die Decke.

"Mist. Ich hab den Kakao vergessen", sagt er genervt, als er gerade den ersten Bissen nehmen wollte. "Ich gehe den noch schnell von unten holen." Und schon läuft er los.
Währenddessen betrachte ich noch einmal meinen eigenen persönlichen Sternenhimmel und kann einfach nicht aufhören, wie eine Irre zu grinsen. Auch, wenn es keine echten Sterne sind, liebe ich sie. Direkt habe ich wieder das Gefühl, das Nick in meiner Nähe ist. Er hat die Sterne und das Universum geliebt und jetzt ist er ein Teil davon.

"Eigentlich wollte ich dir ein Picknick unter dem echten Sternenhimmel schenken, aber irgendwie hat es das Wetter nicht so richtig zugelassen. Und dann ist mir das eingefallen. Zwar kommt es nicht an die ursprüngliche Idee heran, aber hier ist es wenigstens wärmer", versucht Alec sich zu rechtfertigen.

"Es ist perfekt so, wie es ist." Erleichtert lässt er sich wiederauf die Decke sinken. "Hattest du wirklich so große Angst, dass du mich enttäuschen würdest?"

Alec weicht meinem Blick aus und senkt ihn auf das Stück Kuchen in seiner Hand.
"Alec?"

"Okay, ja. Ich wollte, dass du einen perfekten Geburtstag hast", sagt er. Ich kann aber auch den unausgesprochenen Teil des Satzes heraushören. Obwohl Nick nicht hier ist und den Tag zu einem besonderen machen kann. Er denkt, dass es nun seine Aufgabe ist.

"Das ist wirklich süß von dir und ich habe bisher einen wirklich tollen Geburtstag. Was ich zuerst nicht gedacht habe, aber du hast geschafft, ihn perfekt zu machen." Ich nehme einen Bissen des Kuchens und muss mich zurückhalten, damit ich nicht gleich das ganze Stück runterschlinge. "Ich weiß ehrlich nicht, ob ich den Kuchen oder die Sterne lieber mag."

Alec lacht. "Ich wusste, dass du dich über den Kuchen freuen würdest. Ich weiß noch, als du mir das erste Mal ein Stück davon aufgezwungen hast. Glaub mir, da habe ich dir wirklich vertraut, weil ich nämlich eigentlich keinen Kuchen mag", gesteht er.

"Dafür hast du aber einen guten Geschmack, was das betrifft", antworte ich grinsend.

Alecs POV

Nach dem Essen haben wir unser Besteck auf meinen Schreibtisch gestellt und liegen jetzt Schulter an Schulter auf der Decke. Das Licht haben wir nun ganz ausgemacht und die Rollos haben wir ein Stück runtergelassen, sodass nur noch das Sternenlich zu sehen.

Zwischen Lya und mir herrscht angenehme Stille. Ich kann nur noch ihren regelmäßigen Atem hören.

"Danke", flüstert sie.

"Du bedankst dich jetzt schon zum gefühlt hundertesten Mal", lache ich und drehe meinen Kopf in ihre Richtung.

"Ich weiß. Ich kann es nur nicht oft genug sagen", antwortet sie und dreht ihren Kopf ebenfalls zu mir. Und da ist es wieder. Das Lächeln, dass von ihrem Mund bis zu ihren Augen reicht.

"Habe ich dir schonmal gesagt, dass ich dieses Lächlen an dir liebe?"

"Dieses?", fragt sie leicht verwirrt.

"Ja. Dein ehrliches Lächeln. Ich habe dir mal gesagt, dass du öfter lächeln solltest. Das klingt zwar jetzt total kitschig, aber wenn du glücklich bist, bin ich es auch. Und mir war klar, dass heute kein einfacher Tag werden würde, also dachte ich mir, mich heute besonders anzustrengen."

Kaum habe ich den Satz ausgesprochen, liegen Lyas Lippen schon auf meinen.

"Wenn ich sowas immer bekomme, wenn ich dir eine Überraschung mache, sollte ich vielleicht direkt die nächste planen", sage ich spaßig, wofür ich einen leichten Stubser bekomme.

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