❥ Chapter 52

Lyas POV

Heute ist der erste Schultag im neuen Jahr und zum ersten Mal fühle ich mich nicht schlecht, als ich aufstehe. Als ich vor dem Spiegel stehe und meine Haare bürste, bemerke ich ein Lächeln auf meinen Lippen und es ist ein ehrliches Lächeln. Endlich werde ich mal nicht von dem Schuldgefühl erdrückt.

Entspannt laufe ich die Treppe runter und biege in die Küche, um mir einen Toast zu machen. Mom ist bereits mit der Kaffeemaschine beschäftigt, als ich mich neben sie stelle und ihr einen guten Morgen wünsche.
Verwundert hebt sie ihren Kopf und sieht mich mit großen Augen an. "Oh, womit habe ich denn diese gute Laune verdient?"

Ich hebe nur meine Schultern und wende mich dem Toaster zu. Einige Minuten später sitze ich mit meinem Toast und einem Glas Saft am Tisch. Während des Essens wirft Mom mir immer wieder kritische Blicke zu, als ob sie nicht glauben könnte, dass ich wirklich Lyana Healey bin. Als ich meinen Teller in die Spüle stelle, klingelt es an der Tür. Ich verabschiede mich von Mom, ziehe meine Jacke an und nehme meinen Rucksack und mach mich mit Maddie auf den Weg zur Schule.

Alles sieht noch immer so aus wie letztes Jahr und doch fühlt sich so viel anders an. Wie immer stehen einige Schüler an ihren Spinden und reden vermutlich über ihre Ferien. Maddie und ich gehen wieder zu unserem Treffpunkt mit den anderen an unseren Schließfächern. Jonah ist bereits da und unterhält sich mit Chase. Als sein Blick in unsere Richtung zuckt, lächelt er uns an und verabschiedet sich von ihm. Im nächsten Moment kommt er auf uns zu und drückt Maddie einen Kuss auf die Wange als Begrüßung. "Hey, lange nicht gesehen. Wie waren eure Ferien?", fragt er in die Runde. Jonah war mit seiner Familie die ganzen Ferien über bei seinen Großeltern in Florida und ist erst gestern zurückgekommen.

"Hey, ganz gut", antworte ich kurz, obwohl das mit Sicherheit eine komplette Untertreibung ist.

"Meine waren ganz okay, aber ich habe meine Maddie vermisst." Er wendet sich an Maddie, legt einen Arm um sie und sie schmiegt sich an ihn. Ich stehe daneben, wie das dritte Rad am Wagen, aber es macht mir nichts aus.

Plötzlich schlingen sich zwei Arme von hinten um mich und einen kurzen Moment setzt mein Herz einen Schlag aus. Als ich ein leises "Hey" an meinem rechten Ohr höre, stockt mir der Atem, aber ich beruhige mich schnell wieder. Nun ja, ich versuche mich so gut es geht zu beruhigen, da mein Herz gerade Saltos schlägt. Blitzschnell drehe ich mich zu Alec um und betrachte sein strahlendes Lächeln, das bis zu seinen Augen reicht. Ich gebe ebenfalls ein "Hi" von mir und kann ein Grinsen nicht unterdücken. Kaum gelingt es mir, meinen Blick von seinen Augen zu nehmen, doch er wendet sich zuerst ab und begrüßt sie anderen.
Nachdem er bei Jonah eingeschlagen hat, umfasst er meine Hand und drückt sie leicht. Diese kleine Geste bedeutet mir unendlich viel. Alec, mein Freund, mein Rettungsanker, ist hier bei mir und hält mich.

Endlich schaffe ich es, meinen Blick wieder Maddie und Jonah zuzuwenden und bemerke, dass Jonah uns mit hochgezogenden Augenbrauen ansieht. Maddie wiederum steht nur lächelnd neben ihm und sieht vollkommen zufrieden aus. "Ähm, wie, ich meine, wann kam das?", fragt er leicht überrascht, aber mehr neugierig und deutet mit seinem Zeigefinger abwechselnd zwischen Alec und mich.

"Lange Geschichte", gibt Alec mit einem wissenden Grinsen zurück und sieht wieder zu mir.

Auch, wenn wir uns in den letzten Tagen oft gesehen haben, bin ich froh, dass er gerade vor mir steht. Wenn Alec in meiner Nähe ist, fühle ich mich weniger alleine und ich glaube, die Tatsache, dass er Nick nicht kannte, hilft mir sehr. So fühlt es sich an, als wäre er meine Tür zu einem neuen Leben, das vor mir ist und das nicht voller Schuldgefühle geplagt ist. Als hätte Nick mir jemanden geschickt, der bei mir ist, weil er es nicht mehr sein kann.

Alecs POV

Das Gefühl, mit Lya als meine Freundin durch die Schulgänge und überhaupt durch die die Schulflure zu laufen, ist unbeschreiblich. Ich kann kaum meine Augen von ihr lassen. Es ist, als würde sich plötzlich alles fügen. Endlich habe ich Leute um mich herum, bei denen ich nichts vorspielen muss, sondern einfach so sein kann, wie ich bin. Selbst mit meiner Familie läuft es mittlerweile gut und ich komme mir nicht mehr allzu oft wie die Familienenttäuschung vor. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich sage, dass ich mich auf Zoes Hochzeit im Sommer freue. Umso mehr freue ich mich, Lya als miene Begleitung dabeizuhaben.

"Hast du gehört, Alec?", reißt Jonah mich aus meinen Gedanken.

Perplex schaue ich zu ihm auf und bemerke, dass er bereits seinen Rucksack auf dem Rücken hat. "Kommst du jetzt?" Ich schaue mich nach Lya und Maddie um, doch die beiden sitzen nicht mehr am Tisch. Nur noch ich sitze.

"Die beiden mussten noch kurz etwas besprechen, aber ich habe ihnen gesagt, dass wir uns an den Schließfächern treffen, weil ich noch meine Bücher holen muss."

"Oh, ja gut. Ich komme mit dir." Schnell stehe ich auf und schultere meine Tasche. Kurz vor dem Ausgang aus der Mensa höre ich meinen Namen und bleibe stehen. Suchend drehe ich mich nach der Person um, die mich gerufen hat, als ich sehe, dass Gavin näher kommt und seine Hand hebt, um auf sich aufmerksam zu machen. Was will der denn jetzt von mir?

"Geh schonmal vor, ich komme nach", sage ich an Jonah gewandt, der mich genauso überrascht ansieht und ebenfalls neben mir zum Stehen gekommen ist.

Mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen nickt er nur und verlässt die Mensa.

"Hey Alec, wie geht's?", fragt Gavin, als er vor mir zum Stehen kommt.

"Gut, danke. Und dir?", gebe ich skepisch zurück. Das ist das erste Mal, dass wir beide alleine miteinander reden. Was an sich nicht unbedingt komisch ist, weil wir beide nichts miteinander zutun haben, aber ich habe keine Ahnung, warum er jetzt plötzlich auf mich zukommt. Schließlich hat sich doch eigentlich nichts geändert.

"Auch. Kann ich dich etwas fragen?" Mit ernster Miene schaut er mir in die Augen und mir wird unwohl bei seinem Blick, da ich nichts gutes erwarte.

"Ja", erwidere ich unsicher und mache mich auf alles gefasst. Vielleicht hat er den wahren Grund herausgefunden, weshalb ich hierher gewechselt bin. Mein Mund wird trocken und ich bemühe mich um eine ruhige Atmung.

"Seid Lya und du, also seid ihr zusammen?"

Zuerst verstehe ich die Bedeutung der Wörter gar nicht, doch nach und nach werden sie mir klar und ich würde am liebsten laut loslachen. Er weiß nichts. Gut so. Aber ich reiße mich zusammen und gebe eine normale Antwort. "Ja, sind wir."

Der Ausdruck in Gavins Gesicht verändert sich und ich kann eine gewisse Niedergeschlagenheit und Enttäuschung in seinen Augen erkennen. "Oh okay. Glückwunsch. Ich wünsche euch beiden viel Glück", sagt er mit einem gequälten Lächeln, woraufhin ich ein kurzes "Danke" antworte. Ich habe das Gefühl, dass er noch etwas sagen möchte, aber er bleibt still. Also wende ich mich zum gehen, doch er hält mich zurück. "Warte noch kurz. Ich, ähm, ich wollte dir nur noch kurz sagen, dass Lya ein wirklich tolles Mädchen ist, aber nicht so stark, wie sie sich immer gibt. Pass bitte auf sie auf, ja?" Woher weiß er das? Innerlich ermahne ich mich, ruhig zu bleiben, doch ich weiß nicht, warum er mir sowas über meine Freundin sagt. Als ob ich selbst sie gar nicht richtig kennen würde. Mit zusammengezogenen Augen erwidere ich seinen Blick. "Ja, ich weiß. Natürlich passe ich auf sie auf. Sie ist mir unendlich wichtig und ich lasse nicht zu, dass ihr was zustößt. Ich liebe sie wirklich, Gavin, und spiele nicht mit ihr, falls du das befürchtest", stelle ich mit einem bestimmten Ton dar.

"Ich weiß, ich hab's gesehen. So, wie du sie immer ansiehst, kann das niemandem entgehen." Ein bisschen tut er mir ja schon leid. So, wie er gerade mit einem traurigen kleinen Lächeln vor mir steht, kann ich ihn nicht als Konkurrenten sehen. "Ich möchte nur, dass es ihr gut geht. Die letzten Monate schienen sehr hart für sie gewesen zu sein", fügt er noch hinzu.

"Ja. Aber das wird schon mit der Zeit. Lya ist eine starke Person." Ich weiß, dass Lya letztes Jahr für eine gewisse Zeit mit Gavin zusammen war und er offensichtlich noch immer etwas für sie empfindet, aber er scheint es zu akzeptieren, was ich, ehrlich gesagt, sehr bewundere. Ich bezweifle, dass ich es wegstecken könnte, wenn das Mädchen, in das ich verliebt bin, vor meiner Nase mit jemand anderem zusammen wäre. Aber wahrscheinlich geht es dabei immer weniger um einen selbst als um die Person, die man liebt.

Das Klingeln unterbricht uns und die anderen Schüler stehen auf, um ebenfalls zum Unterricht zu gehen. Schnell verabschiede ich mich von Gavin und setze meinen Gang in Richtung Schließfächer und Biologieraum fort. Lya, Maddie und Jonah stehen vor dem Raum und unterhalten sich, als ich mich dazustelle. Lya und Maddie sind noch in ihrem Gespräch vertieft, als Jonah sich etwas näher zu mir lehnt und mich fragt, was Gavin von mir wollte.

"Wegen Lya. Du kannst es dir ja denken", antworte ich kurz angebunden. Jonah zieht nur die Augenbrauen hoch und wendet sich dann wieder den Mädchen zu, deren Gespräch gerade verstummt ist.

"Da bist du ja! Ich dachte schon, du hättest dich auf dem Weg hierhin verlaufen", sagt Lya, als sie bemerkt, dass ich neben ihr stehe. Als Antwort werfe ich ihr ein entschuldigendes Lächeln zu. "Sorry, ich musste noch kurz etwas klären."

Das scheint sie zufrieden zu stellen, denn sie schenkt mir nur ihre schönstes Lächeln, was mich alles um mich herum vergessen lässt. Am liebsten würde ich sie jetzt an mich ziehen und sie küssen, aber in der Schule wäre das wohl etwas unangemessen, weshalb ich nur meinen linken Arm um sie lege und sie an mich drücke. Lya lässt es zu und umfasst meine Hand mit ihrer.

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