❥ Chapter 43
Alecs POV
Es ist Montag und ich freue mich, zur Schule zu gehen. Das ist ein Gedanke, den man normalerweise nie haben sollte, das weiß jeder, außer man hat einen triftigen Grund dazu und den habe ich. Dieser Grund steht nämlich gerade vor unserem Englischraum neben Maddie und Jonah. Je näher ich ihnen komme, desto schwerer wird es für mich, ein Grinsen zu unterdrücken. "Guten Morgen", sage ich mit guter Laune und bekomme dafür schräge Blicke zugeworfen.
"Wow, da ist heute aber jemand richtig gut gelaunt", erwidert Maddie und beäugt mich kritisch.
"Dann ist es wenigstens einer von uns."
Lachend schüttelt Jonah den Kopf und legt mir eine Hand auf die Schulter. "Tut mir jetzt wirklich leid, dass ich das sagen muss, aber ich fürchte, du hast sie nicht mehr alle. Wer ist denn an einem Montag so gut gelaunt?"
"Oh Leute, ihr seid einfach zu negativ eingestellt. Manchmal muss man auch einfach mal nur die schönen Dinge betrachten." Dabei fällt mein Blick auf Lya, die etwas gequält lächelt. "Anscheinend?" Sie formuliert es mehr als Frage, als Antwort. Die Verwirrung in ihrem Blick lässt sie einfach zu süß aussehen, sodass ich kaum wegschauen kann und mich nur die Schulklingel aus meinen Gedanken reißen kann.
Lyas POV
So langsam glaube ich, dass ich wirklich durchdrehe. Ich kann mich heute noch weniger konzentrieren als sonst, weil ich mir Alecs Anwesenheit mehr als bewusst bin. Immer wieder spingse ich unauffällig zu ihm herüber und sehe ihm ein paar Sekunden zu, wie er Mrs Jensen aufmerksam zuhört. Dabei versuche ich aus meinem Augenwinkel so viel zu erkennen wie möglich, wobei ich hoffe, dass niemand anderes das mitbekommt, ganz besonders Alec nicht. Ich weiß nicht, warum ich meinen Blick nicht von ihm lassen kann, aber irgendwie scheint er besonders heute etwas an sich zu haben, das ihn immer wieder auf sich zieht. Fast wie ein Magnet, der meine Blicke einfängt und nur schwer wieder loslässt.
Gerade sehe ich ihn wieder an und bemerke etwas zu spät, dass er anfängt, in sich hineinzugrinsen und mir einen Seitenblick zuwirft, woraufhin ich meine Augen zügig wieder nach vorne richte und hoffe, nicht rot anzulaufen. Die restliche Stunde traue ich mich nicht, noch einen Blick zu riskieren und halte meine Augen starr nach vorn gerichtet.
In der Mittagspause sitzen wir wie immer zu viert an einem Tisch und ich versuche, mich so normal wie möglich zu verhalten, doch das funktioniert nicht. Ich komme mir vor, als wäre ich in einer Parallelwelt. Alles scheint normal, aber ich fühle mich nicht normal. Eher im Gegenteil, ich fühle mich ständig unter Strom. Konzentriert beiße ich von meinem Brot ab, als Alec plötzlich auflacht und ich sein ehrliches Lachen höre, bleibt mir der Bissen fast im Hals stecken und ich verschlucke mich. Keuchend huste ich und Alec schlägt mir sanft auf den Rücken, was mir jedoch nicht wirklich hilft, da seine Berührung mich nur noch mehr husten lässt. Das scheint er wohl auch zu bemerken und nimmt meine Wasserflasche, die zwischen uns steht und schraubt sie auf. Ich nehme sie an und kurz berühren sich unsere Finger und ich spüre, wie ein kleiner Blitz durch meinen Körper zuckt. Hastig trinke ich und mein Husten legt sich wieder.
"Alles okay?", fragt Alec mit besorgter Miene. Meine Augen hängen noch an seinen braunen Schokoladenaugen. "Lya?" Mit einer Hand wedelt er vor meinem Gesicht herum und ich bin aus meinen Tagträumen erwacht. "Ja, ich hab mich nur verschluckt." Sehr schlau, das hat er auch schon schon mitbekommen.
"Okay." Mit einem unsicheren Lächeln wendet er sich Jonah wieder zu und ich drehe mich zu Maddie, die mich genau mustert und wohl jede meiner Bewegungen genau gesehen hat. Scheiße.
*
"Heute verhälst du dich extrem komisch", stellt meine beste Freundin fest, als wir gerade das Schulgeläde verlassen und auf dem Weg nach Hause sind, da unsere letzten beiden Stunden ausgefallen sind. Ja, das ist mir bereits aufgefallen, Maddie, vielen Dank.
Ohne zu antworten, gehe ich neben ihr weiter und tue so, als hätte sie nichts gesagt.
"Wo warst du?", fragt sie ins Blaue hinein.
Verwirrt bleibe ich stehen. "Was meinst du? In der Schule natürlich."
Maddie zieht vorwurfsvoll ihre Augenbrauen nach oben. "Ach wirklich? Ich hatte ständig das Gefühl, du wärst mental irgendwo anders."
Das Schlimmste an besten Freunden ist, dass sie alles bemerken. Jede kleine Veränderung fällt ihnen auf und ihnen etwas vorzuspielen grenzt schon an Unmöglichkeit. Ganz besonders, wenn man Lyana Healey heißt und noch nie eine gute Lügnerin war. "Die Klausurphase stresst mich", anwtorte ich und versuche dabei überzeugt zu klingen.
"Aha." Warum müssen eigentlich immer wieder alle auf mir rumhacken? "Und welches Fach stresst dich am meisten? Aleclogie?" Ertappt sehe ich sie an. "Ich hab Augen im Kopf, Lya."
"Glückwunsch, Maddie", antworte ich trotzig und weiß, dass sie eine Erklärung hören möchte und ihre subtile Andeutung mir ein Zeichen geben soll, ihr zu sagen, warum ich Alec heute wie eine Mitarbeiterin des FBI nicht aus den Augen gelassen habe.
"Warum bist du denn jetzt wieder beleidigt?"
"Ich bin nicht beleidigt", antworte ich gereizt.
"Und wieso verhälst du dich wie ein kleines Kind? Mensch Lya, ich will doch nur mit dir reden und du blockst wieder total ab. Was ist eigentlich dein Problem?", fragt Maddie aufgebracht.
Mit offenem Mund starre ich sie an. So außer sich habe ich die noch nie erlebt. Ich senke den Kpopf und inspiziere den Boden. "Ich weiß es doch auch nicht", murmle ich kaum hörbar.
Maddie tritt einen Schritt auf mich zu und legt eine Hand auf meine Schulter, sodass ich meinen Blick wieder hebe. "Ist doch nicht schlimm, wenn du ihn magst", sagt sie sanft.
Erschrocken trete ich einen Schritt zurück.
"Was?!", stoße ich mit Entsetzen in meiner Stimme aus.
Maddie lässt die Hand, die eben noch auf meiner Schulter lag, sinken und betrachtet mich nachdenklich. "Na, so wie du ihn heute angestarrt hast, dachte ich-"
"Nein. Da ist nichts." Ich weiß wirklich nicht, warum plötzlich alle denken, dass ich in Alec verliebt sei. Wir sind ganz normale Freunde. Das war's.
Den restlichen Weg zurück gehen wir schweigend nebeneinander.
*
Wieder renne ich in Nicks Haus die Treppe nach oben und stehe plötzlich im Türrahmen des Badezimmers. Mein Blick ist auf den Körper meines besten Freundes in der Badewanne geheftet, der regungslos dort drin liegt. Mit wackligen Beinen gehe ich näher auf ihn zu und erkenne das rote Wasser, das ihn umgibt. Der Boden unter meinen Füßen gibt nach und ich sacke in mich zusammen.
Plötzlich spüre ich zwei Hände an meinen Armen und schaue auf. Über mir steht Alec und hilft mir, wieder auf die Beine zu kommen. Mit großen Augen lasse ich mich von ihm hochziehen. Ich starre ihn an, ohne etwas zu sagen.
"Hey. Ich bin jetzt hier. Komm, lass uns gehen", sagt er ruhig mit seinem typischen Alec-Lächeln und zieht mich mit sich.
Auf einmal stehen wir nicht mehr im Badezimmer, sondern sind auf einer Wiese. Vor uns ist eine Decke ausgebreitet und ein Picknickkorb steht daneben. Alec lässt mich los und setzt sich darauf. Mit einer Hand klopft er auf den Platz neben sich, wo ich mich ebenfalls niederlasse. Er reicht mir eine Flache Wasser und ein paar Erdbeeren aus dem Korb. Beides nehme ich dankend an und stelle es vor mich hin.
Nachdem ich einige Erdbeeren gegessen habe, bemerke ich, dass Alec noch gar nichts gegessen hat und mich die ganze Zeit nur anschaut. Ich lasse die Erdbeere sinken, die ich gerade essen wollte. "Was schaust du mich eigentlich die ganze Zeit so an?", frage ich nervös.
"Ich sehe dich gerne an. Du bist wirklich hübsch, Lya." Die Art, wie er meinen Namen sagt, jagt mir einen angenehmen Schauer über den Rücken und unverzüglich muss ich ebenfalls lächeln.
"Ich mag dein Lächeln. Das könntest du ruhig öfter mal zeigen." Alecs Hand legt sich auf meine. Seine Hand ist warm und ich kann förmlich spüren, wie diese Wärme auf mich überspringt. Er rutscht näher an mich heran. Mit jedem Zentimenter, den er mir näher kommt, werde ich nervöser und mein Herz schlägt immer schneller.
Dann sitzt er so nah neben mir, dass ich fast seine Wimpern zählen kann. Ich kann nicht anders, als in seine braunen Augen zu sehen. Alecs Augen sind so wunderschön, dass ich meinen Blick gar nicht von ihnen abwenden kann. Kaum merklich lehne ich mich immer weiter zu Alec rüber, der es mir gleich tut. Langsam hebe ich meine Hände, umfasse damit seine Wange und ziehe ihn näher zu mir. Ein letzes Mal schaue ich in seine Augen und lege dann sanft meine Lippen auf seine. Er erwidert den Kuss und ein unglaubliches Gefühl durchströmt mich, als ich seine warmen Lippen spüre. Alecs Hand wandert zu meinen Nacken und zieht mich noch näher an sich heran und unser Kuss wird somit immer inniger.
Ein schrilles Geräusch weckt mich und sofort schlage ich meine Augen auf. Es dauert einen Moment, bis ich alles klar sehen und klar denken kann. Bis mir wieder einfällt was ich gerade geträumt habe. Resigniert reibe ich mir mit beiden Händen übers Gesicht. "Scheiße!"
*
Ich weiß absolut nicht, was ich von diesem Traum halten soll. Zu Beginn war es mein typischer Albtraum, aber dann... dann ist Alec aufgetaucht und alles hat sich komplett anders entwickelt als sonst. Bei dem Gedanken, als er plötzlich vor mir stand und mir aufhalf, spüre ich ein warmes Gefühl in meiner Magengegend aufflattern und schließe die Augen. Doch sofort sehe ich Alecs Gesicht vor meinem und öffne sie wieder. Erschrocken fahre ich zusammen, als ich erneut sein Gesicht sehe. "Kommst du? Es hat schon geklingelt."
Verwirrt schaue ich mich in der Mensa um und bemerke, dass die meisten Tische schon leer sind und die restlichen Schüler sich auf den Weg hinaus machen. Maddie und Jonah stehen etwas abseits und sehen wartend in meine Richtung. Auch wenn wir jetzt keinen gemeinsamen Unterricht haben, verlassen wir immer zusammen die Mensa.
"Ja, ich, äh, komme sofort." Zügig nehme ich meine Tasche und springe vom Stuhl auf.
"Ist alles in Ordnung?", fragt Alec zu nah, sodass sich unsere Schultern leicht berühren. Schnell weiche ich einige Zentimeter von ihm weg. "Ja, alles bestens."
Mit einem skeptischen Blick betrachtet er mich kurz, ehe er sich abwendet. Ich weiß, dass er mir nicht glaubt.
*
Die Psychologiestunde zieht sich und ich habe das Gefühl, dass jedes Mal, wenn ich auf die Uhr schaue, die Uhr zurück- statt vorgeht. Ich bin unglaublich froh, dass wir diesmal keine Partnerarbeit machen müssen. Gerade haben wir eine Aufgabe bekommen, die wir bearbeiten sollen, da Mr Harrington für eine Viertelstunde weg muss und so schnell es geht, wieder bei uns ist. Ich bin in meine Aufgabe vertieft, als mich plötzlich jemand mit dem Ellenbogen anstubst. Mein Blick fällt auf Alec neben mir, der mich freundlich angrinst. Das Kribbeln in meiner Magengegend kehrt zurück.
"Was ist?", frage ich etwas zu bissig, sodass er nur entschuldigend beide Hände hochhält. "Tut mir leid, ich wusste nicht, dass dein Stolz noch immer verletzt ist, weil du beim Mario Kart nicht gewonnen hast", zieht er mich auf und ich kann ein Lächeln kaum unterdrücken. "Wenn du mit deiner Niederlage nicht leben kannst, muss vielleicht eine Revange her?" Er möchte, dass ich nochmal zu ihm nach Hause komme. Nur wir beide. Genau wie letzen Freitag.
Ich schlucke. "Eigentlich gern, aber ich-"
"Das muss ja nicht heute sein. Sag mir einfach, wann es dir am besten passt." Alec lässt nicht locker und seine freundliches Ausstrahlung macht das alles auch nicht einfacher. Wie soll ich da nein sagen? Und warum sollte ich das überhaupt? Das war schließlich nur ein blöder Traum, mehr nicht. Wahrscheinlich überreagiere ich nur.
Immer noch abwartend sieht er mir in die Augen. Ich bemerke, wie sein Lächeln ein kleines Stück verrutscht, je länger ich ihn auf meine Antwort warten lassen. "Ja, okay. Wie wär's wieder mit Freitag?", schlage ich vor. Seine Augen strahlen sofort wieder. "Gern. Da sind meine Geschwister meistens auch nicht da und wir haben Ruhe."
"Gut. Davor können wir ja noch etwas lernen", werfe ich ein, sodass man nicht daraufkommen könnte, dass es vielleicht auch als Date zählen könnte. Was es definitiv nicht ist.
"Klingt gut."
"Aber vorher müsste ich noch einmal nach Hause und komme danach zu dir."
Mit einem Nicken wendet er sich seinen Aufgaben zu. Was habe ich mir da nur angetan?
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