❥ Chapter 39
Lyas POV
Am Wochendende fahren Maddie, Jonah, Alec und ich ins Kino. Zuerst wollte ich nicht mit, aber dann dachte ich daran, wie viel Spaß ich bisher mit den anderen hatte und sagte schließlich doch zu. Mittlerweile verstehe ich, dass Zeit mit meinen Freunden zu verbringen mir gut tut und freue mich sogar darauf.
Diesmal fährt Alec und ich sitze auf dem Beifahrersitz neben ihm. Auf dem Rücksitz sitzen Maddie und Jonah, die miteinander beschäftigt sind und nicht auf uns achten.
"Diesmal habe ich mal wieder nicht über das Kinoprogramm informiert, weil ich noch weiß, was läuft", sagte er.
"Solange wir uns nicht nochmal diesen komischen Film anschauen müssen, bin ich für alles offen", antworte ich.
Daraufhin schüttelt er nur lachend den Kopf.
"Was ist daran so lustig?"
"Wenn du ihn nochmal sehen würdest, würdest du ihn vielleicht auch verstehen." Alec wirft mir ein kurzes Lächeln zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentriert. Gespielt genervt verdrehe ich meine Augen. "Zu meiner Verteidigung, ich stand an dem Tag ziemlich neben mir", erwidere ich darauf, doch die Leichtigkeit in meiner Stimme verfliegt und ich wünschte, ich hätte diesen Satz nie ausgesprochen.
Alecs Lippen pressen sich zu einer dünnen Linie zusammen und sein Griff um das Lenkrad verfestigt sich. Als wir an einer Ampel zum Stehen kommen, dreht er sich zu mir und sieht mir fest in die Augen. "Ich weiß." In seinen Augen ist eine gewisse Sorge und Schmerz zu sehen, woraufhin etwas in meiner Magengegend beginnt zu flattern.
"Na ja, jetzt ist ja wieder alles okay", schieße ich schnell heraus, ohne wirklich darüber nachzudenken.
Alec zieht nur skeptisch seine Augenbrauen hoch. Er glaubt mir nicht. War ja klar.
"Die Ampel ist grün", stelle ich monoton fest, woraufhin er seinen Blick von mir nimmt und den restlichen Weg zum Kino fährt.
*
"Wir können ja stattdessen in diese Romanze gehen", schlägt Alec vor.
Unentschlossen stehen wir vier vor der Kinokasse. Maddie und Jonah wollen sich die Komödie anschauen, die wir beide letzten Dienstag gesehen haben und jetzt wissen Alec und ich nicht, was wir uns anschauen wollen. Eigentlich hatten wir vor, alle in einen Film zu gehen, aber Maddie und Jonah haben schon alle Romanzen durch und da die Horrorfilme besonders nichts für Maddie sind, haben sie sich für die Komödie entschieden. Wahrscheinlich wäre es von Vorteil gewesen, wenn wir vorher darüber geredet hätten, aber jetzt ist es sowieso zu spät.
"Hm... ja, können wir machen." Bei dem Film handelt es sich um eine typische Highschool Lovestory. Früher habe ich solche Filme geliebt, auch wenn das Ende meistens schon vorhersehbar ist. Maddie und ich haben uns diese Filme immer gemeinsam angeguckt, weil Nick sie hasste. Vielleicht fand er sie zu mädchen- oder klischeehaft, aber ich fand sie trotzdem toll. Seit Nicks Tod habe ich keinen dieser Filme mehr gesehen. Ich habe es versucht, aber nach der Hälfte des Filmes, musste ich abbrechen, weil ich es nicht aushalten konnte und im Hinterkopf immer Nicks Kommentare dazu gehört habe. Diese ganzen Dreiecksbeziehungen und Badboys wurden mir dann doch zu viel. Am Ende bekommen alle immer ihr Happy End und das konnte ich mir nicht ansehen. Denn Tatsache ist, nicht jeder bekommt ein Happy End, egal wie sehr er es verdient hat. Dabei musste ich immer wieder an Nicks Leiche in der Badewanne denken und mir wurde sofort bewusst, wie unrealistisch diese Filme doch sind. Na gut, eigentlich wusste ich das schon immer, spätestens nach meinem ersten Jahr an der Highschool war die Glaubwürdigkeit dieser Filme für mich verschwunden, doch das war eine komplett andere Ebende, die mir diese Filme versaut hat.
"Wir können auch was anderes machen", schlägt Maddie vor, doch das möchte ich nicht. Ich habe das Gefühl, dass sie sich in den letzten Wochen zu sehr auf mich fokussiert hat und nun möchte ich etwas machen, worauf sie Lust hat und sie geht nunmal gern ins Kino.
"Nein, ist schon in Ordnung. Beide Filme laufen zur selben Zeit, also passt das ja. Danach können wir uns ja am Auto treffen oder so", entgegne ich und Maddie schenkt mir ein kleines dankbares Lächeln.
"Okay, dann viel Spaß beim Film und bis später." Die beiden verabschienden sich von uns und kaufen ihre Karten.
"Gut... Sollen wir das so machen, wie Dienstag?", fragt Alec unsicher. Er scheint wohl bemerkt zu haben, dass ich nicht allzu begeistert von dem Film bin. Manchmal frage ich mich, ob ich vielleicht transparent bin, dass er durch mich hindurchsehen kann, aber wahrscheinlich besitzt er einfach nur gute Menschenkenntnisse.
"Ja, können wir machen." Mit einem freundlichen Lächeln stimme ich zu und gehe rüber zur Snackbar.
*
Ich kann nicht anders, als immer wieder nur die Augen zu verdrehen. Ein schüchternes Mädchen ist in den beliebtesten Kerl der Schule verliebt. Was auch sonst. Diese verändert dann ihr Aussehen und wird plötzlich von diesem Typen wahrgenommen. Sie haben ein Date, doch plötzlich fällt ihr auf, dass sie sich eigentlich gar nicht mehr für ihn interessiert, sondern für ihren besten Freund, der – welche Überraschung – ebenfalls auf sie steht. Also kommen die beiden zusammen und sie wird wieder zu ihrem alten Selbst, vor der ganzen Veränderung. Ende. Tolle Story. Wirklich atemberaubend und einzigartig.
"Fandest du es wirklich so schlimm?", fragt Alec mich belustigt, als wir den Kinosaal verlassen und auf eine Bank neben dem Ausgang zusteuern. Der Film der anderen ist noch nicht zuende und draußen hat es angefangen zu regnen, sodass wir uns dafür entschieden haben, drinnen zu warten.
"Fandest du es denn gut?", frage ich mit einem sarkatischen Unterton. Ich setze mich hin, Alec tut es mir gleich.
"Äh..." Er fährt sich durch die Haare. "Na ja, solche Filme sind generell nicht so mein Ding, also... ähm... schwer zu sagen", stottert er. Er wirkt so nervös, dass er nichts falsches sagen möchte, dass es fast schon süß ist. Ich kann kein Grinsen unterdrücken. "Sag einfach, dass dieser Film schrecklich klischeehaft war."
Alecs Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln. "Okay. Manchmal wollte ich Anna einfach zur Seite ziehen und sie fragen, was der ganze Mist soll und ob sie denn gar nicht checkt, dass ihr bester Freund total auf sie steht", kurz verändert sich etwas in seiner Miene, doch ich kann nicht erkennen was, denn im nächsten Moment ist es wieder weg. "War doch klar, dass sie besser mit Sebastian zusammenpasst als mit diesem Jake."
"Allerdings. Ich weiß sowieso nicht, was sie an diesem Jake fand. Er war beliebt, okay, aber total dumm. Noch mehr Klischee ging wohl auch nicht mehr."
"Stimmt. Sorry, wenn ich das jetzt so sage, aber irgendwie war mir schon klar, dass Maddie auf solche Filme steht. Mir tut nur Jonah leid, der das alles aushalten muss." Man muss Maddie nicht so gut kennen, um auf dieses Ergebnis zu kommen.
Dass ich sonst mit Maddie in solche Filme gegangen bin, sage ich ihm nicht. "Tja, das muss wohl wahre Liebe sein", sage ich stattdessen, woraufhin Alec nur nickt.
Genau in diesem Moment kommen Maddie und Jonah auf uns zu. Schon von weitem ist erkennbar, dass sie sich wohl eher weniger auf den Film, sondern mehr auf die andere Person geachtet haben, so rot geschwollen, wie ihre Lippen sind. Alec und ich tauschen einen kurzen Blick aus und müssen uns beide ein Grinsen verkneifen.
"Und, wie fandet ihr den Film?", fragt Maddie uns beide.
"Wie fandet ihr denn euren?", frage ich im Gegenzug und ziehe dabei vielsagend eine Augenbraue nach oben. Sie läuft rot an und jetzt kann ich keinen Lacher mehr unterdrücken.
"Eigentlich, äh, ganz gut. Oder, Jonah?"
"Ja, er war ganz lustig", versucht er zu retten, doch es ist bereits zu spät. Ich wette, den Anfang haben sie gesehen und den fanden sie auch noch ganz lustig, bis ihre Konzentration etwas nachgelassen hat und sie daraufhin mit anderen Dingen beschäftigt waren.
"Wie auch immer. Wo geht's jetzt hin?", fragt Jonah und sieht fragend in die Gruppe.
"Wie wär's mit wieder mit Ed's Diner?", schlägt Alec vor und alle sind einverstanden.
Alecs POV
„Musst du schon nach Hause?", frage ich Lya zögernd, als wir Maddie und Jonah bei Maddie Zuhause abgesetzt haben.
„Nicht unbedingt, wieso?"
„Dann können wir noch etwas Zeit miteinander verbringen. Also nur, wenn du möchtest und darfst, natürlich", füge ich noch hinzu. Der Tag bisher war toll, aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich noch nicht nach Hause, sondern lieber noch etwas Zeit mit ihr verbringen. Ich glaube nämlich, dass meine Ablenkungsaktion am Dienstag das letzte Eis zwischen und gebrochen hat und sie jetzt verstanden hat, dass sie mir vertrauen kann.
Lya lächelt mich an, woraufhin ich sofort auch grinsen muss. Es ist wie ein automatischer Mechanismus, der sofort einsetzt, sobald sie lächelt, lacht oder auch nur ein bisschen grinst. „Okay. Ich hab auch schon eine Idee."
Ich ziehe beide Augenbrauen nach oben.
„Du kannst mir vertrauen. Bisher haben dich meine Vorschläge doch noch nicht enttäuscht, also keine Sorge", beruhigt sie mich amüsiert. „Ich beschreibe dir den Weg und du fährst einfach meinen Wegbeschreibungen nach, okay?"
„Okay. Ganz wie du willst, Navigatorin." Ich habe keine Angst vor dem, wo sie mich hinführt, denn sie hat recht: ich vertraue ihr.
Also starte ich den Motor erneut und fahre Lyas Beschreibungen nach.
*
Ich parke an einem Straßenrand und bleibe ungläubig stehen. „Im Ernst, Lya? Ein Spielplatz?", frage ich belustigt und muss einen Lacher zurückhalten. Eigentlich habe ich mit einem Café oder einer Art Aussichtsplattform gerechnet, aber auf einen Spielplatz wäre ich nie gekommen.
„Ja. Es ist nicht außergewöhnlich kalt und noch hell genug, also müssen wir uns keine Sorgen machen", sagt sie und läuft auf das Karussell zu.
Außer uns ist niemand hier, was mich nicht wundert, weil eigentlich niemand im November einen Spielplatz besucht. Besonders keine Kinder. Lya hat recht, es ist nicht wirklich kalt, was eigentlich recht ungewöhnlich ist für November, aber der Wetterbericht für die nächsten Tage sagt schon voraus, dass es kälter wird.
Der Spielplatz sieht auf den ersten Blick nicht besonders zu sein. Auf den zweiten Blick wahrscheinlich auch nicht, aber was weiß ich schon. Alles, was ich sehe, sind zwei Schaukeln, die sich wegen dem Wind leicht nach vorne und hinten bewegen, einen Sandkasten, der überraschenderweise noch mit Sand statt Dreck gefüllt ist, eine Rutsche, deren Holzgestell mit Graffiti übersät ist, eine Holzwippe und ein Karussell. Also nichts besonders. Aber ich vermute, dass Lya etwas anderes sieht. Sie sieht vermutlich Bilder ihrer Kindheit in ihren Gedanken aufploppen. Für sie ist dieser Ort mehr als nur ein Spielplatz und ich sollte ich geehrt fühlen, dass sie mir einen Ort zeigt, der ihr früher einmal etwas bedeutet hat.
Ich schlendere ihr im normalen Schritttempo hinterher. Gerade kommt sie mir um einige Jahre jünger vor und nicht so wie 17. Wie sie sich mit diesem Karussell dreht, ist es fast schon so, als würde ich eine Kinderversion von Lya sehen. Wahrscheinlich war sie diese Art von Kind, die immer draußen mit ihren Freunden herumgerannt ist und Spaß hatte und erst Abends wieder nach Hause kam. Bei diesem Gedanken spüre ich ein warmes Gefühl in mir. Wie gerne hätte ich diese unbeschwerte und glückliche Version von ihr gekannt. Wenn ich an unser erstes Treffen denke, abgesehen von unserem ersten Zusammenstoß im Supermarkt, tut es mir fast schon körperlich weh, wie sehr sie sich verändert haben muss. Kaum ein Hauch von dem glücklichen Kind ist noch übrig. Wahrscheinlich ist das mit dem Tod ihres besten Freundes ebenfalls verloren gegangen. Doch je mehr ich sie kennenlerne, desto mehr kommt diese Version von ihr zum Vorschein. Ich vermute, dass irgendwo in ihr drin noch ein Teil dieses glücklichen Kindes steckt, nur ist es unter den Mauern der Trauer begraben.
„Bist du auf dem Weg schon fast eingeschlafen?", fragt sie belustigt.
„Was? Oh, ähm , nein." Verlegen fahre ich mir durch die Haare. Anscheinend habe ich sie die ganze Zeit beobachtet. Hoffentlich laufe ich nicht rot an. Zum Glück bin ich nicht jemand, dessen Gesichtsfarbe sich schnell ändert.
„Setz dich", fordert sie mich auf und deutet mit einer Hand auf die Bank gegenüber von sich. Ich steige über die Stange hinweg und lasse mich auf die Band nieder. „Schöner Platz." Keine Ahnung, warum wir ausgerechnet hier sind, aber direkt fragen will ich sie auch nicht.
„Damals sind Nick und ich sehr oft hier gewesen. Meistens haben wir die ganzen Sommertage hier verbracht", erzählt sie, doch sie klingt weit weg. Lya schwelgt in Erinnerungen und zeichnet gedankenverloren Kreise auf den Metalltisch zwischen uns. Es bedeutet mir viel, dass sie das erste Mal etwas von Nick erzählt, ohne dass ich sie ausfrage.
„Irgendwann haben wir dann aufgehört, hier zu spielen und haben uns woanders getroffen. Meistens bei ihm oder bei mir Zuhause." Die glücklichen Erinnerungen scheinen vorbei zu sein, da ihr Lächeln verschwindet und eine gewisse Traurigkeit in ihren Augen erkennbar ist.
Sie hört auf, Kreise auf den Tisch zu malen und lässt die Hand einfach platt darauf liegen. Ich muss dem Drang wiedersehen, meine darauf zu legen.
„Egal. Erzähl du doch mal was über dich." Lya setzt sich wieder aufrecht hin und zieht ihre Hand weg.
Ein kurzer Stich durchfährt mich und ich fürchte, den innigen Moment verloren zu haben. Sie hat sich wieder verschlossen, doch ich versuche, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
„Was soll ich da schon groß erzählen. Ich bin hier und das war's", sage ich lässig und bemerke erst zu spät, dass das komplett lahm klingt. Sie erzählt mir, dass sie gesehen hat, dass ihr bester Freund sich das Leben genommen hat und ich sage gar nichts über mich. Das ist nicht gerade fair. Wie soll man da schon eine Freundschaft aufrechterhalten? Auf Dauer ist das unmöglich. „Okay. Ich bin Alec, 18, habe 4 Geschwister und..."
„Das weiß ich doch schon. Ich meine, mal etwas anderes. Nicht diese typischen Steckbriefsachen."
War ja klar. Ich hätte mir denken können, dass sie nicht der Typ für Smalltalk ist. „Ich habe mal Baseball gespielt", sage ich kurz angebunden und zwinge mich zu einem kleinen Lächeln. Eigentlich wollte ich nicht, dass sie oder die anderen davon erfahren, aber wenn sie mir ihr Vertrauen schenken, kann ich ihnen vielleicht auch etwas entgegenbringen.
„Ich weiß. Also, ich hab's mal an deinem Profilbild gesehen."
"Ja. Aber dann habe ich aufgehört."
"Wieso?"
"Ich habe das Interesse daran verloren." Das ist nicht gelogen, aber auch nicht wirklich die Wahrheit. Ja, ich habe das Interesse an diesem Sport verloren, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich aufgehört habe, zu spielen.
"Verstehe." Sie scheint zu merken, dass ich nicht näher daraufeingehen möchte und hakt nicht weiter nach. Gerne würde ich ihr die ganze Geschichte erzählen, aber ich habe Angst, sie zu verschrecken, sodass sie danach nichts mehr mit mir zutun haben möchte.
Wir sitzen noch eine Weile in dem Karusell und reden über eigentlich belangloses Zeug, wie besondere Momente unserer Kindheit und unsere Familien – dabei sind meine Antworten eher vage – bis es langsam immer dunkler wird und wir uns auf den Weg zurück machen.
"Wieder einmal danke fürs nach Hause bringen. Irgendwann werde ich dich mal fahren und mich revangieren", sagt Lya mit einem kleinen Lächeln, als sie sich abschnallt.
"Hey, das ist wirklich kein Problem für mich, ehrlich."
"Das werde ich mir merken. Mein persönlicher Schoffeur." Scheiße, ich würde sie überall hinfahren, egal wie weit es ist. Wenn Glück ein Ort wäre, würde ich sie dorthin fahren.
"Bis morgen dann", verabschiedet sie sich und schlägt die Tür zu. Ich warte noch, bis sie im Haus ist und fahre dann erst weiter.
Wie benebelt betrete ich das Haus und gehe am Wohnzimmer vorbei, wo ich Mom kurz begrüße und ihr sage, dass ich einen tollen Tag hatte, hoch in mein Zimmer. An meiner Zimmertür treffe ich auf Carter, der gerade von der Toilette kommt.
"Hey, bro. Wie war dein Tag?", fragt er und stellt sich neben mich.
"Ganz gut, und deiner?"
"Chillig. Aber warum siehst du so aus, als hättest du gerade den besten Sex gehabt?", fragt er und mustert mich genau.
"Alter!" Ich reiße die Augen auf und glaube kaum, was er da gerade gesagt hat.
"Sorry, aber du wirkst so im Einklang mit dir selbst, dass es fast schon gruselig ist."
"Schwachsinn." Ich umfasse die Türklinke und drücke meine Zimmertür auf.
"Nein, im Ernst. Ich weiß, wie man danach aussieht, glaub mir." Carter folgt mir und schließt hinter sich die Tür.
"Oh Gott, bitte verschone mich mit Einzelheiten", sage ich und verziehe angewidert mein Gesicht, während ich meine Jacke ausziehe und über die Stuhllehne hänge.
"Schon gut. Ich will aber trotzdem wissen, warum du so bist. Das letzte Mal, als ich dich so glücklich hab nach Hause kommen sehen, ist schon ziemlich lang her", gibt er zu und setzt sich auf meine Bettkante.
Ich drehe mich zu ihm und sehe ich skeptsch mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
"Guck mich doch nicht so an, Alec. Du bist mein Bruder und auch, wenn ich es nicht immer so offensichtlich zeige, ist mir meine Familie wichtg, okay?" Carters Miene verhärtet sich und er sieht mich ernst an.
"Ja, ich weiß." Carter tut zwar immer lässig und unbeschwert, aber hinter seiner harten Schale steckt ein weicher Kern, den man in wichtigen Situationen auch deutlich erkennt. Früher habe ich immer gedacht, er tut extra so, weil er vielleicht dachte, dass er als großer Bruder eine gewisse Verantwortung gegenüber seinen jüngeren Geschwister hat. Oder auch bei seinen Geschwistern generell, denn Zoe gegenüber hat er einen sehr starken Beschützerinstikt, weswegen er noch immer Oliver nicht ganz vertraut. Vielleicht hat es auch damit etwas zutun, dass Dad immer weniger Zuhause war und er als Ältester des männlichen Geschlechts in unserem Haus eine gewisse Aufgabe hatte. Genau deswegen ist es mir manchmal peinlich, dass ich denke, dass wir beide Rivalen sind, obwohl wir doch nur Brüder sind.
"Wer ist sie?", fragt er geraudeheraus und betrachtet mich abwartend, während ich mich neben ihn setze.
Ertappt blicke ich zu ihm und spüre, wie warm es plötzlich in meinem Zimmer geworden ist. Ich stoße ein verächtliches Schnauben aus. "Wieso denkst du-"
"Mann, das ist so offenslichtlich, dass es selbst ein Blinder mit Krückstock sehen könnte." Nur sie nicht, füge ich in meinen Gedanken noch hinzu.
"Ist es dieses braunhaarige Mädchen, mit dem du immer rumhängst?", hakt er nach.
Es ist mir echt unangenehm, mit meinem Bruder über solche Dinge zu sprechen. Meistens haben wir ein recht gutes Verhältnis zueinander, doch wir reden so gut wie nie über sowas. Sonst habe ich immer mit Spencer, Cole und den anderen Jungs über Mädchen geredet, aber jetzt ist es anders. Natürlich könnte ich trotzdem vor allem mit Spencer darüber reden, aber ich halte das irgendwie für keine gute Idee. Vielleicht ändere ich meine Meinung dazu nochmal, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Wir stabilisieren gerade wieder unsere Freundschaft, nachdem ich mich monatelang nicht mehr bei ihm gemeldet habe.
"Komm schon, Alec. Ich bin dein Bruder, du kannst mir vertrauen." Ich werfe ihm einen kritischen Blick zu. "Hat Mom dich darauf angesetzt?"
"Nein, niemand hat das. Ich habe nur bemerkt, dass du nicht mehr ganz so ein Trauerklos bist, wie sonst."
"Vielen Dank für deine Offenheit", erwidere ich sarkatisch.
"Jetzt mal ehrlich. Du magst sie, oder?"
"Ja. Sie ist wirklich ein toller Mensch", gebe ich zu. Carters Mundwinkel ziehen sich zu einem amüsierten Lächeln nach oben.
"Wusste ich's doch!", sagt er triumphiernd, woraufhin ich nur die Augen verdrehe. "Wurde ja auch mal Zeit. Diese Megan konnte ich echt nicht leiden." Kein Wunder, das ging vielen so. Aber diese Aussage lässt die Wut in mir kochen. Ich will nicht, dass Carter Megan mit Lya vergleicht. Die beiden sind komplett unterschiedliche Menschen und das mit Megan kann ich nicht als richtige Beziehung bezeichnen, da es eher eine Art Zweck war. Aber Lya mag ich wirklich und das sogar sehr. Mit ihr kann man Spaß haben und reden. Allein schon ihre Anwesenheit gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit, auch wenn mich ihre Nähe immer wieder nervös macht.
"Okay, du willst nicht drüber reden, schon kapiert. Aber du weißt ja, ich habe die besten Tipps. Dann lass ich dich mal allein und halt mich auf dem Laufenden." Er zwinkert mir noch zu und verlässt das mein Zimmer.
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Heute ist der 8. November, was bedeutet, dass heute Nicks Geburtstag ist. Es ist ziemlich cool zu denken, dass Lya und Alec heute den Tag gemeinsam verbringen würden 😄
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