❥ Chapter 24

Alecs POV

"Wie war euer Tag?", fragt Mum während unseres gemeinsamen Abendessen in die Runde.

"Ganz gut, eingentlich. Katy hat mich gefragt, ob ich nächsten Freitag mit ein paar anderen aus unserem Jahrgang zum Homecoming Spiel des Footballteams gehen möchte. Voll cool, meine erste richtige Highschool Erfahrung", antwortet Aurelia begeistert.

Moms Augen leuchten auf und auch Carter hebt den Kopf von seinem Teller. "Das freut mich zu hören, Schatz. Das wird bestimmt toll."

"Gehst du auch?", fragt Carter an mich gewandt und stopft sich eine Gabel mit Nudeln in den Mund.

"Ja, mit ein paar Freunden." Ich drehe ebenfalls einige Nudeln auf meine Gabel und führe sie zu meinem Mund.

"Mit Jonah?", fragt Mom und ich befürchte, mir steht ein Therapeutengespräch vor, doch sie scheint einfach nur interessiert zu sein.

"Ja", gebe ich zurück, woraufhin Mom nur nickt.

"Du musst mir danach unbedigt erzählen, wie eure Schulmannschaft spielt. Wahrscheinlich nicht mal halb so gut, wie die unsere alten Bulldogs", sagt Carter belustigt, woraufhin ich nur ein halbherziges "Bestimmt nicht" zustandebringe.

*

Nachdem Carter und ich das Geschirr in die Spülmaschine geräumt haben und die Küche aufgebräumt haben, möchte ich in mein Zimmer gehen, als Mom mich zu sich ins Wohnzimmer ruft.

"Wir haben alles weggeräumt", sage ich sofort, doch sie klopft auf den freien Platz neben sich auf dem Sofa und bedetet mir so, mich hinzusetzten. Jetzt weiß ich, dass mein Therapiegespräch folgen wird, mal wieder.
Sie lächelt mich zutraulich an, wie immer, wenn sie mit mir über wichtige Dinge reden möchte und ihre Empathie zum Ausdruck bingen möchte. Ich glaube, wenn man Psychotherapeutin ist, hat man gewisse Verhaltensweisen, die man nur schwer wieder ablegen kann. Mom ist wirklich gut und brennt für ihren Beruf, was mich auch wirklich freut, aber leider denkt sie zu oft, dass sie auch ihre eigene Familie analysieren muss.

"Setz dich mal bitte kurz hin, Alec." Ich folge ihrer Bitte und setze mich neben sie.
"Mr Garfunkel hat heute angerufen und gefragt, wie es dir so geht." Ich beiße mir auf die Unterlippe und sehe an ihr vorbei in den Garten.

"Was hast du ihm gesagt?", frage ich bemüht ruhig.

"Dass du dich ganz gut eingelebt hast bisher." Daraufhn nicke ich nur stumm.
"Alec", sie legt eine Hand auf meine Schulter und ich sehe ihr wieder in die Augen. "Du warst einer seiner besten Spieler. Da interssiert es ihn natürlich, wie es dir so geht. Spencer und Cole vermissen dich im Team, sagte er."

Das Letzte, was ich jetzt wollte war, darüber zu sprechen. "Okay, dann melde ich mich mal wieder bei ihnen." Gerade möchte ich aufstehen, doch Mom drückt mich mit ihrer Hand an meiner Schulter runter. "Das war noch nicht alles. Mir ist aufgefallen, wie abwesend du heute beim Abendessen warst, nachdem Aurelia das Spiel erwähnt hat. Hat das wieder etwas mit Baseball zutun?", fragt sie vorsichtig. Das ist das Problem, wenn man eine Therapeutin als Mutter hat: sie findet alles heraus und weiß meine Körpersprache zu verstehen und zu deuten. Besonders, wenn man sowieso schn unter Beobachtung steht. Da ist wirklich schwer, vor ihr etwas geheimzuhalten.

"Nein, ich bin nur müde. Es hat damit nichts zutun. Außerdem freue ich mich auf das Spiel." Ich schiebe ein Lächeln hinterher. Mom seufzt leise und gibt mir so zu verstehen, dass sie mich vorerst gehen lässt. Heute würde sie mich nicht mehr zum Reden bringen und auch sonst nicht. Es gibt nichts zu bereden. Was passiert ist ist passiert und das sollte auch sie irgendwann akzeptieren.

*

Als ich auf mein Handy gucke, sehe ich eine Nachricht von Spencer aufblinken. Ich nehme es, werfe mich auf mein Bett und öffne die Nachricht.

Hey Mann, du hast lange nichts mehr von dir hören lassen. Oder hast du uns schon vergessen? Wir dich jedenfalls nicht. Da unser bester Batter jetzt weg ist, loosen wir gerade ziemlich ab, aber ab nächste Woche haben wir Probespiele und mal sehen, was dabei herauskommt.
Hier ist Spencer, falls du mich nicht schon vergessen hast.

Spencer war schon immer einer der einzigen Personen, der mir wirklich ein Freund war, wenn nicht sogar der beste. Seitdem ich hierhergezogen bin, habe ich mich kaum noch gemeldet, das ist wahr und irgendwie kam es mir bisher immer wieder so vor, als würde mein Leben in New Hampshire immer mehr verblassen, je länger ich hier bin. Als würde die alte Version von mir immer weiter schrumpfen und irgendwann nicht mehr existieren.

Hey, ja sorry, in letzter Zeit war alles etwas stressig. Ich hoffe, euer Team bekommt wieder gute Verstärkung, sonst könnt ihr die bevorstehende Saison wahrscheinlich vergessen.

Er lebt!

Ich lache auf. Im nächsten Moment sehe, dass er anruft und gehe ran.

"Hey, Spencer."

"Du bist es also wirklich. Ich dachte schon, du lebst nicht mehr."

"Nein, ich bin noch lebendig. Mr Garfunkel hat bei uns angerufen. Weißt du vielleicht wieso?", frage ich ihn direkt.

"Oh, ja, er hat es Cole und mir erzählt. Er vermisst seinen besten Spieler." Mom hat sich das also ausgedacht.

"Ha, da ist er wohl der Einzige", lache ich lahm.

"Alec", kommt es ernst vom anderen Ende der Leitung. "Cole und ich haben immer hinter dir gestanden und Coach Garfunkel auch, das weißt du."

"Ja, ich weiß", erwidere ich resigniert. 

"Es ist alles nunmal ziemlich blöd gelaufen. Na ja, wie läuft's denn jetzt so?", fragt er und wechselt glücklicherweise das Thema.

"Ganz gut, eigentlich." Ich erzähle ihm ein bisschen von meiner neuen Schule und den neuen Leuten. Er erzählt mir, was sich an meiner alten Schule verändert hat und was gleichgeblieben ist.

"Hat sich dein Dad eigentlich wieder beruhigt?" Mein Griff um das Handy verfestigt sich. "Nicht wirklich. Wir reden zwar jetzt mehr oder weniger wieder normal miteinander, aber ich kann ihm seine Enttäuschung immer noch ansehen und auch aus seiner Stimme hören. Aber seit dem Umzug habe ich ihn nicht mehr gesehen, nur über FaceTime", antworte ich mit kühler Stmme.

"Verstehe." Spencer weiß, dass ich nicht gerne darüber rede und geht nicht weiter darauf ein. "Na ja, ich muss dann mal wieder los. Mrs Evett hat uns einen Haufen an Hausuafgaben aufgegeben. Die Alte ist im Abschlussjahr noch schlimmer, aber du kennst sie selbst. Naja, bis dann und vergiss mich nicht, ja?"

"Klar. Viel Glück mit ihr und bis dann."

Ich nehme das Handy von meinem Ohr und lege es neben mich. Es ist irgendwie komisch, aber auch gut, wieder mit Spencer gesprochen zu haben. Für eine kurze Zeit kam mir mein altes Leben in New Hampshire wie ein Film vor, den ich vor langen einmal gesehen habe. Mein Leben hier ist quasi das komplette Gegenteil von meinem alten und die Entfernung kommt mir vor wie eine Mauer. Würde ich diese Mauer übertreten und wieder zurückfahren, würde ich das Leben wieder wechseln.

Erneut nehme ich mein Handy in die Hand und öffne Instagram. Ich berühre mit meinem Finger die Suchleiste und tippe den Namen der Baseballmannschaft meiner alten Schule ein, welche sich vor einigen Jahren einen Account gemacht hat. Ich scrolle ein bisschen runter und sehe ein Mannschaftsbild des letzten Jahres. In der Mitte stehe ich, neben mir Spencer und Cole. Wir alle lachen in die Kamera und tragen stolz unsere Uniformen. Es kommt mir vor, als würde ich eine fremde Person auf dem Bild sehen und nicht mich. Erinnerungen an die letzten Jahre bei den Spielen, beim Training und den normalen Treffen unserer Mannschaft spielen sich vor meinem inneren Augen ab und gibt mir ein unbeschreibliches Gefühl, das eher negativ ist und mich die App ganz schnell wieder schließen lässt.
Ich weiß nicht, ob ich die Jungs vermisse, schließlich waren wir ein Team, aber irgendwie waren wir nie auf einer Ebene, außer Spencer und Cole. Wobei Cole mich eher verstanden hat, da er ebenfalls dazu gezwungen wurde, dem Team beizutreten. Manchmal würde ich gerne eine zweite Chance bekommen und mich anders entscheiden, aber so ist es nunmal gekommen und damit muss ich leben.

Lyas POV

"Mom? Wir sind hier", rufe ich durchs Haus, nachdem ich durch die Tür hinter Maddie und mir geschlossen habe.
Tessa kommt aus dem Wohnzimmer, gefolgt von Garrett. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, was zur Folge hat, dass Maddie in mich hineinläuft und kurz danach ein "sorry" murmelt, bevor sie aufsieht und sich auch erschreckt.

"Mom ist gerade einkaufen. Hi, Maddie." Mit einem Lächeln begrüßt sie meine beste Freundin, welche ihre Begrüßung erwidert. Ich habe diesmal nicht darauf geachtet, ob Moms Auto in der Einfahrt steht oder nicht, obwohl ich darauf sonst immer achte. Den ganzen Rückweg war ich so in Gedanken und habe nicht viel auf meine Umgebung geachtet, also nicke ich einfach.

"Hey Lya, wie geht's dir?", begrüßt Garrett mich freundlich und ich ihm eine kurze Antwort. "Gut, danke. Wir müssen dann auch wieder los. Hausaufgaben machen. Komm schon, Maddie." Ich ziehe sie sanft an einem Arm hinter mir her und werfe Tessa und ihrem Freund noch ein flüchtiges Lächeln zu, bevor wir an der Treppe ankommen. Doch Maddie bleibt stehen, entwendet sich meines Griffs und geht auf Garrett zu. "Hi, ich bin Maddie, Lyas beste Freundin." Sie streckt ihm die Hand aus, welche er, mit seinem wie immer freundlichen Gesichtsausdruck, entgegennimmt. Natürlich muss sie ihm sich vorstellen. Schließlich ist sie höflich.

"Hallo Maddie, nett dich kennenzulernen. Ich bin Garrett, Tessas Freund, aber das weißt du sicher bereits."
Augenrollend versuche ich, ein Stöhnen zu unterdrücken. Dieser Kerl ist wirklich unglaublich. Als ob ich nichts besseres zutun hätte, als mit meinen Freundinnen darüber zu reden, wie heiß der Freund meiner Schwester ist, was er ganz nebenbei nicht ist. Ich bin keine 14 mehr.

"Ja, ein bisschen. Na ja, wir sollten uns dann wohl unseren Hausaufgaben widmen. Bis dann, Garrett."

Maddie kommt wieder auf mich zu und ich werfe ihr einen kurzen vielsagenden Blick zu. Was war das denn? fragt er. Er ist nett. Du solltest ihm eine Chance geben erwidert ihrer. Ich atme tief ein und gehe nach oben voraus und sie folgt mir. "Er wirkt auf mich nicht wie das Monster, das du mir beschrieben hast. Ganz im Gegenteil, er scheint richtig nett zu sein", sagt Maddie, als sie sich neben mich auf mein Bett setzt.

"Wie auch immer, lass uns mal an die Aufgaben gehen. Ich habe keine Lust, dass sie uns auch noch das Wochenende wegnehmen." Maddie seufzt frustriert und holt ebenfalls ihre Bücher aus der Tasche.

Natürlich ist Garrett nett, schließlich ist er mit Tessa zusammen. Und ich weiß nicht, was es ist, aber er nervt mich. Er kommt mir so perfekt vor, so wie er sich gibt und was er über sich erzählt. Da muss irgendwas sein, was er versucht zu verstecken. Seit der Sache mit Nick bin ich bei allem etwas vorsichtiger geworden, denn jeder Mensch hat eine Seite, die er nur ungern preisgeben würde und ich bin mir sicher, bei Garrett ist das nicht anders.

*

Später am Abend sitzen wir - Mom, Dad, Tessa, Garrett, Maddie und ich – gemeinsam beim Abendessen und unterhalten uns. Okay, die anderen unterhalten sich, während ich den Salat auf meinem Teller hin und her schiebe und gelegnetlich eine kleine Bemerkung hier und da fallen lasse.

"Ja, ich freue mich schon sehr auf das Spiel nächste Woche", sagt Maddie und schafft es somit, dass ich mich nun doch in die Konversation einklinge. Mein Kopf schießt in die Höhe und 10 neugierige Augenpaare starren mich an. In allen kann ich Hoffnung und Erleichterung sehen. Natürlich. Sie stecken anscheinend all ihre Hoffnung in diesen einen Abend und das nur, weil ich seit Monaten wieder einmal einen Abend weg bin. Doch das heißt das noch lange nicht, dass alles wieder so ist wie vorher.

"Zu den Footballspielen in meiner Highschoolzeit bin ich gerne gegangen. Auch wenn ich nicht der größte Footballfan bin, war die Stimmung wirklich immer toll", steuert Garrett zu unserem Gespräch bei. War ja klar. Er redet mit, als wäre er schon seit Jahren ein Teil der Familie.

"Normalerweise sind wir auch keine Fans, aber ich dachte, warum sollten wir nicht auch mal hingehen. Bisher konnten wir beide uns nämlich immer davor drücken, aber jetzt ist das anders. Brooke hat bereits extrem viel Werbung gemacht und ich denke, wir als Abschlussklasse, tragen eine gewisse Verpflichtung, dabei zu sein. Wir sind ja Vorbilder für die jüngeren Jahrgänge", antwortet Maddie mit einem Lächeln. Wir wissen alle, dass das so nicht unbedingt stimmt. Na ja, fast alle. Garrett weiß es nicht. Wenn Nick noch am Leben wäre, wären Maddie und ich wahrscheinlich nicht mitgegangen. Wir hätten den Freitagabend bei mir verbracht und uns Filme angesehen, so wie in den letzten Jahren, doch niemand erwähnt das.

"Stimmt. Bei uns war das damals eine Tradition, als Abschlussklasse dorthinzugehen", trägt nun auch Dad zu der Konversation bei und so kommt es, dass sich alle über ihre Highschoolzeit unterhalten und wie ihr Abschlussjahr war, während Maddie gespannt zuhört und ich nur gelangweilt in der Gegend herumgucke und mich bereits gedanklich aus dem Gespräch ausgeklungen habe. So habe ich mir das alles überhaupt nicht vorgestellt.

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