❥ Chapter 16
Alecs POV
"Ich freue mich schon so sehr auf die Hochzeit, Alec. Zoe wird wunderschön aussehen", schwärmt Aurelia auf unserem Weg zur Schule.
Das ganze Wochenende war Zoes Verlobung Gesprächsthema Nummer eins bei uns. Sie erzählte, wie Oliver – jetzt ihr Verlobter, wie sie immer gerne betonte – ihr den Antrag auf dem Empire State Building bei Sonnenuntergang gemacht hat und wie sie vor Glück geweint hat. Besonders Mom und Aurelia haben gespannt zugehört, während ich mich versuchte genauso zu begeistern.
Ich freue mich wirklich für meine Schwester, aber ich habe absolute keine Ahnung, wie das mit Hochzeiten und Verlobungen abläuft. Doch weil ich Zoe wenigstens das Gefühl geben wollte, dass es mir wichtig ist, habe ich versucht mich in die Gespräche einzuklingen, aber zum größten Teil vergeblich. Währendessen saß Carter abseits, hörte mit halbem Ohr zu und beteiligte sich gar nicht an den Gesprächen.
Carter hatte schon immer ein Problem mit Oliver. Zwar nie ein großes, aber sie waren von Grund auf verschieden. Oliver war genau wie Zoe, weswegen es zwischen ihnen wohl auch so entwickelt hat. Beide sind sehr zielstrebig, ordentlich und vernünftig. Carter dagegen ist das komplette Gegenteil. Nicht, dass er nicht auch vernünftig ist, aber er hat gerne Spaß und Verantwortung ist auch nicht ganz so sein Ding. Er ist ein guter Bruder, auf den wirklich immer Verlass ist. Aber manchmal vergisst er all das und lässt sie Sau raus, was Oliver bereits einige Male kommentiert hat und Cater nicht gerade gern hörte.
"Ja." Aurelia wirft mir einen Blick von der Seite zu. "Was denn? Ich versuche doch begeistert zu klingen." Daraufhin rollt sie nur ihre Augen.
"Aber du hast doch nichts gegen Oliver, oder?", fragt sie.
"Nein, warum sollte ich? Er ist nett und im Endeffekt muss Zoe selber wissen, mit wem sie ihr Leben verbringen möchte." Das ist die Wahrheit. Ich habe nichts gegen ihn. Er ist ein guter Mensch, passt perfekt zu Zoe und würde alles für sie tun. Wir haben zwar auch nicht unbedingt viel gemeinsam, aber mit mir versteht er sich deutlich besser als mit Carter.
"Gut. Carter empfindet das ja nicht so, wie du weißt. Aber er muss verstehen, dass nicht jeder so ein Arschloch ist wie Kyle."
Kyle war Zoes damaliger Freund. Sie war mit ihm eine Zeit lang in der Highschool zusammen, bevor sie mit Oliver zusammen kam. Er hat sie regelrecht ausgenutzt und nicht gut behandelt. Carter hat das immer öfter mitbekommen und hat Zoe darauf angesprochen, aber so blind vor Liebe wie nunmal war, wollte sie das nicht wahrhaben. Als er dann herausgefunden hat, dass Kyle sie betrügt, war es entgültig vorbei und Carter verprügelte ihn, sodass er für zwei Wochen suspendiert wurde. Mom und Dad waren nicht begeistert, als unser damaliger Direktor die beiden angerufen hat, aber nachdem Carter ihnen den Grund der Prügelei erzählt hat, war alles wieder in Ordnung und er wurde quasi als Held gefeiert, trotz seiner Suspendierung. Da Aurelia und ich da noch viel jünger und noch nicht auf der Highschool waren, haben wir das alles nicht so sehr mitbekommen wie Carter. Na gut, eigentlich war ich sowieso ständig mit anderen Dingen beschäftigt.
Bei mir nahm meine Suspendierung defintiv kein so gutes Ende wie bei Carter... Wie auch immer. Das ist eins der Beispiele, dass Carter zwar ein toller Bruder ist, manchmal aber nicht an Konsequenzen denkt und seiner Wut einfach freien Lauf lässt.
"So ist er nunmal. Irgendwann wird er bei dir bestimmt genauso sein. Na ja, wir sehen uns später Zuhause", verabschiede ich mich von ihr.
"Bis später." Und unsere Wege trennen sich.
Da ich in den ersten Stunden Englisch habe, gehe ich sofort zu unserem Raum. Jonah steht auch schon davor, also stelle ich mich neben ihn und begrüße ihn.
"Hey, Alec", grüßt er mich zurück. "Wie war dein Wochenende?"
"Ganz gut, und deins?", antwortet er und tritt dabei nervös von einem Fuß auf den anderen.
"Auch. Warum bist du so nervös?", frage ich skeptisch und seine Augen weiten sich.
"Nichts. Alles ist gut", kommt aus seinem Mund wie aus der Pistole geschossen.
"Ah ja." Dabei ziehe ich das ja in die Länge und verenge meine Augen, was ihn noch nervöser macht.
"Okay, na gut. Maddie und ich haben uns ausgesprochen."
Meine Augen weiten sich. "Und?"
"Ich denke, wir sind auf einem guten Weg."
"Das ist toll." Ich freue mich für ihn. Wenigstens habe ich dieses Mal etwas richtig gemacht.
"Ja, allerdings." Ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht.
Wie gerufen, biegen Maddie und Lya um die Ecke und kommen geradewegs auf uns zu. Wir begrüßen uns gegenseitug und mir fällt sofort auf, dass Maddie sehr nah neben Jonah steht. Zwar kenne ich die beiden noch nicht allzu lang, aber von Jonahs Erzählungen und der Art, wie er sie ansieht weiß ich, dass er sie wirklich mag und es ist doch toll, seinen neuen Freund glücklich zu sehen.
Lyas POV
Nach dem Unterricht gehen Maddie und ich gemeinsam mit Jonah und Alec in die Mensa und setzen uns an einen freien Tisch. Maddie sitzt neben Jonah und gegenüber sitzen Alec und ich.
"Ich gehe mir was zu Essen holen. Möchte noch jemand etwas?", fragt Jonah in die Runde und steht auf, doch wir lehnen ab.
"Warte, ich komme mit. Vielleicht haben die was gutes." Alec und Jonah gehen gemeinsam zur Theke und stellen sich an.
Maddie legt ihre Arme auf den Tisch und verschränkt ihre Hände miteinander. Sie sieht mich eindringlich an.
"Warum guckst du mich so an?", frage ich verunsichert.
"Ist es okay für dich, dass wir mit den beiden gemeinsam am Tisch sitzen?", fragt sie zögernd.
Ich atme erleichtert aus und setze ein Lächen auf. "Warum sollte es das nicht sein?"
Maddie sieht mich forschend an. "Weil wir jetzt wieder zusammensitzen, nur", sie macht eine kleine Pause, "ohne Nick, aber mit Alec", erwidert sie mit einer sanften Stimme.
Mein Lächeln versteift sich. Sofort kommen die Erinnerungen an meinen Traum hoch: Wir vier gemeinsam in der Mensa, lachend. Nick steht neben mir und fühlt sich überflüssig, weshalb er sich verabschiedet.
Plötzich bemerke ich eine Hand, die mich sanft am Arm antippt und mich aus meinem Tagtraum herausholt. Maddie sieht mich besorgt an. "Ist alles in Ordnung? Sollen wir wieder aufstehen?"
Am liebsten hätte ich ja gesagt, aber ich möchte keine Aufmerksamkeit erregen und Maddie zwingen, die Jungs allein zu lassen, wo sie doch jetzt wieder eine recht gute Beziehung zu Jonah aufgebaut hat. Außerdem saßen wir damals auch immer zusammen mit Nick. Etwas mehr Normalität ist gut und ich will nicht noch mehr zerstören, als ich sowieso schon tue. Also schüttele ich den Kopf und zwinge mich zu einem Lächeln. "Nein, ist schon okay."
Ich bekomme sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich seit Wochen auf Abstand zu ihr bin und das Gefühl habe, sie ständig anzulügen. Bisher habe ich noch nicht den Mut gefunden, ihr die Waheit zu sagen, obwohl ich das könnte.
Ich muss an die Worte von Mrs Jensen denken, dass ich mich jemandem anvertrauen sollte, weil sie sich wirklich um mich sorgen und ein kurzes Gefühl von Mut überkommt mich. Ich öffne meinen Mund, um mich ihr anvertrauen, als gerade die Jungs zurückkommen und ich meinen Mund wieder schließe. Vielleicht später. Oder auch nicht, sage ich mir stattdessen.
*
"Sorry Lya, aber ich treffe mich mit meiner Mom in der Stadt. Ich kann heute also nicht mit dir nach Hause gehen", entschuldigt sich Maddie als wir nach Schulschluss gemeinsam das Gebäude verlassen.
"Schon gut, kein Ding." Mit einer wegwerfenden Handbewegung zeige ich ihr, dass es mir nichts ausmacht. "Viel Spaß mit ihr."
Sie verdreht die Augen. "Werde ich haben. Für sie ein Outfit zu finden ist noch schlimmer als für mich", stöhnt sie genervt auf.
"Du schaffst das schon. Viel Erfolg", wünsche ich ihr und hebe unterstützend beide Fäuste in die Luft.
"Danke", schmunzelt sie und geht dann in die entgegengesetzte Richtung.
Ich gehe nach rechts und stehe einige Meter weiter an einer roten Ampel.
"Hey, Lya."
"Oh, hey." Alec hat sich neben mich gestellt.
"Du musst wohl auch in diese Richtung, was?"
"Jap", antworte ich kurz angebunden.
"Cool. Macht es dir was auch, wenn ich dich ein Stück begleite? Ich muss nämlich auch in diese Richtung." Demonstrativ deutet er mit seinem Zeigefinger in die besagte Richtung.
"Klar, warum nicht." Nein sagen kann ich ja schlecht, wenn wir in die selbe Richtung gehen. Außerdem hat er mir nie etwas böses getan und war bisher nur nett zu mir. Er verdient keine pampige Antwort.
Als die Ampel auf grün springt gehen wir gemeinsam über die Straße.
"Wie geht's dir so?", fragt er, wahrscheinlich um eine peinliche Stille zwischen uns vorzubeugen.
"Gut, und dir?", gebe ich automatisch in einer neutral Stimmlage zurück.
"Auch gut. Wohnst du weit weg von hier?" Aus meinem rechten Augenwinkel bemerke ich, dass er mich fragend ansieht.
"Nein, nicht wirklich. So zwanzig Minuten ungefähr und du?" Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung.
"Auch so um den Dreh. Ist ziemlich praktisch, nicht so weit von der Schule wegzuwohnen." Er wendet seine Blick wieder ab und schaut nach vorne. Ich tue es ihm gleich.
"Stimmt."
Nach einigen Minuten Stille klingelt Alecs Handy und er antwortet mit einem leicht genervten "Ja".
Ich drehe meinen Kopf nach rechts in seine Richtung und sehe, wie er mit einem gelangweilten Blick sein Telefonat führt.
"Ja, mache ich. Aber das hättest du mir auch früher sagen können. Ich bin nämlich gerade auf dem Weg nach Hause."
"...."
"Okay, schon gut, Aurelia. Ich mache ja schon. Bis später." Genervt aufstöhnend legt er auf und steckt sei Handy zurück in seine Hosentasche. "Schwestern..."
Kurz schnaube ich. "Was du nicht sagst. Ich kenne das."
"Hast du eine ältere oder jüngere Schwester?", fragt er interessiert und blickt mich wieder von der Seite an.
"Eine Ältere. Sie ist auf dem College. Und deine?", frage ich zurück und erwidere seinen Blick.
"Meine jüngere Schwester Aurelia ist gerade im zweiten Highschooljahr und meine ältere Schwester Zoe arbeitet und steht quasi voll im Leben", antwortet er.
"Warum sieht du mich so überrascht an? Hättest du das nicht erwartet?", er lächelt mich an.
"Nein, nichts gegen dich, aber bei dir hätte ich eher noch einen Bruder vermutet", stelle ich überrascht fest. Vielleicht denke ich auch nur zu klischeehaft, aber es wirkt wie jemand, der mit einem Bruder aufgewachsen ist.
Alec lacht auf. "Den habe ich auch. Er fängt gerade mit dem College an."
Abrupt bleibe ich stehen und schaue ihn ungläubig an. "Meinst du das ernst oder willst du mich gerade nur verarschen?", frage ich skeptisch.
Er bleibt ebenfalls stehen und setzt eine ernste Miene auf. "Nein, das ist mein voller Ernst. Ich habe zwei Schwestern und einen großen Bruder."
Mit einem leichten Kopfschütteln versuche ich meinen überraschten Gesichtsaudruck abzuschütteln und setze meine Füße wieder in Gang. "Sorry."
"Kein Ding. Mit drei Geschwistern rechnet so gut wie niemand." Alec zuckt mit den Schultern, als ob meine Reaktion für ihn nichts neues mehr ist.
"Na ja, so wird es jedenfalls nicht langweilig bei euch Zuhause."
"Allerdings. Aber manchmal ist es zu viel Drama auf einmal für mich. Vor allem, wenn Carter, also mein Bruder, wieder mal Aurelia ärgert und diese dann zu Mom rennt. Da komme ich mir manchmal vor wie in einer Netflixserie", erwidert er augenrollend.
Bei dem Gedanken daran, wie Alecs Geschwister rumlaufen und sich gegenseitig ärgern, während er zusieht und hofft, dass jemand auftaucht und ihm sagt, dass es alles nur geskriptet ist, muss ich lachen.
"Sehr lustig, Lya", erwidert er tocken, kann jedoch kein Lächeln unterdrücken.
"So schlimm ist es bei Tessa und mir zum Glück nicht. Sie kann zwar manchmal ziemlich nervig sein, aber im Grunde ist sie eine gute Schwester." Sobald ich es ausgesprochen habe wird mir klar, was ich gerade gesagt habe und die vergangenen Wochen ziehen vor meinem inneren Auge an mir vorbei. Ich sehe Tessa, wie sie mich zur Therapie fährt und wieder abholt, obwohl sie wahrscheinlich mit ihrer Lerngruppe verabredet ist, sich aber immer mehr Zeit für mich nimmt. Tessa, die fast täglich mit uns gemeinsam zu Abend isst, obwohl sie wahrscheinlich auch anderweitig Verabredungen hat. Da fällt mir wieder Typ aus dem Café ein, mit dem Maddie und ich sie vor Kurzem gesehen haben. Tessa, die mich ungewöhnlich oft fragt, wie es mir geht und ob sie etwas für mich tun kann.
Und da trifft es mich, wie ein Schlag ins Gesicht.
"Ist alles okay?", fragt Alec vorsichtig und sieht mich leicht besorgt an. Erschrocken reiße ich meinen Kopf in seine Richtung. Ich war so sehr in Gedanken, dass ich komplett vergessen habe, dass er auch noch da ist.
"Ja.. ähm, alles okay", antworte ich abwesend, mit Gedanken immer noch bei Tessa. Den restlichen Weg über schweigen wir, bis unsere Wege sich trennen.
*
Die letzten Schritte nach Hause beschleunige ich meinen Gang, sodass ich fast schon laufe.
Als ich endlich vor der Haustür stehe, drücke ich auf die Klingel. Mom öffnet die Tür und sieht mich verwirrt an. "Was ist los?"
"Nichts", sage ich. "Ich... Ich muss mit Tessa reden."
Sie sah vorher schon verwirrt aus, aber jetzt kann ich das riesige Fragezeichen über ihren Kopf aufleuchten sehen. "Okay. Komm erstmal rein." Mom tritt zur Seite und ich gehe hinein. Hinter mir schließt sie die Tür und bleibt mit verschränkten Armen davor stehen, während sie ihre Augen auf mich gerichtet hat. "Lyana, du sagst mir jetzt ob etwas passiert ist", sagt sie in einem fordernden Ton und versucht die Besorgnis in ihrer Stimme mit Strenge zu übertönen, was jedoch nicht wirklich funktioniert.
Keine Ahnung, ob Mom denkt, dass ich meiner Wut mal wieder einmal Luft machen muss oder nicht, aber sie sieht sehr besorgt aus. Obwohl sie mich fast nur noch mit diesem Gesichtsausdurck ansieht. "Es ist nichts passiert, ich muss nur dringend mit Tessa reden", antworte ich und stelle meine Tasche zur Seite.
Mom nickt langsam, sieht aber noch immer nicht überzeugt aus.
"Sie ist oben, oder? Sie meinte nämlich, sie hätte heute frei", frage ich.
"Äh... ja, sie ist in ihrem Zimmer."
Schnell drehe ich mich um und laufe die Treppe nach oben. Vor ihrer Zimmertür bleibe ich stehen und halte inne. Was soll ich überhaupt zu ihr sagen? Toll, an das Wichtigste habe ich gar nicht gedacht.
Trotzdem nehme ich all meinen Mut und klopfe an. Tessa antwortet mit einem "Herein" und ich öffne zögerlich die Zimmertür.
"Lya", überrascht dreht sie sich mit ihrem Drehstuhl zu mir um. "Was gibt's?" Sie sieht mich erwartungsvoll an.
"Ich... ähm, kann ich vielleicht reinkommen?", frage ich leise, fast schon in einem Flüsterton.
"Natürlich. Du kannst dich aufs Bett setzen." Tessa kommt auf mich zu und schließt die Tür, während ich mich langsam zu ihrem Bett bewege und mich hinsetze. Sie setzt sich neben mich und schaut mich mit einem ernsten Gesichtsaudruck an.
"Was ist los?", fragt sie vorsichtig.
Nervös knete ich meine Hände. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen." Nicht mehr als ein Flüstern verlässt meinen Mund.
Tessa legt eine Hand auf meine Schulter und ich spüre sofort wieder die Vertrautheit wie damals, als wir uns noch besser verstanden haben. Zum ersten Mal seit Wochen wird mir bewusst, dass ich mich wie das letzte Arschloch ihr gegenüber verhalten habe.
"Wofür?", fragt sie verwirrt. Aber ich denke, sie weiß genau, was ich meine.
"Dafür, wie ich mich in letzter Zeit dir gegenüber verhalten habe", gebe ich zu und senke den Blick schuldbewusst auf meine Hände. "Es ist nur so, dass ich Nick wahnsinnig vermisse und seit seinem Tod nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Aber das ist keine Rechtfertigung, dass ich so scheiße zu dir gewesen bin." Ich hebe meinen Blick un sehe in ihre Augen, die mich bemitleidend ansehen.
"Es ist okay, Lya." Im nächsten Moment schlingt sie ihre Arme um mich und ich habe das Gefühl, dass ein Teil der Last auf meinen Schultern abfällt.
"Ich meine klar, es hat mich verletzt, aber das, was du durchmachen musstest, war wirklich hart und das ist es wahrscheinlich noch immer, stimmt's?" Ich nicke und mir laufen die ersten Tränen über die Wange, die ich versuche mit meinem Ärmel wegzuwischen. Tessa bemerkt das, lässt mich los und geift nach einer Packung Taschentücher, die auf ihren Nachttisch liegt. Sie gibt mir eins und ich wische meine Tränen ab. "Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich für dich da bin. Du bist mir wichtig und meine Lieblingsschwester."
Ich muss schmunzeln. "Klar bin ich das. Schließich bin ich auch deine Einzige."
"Trotzdem. Wenn du reden möchtest, kannst du das tun, okay?" Ihre sanfte Stimme beruhigt mich sofort ein wenig.
"Ja. Danke. Es ist nur verdammt schwer. Alle wollen, dass ich rede, aber..."
"Und was willst du?" Perplex schaue ich sie an. Nach einigen stillen Sekunden antworte ich: "Dass der Schmerz endlich ein Ende hat."
"Ich weiß", flüstert sie ihn meine Haare, während sie mich wieder in ihre Arme schließt. "Es wird besser und wir alle unterstützen dich dabei. Mom, Dad, Maddie, Mrs Jensen und ich. Du bist nicht alleine, Lya. Vergiss das nicht."
Zum ersten Mal seit langem glaube ich, dass sie recht hat. Ich bin ihnen nicht egal. Das war ich nie. Ich habe sie weggestoßen und das war ein großer Fehler. Ganz ehrlich, ich kann froh sein, dass sie mich nicht hängen lassen, denn jeder andere hätte sich schon längst von mir abgewandt, aber nicht meine Familie und dafür bin ich ihnen mehr als dankbar. Aber ich schäme mich trotzdem sehr, dass mir das erst so spät bewusst geworden ist.
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