❥ Chapter 10
Alecs POV
Heute ist Freitag und somit ist die erste Schulwoche fast vorbei und ich muss sagen, dass es mir hier besser gefällt als erwartet. Jonah und ich verstehen uns wirklich gut, sodass ich meine alte Clique aus New Hampshire nicht wirklich vermisse, mit zwei Ausnamhen. Wahrscheinlich haben sie mich auch schon längst vergessen oder mich mit Absicht aus ihren Gedanken gestrichen. Aber generell ist hier einiges anders. Mal abgesehen davon, dass mein Schulweg viel angenehmer ist, sind sie Leute hier irgendwie entspannter. Ich habe weniger das Gefühl, unter sozialem Druck zu stehen und mehr dazugehören zu müssen. Bisher jedenfalls. Vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht, könnte ich sogar anfangen, die Highschool zu mögen, so wie noch am Anfang.
"Steht das mit nach der Schule noch?", fragt Jonah mich, während der Mittagspause.
"Ja, warum nicht?"
"Ich wollte nur nochmal nachfragen."
"Nein, alles gut." Jonah und ich haben vorgestern ausgemacht, dass wir heute nach der Schule etwas gemeinsam unternehmen. Natürlich habe ich sofort eingewilligt, weil Jonah wirklich nett ist und ich mir gut vorstellen kann, mit ihm befreundet zu sein. Zwar ist er kein Spencer, aber niemand kann den einen besten Freund ersetzen, den man hat und das ist völlig in Ordnung. Außerdem hat Mom sich ziemlich gefreut, als ich ihr davon erzählt habe, dass ich mich anscheinend gut einlebe und mich darauf auch konzentriere.
"Habt ihr zwei ein Date oder so?" Chase setzt sich an unseren Tisch und schaut von Jonah zu mir. Jonah und ich sehen uns verwirrt an und blicken dann wieder zu Chase. "Das hat sich so angehört. Also ich würde es euch beide auf jeden Fall unterstützen, keine Frage. Aber es gäbe da eine Sache, die du vielleicht wissen solltest, Alec." Er schaut mich mit einem gespielten ernsten Blick an. "Du würdest unseren Jonah niemals für dich haben. Maddie würde sicher nicht so gerne teilen wollen."
Überrascht wende ich mich Jonah zu, doch er meidet meinen Blick und sein Gesicht hat etwas Röte angenommen. Das ist mir neu.
"Tja, meine Turteltäubchen, ich muss dann mal los. Und treibt es nicht zu weit, okay?" Chase zwinkert uns zu und geht weg.
Lachend schüttle ich den Kopf und schaue wieder zu Jonah. Chase scheint einer dieser Menschen zu sein, die immer einen Spruch parat haben und einen immer zum Lachen bringen. Einer dieser Menschen wie Spencer.
"Was meinte er mit Maddie? Seid ihr zusammen?", frage ich neugierig und irritiert, weil ich die beiden bisher noch nicht habe miteinander reden sehen.
"Ähm.. nein, aber... also, ich glaube jedenfalls nicht", druckst er herum und wird noch röter, was eigentlich schon fast unmöglich ist.
"Du glaubst? Weiß man sowas nicht normalerweise?", frage ich verwirrt.
"Eigentlich schon", er hebt seinen Blick. "Es ist kompliziert." Jonah verzieht das Gesicht und zeigt mir somit, dass ich wohl einen wunden Punkt getroffen habe. Der Ausdruck in seinen Augen bestätigt mir meine Vermutung von einer tiefgehenden Geschichte, nach deren Inhalt ich besser nicht fragen sollte.
"Und warum sprecht ihr euch dann nicht aus, wenn es so kompliziert ist?"
Jonah atmet hörbar aus. "Das ist nicht so einfach. Es ist einiges passiert." Und damit ist das Thema auch schon beendet. Es klingelt und wir müssen wieder zum Unterricht. Als letztes steht Englisch auf dem Plan. So wie meine Woche angefangen hat, so hört sie auch wieder auf.
Wir betreten den Klassenraum und setzen uns auf unsere Plätze. Kurz nach uns kommen Lya und Maddie in den Raum und setzen sich neben uns.
Kurz werfe ich einen Blick zu Jonah, doch dieser schüttelt kaum merklich mit dem Kopf.
Mrs Anderson kommt als Letzte hinter der Schülermasse herein, stellt ihre Tasche ab und beginnt mit dem Unterricht.
*
"Dann sucht euch bitte einen Partner und bearbeitet die ersten drei Aufgaben auf eurem Arbeitsblatt", erteilt Mrs Anderson uns den nächsten Arbeitsauftrag, nachdem wie ungefähr zwanzig Minuten über unser neues Thema geredet haben. Soziale Medien. Zum Glück ist es etwas aktuelles.
Das ist es! Gerade, als Jonah sich in meine Richtung dreht, wende ich mich nach rechts. "Maddie! Möchtest du vielleicht mit Jonah zusammenarbeiten?", frage ich sie schnell, bevor sie anfängt, mit Lya zu arbeiten.
Sie zuckt erschrocken zusammen und scheint nicht richtig zu wissen, was sie antworten soll. Auch Lya sieht mich verwirrt an, doch sie kapiert es schnell und schaltet sich ein. "Ja, warum eigentlich nicht? Wir arbeiten ja immer zusammen. Da wär's doch mal eine gute Abwechslung, mit jemand anderem zusammenzuarbeiten. Oder, Maddie?" Maddie wirft Lya einen bösen Blick zu, gibt aber dann genervt nach. "Na schön, wenn ihr unbedigt zusammenarbeiten wollt, bitteschön."
Jonah zieht leicht an meinem Ärmel. "Was soll das, Alec?", zischt er mir zu. "Ich habe dir doch gesagt, dass..."
"Dank mir später dafür."
Sie steht auf, nimmt ihre Sachen und wir tauschen die Plätze.
"Hey. Sorry, wenn du mit Maddie arbeiten wolltest, aber..." Lya winkt ab. "Kein Ding. Ist vielleicht besser so. Die beiden haben noch-"
"-einiges zu klären.", beende ich ihren Satz.
Überrascht sieht sie mich an. "Ja. Ich wusste nicht, dass du davon weißt."
"So genau tue ich es auch nicht, aber er meinte, dass es da etwas gäbe und das ist die perfekte Möglichkeit, sie erstmal wieder zum miteinanderreden zu bewegen."
"Ja, das war echt schlau von dir, Alec Scott. Ich bin beindruckt", schmunzelt sie mit einer Priese Ironie. Anscheinend hätte sie nicht gedacht, dass ich gute Ideen haben könnte. Tja, falsch gedacht. Dieser Gedanke bringt mir gewisse Genugtuung und ich muss ein Grinsen unterdrücken.
"Vielen Dank. Es wird sicher bald noch eine Fortsetzung geben, wenn sich nichts tut." Wie aus dem Nichts fällt mir wieder das Hintergrundbild ihres Handys ein, aber ich versuche es zu verdrängen und meine Gedanken wieder auf das Wesentliche zu lenken: den Unterricht. "Wie auch immer, wir sollten mit den Aufgaben beginnen."
"Genau. Willst du Text A lesen und ich B?", fragt sie.
"Ja, klingt gut."
Also machen wir uns an unsere Texte und bearbeiten danach die passenden Aufgaben dazu. Nachdem wir mit unseren Einzelaufgaben fertig sind, tauschen wir uns darüber aus und bearbeiten den Rest der Arbeitsaufträge gemeinsam.
"In 5 Minuten hätte ich gerne eure Ergebnisse hier vorne liegen. Vergesst nicht, euren Namen draufzuschreiben", gibt Mrs Anderson dem Kurs Bescheid.
"Okay, wir sind eigentlich fertig. Oder hast du noch etwas hinzuzufügen?", fragt Lya, während sie noch einen Blick auf unsere Ergebnisse wirft und mir dabei das Blatt rüberschiebt.
"Nein, wir müssten eigentlich alles haben."
Ich nehme einen Stift und schreibe unsere Namen drauf.
"Ähm... bei mir bitte Lyana statt nur Lya und mit y statt i." Ich halte kurz inne und blicke zu ihr auf. "Mit y?" Sie nickt. "Okay, das ist ungewöhnlich." Ich schreibe ihren Namen hin.
"Ja, ich weiß. Eigentlich sollte mein Name ursprünglich auch mit i geschrieben werden, aber meine Eltern waren anscheinend so aufgeregt und haben sich verschrieben. Als sie es gemerkt haben, war es zu spät, um es noch zu ändern und so einen großen Unterschied macht es eigentlich kaum. Auch, wenn es tatsächlich Leute gibt, die es wie liar aussprechen. Besonders, wenn sie nur meinen Spitznamen benutzen", verdreht Lya an Erinnerung an all diese Situationen die Augen.
"Oh. Zum Glück gibt es bei meinem Namen keine Probleme. Außer, dass es meinen Nachnamen gefühlt millionenmal gibt, was ziemlich nervig ist, wenn ich irgendwo bin und ein Mr Scott gerufen wird, ich mich umdrehe, aber nie gemeint bin", erwidere ich darauf und lache verlegen. Keine Ahnung, warum ich das gerade gesagt habe, aber ich wollte ihre Aussage nicht so stehen lassen.
Sie hält sich ihre linke Hand vor dem Mund und versucht ein Schmunzeln zu unterdrücken.
"Hey, das ist nicht lustig. Ich habe schließlich auch nicht über deinen Namen gelacht, liar", ziehe ich sie auf.
Lya boxt mir leicht in den Arm. "Nenn mich bloß nicht noch einmal so", hebt sie gespielt ermahnend den Zeigefinger und lächelt mir dann leicht zu. Das entlockt mir ebenfalls ein Lächeln.
"Ich hätte jetzt gerne eure Blätter", unterbricht uns Mrs Anderson. Schnell schreibe ich noch den Rest unserer Namen auf das Blatt.
"Wie ist dein Nachname?", frage ich schnell an Lya gewandt.
"Healey. Wird so geschrieben, wie's ausgesprochen wird." Beide Namen auf dem Blatt stehend, lege ich unsere Erebnisse vorne auf das Pult.
"Gute Zusammenarbeit, Ms Healey."
"Dem kann ich nur zustimmen, Mr Scott", entgenet sie mir mit Betonung auf meinem Namen. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch.
"Ja, Alec. Diesmal bist wirklich du angesprochen." Lachend schüttle ich den Kopf und setze mich wieder auf meinen Platz. Irgendwie ist sie gar nicht mehr so abweisend, wie ich sie am Anfang kennengelernt habe und erleichtert mich sehr.
Lyas POV
"Wo wolltest du denn zuerst hingehen?", frage ich Maddie, als wir das Schulgebäude verlassen. Nicht reagierend geht sie starr weiter. "Maddie?" Noch immer keine Reaktion.
"Verdammt, Maddie! Was ist denn los?", rufe ich lauter und bleibe stehen. Sie bleibt ebenfalls stehen und dreht sich um. Ihr Augen verengen sich und sie kommt näher auf mich zu. Oh oh.
"Was los ist? Ist das gerade dein verdammter Ernst, Lya? Was sollte das?" Mit ihrem Armen gestikulierend und Wut in ihren Augen funkeln habe ich sie noch sie gesehen. Eigentlich ist sie immer die Freundlichkeit und Ruhe in Person. Aber so macht sie mir fast schon Angst. Erschrocken von dieser Maddie-Version fragt sie mich erneut.
"Ich wollte nur, dass ihr euch mal aussprecht", antworte ich mit leiser Stimme.
"Es gibt nichts zu bereden, okay?!"
"Ach ja? Und warum sitzt Jonah nicht mehr bei uns in der Mittagspause und redet kaum noch mit uns? Wegen Nicks Tod kann es wohl kaum sein, sonst hätte er uns vor den Ferien schon gemieden, aber das hat er nicht! Bis zu den Sommerferien saß er immer bei uns, aber seit dem Schulbeginn ignoriert er uns, oder besser gesagt dich, so gut es geht", meine Stimme wird lauter. "Also gibt es anscheinend doch etwas zu bereden, oder meinst du nicht auch?"
Maddies Schultern lockern sich und ihre Gesichtzüge verlieren an Anspannung. Die Erwähnung von Nicks Tod zügelt ihre Wut um einiges. Ich senke meine Stimme und versuche einfühlend zu klingen. "Ihr habt doch ganz sicher einige Dinge zu klären, Maddie. Warum macht ihr es dann nicht?"
Unwissend schüttelt sie den Kopf.
"Du magst ihn und er mag dich. Das ist doch eindeutig und mal ganz ehrlich, das geht doch fast schon eine gefühlte Ewigkeit so. Du hast doch selbst erzählt, wie es in den Ferien war. Also sollte das doch klar sein, oder nicht?"
Sie umklammert ihre Tasche fester und wirkt verunsichert. "Was meinst du damit, dass es fast eine gefühlte Ewigkeit so geht?"
"Nick hat mir damals erzählt, dass Jonah dich mag, aber zu schüchtern ist, um dir das zu sagen", beichte ich ihr, was Nick mir vor einem Jahr gesagt hat. Eigentlich sollte ich es niemandem erzählen, aber die beiden sind in einer Situation, in der es gesagt werden muss. Außerdem haben sie sich bereits geküsst. Da wird es mehr als klar sein.
Ihre Augen weiten sich. "Deswegen hast du mich immer in seiner Nähe sitzen lassen. Nicht nur, weil ich ihn mag, sondern weil er mich auch mag." Nickend stimme ich zu. Nick und ich hatten die Hoffnung, dass die beiden sich irgendwann näher kommen würden, aber irgendwie wurde nie etwas daraus.
Peinlich berührt stürtzt sie den Kopf in ihre Hände. "Oh Gott! Hätte ich das doch nur vorher gewusst. Warum hast du mir denn nichts gesagt?"
"Weil es dann nur noch komischer zwischen euch gewesen wäre, als vorher. Ich meine, seht euch jetzt mal an."
"Ja, ja du hast recht. Es tut mir Leid, aber das war trotzdem echt daneben von euch. Du hättest mich ruhig vorher fragen können und nicht sofort auf den Alec-Zug aufspringen müssen."
"Ich wusste, dass du nein sagen würdest und außerdem ging das Ganze von ihm aus. Es war seine Idee und nicht meine, wobei ich zugeben muss, dass die Masche echt nicht schlecht war." Es hat mich überrascht, dass er so reagiert hat, weil ich damit nicht gerechnet hätte.
"Ja, echt perfekt. Danke", sagt Maddie mit einem sarkastischen Unterton. "Diese Idee hätte auch von...", abrupt hört sie auf zu reden und schließt ihren Mund. Schuldbewusst senkt Maddie ihren Blick.
"Ich weiß", ist alles, was ich dazu sage. Diese Idee hätte auch von Nick sein können. Das wollte sie sagen und es stimmt. Nick hätte in dieser Situation genauso reagiert, wenn er die beiden nicht schon vorher damit konfrontiert hätte. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich mitgemacht habe. Kurz hat es sich angefühlt, als wäre wieder alles normal, bis Alec neben mir saß.
"Habt ihr denn miteinander gesprochen?"
"Na ja, nur das Nötigste. Es war einfach nur peinlich. Bitte mach das nicht noch einmal. Und wenn Alec das wieder machen sollte, sag nein", ermahnt sie mich.
"Okay. Wir sollten los. Sonst schließen die Läden und ich habe nicht mal ein Kleid anprobiert." Maddie zieht mich am Arm und wir gehen in schnellem Schritttempo in Richtung Stadt.
*
"Wie findet du das hier?" Im Kreis drehend führt Maddie mir eins der Kleider vor, das sie gerade anprobiert hat. Es ist dunkelgrau mit dünnen Trägern und geht ihr bis zu den Knien.
"Na ja. An sich ganz nett, nur etwas trostlos für eine Hochzeit." Das Kleid steht ihr, aber irgendwie passt es nicht so richtig zu Maddie, die ein lebensfroher Mensch ist und gerne bunte Farben trägt.
Stöhnend lässt sie sich auf den Sessel neben mich fallen. "So finde ich nie ein Kleid. Das ist jetzt schon der vierte Laden und ich habe immer noch nichts. Absolut nichts."
"Wir haben noch genug Zeit für einen weiteren Laden. Die Straße runter gibt es noch ein Geschäft mit verschiedenen Kleidern. Da geht Tessa oft hin, wenn sie eins braucht", versuche ich meine beste Freundin aufzumuntern.
Tief durchatmend steht sie auf und betrachtet sich im Spiegel. "Ja, du hast recht. Vielleicht haben die schönere Sachen als dieses Trauerspiel hier." Maddie verschwindet wieder in der Kabine und zieht sich um.
Vor dem besagten Laden bleibt Maddie stehen und schaut mich erschrocken an. "Was ist?", frage ich verwirrt.
Mit ihrem Kopf deutet sie auf die zwei Personen an einem Tisch sitzend in dem Café auf der anderen Straßenseite. Mein Blick folgt ihrem und meine Augen weiten sich. Nein, das kann nicht sein.
"Kennst du ihn?", fragt Maddie mir zugewandt
.
"Nein", antworte ich betont langsam, meinen Blick noch immer auf die beiden gerichtet.
"Hat Tessa denn noch nie von ihm erzählt? Denn das sieht gerade ziemlich vertraut aus."
Ich versuche mich an den Namen eines Mannes zu erinnern, doch da ist nichts. Nicht mal eine ganz kleine Bemerkung. "Nein, aber das muss doch nicht unbedingt was heißen, oder? Vielleicht", wieder schaue ich zu ihnen rüber und sehe, wie meine Schwester diesen fremden Typ gerade küsst, "hat Tessa einen Freund?!"
Entsetzt sehe ich zu Maddie, die den gleichen Gesichtsausdruck hat wie ich.
"Wow, das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte, sie wäre einer dieser Menschen, die erstmal Karriere machen und sich dann einen Mann suchen", entgegnet Maddie erstaunt.
"Ja, das dachte ich allerdings auch. Jedenfalls hat sie das immer gesagt." Irgendwie komme mir hintergangen vor. Klar, Tessa und ich waren noch nie die besten Freundinnen, aber dass sie ihn noch nie einen Freund erwähnt hat, sieht ihr nicht ähnlich. Sonst erzählt sie uns alles, was in ihrem Leben passiert, aber so ein wichtiges Detail lässt sie einfach aus.
Sanft umschließt Maddie mein Handgelenk und zieht mich leicht mit sich. "Komm schon, Lya. Lass uns weitergehen. Es bringt nichts, uns jetzt darüber aufzuregen." Widerwillig nehme ich meinen Blick von dem Geschehenen und gehe weiter.
*
"Wie findest du das hier?", fragt Maddie und hält ein gepunktetes gelbes Kleid in die Höhe.
"Ja, ganz schön", antworte ich, während ich in Gedanken versunken die T-Shirts an der Kleiderstange mustere, ohne sie wirklich anzusehen.
"Ach echt? Hm... also ich finde es nicht so toll." Ich muss wissen, wer dieser Typ ist. Ich habe ihn noch nie gesehen und Tessa hat auch noch nie von ihm gesprochen. Oder doch? In Gedanken gehe ich unsere letzten Abendessengespräche durch, doch mir fällt nichts besonderes auf.
"Aber vielleicht wäre ein Minirock und ein bauchfreies Oberteil auch nicht schlecht", sagt Maddie.
"Wie du willst." Verdammt, warum wühlt mich das so auf? Es ist Tessas Leben und nicht meins.
"Lya, hast du mir überhaut zugehört?" Erschrocken hebe ich meinen Kopf und sehe Maddie vor mir stehen, beide Hände in die Hüften gestemmt.
Verlegen schaue ich auf den Boden und murmele eine Entschuldigung.
Leicht genervt stößt Maddie die Luft aus. "Okay, hör mal. Ich bin mir sicher, dass es noch ziemlich frisch zwischen mit beiden ist und du deshalb nichts davon weißt. Sie wird ihn dir und euren Eltern schon noch vorstellen." Sie versucht meine Gedanken zu beruhigen, doch das hilft nicht. Dieser Gedanke füllt mein Gehirn vollständig aus und drängt alles andere in die Ecke.
"Vielleicht. Nur ist es irgendwie komisch. Ich habe das Gefühl, alle kommen mit ihrem Leben voran, während ich stehenbleibe und immer mehr Leute und mich herum verliere." Ich merke, wie meine Augen wieder anfangen zu brennen und versuche die aufkommenden Tränen wegzublinzeln. Verdammt, warum macht mich das so sentimental?
Maddie bemerkt es und legt einen Arm um mich. "Hey, es wird alles wieder gut und du kommt auch voran, glaub mir. Vielleicht kommt es dir momentan nicht so vor, aber irgendwann wird alles wieder besser werden. Ich bin bei dir und helfe dir, nach vorne zu gehen, okay? Und verlieren wirst du mich auch nicht. Wer soll mir denn dann immer auf die Nerven gehen, wenn ich mal keinen Schritt nach vorne gehe?" Den letzten Satz spricht sie in einem scherzhaften aber ernsten Unterton aus.
"Lass uns gehen. Hier finde ich auch nicht das passende Kleid. Die Hochzeit ist ja erst im November. Ich kann auch nochmal in ein paar Wochen weiterschauen. Vielleicht haben die bis dahin neues Sortiment." Ich nicke und wie verlassen den Laden.
"Sollen wir noch kurz etwas trinken gehen oder so?", fragt meine beste Freundin.
Ein Schuldgefühl breitet sich in meinem Inneren aus, als ich über meine Antwort nachdenke. "Tut mir Leid, Maddie, aber..."
"Du brauchst deine Ruhe, schon klar. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal." Maddie wirkt traurig, aber auch verständlich, dass ich erstmal eine Pause brauche, um alles zu sortieren. Es tut mir wirklich leid, dass ich sie jetzt hängenlasse, aber ich bin gerade ehrlich nicht mehr zu gebrauchen.
"Ja, beim nächsten Mal ganz bestimmt", antworte ich ihr mit einem kleinen Lächeln und meine es auch so.
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