Ringo-Ehrenwort

Hey,

ich kann jetzt zu 99%tiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass morgen das letzte Kapitel kommt und am Donnerstag dann der Epilog

All the Love ~ L xx

《♡》

Pov. Louis

"Ich geh kurz zu Logan. Vorhin war es ein wenig hektisch ubd eigentlich wollte ich noch mit ihm reden" ,erkläre ich Harry, als ich einen schmale Person auf der Kante des Daches ausmachen kann. Das ist eindeutig Logan, das erkenne ich sogar noch bei Nacht.

"Gern, aber um Mitternacht muss du wieder in meinen Armen sein, damit wir zusammen in das neue Jahr starten können. Zwanzig Minuten hast du noch" ,informiert er mich, während er seinen Mantel wieder zuknöpft. Schmunzelnd sehe ich ihm dabei zu. Seine Stirn hat er dabei in Falten gelegt, als wäre das eine anstrengende Arbeit, bei der man viel nachdenken muss.

"Ich beeil mich" ,versichere ich ihm und werfe ihm einen letzten Blick zu, bevor ich mich verliebt lächelnd umdrehe.

Der Weg zu Logan hin fühlt sich so an, als würde ich auf Wolken gehen. Sorglos schwebe ich von einer Wolke zur nächsten und befinde mich definitiv fernab von jeglicher Realität. Einzig und allein das warme Kribbeln, das sich wie eine warme Decke um mich schmiegt, sorgt dafür, dass mir die eisige Kälte nichts ausmacht. Es ist wie ein Rausch. Glücksgefühl durchströmen meinen Körper, einfach weil gerade alles so gut läuft.

Doch als ich bei Logan ankomme, zieht mir jemand die nächste Wolke weg und ich komme hart auf dem Boden auf.

Ich sehe ihn zwar nur von der Seite, da er auf der Kante sitzt, und er seine Beine baumeln lässt, dennoch erkenme ich die heruntergezogenen Mundwinkel und die nachdenkliche Mine deutlich.

"Logan?"

Er sieht zu mir und ringt sich ein Lächeln ab, als er realisiert, dass ich es bin. Ich setze mich zu ihm.

"Was ist los?" ,frage ich besorgt und lege meine rechte Hand auf seine linke, die schräg hinter ihm liegt, um seinen Oberkörper abzustützen.

"Nichts wirklich" ,tut er mit einem einfachen Schukterzucken ab, aber um darauf reinzufallen, kenne ich ihn schon zu gut. Natürlich stimmt etwas nicht, wenn er in der Silvesternacht auf der Kantes des Daches sitzt und der Partymeute den Rücken zukehrt. Auch überzeugt mich seine gesamte Mimik so gar nicht, dass nichts ist.

"Das sieht mir aber nicht nach nichts aus. Komm schon, was bedrückt dich?" ,frage ich weiter, da ich mich definitiv nicht mit so einer kurzen Antwort zufrieden gebe.

Logan seufzt tief, sieht in den Abgrund und fängt schließlich an zu reden.

"Das was mich immer bedrückt. Meine Vergangenheit und die Tatsache, dass sie mich immer wieder einholt, egal wie viel Zeit vergeht oder wie sehr ich versuche mich zu ändern. Ich drehe mich immer im Kreis und das möchte ich nicht mehr. Ich möchte etwas erreichen, Distanz zwischen mich und dem, was damals passiert ist bringen, aber ich kann es nicht. Es scheint mir fast schon unmöglich."

Er wurde immer schneller beim Reden, verzweifelter und beim letzten Satz formt die bloße Hilflosigkeit in seiner Stimme einen Knoten in meinen Hals.

"Du willst einfach nur mit der Vergangenheit abschließen können" ,wiederhole ich verständnisvoll. Es gibt viele, die versuchen ihren Frieden mit der Vergangenheit zu finden, doch nur wenige haben das Glück, es auch wirklich zu schaffen. Nicht, weil sie es nicht mit aller Kraft versuchen, sondern einfach, weil es unmöglich ist seinen Frieden mit gewissen Dingen zu finden.

Wie soll Logan auch mit etwas abschließen können, dass nach all diesen Jahren immer noch unbeantwortet ist?

Mit einer offenen Frage abzuschließen erzeugt ungefähr das selbe Gefühl, wie eine Geschichte, deren Ende nicht ganz klar ist. Du hast sie während des Lesens geliebt, sie verschlungen und doch war das Ende alles andere als Zufriedenstellend. Lauter offene Fragen, über deren Antwort du nur Mutmaßen kannst. Du kannst dir ein eigenes Ende ausdenken, ein schönes, eines, mit dem du besser leben kannst und doch macht es dieses Gefühl der Unzufriedenheit nicht weg. Es bleibt ein ewiger Begleiter und überschattet die schönen Momente, die es im Buch gab. Es zählt nur noch das Ende, welches dir jegliche schönen Gedanken zu dem Buch verbaut, wie eine Mauer die Sicht auf die Blumen.

Erst wenn das Ende ein anderes ist, kann man wieder richtig durchatmen. Doch die Änderung dieser Geschichte liegt nicht in deiner Hand und ist unwiderruflich.

Ohne Antworten gibt es eben kein Happy End.

Das selbe gilt auch für Logans Situation. Ohne Antworten wird er nur schwer sein Happy End finden können, dabei ist dieses eigentlich schon direkt vor ihm. Er muss es nur als dieses Erkennen können.

Was zugegebenermaßen nicht immer das einfachste ist.

"Genau, aber das funktioniert nicht, weil einfach zu viele Fragen noch offen stehen und ich diese nicht einfach zur Seite schieben kann. So geht das nicht. Indem ich es ignoriere verschwinden die Fragen nicht aus meinem Hinterkopf. Das hab ich schon versucht, glaub mir, bis vor kurzem hat es auch so halb funktioniert, aber dann kam die Geschichte mit meinem Onkel. Fragen, von denen ich längst dachte, sie begraben zu haben, haben sich an die Oberfläche gekämpft und sich penetrant bei mir eingenistet. So viel wie in letzter Zeit, habe ich noch nie über meine Familie nachgedacht und ich weiß einfach nicht mehr wohin mit allem. Es überfordert mich, ich kann nicht mehr schlafen und das alles nur, wegen etwas, was schon lang nicht mehr Thema sein sollte. Es ist Vergangenheit, vorbei, nicht veränderbar und trotzdem zerbreche ich mir den Kopf darüber. Was wenn das nicht mehr aufhört? Ich möchte nicht immer wieder daran erinnert werden. Ich will Distanz zu allem, aus meiner Vergangenheit. Ich - Ich will ein Meer zwischen mir und meiner Vergangenheit. Ist das wirklich zu viel verlangt? Wie soll das in ein paar Jahren aussehen? Louis ich bin kurz davor eine eigene Familie zu haben. Eine Familie, die noch existiert, die mich braucht, die mich liebt, aber wir soll ich ihnen mein ganzes Herz schenken, wenn die andere Hälfte irgendwo in Russland steckt?" ,fragt er verzweifelt und wischt sich die Tränen von seiner Wange weg. Seine Haltung ist zusammengesackt und er sieht einfach nur fertig aus.

" 'tschuldigung" ,nuschelt er mit einem halbherzigen Lächeln und sieht mich an. Besorgt greife ich nach seiner Hand und ziehe sie auf meinen Schoß, um sie in meine beiden Hände zu legen.

"Entschuldige dich bitte nie wieder für einen Gefühlsausbruch, hörst du? So etwas ist völlig normal, vor allem bei so einem Thema. Ich weiß, du hörst das nicht gern, aber vielleicht solltest du dir wirklich Hilfe suchen. Professionelle" ,spreche ich schließlich das an, was ein sehr verhasstest Thema für ihn ist. Er hat in seinen Kindertagen nicht wirklich gute Erfahrungen mit Therapeuten sammeln können, weshalb er es seither lieber ablehnt einen zu sehen.

"Ich weiß nicht..."

Zwiegespalten nimmt er seine Unterlippe zwischen die Zähne, was ich als Forschritt ansehe, denn er hat meinen Vorschlag nicht sofort abgelehnt, wie er das zuvor immer gemacht hat.

"Nur, weil die eine früher scheiße war, heißt das nicht im Umkehrschluss, dass alle so sind. Du kannst dir dieses Mal selbstständig Jemanden aussuchen und wenn du dich nicht wohl fühlst, dann suchst du dir eben einen neuen. Darüber zu sprechen und Dinge zu verarbeiten, die du sonst immer nur verdrängt hast, ist der einzige Weg, dass das hier irgendwie besser wird. Wegen deinen Krampfanfällen warst du doch auch beim Arzt und tust jetzt etwas dagegen, als einfach nur mit ihnen zu leben. Wieso ist der Gang zu einem Psychologen so schwer für dich?"

Mir ist klar, dass er nicht der einzige ist, der sich nicht traut zu einem Psychologen zu gehen. Viele, die eigentlich Hilfe bräuchten, trauen sich nicht diesen Schritt zu wagen, obwohl es eigentlich längst überfällig wäre. Vermutlich wäre es bei mir selbst auch nicht so eine schlechte Idee gewesen.

"Was ist, wenn ich mich an Sachen erinnere, an die ich mich gar nicht erinnern möchte?" ,fragt er unsicher und sieht mir flüchtig in die Augen.

"Was, wenn dir das sogar helfen würde, mit deiner Vergangenheit abzuschließen?" ,stelle ich als Gegenfrage und erzeuge damit ein tiefe Falte auf Logans Stirn. Er schweigt, tief im Gedanken sitzt er da und starrt in die Ferne.

"Willst du es nicht wenigstens mal versuchen?" ,frage ich leise, da es vermutlich nicht gut ist, ihn so lang mit seinen Gedanken allein zu lassen.

Manchmal können sie doch recht gemein zu ihm sein.

"Ich denke darüber nach" ,sagt er schließlich, wirkt dabei sogar tatsächlich Glaubhaft.

"Wirklich?"

"Ringo-Ehrenwort" ,erwidert er nur auf meine Nachfrage und lächelt mich dieses Mal richtig an. Es ist sein schiefes Lächeln. Das Lächeln was für mich immer etwas tröstliches hatte.

Seine Hand, die ich in meinen eigenen halte, umgreift jetzt meine rechte und drückt sanft zu, während er den Blickkontakt aufrecht erhält. Sein Gesicht zieren die Spuren der Verzweiflung, die zuvor noch so prominent war, doch durch das schiefe Lächeln rückt sie immer weiter in den Hintergrund.

Sein Lächeln ist wie die versönliche Stille, nach einem tosenden Sturm nd der Beginn von etwas schönem.

Hoffentlich.

"Danke Mon petit."

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