Little Lou

Hello,

How are you all?

Hier eine kleine Auffrischung bezüglich Jacob und Ben, weil das für dieses Kapitel recht nützlich ist:

Jacob war Louis heimlicher Crush und bester Freund, bevor Ben ihn vor allen geoutet hat. Jacobs und Bens Väter haben zusammen eine Firma gegründet, doch als Jacobs Vater gestorben ist, hat Bens alle Anteile bekommen. Dieser hat Jacob versprochen, dass er die Anteile seines Vaters bekommt, sobald er mit seiner Ausbildung fertig ist. Ben hat Jacob immer gedroht er könnte dafür sorgen, dass er am Ende nichts von den Anteilen sieht, weshalb Jacob sich von Ben erpressen lassen hat. Jacob war auf das Geld der Firma angewiesen,deshalb durfte er sich nicht gegen Ben wehren.

Ich hoffe mal das war einigermaßen verständlich🤭👀

All the Love ~ L xx

《♡》

"Was hast du dir eigentlich für mich ausgedacht?" ,frage ich abgelenkt, da ich zu beschäftigt damit bin, mich in seinem Tattoostudio umzuschauen. Es ist so krass. Es gehört einfach ihm.

"Ich habe heut Morgen tatsächlich ein paar Skizzen gemacht, aber irgendwann hatte ich einen Gedanken, der mich nicht mehr losgelassen hat. Deshalb musste ich vorhin noch etwas nachschauen, es hat Ewigkeiten gedauert, bis ich es gefunden habe" ,spricht Eric vor sich hin, während er durch das Studio tigert und sich verschiedene Sachen zusammen sucht.

"Setz dich" ,fordert er mich auf und klopft auf die verstellbare Liege.

Sobald ich sitze, rutscht er auf einem Stuhl mit Rollen näher zu mir und klatscht sich einmal in die Hände.

"Keine Ahnung ob du dich daran erinnerst, aber nach der Woche nach deinem Outing, saßen wir noch in Englisch nebeneinander. Wir haben früher im Unterricht meistens Tic Tac Toe gespielt, so auch an diesem Tag. Während unserem letzten Spiel haben wir kein Wort miteinander geredet und am nächsten Tag saß du in allen Fächern neben Logan. Irgendwie war dieses Spiel etwas, dass ich als unseren Abschied angesehen habe. Natürlich habe ich es aufgehoben und wenn du möchtest, kann ich es dir tätowieren. Falls du es nicht willst, habe ich natürlich noch andere Skizzen und bin sehr flexibel, wenn du was ganz neues haben willst. Wir haben Zeit."

Eric hält mir ein altes Blockblatt entgegen, das an ein paar Stellen auch schon zerknittert ist. Unser Spiel fällt mir sofort ins Auge und ich muss lächeln, als ich mich an diesen Moment erinnere.

"Ich hätte das gern" ,beschließe ich mit einem Lächeln und ziehe mir meine Jeansjacke aus. Ich denke ich möchte es irgendwo an meinem Arm haben. Nachdenklich mustere ich meine Arme, um nach einer passenden Stelle zu suchen. "Vielleicht hier" ,schlägt Eric vor und deutet auf eine freie Stelle. Ich überlege einen Moment, bevor ich einfach nicke. Fuck it. Ich will das Tattoo als Erinnerung haben, da ist es mir egal wo genau es an meinem Arm ist. Sein Job wird es sowieso machen.

Es dauert etwas bis Eric los legen kann. In der Zeit führen wir nur belanglosen Small Talk.

Als er jedoch die Nadel ansetzt, lenkt er urplötzlich das Thema auf eine Person, über die ich jetzt so gar nicht reden möchte.

"Ich weiß genau was du vor hast, wir werden nicht über ihn sprechen" ,unterbreche ich ihn sofort, weshalb Eric seufzt. Vermutlich dachte er, dass er irgendwelche Wogen glätten könnte, doch da gibt es nichts, was man irgendwie wieder gerade biegen könnte. Ich habe das Thema Jacob abgeschlossen und das wird sich auch nicht ändern.

"Er würde wirklich gern mit dir reden, aber er meinte schon, dass er es verstehen kann, wenn du nicht möchtest. Jacob ist sich durchaus bewusst, dass er sich wie ein Arschloch verhalten hat. Ich sage gleich im Voraus, dass wir immer noch befreundet sind, was mich in eine ziemlich beschissene Situation bringt. Natürlich will ich, dass sich meine zwei besten Freunde wieder vertragen, aber ich verstehe auch, wenn du das nicht kannst. Er hat dir in einem ziemlich dunklen Moment in deinem Leben den Rücken zugedreht und ich verstehe, dass er das nicht einfach so wieder gut machen kann. So wie früher wird es nie wieder, aber vielleicht könnt ihr mit einer Aussprache beide damit abschließen. Niemand verlangt, dass ihr danach nochmal miteinander sprecht oder es überhaupt tut. Es ist deine Entscheidung."

Nachdenklich starre ich in Erics Gesicht, während er sich auf meinen Arm konzentriert. Ich weiß nicht, ob ich mit Jacob sprechen möchte. Vor wenigen Monaten hätte ich direkt Nein gesagt, aber mittlerweile denke ich  ernsthaft über ein Gespräch nach. Nicht, weil ich Jacob damit einen Gefallen tun will oder mir irgendeine komische Freundschaft mit ihm erhoffe- Nein.

Dieses Gespräch wäre ganz allein für mich.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir nur noch dieses Gespräch fehlt, um völlig mit der Sache abzuschließen.

Harry hat mir wirklich sehr geholfen und hat auch ein paar meine Ansichten etwas verrückt. Er hat mir geholfen zu vertrauen, zu lieben, aber vor allem mich nicht mehr hinter meinen Mauern zu verstecken. Ich denke ohne ihn würde ich jetzt ganz sicher nicht über ein Gespräch mit Jacob nachdenken.

"Du denkst nach."

Aus meinen Gedanken gerissen fokussiere ich Erics Gesicht. Er hat abgesetzt und sieht mich neugierig an.

"Ist das so schlimm?" ,frage ich verwundert, weshalb Eric schmunzelt und seinen Kopf schüttelt.

"Nein, nur ich hatte mit einem direkten Nein gerechnet. Das du tatsächlich darüber nachdenkst, überrascht mich um ehrlich zu sein."

"Ich denke ich musste erst Erwachsen werden, um in Erwägung zu ziehen mit ihm zu reden."

"Nette Geschichte little Lou, aber wir wissen beide, dass du niemals erwachsen wirst. Schließlich warst du früher der festen Überzeugung Peter Pan zu sein, also, woher der Sinneswandel?" ,fragt der Schwarzhaarige neugierig und setzt die Nadel wieder an, um weiter zu machen. Ich muss etwas bei meinem alten Spitznamen lächeln. Eric hat mich früher immer so genannt.

Ich bin so sehr am Denken, dass ich die Schmerzen zwar mitbekomme, sie aber eher in den Hintergrund rücken.

"Naja, in letzter Zeit umgebe ich mich tatsächlich eher mit sehr rücksichtsvollen Idioten, die bei allem immer versuchen beide Seiten zu beleuchten."

"Ist Logan einer dieser Idioten?"

"Ja und Harry der andere. Wobei ich anmerken muss, dass eigentlich alle meine neuen Freude sehr... hilfreich sind? Also ich finde, dass jeder von ihnen eine interessante und gesunde Sicht auf das Leben hat, nur alle eben auf ihre eigene Weise. Der Austausch mit ihnen tut gut" ,gestehe ich und sorge mit dieser Aussage dafür, dass Eric meinen Blick sucht. Nur kurz, aber ich konnte genau seine Verwunderung erkennen.

"Du tauscht dich freiwillig mit anderen aus? Na fick die Henne, damit hab ich jetzt aber nicht gerechnet. Schließlich hattest du früher schon Probleme gehabt mit Leuten über ernstere Themen zu sprechen. Ich dachte wirklich, dass du dich nach dem Vorfall noch mehr zurückziehst. Es freut mich, dass das nicht der Fall ist."

Lächelnd legt er die Tättoowiermaschine weg und kümmert sich um mein frisch gestochenes Tattoo.

"Mit Logan hab ich immer über alles gesprochen, bei den anderen fange ich gerade erst an. Harry hilft mir" ,der letzte Satz kommt mir sehr sanft über die Lippen, was Eric natürlich sofort auffällt. Er ist gut in sowas. Die kleinste Veränderung in einer Tonlage merkt er sofort und ordnet sie eigentlich immer richtig ein. Er ist ein kleines Sensibelchen, auch wenn er das nicht gern zu gibt, aber seine glasigen Augen lassen sich nicht leugnen.

"Das freut mich zu hören. Ich hatte damals Angst, dass du dich verlieren würdest. Immerhin kannte ich Logan nicht, eigentlich kenne ich ihn inmer noch nicht wirklich, aber er scheint dir gut zu tun. Jedenfalls hatte ich Sorgen um dich und wusste nicht, ob es wirklich so eine gute Entscheidung war, dich allein zu lassen. Ich weiß, wir haben da noch nicht wirklich drüber geredet, aber mir fiel die Entscheidung wirklich nicht leicht. Ihr habt mich beide gebraucht, das wusste ich, aber ich habe mich dazu entschieden an Jacobs Seite zu bleiben, weil ich wusste, dass du den stärkeren Charakter hast. Er wäre allein unter Bens Einfluss kaputt gegangen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was aus ihm geworden wäre, wenn ich Ben nicht-"

Eric hält inne, beißt sich auf seine Lippen und sieht in meine Augen.

"Wenn du was nicht?"

"Es ist ziemlich viel passiert seit du weg bist" ,antwortet Eric kleinlaut. Vermutlich weiß er nicht, wie viel er mir erzählt kann, ohne das es mich traurig macht.

"Spucks aus."

"Ich hab Ben bei der Polizei angeschwärzt, nachdem ich ihn vor einem Jahr dabei erwischt habe, wie er an Jugendliche Drogen vertickt hat. Er konsumiert sie auch selbst, ist ziemlich abhängig geworden. Keine Ahnung wo er zur Zeit steckt. Vielleicht sitzt er auch wieder im Gefängnis, wäre nicht das erste Mal. Seit sein Vater ihn enteerbt hat, ist er komplett abgerutscht. Er ist einfach nicht damit klar gekommen, dass Jacob das ganze Unternehmen bekommen hat. Schließlich hat Ben damit gerechnet, dass er ebenfalls Anteile haben wird."

"Jacob hat die Firma für sich?" ,frage ich erstaunt, da mich die ganzen Informationen wieder einmal überfordern.

Ich kann es nicht unterdrücken, dass ich mich irgendwo auch für Jacob freue. Ihm war es immer wichtig die Firma zu übernehmen, damit er viel Geld für sich und seine Mutter verdienen kann. Vielleicht schwingt bei dieser Freude auch mit, dass Ben endlich das bekommen hat, was er verdient. Ich mochte ihn nie, weshalb mich sein kaputtes Leben wenig interessiert.

"Ja, aber er hat sie letzten Winter verkauft."

"Was warum? Er wollte doch unbedingt Firmemchef sein, damit er sich und seine Mutter über die Runden bringen kann" ,geschockt sehe ich Eric an, da ich nun wirklich nicht damit gerechnet habe. Das ist alles was Jacob jemals wollte und er verkauft es einfach so?

"Er hat gemeint, dass dieses Unternehmen schon zu viel in seinem Leben zerstört hat und er möchte nichts mehr damit zu tun haben. Außerdem ist ihm das Geld nicht mehr wichtig... seine Mutter ist letztes Jahr gestorben. Krebs."

Schockiert sehe ich ihn an und versuche diese Information zu verarbeiten. Janine war wie eine zweite Mutter für mich. Zu hören, dass sie so früh schon gestorben ist, zerbricht mir das Herz. Vor allem da ich weiß wie sehr Jacob immer an ihr hing. Das alles überfordert mich. Ich war so lang nicht mehr in Kontakt mit Eric, es war klar, dass in meiner Abwesenheit einiges passiert ist, aber so viel?

"Wie geht es ihm?" ,frage ich besorgt, da er leider für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben wird.

Er war meine erste große Liebe, ich kenne ihn seit ich denken kann. Jacob war immer an meiner Seite. Er hat einen riesigen Fehler gemacht, aber dieser wischt die wundervolle Zeit, die wir zusammen hatten, nicht gänzlich weg. Ich wünschte ich könnte ihn einfach hassen oder zumindest nicht mögen, aber es fällt mir schwer das zu tun, wenn ich an alle unsere gemeinsamen Momente zurück denke.

"Ganz okay. Es wird besser. Sein Job lenkt ihn ab und... ehm sein Freund auch."

"Freund?"

"Jacob ist Bisexuell, hat sich nur nie getraut für sich selbst einzustehen. Du kennst Ben und seine Ansichten ja."

Ich sage nichts dazu. Was denn auch? Jacob hat einen Freund. Es gab eine Zeit, in der ich gern diesen Titel gehabt hätte, doch jetzt fühle ich mich seltsam leer. Irgendwie habe ich erwartet, dass ich zumindest ein kleines bisschen Eifersüchtig werde oder zumindest ein Ziehen in der Brust- doch nichts. Ich fühle nichts. Es geht mir am Arsch vorbei, dass er Jemanden gefunden hat und es sich dabei nicht um mich handelt.

"Ich denke es ist ganz gut so wie es passiert ist, wer weiß ob aus euch zwei jemals was geworden wäre. Außerdem finde ich, dass Harry wirklich sehr gut zu dir passt. Also so weit ich das beurteilen kann" ,spricht Eric weiter, weil er wohl bemerkt hat, dass ich tief in meinen Gedanken versinke.

Vermutlich will er meine Stimmung heben, weil er denkt, dass ich traurig bin, doch das ist nicht der Fall.

"Ist er glücklich?" ,frage ich ehrlich nach, da mich die Frage wirklich interessiert. Ich wünsche mir, dass er es ist. Jacob hat es verdient. Logan würde mich schlagen, wenn er meine Gedanken hören würde.

"Jacob?"

Ich nicke.

Eric seufzt leicht, bevor er seine Hände aneinander reibt und über seine Antwort nach denkt.

"Der Tod seiner Mutter zieht ihn immer noch runter, aber sein Job als Erzieher und Tommi muntern ihn auf, weshalb ich ja sagen würde. Er ist glücklich"

"Tommi?" ,frage ich, obwohl ich mir schon denken kann, werd das ist.

"Sein Freund."

"Ist er nett?'

"Sehr. Er sieht dir tatsächlich ähnlich, aber vom Charakter her sieht man dann doch ein paar Unterschiede. Du würdest ihn mögen, er ist ein Lieber. Etwas schüchtern und zurückhaltend, aber sehr herzlich, wenn man ihn erstmal kennt" ,versichert Eric mir und versucht sich an einem kleinen Lächeln. Ich sehe das er Mitleid mit mir hat, zumindest versucht er sehr vorsichtig mit mir über das Thema zu sprechen. Er hat wohl Angst davor, dass es mich immer noch verletzen könnte.

"Weiß er von mir?"

"Ja, Jacob redet öfter mal über dich. Ihn lässt es nicht los, dass er dich damals so ausgeliefert hat. Er hat sich verändert über die Jahre. Ist jetzt selbstbewusster und schafft es für sich selbst einzustehen. Heute würde er es anders machen."

Ich weiß genau, auf was der letzte Satz bezogen war, aber ist das nicht immer so? Würde man im Nachhinein nicht immer alles anders machen?

Nachdenklich starre ich auf meinen Oberschenkel.

Ich wäge ab ob ich mich mit Jacob treffen sollte. Die Aussprache könnte mir gut tun. Allerdings möchte ich weder bei ihm noch bei mir alte Wunden aufreißen, falls es nicht so verläuft wie wir uns das vorgestellt haben. Noch dazu möchte ich nicht einfach so wieder zurück in sein Leben kommen. Eric hat gesagt er sei glücklich, warum sollte ich sein Glück zerstören, nur um mich vielleicht durch ein Gespräch besser zu fühlen?

Ich muss mir dringend noch ein paar andere Meinungen dazu einholen, bevor ich auf Jacob zugehe. Trotzdem verlässt die nächste Frage meinen Mund.

"Kannst du mir seine Nummer schicken?"

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