Ich bin da

Hello,

es ist so weit *Trommelwirbel*
ein Extra langes Kapitel das ein gewisses Gespräch beinhaltet. Hoffe ihr seid alle bereit :3

All the Love ~ L xx

《♡》

Pov. Louis

Ganz langsam laufe ich zu der Freundesgruppe. Ich werde immer langsam und irgendwann ist es sogar schon ein Wunder, dass ich mich überhaupt noch fortbewege. Wie in Zeitlupe hebe ich meinen Fuß an und sehe dabei mehr und mehr aus, wie eine von diesen Zeichentrickfiguren, die versuchen sich anzuschleichen. Nur mit dem Unterschied, dass ich mich nicht anschleichen möchte. Ich will wenn dann meine Ankunft bei Jacob so lang wie möglich verzögern, während ich mir einen geeigneten Fluchtplan durch den Kopf gehen lasse, falls ich meine Meinung doch nochmal ändern sollte. So unwahrscheinlich ist das nicht.

Tatsächlich bekommt mich genau in diesem Moment das Bedürfnis mich irgendwo zu verstecken, weshalb ich jetzt eine 180 Grad Wendung mache und im selben Tempo wieder weglaufen möchte, damit ich kein Aufsehen errege.

Dafür ist es allerdings schon zu spät.

"Louis?"

Ertappt bleibe ich mit dem Rücken zu Jacob stehen und überlege fieberhaft, was ich ihm jetzt für eine Lüge auftischen kann, bevor ich mich aus dem Staub mache.

"Hey" ,sage ich langsam und mit einem viel zu aufgesetzten Lächeln, als ich mich langsam zu ihm umdrehe. Jacob zieht eine Augenbraue hoch und versucht Augenkontakt aufzubauen, was nicht wirklich funktioniert, da ich es keine drei Sekunden aushalte. Es spielen sich einfach zu viele Erinnerungen vor meinem inneren Augen ab, sobald ich ihn auch nur ansehe. Die meisten sind zwar schöne Erinnerungen, doch auch diese werden von dem Schatten des Vertrauensmissbrauchs verdunkelt und schmerzen fast so sehr, wie das Ende unserer Freundschaft.

"Ich wollte gerade zu dir, weil also - ich denke ich bin bereit, um dir zu zuhören."

"Bist du das? Es sah eher so aus, als hättest du gerade versucht vor mir zu flüchten" ,wendet Jacob ein und mustert mich besorgt, als ich unsicher an ihm vorbei sehe.

"Ich hatte einen schwachen Moment, aber jetzt bin ich bereit" ,lüge ich so halb, da ich mich immer noch nicht so ganz bereit fühle, aber ich glaube das werde ich nie komplett. Wie soll man aber auch für so ein Gespräch bereit sein? Das ist glaube ich eins von denen Dingen im Leben, bei dem man einfach ins eiskalte Wasser springen muss.

Jacob wirkt allerdings nicht wirklich überzeugt. Er runzelt seine Stirn, bevor er seufzend seine Gesichtszüge erweichen lässt. Sorge spiegelt sich in seinen Augen wider, als ich jetzt doch seinen Blick erwidere und mich schlagartig vierzehn Jahre zurückversetzt fühle.

Wir sind nicht mehr auf dem Dach, sondern auf einem Spielplatz. Ich bin von der Schaukel gesprungen und ziemlich dumm auf meinem Arm aufgekommen. Jacob war dabei und ist sofort zu mir gekommen, als er gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Er hatte denselben Blick aufgelegt, als er mir auf geholfen und mich nachhause gebracht hat. Mom hat uns zum Krankenhaus gefahren, weil die Schmerzen nicht aufhören wollten. Er hat die ganze Fahrt über meine Hand gehalten.

So schnell diese Erinnerung auch gekommen ist, umso schneller ist sie wieder weg und ich bin zurück im hier und jetzt.

"Bist du dir sicher? Ich seh doch, dass es dir allein schon schwer fällt mir in die Augen zu sehen. Wie willst du so ein Gespräch führen? Ich - Das war eine dumme Idee. Ich hätte nicht kommen sollen, du bist offensichtlich noch nicht bereit dazu. Was ich verstehen kann, das sollte kein Vorwurf sein. Es ist nur, vielleicht hätten wir noch ein paar Jährchen warten sollen" ,meint Jacob um Worte ringend. Ihm ist die Enttäuschung anzusehen, als er sich aus der Unterhaltung zurückziehen will, doch das lasse ich nicht zu.

"Bullshit."

"Was?" ,fragt er überrascht von meinem plötzlich so bestimmenden Ton und bleibt stehen. Seine Aussage hat mich etwas wütend gemacht, weshalb es mir um einiges leichter fällt mit ihm zu sprechen.

"Was sollen ein paar Jährchen großartig verändern? Die ganze Scheiße ist sieben Jahre her Jacob. Sieben! In dieser Zeit ist absolut überhaupt nichts besser geworden, was ich allerdings erst bemerkt habe, als du wieder vor mir standest. Ich fühle nach wie vor den Verrat, wenn ich in deine Augen sehe. Ich höre die Lügen, sobald du deinen Mund öffnest und ich sehe verdammt nochmal, dass du dich überhaupt nicht verändert hast. Du bist immer noch die selbe Person, wie vor sieben Jahren. Du ziehst dich gleich an, sprichst gleich, bewegst dich gleich, wie kann ich mir da sicher sein, dass sich deine Ansichten geändert haben?" ,frage ich ihn zugegebenermaßen etwas forsch. Es ist vielleicht nicht ganz fair, dass ich ihm unterstelle er hätte sich nicht geändert, aber im Moment geht es mir am Arsch vorbei. Ich lasse mich von meinen Emotionen leiten, was nicht immer eine gute Idee ist, aber in diesem Fall extrem wichtig.

Jacob soll wissen was ich fühle, was ich denke, damit er besser verstehen kann, wieso ich so reagiere wie ich reagiere.

"Meine Ansichten haben sich nie geändert. Ich habe nur gelernt für sie einzustehen, für sie zu kämpfen und mich nicht mehr von einer Papnase beeinflussen zu lassen, weil ich Angst davor habe meine Zukunft zu verbauen. Mich von Ben erpressen zu lassen, ist womöglich die Sache, die ich am meisten bereue, denn das hat zu all meinen anderen Fehlern geführt."

"Du weißt, dass du Ben nicht die Schuld an allem geben kannst?" ,frage ich spitz nach, da es sich für mich mehr danach angehört hat, als würde er jetzt alles auf Ben schieben wollen. Dieser hatte zwar einen großen Einfluss auf Jacob, aber er hätte bestimmt nicht alles machen müssen, was Ben ihm gesagt hat.

"Hatte ich nicht vor. Ich weiß, dass ich damals durchaus eine Wahl hatte. Ich hätte mich nicht von ihm einschüchtern lassen müssen, ich hätte zu dir stehen können, ich hätte meine Klappe halten können, als er mich gedrängt hat mit ihm Gerüchte über dich zu streuen. Allerdings habe ich damals eine dumme Entscheidung nach der anderen getroffen, nur um mich selber zu schützen, was ziemlich egoistisch ist, aus meiner heutigen Sicht. Wenn ich könnte würde ich so vieles anders machen, aber das geht nicht mehr, weshalb ich wenigstens versuchen möchte in Zukunft solche Fehler nicht mehr zu machen. Ich weiß, dass ich dich damals zutiefst verletzt habe und es tut mir so unfassbar leid, dass ich alles was wir hatten einfach über den Haufen geworfen habe. Das hat mich alles nur so sehr überfordert und ich wollte einfach nur das du gehst -" ,versucht er mir irgendwie zu erklären, doch schafft es am Ende doch nicht, seinen Satz zu beenden. Er zieht seine Unterlippe ein, sieht zur Seite und schüttelt den Kopf. Er hadert mit sich, sieht kurz zu mir und wieder auf seine Hände, die nervös mit dem Jeansstoff seiner Jacke spielen.

"Was hat dich überfordert?"

Meine Frage scheint ihm den letzten Schubser zu geben, denn er sieht mir wieder in die Augen und spricht zögernd weiter.

"Ich war auch in dich verliebt und ich bin damit nicht so gut klar gekommen, weil ich eben auch Frauen mag und ich hab mir dann irgendwie vorgelogen, dass ich dann nicht Schwul sein kann. Eventuell habe ich dabei verdrängt, dass es auch noch andere Sexualitäten gibt" ,beichtet Jacob tatsächlich und wirft mich damit etwas außer Bahn. Auch wenn Eric das schon einmal angedeutet hat, ist es nochmal etwas völlig anderes für mich, das aus Jacobs Mund zu hören. Er hatte Gefühle für mich. Wir hätten ein Paar sein können. Er hätte mir nie das Herz brechen müssen. Ich -

- hätte nie Logan kennengelernt, wäre vermutlich in Doncaster geblieben, hätte Niall, Liam, Zayn und Kyle nicht kennengelernt und wäre nie auf Harry gestoßen.

"Warte stopp. Du hattest Gefühle für mich?" ,frage ich dennoch erschüttert und bekomme ein zaghaftes Nicken von ihm, was mich dann doch wieder etwas aufregt. Wir hätten einfach nur richtig miteinander kommunizieren müssen und es wäre nie zu alledem gekommen. Auch wenn ich jetzt definitiv froh darüber bin, dass ich nicht mit Jacob, sondern mit Harry zusammen bin, hätte ich nichts dagegen ihn als Kumpel an meiner Seite zu wissen. Unsere Freundschaft war etwas besonderes und das wird sie auch immer bleiben, zumindest in meinen Erinnerungen.

"Ich fasse es nicht und du dachtest die gehen weg, wenn du mich scheiße behandelst?"

"Nein! So naiv war ich dann auch wieder nicht, aber ich wollte einfach nur Abstand von dir und meinen Gefühlen, weshalb ich mich idiotischerweise sehr leicht auf Bens Vorschläge eingelassen habe" ,entgegnet er sofort und hebt beschwichtigend seine Hände, da ich eventuell ein bisschen zu laut geworden bin. "Ich versteh ehrlich gesagt wirklich nicht wie Eric an meiner Seite bleiben konnte. Ich war ein komplettes Arschloch. Eigentlich hätte er sich für dich entscheiden sollen, anstatt meinen Arsch ständig aus der Scheiße zu ziehen, weil ich wieder mal nicht nachgedacht habe" ,spricht er einfach weiter und sieht Kopfschüttelnd zu Boden. Er ist tief im Gedanken, so als würde er selbst nochmal über die Frage nachdenken, warum Eric bei ihm geblieben ist.

"Er hat eben gemerkt, dass du ihn mehr gebraucht hast, womit er auch denke ich gar nicht so falsch lag. Du hast dich selbst verloren, bei dem Versuch nicht auf Bens Schlips zu treten. Außerdem hat mich Logan relativ schnell unter seine Fittiche genommen, weshalb ich nie wirklich allein war" ,versuche ich das Positive hervorzuheben, da ich allen ernstes ein wenig Mitleid mit ihm habe. Er kann schließlich nicht für alles etwas, was damals schief gelaufen ist. Für den Großteil ja, aber eben nicht alles und irgendwie merke ich auch schon, wie die alte Wut in mir immer mehr verblasst.

"Du hattest schon immer die stätkere Persönlichkeit von uns, auch wenn du diese früher sehr durch deine Schüchternheit überspielt hast. Ich finde deine Entwicklung wirklich bemerkenswert. Du hast dich trotz allem nicht unterkriegen lassen, du studierst momentan, lebst mit deinem Freund zusammen und hast einen stabilen Freundeskreis, der immer für dich da ist."

"Dein Leben klingt wundervoll" ,fügt er nach einer kurzen Pause noch hinzu und pflanzt mir dadurch wieder das Gefühl des Mitleids in die Brust.

Jacob hat sich schon immer mit allem schwer getan, aber am meisten mit dem Glücklichsein. Es gab immer irgendetwas, das ihn gerade bedrückt. Oft hatte er auch Tage, an denen es wirklich schwer war ihn zum Lächeln zu bringen und doch war es mir immer irgendwie geglückt.

"Ich hab gehört, dass du Erzieher bist" ,werfe ich möglichst beiläufig in das Gespräch ein, mit der Hoffnung, das ihn wenigsten sein Beruf zu einem kleinen Lächeln bewegen kann.

Und tatsächlich tritt auch genau das ein.

"Ja, ich hab die Firma verkauft. Ich wollte sie eigentlich nie wirklich haben, aber das Geld war ziemlich verlockend, wegen Mom und allem" ,meint er und sorgt wieder selbst dafür, dass er an etwas trauriges erinnert wird. Seine Mutter. Jacobs Lächeln fällt wieder.

"Eric hat erzählt das -" ,ich stoppe, weil ich nicht weiß, wie ich die nächsten Wörter formulieren soll. Jacob versteht mich auch so und nickt leicht. Unseren Augenkontakt kann er nicht mehr länger standhalten und sieht mit angespanntem Kiefer zur Seite. Er versucht seine Tränen zurückzuhalten.

"Es tut mir so leid, sie war eine wundervolle Frau. Ich wäre gern bei ihrer Beerdigung gewesen. Es tut mir leid, dass ich nicht da war."

Ich kannte sie gut, sie war wie eine zweite Mutter. Sie hat Jacob viel bedeutet, weshalb es mir trotz allem was zwischen uns vorgefallen ist, leid tut, dass ich nicht für ihn da gewesen bin. Er hätte mich gebraucht und ich denke tatsächlich auch, dass ich da gewesen wäre, wenn er mich darum gebeten hätte.

"Nein alles gut, es war meine eigene Schuld, dass du nicht da warst. Ich hätte auch irgendwie versuchen können dich über deine Mutter zu erreichen. Mir tut es leid, dass ich es nicht gemacht habe. Ich weiß, dass sie wie eine Mutter für dich war, du hättest ihr bestimmt gern die letzte Ehre erwiesen. Es fiel mir nur so schwer und ich wusste nicht, ob du es verkraften würdest mich zu sehen. Noch dazu hättest du mich bestimmt aus Mitgefühl nett behandelt, was ich nicht verdient hätte, aber du bist eben zu gutmütig. Warst du schon immer...Ich wünschte, ich hätte das nicht weggeworfen."

Tiefes Bedauern liegt in seinem Blick. Der Ausdruck, vermischt mit dem alten Gefühl der Verbundenheit, die immer noch, spürbar, greifbar, aber eben etwas eingerostet zwischen uns liegt, bringt mich dazu, ihm zu verzeihen.

Nicht komplett, dafür braucht es noch etwas Zeit und vielleicht auch noch ein paar Gespräche, aber ich fange heute damit an ihm zu verzeihen, in dem ich ein Stückchen auf ihn zukommen.

"Ich bin bestimmt bald wieder Zuhause und vielleicht könnten wir dann zusammen zu deiner Mom gehen. Ich würde ihr gern eine Blume kaufen" ,schlage ich vorsichtig vor, da ich bei diesem Thema nichts falsches sagen möchte.

"Wenn es für dich okay ist."

"Ist es. Ich habe keine Lust und keine Kraft mein restliches Leben damit zu verbringen dich zu hassen. Die letzten sieben Jahre waren schon schwer genug, weshalb ich die Vergangenheit einfach hinter mir lassen will. Ich werde meinen Frieden mit der Sache finden, weswegen ich dir verzeihe, aber, nur damit das klar ist, wir werden niemals wieder so ein starkes Band haben wie früher. Wir sind alte Bekannte, vielleicht irgendwann mal Freunde, aber mehr wird es nie wieder sein. Das lasse ich nicht zu" ,sage ich mit fester Stimme und stehe voll und ganz hinter meinem Gesagten. Es wird bestimmt eine Zeit kommen, in der ich ihn gern wieder als Freund haben würde, allerdings werde ich diese Freundschaft auf jeden Fall mit Vorsicht genießen. Fall es überhaupt jemals so weit kommt.

"Das akzeptiere und respektiere ich voll und ganz. Ehrlich gesagt, hab ich noch nichtmal damit gerechnet, dass du mir verzeihst. Du hast ein großes Herz, tut mir leid, dass ich es damals nicht zu schätzen wusste."

Mit einem wehmütigen Lächeln sieht er mich an, wirkt dabei wie ein getretener Welpe und bekommt vermutlich aus dem Grund meinen nächsten Satz zu hören.

"Falls etwas sein sollte und du nicht weißt wohin...ich bin da."

Es sind drei einfache Worte und doch lösen sie bei Jacob nun endgültig die Tränen aus, die er versucht sich lächend wegzuwischen.

" 'tschuldigung, ich bin nur so - ich schäme mich so für alles was ich getan habe und du, ausgerechnet du sagst so etwas zu mir. Ich - darf ich dich umarmen?" ,fragt er völlig durcheinander und überrollt von seinen Emotionen, was mich auch etwas mitnimmt. Jacob ist immer ein sehr kontrollierter Mensch, zumindest was seine Emotionen anbelangt. Übermäßige Gefühlsausbrüche finden bei ihm meistens nur in seinen eigenen vier Wänden statt.

Das und die Tatsache, dass ich ihm verzeihen möchte, bringen mich dazu, dass ich ihm die Erlaubnis gebe.

Behutsam, als wäre ich aus Glas, legt er seine Arme um mich und zieht mich in eine höfliche Umarmung. Sie ist nicht sonderlich innig, den Umständen entsprechen, und doch ist es eine Umarmung, die sich vetraut anfühlt. Es ist eine lange Zeit vergangen, seit ich das letzte Mal in seinen Armen lag und bis vor ein paar Sekunden habe ich auch nicht erwartet, dass es jemals wieder passieren wird.

《♡》

Ende

Spaß, da kommen noch ein/zwei kleine Kapitelchen und dann kommt das große Finale, bevor ich dieser Gesichte ihr wohlverdientes Ende gebe :3



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