Bitte, ich liebe dich
Hello,
ich weiß, ich weiß, ihr wolltet nicht, dass ich das Drama reinlasse, aber ich musste einfach die Tür öffnen👀
All the love ~ L xx
《♡》
Pov. Kyle
Den Tränen nahe bleibe ich allein im Schlafzimmer zurück. Während Logan an die Tür geht, nutze ich die Zeit und versuche mich zu beruhigen. Seine Reaktion verletzt mich. Mir war im Vorhinein klar, dass er keine Luftsprünge machen wird, aber dass es fast schon so wirkt, als würde er das Kind abtreiben wollen, damit hab ich nun wirklich nicht gerechnet. Er hat zwar Nein gesagt, aber in letzter Zeit kann man nicht jedem Wort glauben, das über seine Lippen kommt. Falls er das Kind wirklich nicht will, werden wir uns wohl trennen müssen, denn für mich kommt weder eine Abtreibung noch eine Adoption in Frage. Ich will mich nicht von ihm trennen. Ich liebe ihn und allein der Gedanke daran, ihn nicht mehr in meiner Nähe zu haben, tut körperlich weh.
Wie soll das funktionieren?
Gestresst fahre ich mir über das Gesicht, bevor ich mich kraftlos aufs Bett fallen lasse.
Einer von uns müsste ausziehen und wir- ich müsste zurück zu meiner Mutter. Diese Tatsache trifft mich mit voller Breitseite.
Ich kann doch nicht zurück, vor allem nicht schwanger, sie wird das als Bestätigung sehen. Wieso musste das passieren? Ich kann doch nicht alles, was ich mir so hart erarbeitet habe für ein Kind aufgeben. All die Termine, die Operation, die Zweifel, das alles soll umsonst gewesen sein? Immerhin wird sich meine bevorstehende Operation erstmal um mindestens ein Jahr verschieben. Noch dazu darf ich während der Schwangerschaft kein Testosteron mehr nehmen, da es das Kind gefährden könnte. Alles wird sich noch viel länger hinauszögern und bestimmt werde ich mit meinem Bauch andauernd misgendert.
Wie soll ich das überstehen?
Ohne Logan.
Wie soll ich zu mir stehen, ohne die Person, die mich erst stark fühlen lässt. Ich brauche ihn, wir müssen eine Lösung finden. Eine Lösung ohne Abtreibung, Adoption und vor allem ohne meine Mutter. Am besten sollte sie gar nichts von der Schwangerschaft erfahren. Ich sehe ihr dämliches, besserwisserisches Lächeln deutlich vor mir. Eins steht fest, ihr Enkelkind wird diese Frau niemals zu Gesicht bekommen.
Sanft lege ich meine rechte Hand auf meinen Bauch. In meiner Planung war auch nie ein Kind vorgesehen, aber mittlerweile finde ich den Gedanken gar nicht mehr so schlimm. Da wächst ein kleines Etwas in mir. Lächelnd streiche ich drüber.
"Ich pass auf dich auf. Wir zwei schaffen das schon irgendwie. Hoffentlich auch mit deinem Vater."
Mir wird ganz warm ums Herz, als ich mir Logan mit einem Kind- mit unserem Kind im Arm vorstelle. So etwas wollte ich nie, doch oh wie sich die Dinge wenden können. Plötzlich ist die Vorstellung von einer kleinen Familie alles was ich will.
Hoffentlich lässt Logan sich noch umstimmen.
Ein lauter Schlag reißt mich aus meinen Gedanken. Alamiert springe ich auf und renne zur Schlafzimmertür. Das hat sich angehört als wäre etwas Schweres zu Boden gefallen. Am Ende ist Logan gestolpert oder er hat einen Krampfanfall- Oh Gott.
Im Flur schlagen mir sofort lautere Stimmen entgegen. Die eine ist von Logan, doch die andere kenne ich nicht. Beide sprechen russisch, weshalb ich erstmal im Flur stehen bleibe und lausche. Es war wohl doch keine so schlechte Idee damals Russisch in meiner Schulzeit zu wählen. Immerhin habe ich jetzt die Chance zu verstehen, worum es geht.
"Ich habe dir lang genug Zeit gegeben! Entweder du gibst mir endlich das verdammte Geld oder du gibst mir den Ring!" Der fremde Mann wird lauter und definitiv auch aggressiver, was mir Angst macht. Ich muss wissen was in der Küche vor sich geht, weshalb ich auf leisen Sohlen den Gang entlang schleiche.
"Ich habe kein Geld, woher denn?"
Logan klingt ebenfalls wütend, aber mehr verzweifelt, als aggressiv. Was mich etwas beruhigt. Er wird keinen Kampf anzetteln. Logan wird ruhig bleiben.
"Besorg es dir! Mir egal wie. Verdien es oder such dir einen illegalen Weg! Ich geb dir Zeit bis Silvester!"
"Ich brauche mehr Zeit! So schnell komme ich nicht an so viel Geld ran."
Mittlerweile bin ich am Ende vom Gang angekommen und lehne mich mit dem Rücken an die Wand an. Ich schließe meine Augen und atme tief durch, meine Hand liegt auf meinem Bauch, als ich vorsichtig um die Ecke spähe.
"Dann gib mir den Ring!" ,verlangt der Mann, dessen Rücken ich gerade nur zu Gesicht bekomme. Er ist auffällig groß, vielleicht sogar noch ein bisschen größer als Logan. Seine Figur ist schlank, aber sportlich, anders als Logans schlaksiger Körperbau. Ich sehe ihn zwar nur von hinten, aber er wirkt auch so schon sehr bedrohlich auf mich.
"Niemals! Der ist von meinem Vater!"
Logan weicht ein paar Schritte zurück und drückt sich seine eigene Faust gegen die Brust, so als wolle er den Ring beschützen, der dort als einziger an seinem Finger ist. Woher hat Logan den Ring? Ich dachte er hätte ihn längst Louis zurückgegeben?
Der Mann packt Logan am Hals und drückt ihn gegen den Kühlschrank. Mit großen Augen sehe ich zu wie Logans Hände sich jetzt an die des Mannes krallen.
"Den er sich geklaut hat. Er war nicht der Älteste, er hat ihn nicht verdient. Ich bin der rechtmäßige Erbe und ich werde Gerechtigkeit walten lassen! Entweder du bezahlst oder ich breche jeden deiner Finger, bis du mir den Ring freiwillig gibst" ,droht er ihm und drückt zu, weshalb Logan panisch versucht ihn wegzudrücken.
Voller Angst komme ich hinter meinem Versteck hervor und habe dabei ganz allein Logans Wohlergehen im Kopf.
"Stop!" ,schreie ich panisch und bereue es keine Sekunde später.
Der Mann lässt Logan los, weshalb dieser nach Luft schnappt und sich an dem Küchentresen festhält. Graue Augen fokussieren mich und zum ersten Mal sind es nicht Logans. Der Fremde hat graue Augen und sieht Logan doch tatsächlich etwas ähnlich. Nur ist er deutlich älter. Er muss mit ihm verwandt sein, vor allem da er laut eigener Aussage der rechtmäßige Erbe von dem Familienring ist.
Sein Onkel. Das muss sein Onkel sein, da er meinte, dass Logans Vater nicht der Älteste war. Vermutlich der Älteste der Geschwister. Dieser Mann ist bestimmt der große Bruder von Logans Vater.
"Wer ist das?" ,fragt der Mann in russisch, lässt mich dabei aber nicht aus den Augen.
Ich halte es erstmal für klüger nicht zu reagieren und weiterhin so zu tun, als könnte ich kein russisch. Nervös sehe ich ihn an, bevor meine Augen zu Logan huschen. Er fasst sich an den Hals und sieht mich mit großen Augen an.
"Mein Mitbewohner. Du solltest gehen" ,antwortet Logan schnell und wendet seinen Blick von mir ab.
Mitbewohner? Hab ich richtig gehört?
"Mitbewohner? Joe hat mir erzählt du hättest diese abartige Neigung. Bist du dir sicher, dass er nur ein Mitbewohner ist?" ,fragt Logans Onkel und kommt mir näher. Joe? Wer ist Joe?
"Joe lügt. Ich steh nur auf Frauen."
Autsch. Er lügt, offensichtlich. Wahrscheinlich ist sein Onkel homophobe.
"Also würde es dir nichts ausmachen, wenn ich ihm, sagen wir mal, liebevoll die Hände breche?" ,fragt er lächelnd weiter und legt doch tatsächlich seinen Arm um mich. Mein kompletter Körper spannt sich an und ich sehe hilfesuchend zu Logan, der mit ernster Mine seinen Onkel ansieht.
"Antolijni."
"Was? Ist er dir doch wichtiger?" ,fragt Antolijni weiter nach und bringt mich ins Grübeln. Ist das nicht sogar Logans Zweitname?
Logan erwidert daraufhin nichts, sondern presst nur seine Lippen zusammen.
"Du hast bis Silvester Zeit mir das Geld zu geben oder den Ring, andernfalls muss dein kleiner Mitbewohner hier dran glauben. Wäre doch schade, wenn ihm etwas tragisches passieren würde."
Er tätschelt meine Wange, bevor er breit lächelnd zu Logan sieht.
"Verschwinde."
"Immer wieder schön dich zu besuchen Neffe. Bis zum nächsten Mal" ,verabschiedet er sich gut gelaunt und verlässt pfeifend unsere Wohnung. Schockiert sehe ich ihm hinterher.
Logan steckt tiefer in der Scheiße, als angenommen.
Ich sehe zu meinem Freund, der sich mittlerweile abstützt und über seinen Hals reibt. Rote Striemen sind deutlich zu erkennen, weshalb ich besorgt zu ihm eile.
"Ist alles okay? Musst du ins Krankenhaus?"
"Kein Krankenhaus, das wird schon wieder" ,antwort Logan direkt und versucht meinem Blick auszuweichen.
"Wer war das?" ,frage ich, obwohl ich die Antwort dazu längst weiß, nur halte ich es für besser, wenn ich mich erstmal weiterhin dumm stelle. Immerhin weiß er nicht, dass ich durchaus russisch verstehen kann.
"Ich- also das kann ich dir nicht sagen" , antwortet er ehrlich. Naja zumindest lügt er nicht.
"Er hat dich gerade in unserer Küche gewürgt. Denkst du nicht es wäre langsam etwas an der Zeit mit der Sprache rauszurücken?"
Logan sieht mich nur stumm an. Sein Blick ist glasig und er wirkt sehr abwesend. Vielleicht sollte ich ihn doch ins Krankenhaus bringen. Er ist komplett zerstreut.
"Ich kann nicht" ,haucht er leise, was bei mir das Fass zum Überlaufen bringt. Ich kann nicht bei ihm bleiben, wenn er sich keine Hilfe holt. Sein Onkel hat gedroht mir etwas anzutun, was automatisch auch bedeutet, dass das Baby in Gefahr ist und das ist nicht etwas, was ich zulassen werde. Logan braucht mich jetzt, aber wenn er mich nur von sich wegstößt, sehe ich keinen Grund hier zu bleiben und darauf zu warten, dass mir etwas passiert. Das Baby wird nicht verletzt nur, weil Logan ein sturrer Bock ist und sich nicht helfen lässt.
"Du musst zur Polizei."
"W-was?"
"Ich hatte Russisch als Wahlfach Logan, ich habe alles verstanden. Du brauchst Hilfe, du schaffst das nicht allein" sage ich deutlich, doch Logan schüttelt seinen Kopf.
"Nein ich kann nicht- das Kyle-"
"Was? Verlangst du von mir hier zu bleiben und darauf zu warten, dass er zurückkommt und mich verletzt. Hast du mal an das Baby gedacht?" ,frage ich gereizt, da mich diese ganze Situation fertig macht.
Logans Augen huschen bei der Erwähnung des Babys zu meinem Bauch. Wirklich begeistert sieht er ja nicht aus.
"Ach stimmt wie konnte ich das vergessen? Du willst es ja gar nicht, am Ende kommt es dir nur gelegen, wenn er es verletzt!" ,schreie ich ihn mittlerweile an und erkenne mich selbst nicht mehr wirklich.
Schockiert sieht Logan mich an.
"Das stimmt nicht! Klar ich- ich bin immer noch etwas überfordert, aber ich würde niemals wollen, dass ihm etwas passiert. Eine Abtreibung hätte ich übrigens auch niemals vorgeschlagen- ich bin nur so verwirrt und überfordert und-"
"Denkst du ich nicht? Ich versuche seit Jahren mein Ziel zu erreichen und werde durch das Kind, um mehrere Jahre wieder nach hinten geworfen. Es gibt so viele Dinge, die zu klären sind, weil ich verfickt nochmal Trans bin! Weißt du was das psychisch mit mir macht?! Ich bekomme meine Rundungen wieder zurück, jeder wird sehen dass ich schwanger bin. Was glaubst du eigentlich, wie viele mich wieder als Frau ansprechen werden! Ich habe die Schnauze komplett voll okay?! Noch dazu die ganzen Kommentare von meiner Mutter die mir noch bevorstehenden! Ich kann nicht mehr! Ich hab mir mein beschissenes Leben auch anders vorgestellt, vor allem habe ich dich immer als ein Teil von diesem angesehen, doch jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das möchte..."
"Kyle-"
"Nein, du darfst erst wieder mit mir reden, wenn du bei der Polizei warst. Es ist schon dumm genug, dass du dein Leben aufs Spiel setzt, aber ich lasse nicht zu, dass ich oder das Baby einen Schaden davon tragen!"
Entschlossen laufe ich in unser Schlafzimmer und greife nach meinem Koffer, in dem noch alles drin sein müsste.
Als ich mit diesem durch die Küche laufe, springt Logan von seinem Stuhl auf. "Was hast du vor?! Kyle bitte lass uns nochmal darüber reden, vielleicht finden wir eine andere Lösung."
"Ich gehe vorerst zu Harry und Louis, wenn du deine Meinung geändert hast, kannst du mich anrufen" ,sage ich emotionslos und ziehe mir meine Schuhe an. Ich greife nach meiner Jacke und ziehe sie an. Als ich meinen Koffer nehmen möchte, krallt Logan sich hilflos an den Griff. Bittend sieht er mich an.
"Bitte, ich liebe dich- ich will das Kind, wir bekommen das hin."
"Wirst du zur Polizei gehen?" ,frage ich ernst und sehe ihm in die Augen. Er zögert, bevor er weg sieht und meinen Koffer langsam loslässt. Diese Geste tut mehr weh, als alles, was ich bisher gefühlt habe. Er lässt mich gehen, obwohl er mich liebt.
Bevor ich vor ihm anfange zu weinen, öffne ich die Wohnungstür und verlasse mein Zuhause.
Und damit meine ich nicht die Wohnung.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top