XXXIX

Ich würde ja sagen, dass das Wochenende ziemlich langweilig ohne die Jungs gewesen ist aber das entsprach nicht so der Wahrheit. Ich war ehrlich gesagt das ganze Wochenende über beschäftigt. Zwischen arbeiten und ausziehen hatte ich nicht wirklich viel Zeit gelangweilt zu sein.
Es war Samstag und ich hatte gestern schon den Auszug mit meiner Vermieterin geklärt. Heute, während ich auf der Arbeit war, waren noch Felipes Angestellte in meiner alten Wohnung, um sie komplett zu leeren. Ich war zunächst etwas zögerlich fremde Männer durch meine Sachen gehen zu lassen aber als ich Roy und Clarke zwischen ihnen gesehen hatte, verflog meine Sorge.
Ich legte gedankenverloren ein paar Shirts zusammen, die die Kunden einfach so auf den Tresen geworfen hatten. Es war wirklich unglaublich wie manche Menschen sich verhielten. Natürlich war es mein Job die Sachen wieder aufzuhängen aber mir persönlich wäre es peinlich einen Laden so zu verlassen.
Gerade als ich das letzte Shirt gefaltet hatte, rasten zwei Kinder, ein Mädchen und ein Junge, an mir vorbei.
"Kelsey, Sandro! Benehmt euch!", hörte ich daraufhin eine Stimme und drehte mich amüsiert zu der Person. Ich hatte sie schon mal gesehen, es war die Frau die ich damals mit Amelie im Krankenhaus angetroffen hatte.
"Hallo", begrüßte ich sie lächelnd und sah kurz zu ihren Kindern, die sich gegenseitig den Mittelfinger zeigten.
"Oh hallo", kam es von ihr überrascht zurück.
"Ich bin Lorena, wir haben uns schon mal gesehen", sprach ich, nicht wissend was ich tun sollte. Sollte ich sie wie eine normale Kundin behandeln oder wie eine Bekannte?
"Cheryl und ja ich kann mich noch erinnern", antwortete sie strahlend und reichte mir die Hand, die ich, ebenfalls lächelnd, schüttelte.
"Deine Kinder?", hakte ich nach und sah wieder zu den zweien, die nun auf 'hässliche' Kleidung zeigten und sagten: "Schau mal das würde dir sicher stehen."
Sie sah ebenfalls zu ihnen und seufzte auf.
"Ja...entschuldige, die beiden sind zwar bereits 14 und 15 Jahre alt aber wissen sich immer noch nicht zu benehmen", gab sie erschöpft von sich, weshalb ich schmunzeln musste.
"Kein Stress. Hab selbst welche und die sind auch noch so", sagte ich, ohne meine Ausdrucksweise zu überdenken.
"Du hast Kinder?", hakte sie überrascht nach.
"Oh, nein. Hab mich falsch ausgedrückt. Mein Freund hat vier jüngere Brüder aber es fühlt sich mehr oder weniger so an als wären sie meine Kinder", verbesserte ich mich, wobei ich Jay auch als einen 'Bruder' von ihnen betitelte.
"Wirklich? Das ist ja schön. Da freut er sich bestimmt, dass du so denkst", antwortete sie freundlich.
"Mum! Sandro hat mich gerade Bitch genannt!", beschwerte sich plötzlich das Mädchen und stellte sich zu uns.
"Alessandro! Wir haben erst vorher darüber geredet!", schimpfte Cheryl mit ihrem Sohn.
"Ja aber ich habe sie ja nicht beleidigt. Ich habe sie als 'weiblichen Hund' tituliert, was keine Beleidigung ist, sondern eher ein Kompliment, da sie eigentlich das Aussehen eines Schweins hat", antwortete er ihr, wobei Cheryl noch wütender wurde, ich nicht zu lachen versuchte und Kelsey ihm den Mittelfinger zeigte.
"Entschuldige vielmals-", sprach Cheryl an mich gewandt bevor sie sich wieder ihrem Sohn widmete.
"Hör auf wie ein Schlaumeier zu tun und entschuldige dich bei deiner Schwester."
Ich konnte spüren wie sie versuchte ruhig zu sein, obwohl sie innerlich kochte. Alessandro rollte seine Augen und seufzte auf.
"Sorry Kels. Du kannst nichts dafür, dass du so hässlich bist", kam es dann von ihm und ich drehte mich unauffällig zu den Shirts und tat auf beschäftigt, um nicht in Gelächter auszubrechen. Hach Geschwisterliebe war ja wohl die reinste Form von Liebe.
"Sandro!", gab Cheryl fassungslos von sich.
"Was? Ich habe mich doch entschuldigt!", antwortete er so als wäre die Reaktion seiner Mutter komplett unverständlich, was alles irgendwie noch lustiger machte.
"Ach ist ja jetzt auch egal Mum. Er wird wahrscheinlich eh nie eine Freundin finden und für immer Single bleiben während ich mit meinem 'hässlichen' Aussehen mit einem heißen Typen heiraten werde", warf Kelsey ein.
"Sicher nicht", schoss es sofort aus ihrem Bruder.
"Sicher wohl", antwortete sie während ich mich wieder zu ihnen drehte und in dem selben Moment Cheryls Blick auf mir liegen sah. Sie hatte ein nachdenkliches, kleines Lächeln auf den Lippen als sie mich betrachtete. Etwas perplex lächelte ich zurück.
"Also braucht ihr Hilfe bei irgendwas oder gehts?", fragte ich unsicher.
"Ehm...habt ihr irgendwo etwas festlichere Kleider? Und ich bräuchte deine Hilfe bei der Beratung. Ich kann schlecht auf die Meinung meiner Kinder setzen", antwortete sie freundlich und ich nickte.

Nach ungefähr einer drei-viertel Stunde waren die drei weg. Cheryl und ich hatten uns in der letzten Stunde ziemlich gut verstanden und sie hatte mir sogar ihre Nummer dagelassen, falls ich mich trotz ihrer 'kleinen Monster', doch mit ihr auf ein Kaffee treffen wollte und ich würde es definitiv annehmen. Sie war humorvoll, lieb und ich hatte eindeutig zu wenige Freunde, geschweige denn Freundinnen.
"Ms. Troypes haben Sie nicht Mittagspause?", fragte mich mein Boss als ich noch schnell ein paar Sachen aufhängte.
"Doch, ich wollte aber nur schnell die Kleider an ihren richtigen Platz hängen", antwortete ich lächelnd.
"Vorbildlich", kommentierte er, aus irgendeinem Grund, amüsiert.
"Eh ich hätte nun auch Pause, hätten Sie Lust mich auf ein Essen zu begleiten?", hakte er freundlich nach. Ich war mir zunächst etwas ungewiss aber dann stimmte ich zögerlich zu. Eigentlich wollte ich ja in meiner Pause Felipe anrufen aber ich denke das konnte auch noch etwas länger warten. Er würde schon nicht sterben.
Herr Cooper wartete geduldig auf mich als ich meine Jacke anzog und meine Tasche zur Hand nahm.
"Also wohin gehts?", fragte ich nach und folgte ihm aus der Boutique.
"Eine Straße weiter ist ein Asiate mit den besten gebratenen Nudeln und der leckersten Ente", antwortete er.
"Klingt himmlisch", gab ich mit Vorfreude auf das Essen von mir.
"Ja aber der hat jetzt zu also gehen wir in die Salatbar gegenüber", sagte er plötzlich und ich konnte nicht anders als ihn enttäuscht und fassungslos zugleich anzusehen. Er fing an zu lachen, wobei seine blauen Augen förmlich anfingen zu strahlen.
"Sie nehmen mich gerade auf den Arm oder?", hakte ich mit der Hoffnung nach, dass er mich wirklich verarschte.
"Ich denke wir können die Höflichkeiten jetzt bei Seite lassen Lorena. Wir sind nicht mehr im Laden und du kannst mich gerne Ryan nennen. Und ja es war ein Witz, natürlich gehen wir zu dem Asiaten", antwortete er freundlich und immer noch belustigt. Ich atmete erleichtert aus.
"Okay gut, Ryan", gab ich von mir, wobei ich seinen Namen unnötig betonte.
"Finde ich auch, Lorena", kam es von ihm in der selben Betonung zurück, weshalb ich schmunzelnd meinen Kopf schüttelte.
Ich hatte den besten Chef...

Puhh ich muss irgendwie wieder in die Geschichte reinkommen, weil ich solange nichts mehr hier geschrieben habe. (sry deswegen 🤗)

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