XVII

Ab jetzt wieder Lorenas P.O.V

Nach dem Film stand ich auf und streckte mich. Zwar wäre ich noch liebend gern länger an Felipe angekuschelt gewesen aber meine Blase hatte sich bei mir gemeldet und mir gedroht, dass sie platzen würde, wenn ich nicht bald eine Toilette aufsuchte.
"Können wir den Film nochmal ansehen?", hakte Caleb nach, der immer noch gerötete Augen hatte.
Jup, er hatte geweint und dachte niemand hätte es mitbekommen.
Aber hey, es war verständlich. Bei dem Film konnte man nicht anders als zu weinen.
Ich lief auf die Toilette, erledigte mein Geschäft, wusch meine Hände und ging dann zurück ins Wohnzimmer. Mit einem zufriedenen Seufzer ließ ich mich auf die Couch, neben Felipe, nieder.
"Oh hey A-", wollte ich Alec gerade begrüßen als er fünf Minuten später vor der Wohnzimmertür stand, bis mir seine Wunden auffielen.
Was zur?!
Sofort sprang ich auf und eilte zu ihm.
"Alec alles okay?! Was ist passiert?!", hakte ich besorgt nach und hielt seine Schultern während ich sein Gesicht genauer betrachtete. Seine Lippe war aufgeplatzt, an seiner Nase war getrocknetes Blut und er hatte einen Schnitt an der Augenbraue.
"Hatte Training", antwortete er nur gleichgültig als wäre es das normalste auf der Welt so verdroschen auszusehen.
"Training?! Felipe was zur Hölle ist das für ein Training?!", schrie ich schon fast und drehte mich zu ihm.
Xavier sah traurig auf seine Hände, Caleb kratzte sich unbehaglich am Nacken und Felipe trug sein Pokerface.
"Er geht boxen", antwortete er plötzlich kühl.
"Boxen?! Nach einem Boxtraining sieht man nicht so aus! Es sieht eher so aus als wäre er der Boxsack gewesen!", maulte ich und blickte wütend zu Alec.
"Ist schon gut. Ich war heute nur etwas abgelenkt gewesen, das war alles. Also hör auf dich unnötig zu stressen", sprach Alec monoton und wandte sich dann von mir weg.
"Ich geh duschen", teilte er uns mit und verschwand oben in seinem Zimmer.
Wut und Sorge kursierten durch meine Venen als ich ihm hinterher sah.
Schließlich wandte ich mich zu Felipe. All meine Wut war auf ihn gerichtet.
"Das ist kein Boxen gewesen! Es sieht regelrecht so aus als hätte man mit einem Schlagstock auf ihn eingeschlagen und dich scheint es nicht mal zu interessieren!", schrie ich ihn an.
Felipe sah kurz zu den Jungs und schickte sie mit einem Blick nach oben.
Mit verschränkten Armen wartete ich ungeduldig auf seine Antwort.
"Er hatte Training. Er hat selbst gesagt, dass er abgelenkt war, also ist es seine Schuld. Beim Kämpfen sollte man bei der Sache sein", kam es uninteressiert von ihm.
"Du willst mich doch verarschen! Wie kannst du so etwas sagen?!", kam es ungläubig von mir.
"Hör auf dich in etwas einzumischen was dich nicht angeht. Manchmal teilt man aus und manchmal kassiert man und Alec hat heute kassiert, da ist er selbst schuld. Es wird ihm helfen ein Mann zu werden", sagte er kalt, was mir zum einen ein Stechen ins Herz versetzte und zum anderen mich noch wütender machte.
"Du- du-", wollte ich gerade etwas kontern aber es würde nichts bringen.
"Urgh!", ließ ich es fallen und marschierte wutentbrannt in die Küche zu Angelique, die gerade ihre Sachen packte um nach Hause zu gehen.
"Wo ist ein Erste-Hilfe Koffer?!", gab ich dringlich von mir.
Sie mied meinen Blick als sie es aus der Abstellkammer holte.
Ich nahm es ihr ab und eilte die Treppen hoch in Alecs Zimmer.
Ich klopfte zunächst, doch als keine Antwort von ihm kam, ging ich einfach rein.
Er war wohl noch in der Dusche.
Entschlossen setzte ich mich auf das Bett und wartete auf ihn.
Es vergingen Minuten während ich an Felipes Reaktion dachte.
"Wow... was machst du hier?", erschrak sich Alec als er mich sah.
Er hatte ein Handtuch um seine Hüfte befestigt und hatte noch nasses Haar, doch sein Gesicht sah etwas besser aus, da all das getrocknete Blut weggewaschen war.
"Setz dich hin", forderte ich ihn auf, meine Stimme ließ keinen Platz für Argumente, weshalb er sich etwas widerwillig neben mich setzte.
Ohne zu reden machte ich mich daran seine Wunden zu desinfizieren und Pflaster darauf zu kleben.
"Macht dir das Training Spaß? Denn wenn nicht kannst du aufhören. Du musst das nicht machen", sprach ich sanft.
Sein Kiefer spannte sich kurz an bevor er mir antwortete.
"Spaß nicht aber ich muss da durch und irgendwann werde ich so stark sein, dass mir keiner etwas antun kann", kam es entschlossen von ihm.
"Aber wer will dir denn etwas anhaben?", fragte ich verwirrt.
Er schüttelte seinen Kopf.
"Egal und danke, aber mach dir keine Sorgen. Wenn Felipe es geschafft hat, schaffe ich es auch", antwortete er, was mich noch mehr verwirrte.
Musste Felipe auch durch dieses 'Training' gehen?
"Kannst du jetzt bitte raus? Ich müsste mich anziehen."
Ich nickte, nahm den Koffer und verließ sein Zimmer.
"Ich wärme dir etwas zu essen auf. Komm dann runter in die Küche", sprach ich an seine Tür und lief runter.
Beim in die Küche laufen, sah ich von meinem Augenwinkel wie Felipe immer noch im Wohnzimmer saß.
Seine Ellenbogen waren auf seinen Knien während er seinen Kopf hielt und nach unten blickte.
Er sah elend aus, doch meine Wut auf ihn brachte mich dazu ihn zu ignorieren.
In der Küche wärmte ich die Nudeln mit der Soße auf und legte den Teller mit Besteck und etwas zu trinken auf den Tisch.
Mit einem komischen Gefühl im Magen wartete ich auf Alec und starrte dabei auf meine Hände.
Als er schließlich in die Küche kam, nahm er Platz und fing stillschweigend an zu essen.
Ich musterte ihn während mein Kopf anfing weh zu tun.
Diese Familie war mehr als nur kaputt.
Irgendwann stand ich auf und nahm einen Kühlbeutel aus dem Kühlschrank.
"Halte das nach dem Essen auf deinen Kiefer. Es ist jetzt schon etwas bläulich", gab ich von mir als ich es neben ihn legte.
Er nickte nur und ich ging aus dem Zimmer, um meine Schuhe anzuziehen und nach Hause zu gehen.
"Was tust du da?"
Erschrocken schnappte mein Kopf hoch zu Felipe, der mich mit einem undefinierbaren Blick musterte.
"Ich gehe jetzt", antwortete ich kalt.
Er nickte und zog ebenfalls seine Schuhe an. Dieses Mal war ich an der Reihe ihn zu fragen, was er da tat.
"Ich fahr dich", sprach er.
"Nein danke. Ich rufe mir ein Taxi", lehnte ich genervt ab.
Er rollte seine Augen, nahm den Autoschlüssel und lief bereits vor mir raus.
Was dachte sich dieser Idiot dabei?! Ich war noch sauer auf ihn.
"Kommst du?", hakte er nach als ich immer noch dastand.
Angepisst folgte ich ihm und stieg ins Auto.
Unangenehme Stille füllte den Wagen als er mich heimfuhr. Dabei starrte ich verkrampft aus dem Fenster um ihn nicht anzusehen.
Nach qualvollen 14 Minuten hielt er vor meinem Apartmentkomplex an und ich atmete erleichtert aus.
"Lorena?", fragte er in die Stille bevor ich aussteigen konnte.
Ich schluckte nur und ignorierte ihn als ich ausstieg und die Tür zumachte.
Ohne zurückzusehen lief ich ins Gebäude.

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