II
Sie ist so heiß like wtf how?
Nachdem Lillian gestern von dem Typen gekorbt wurde, hatte ihr Ego ein paar tiefsitzende Schläge abbekommen und ich musste sie mit Komplimenten überhäufen.
Ja, ich war eine tolle Freundin.
Ich bereitete Caipirinhas für zwei Frauen vor als plötzlich die Stimmung anfing zu kippen. Jemand war in die Bar getreten.
Und ich wusste nicht wieso aber ich hatte das Gefühl, dass es der Mann von gestern war.
Ich hob meinen Blick und jup ich hatte recht. Er war es.
Die zwei Frauen vor mir hielten kurz die Luft an als sie ihn beäugten bevor sie sich gegenseitig ansahen und quietschten.
Oh Gosch...
"Sieh mal einer an. Scheint so als hätte er es sich anders überlegt", sagte Lillian grinsend neben mir und kurz darauf lief sie zu ihm an den Tisch.
Diese Frau war einfach unverbesserlich...
Ich bediente weitere Kunden an der Bar als Lilly niedergeschlagen zurückkehrte.
"Was ein Idiot", murmelte sie unter ihrem Atem und ich fing an zu schmunzeln.
"Keine Sorge Lilly der Typ weiß nicht was ihm entgeht", ermunterte ich sie und sah zu ihm nur um festzustellen, dass er mich bereits musterte.
Ich wandte meinen Blick ab.
Lilly schenkte Whiskey ein und überreichte mir das Glas.
"Bringst du es ihm? Ich habe keine Lust mich noch weiter zum Deppen zu machen", sprach sie und nickte zu dem Mann.
Ich sollte ihm einen Namen geben...
Wie wäre es mit Vincenzo?
Ich mein er sieht italienisch aus...
"Lill ich bin keine Kellnerin", antwortete ich ihr mit hochgezogenen Augenbrauen.
Sie fing an zu schmollen.
"Bitte Lorena. Erspare mir eine weitere Blamage", bettelte sie und ich gab schließlich auf.
Mit einem Seufzer machte ich mich auf den Weg zu 'Vincenzo'.
Er beobachtete jeden meiner Schritte was mich unwohl fühlen ließ.
Ich stellte das Getränk auf dem Tisch ab und konzentrierte mich dabei nur darauf während seine Augen sich förmlich in meine Seite bohrten.
"Ihr Whiskey. Und da Sie es noch nicht wissen: Ab einer bestimmten Uhrzeit wird direkt an der Bar bestellt. Genauer gesagt ab 22.00 Uhr", erklärte ich ihm den Ablauf.
Er sagte nichts.
Das einzige was er machte war mit seinem Daumen leicht über seine Lippen zu streichen.
Er schien zu überlegen bevor er nickte.
Ich schenkte ihm aus Höflichkeit ein Lächeln und kehrte dann zurück an meinen eigentlichen Arbeitsplatz.
Ich bemühte mich als ich von der Arbeit Nachhause kam die Türe möglichst leise zu öffnen um meine schlafende Mutter nicht zu wecken.
Langsam lief ich in die dunkle Wohnung und schaltete das Flurlicht an.
Ich legte meine Tasche vorsichtig am Boden ab und lief wie jede Nacht ins Zimmer meiner Mum.
Ihre schlafende Form war durch den Mond in ein blasses Licht getaucht und ich tappte näher an ihr Bett.
Ein schwaches Lächeln zierte meine Lippen und meine Augen verschwammen bereits mit Tränen.
Ihr Körpergewicht war stark zurückgegangen und es waren nun mehr kahle Stellen an ihrem Kopf zu sehen.
Die Nebenwirkungen ihrer Chemotherapie.
Nicht länger auf den Beinen stehen könnend zog ich mich in mein Zimmer zurück, wechselte in mein Pyjama, putzte meine Zähne und legte mich schließlich in mein Bett.
Mit einem letzten Gebet an Gott, für das Überleben meiner Mutter, schlief ich ein.
Der nächste Tag lief wie jeder andere auch ab.
Ich stand um 05.00 Uhr auf, richtete mich für die Arbeit, nahm die U-Bahn zum Phonica-Hauptzentralbüro und begann dort meinen Morgen mit putzen.
Um 08.00 Uhr joggte ich weiter in einen Supermarkt, in der ich als Teilzeitangestellte arbeitete.
Und nachdem ich um 14.00 Uhr aus hatte fuhr ich mit meiner Mutter zu ihren regelmäßigen Besuchen im Krankenhaus.
Um 20.00 Uhr wurde es dann Zeit in die Bar zu gehen und meine Schicht einzunehmen.
Jup, meine Tage verbrachte ich mit nichts außer arbeiten, wie sonst sollten wir die Chemo und die ganzen Rechnungen bezahlen?
Mein Vater hatte uns vor zehn Jahren verlassen und meine 1-Jahr jüngere Schwester war noch mit Work&Travel beschäftigt während ich mein Psychologie-Studium aufgegeben hatte um für meine Mutter zu sorgen.
Was soll ich sagen? Das Schicksal war eben ein Arschloch.
In der Bar angekommen band ich mir meine schwarze Schürze um die Hüften und fing damit an die Gläser zu polieren und wieder richtig einzuordnen. Lillian hatte heute frei, weshalb ich auch ihre Aufgaben übernehmen musste.
Die ersten drei Stunden vergingen wie gewöhnlich bis 'Vincenco' wieder auftauchte und sich an einen Tisch gegenüber vom Bar-Tresen setzte.
Ich hob eine Augenbraue hoch als ich ihn musterte. Hatte ich ihm denn nicht erst gestern den Ablauf erklärt?
Ich schüttelte den Kopf und entschloss mich zu warten und zu schauen was er machte.
Eine viertel Stunde verging bis er mich abwartend ansah.
Hatte der Typ Demenz?
Ich goss einem älteren Herren Schnaps ein bevor ich mich auf den Weg zu ihm machte.
Kaum stand ich bei ihm gab er seine Bestellung auf.
"Ein Whiskey"
Meine Kinnlade klappte mir fast herunter.
"Ich weiß nicht ob Sie sich noch entsinnen können aber ich habe Ihnen bereits gestern gesagt, dass Sie an der Bar bestellen müssen", sprach ich so höflich wie möglich. Normalerweise 'Siezte' ich unsere Kunden nicht einmal, da ich zu allen ein freundschaftliches Verhältnis pflegte.
"Ah ja... da war etwas... aber da Sie bereits hier sind: Ein Whiskey", hatte er die Frechheit zu sagen und ich hätte schwören können, dass sich seine Mundwinkel einen Millimeter nach oben bewegt hatten.
Ich biss mir auf meine Zunge um ihm keine Beleidigung an den Kopf zu werfen.
"Entweder Sie bestellen an der Bar wie jeder andere auch oder ich muss Sie nach draußen bitten", antwortete ich mit einem falschen Lächeln.
Sein Blick war kalkulierend als er mich studierte während meiner herausfordernd war.
Er strich sich mit dem Daumen über seine Unterlippe bevor er endlich aufstand und mir an die Bar folgte.
Ich konnte mir nicht helfen als sich ein triumphierendes Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitete.
Die ganze Nacht versuchte ich 'Vincenzo' so gut wie es ging zu ignorieren. Ich füllte zwar regelmäßig sein Glas nach aber achtete darauf ihn nicht zu lange anzusehen.
Ich wusste nicht genau wieso ich das tat.
Vielleicht lag es daran, dass er wie ein chauvinistisches Arschloch wirkte oder dass sein Götter-ähnliches Aussehen mich einschüchterte.
Wie auch immer...
Auf jeden Fall ging das etwa zwei Wochen so.
Er kam jeden Tag allein in die Bar.
Bestellte sich jedes Mal Whiskey, starrte vor sich hin oder sah mir beim Polieren der Gläser zu.
Er trank etwa vier Gläser bevor er gedankenverloren aufstand und in einen Wagen mit einem Chauffeur stieg.
Doch als er am 15. Tag in die Bar kam war er nicht wiederzuerkennen.
Sein sonst stählerner Blick war härter als zu vor. Seine Stirn war gerunzelt und er trug zum ersten Mal seitdem ich ihn gesehen hatte keinen Anzug.
Er war bereits alkoholisiert als er reinkam und sich vor mich setzte.
Ich hätte damit gerechnet, dass der Abend mit einer Schlägerei oder einem Ausraster seinerseits endet.
Doch es kam anders als erwartet.
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