'US-"hardboiled" Krimi im Stil von Dashiell Hammett oder Raymond Chandler'


Ich schreibe das hier, weil ich es nicht als richtige Geschichte sehe, deshalb nicht ins "Gesammelte Werke"-Buch schreibe. Kennt ihr diese "Faltgeschichten"? Man hat ein Blatt Papier, schreibt einen Satz oder zwei und gibt das Blatt dann an seinen Nachbarn weiter. Der liest diesen Satz und schreibt dann einen einen oder zwei, die zu deinem passen, darunter, knickt dann aber deinen Satz weg und gibt den Zettel an seinen Nachbarn weiter, sodass dieser nicht sieht, was du geschrieben hast, und immer so weiter.

(1) schreibt was.
(1) gibt Zettel an (2) weiter.
(2) liest, was (1) geschrieben hat.
(2) schreibt etwas passendes zu dem, was (1) geschrieben hat.
(2) knickt das weg, was (1) geschrieben hat.
(2) gibt Zettel an (3) weiter.
(3) liest, was (2) geschrieben hat
(3) schreibt etwas passendes zu dem, was (2) geschrieben hat.
(3) knickt das weg, was (2) geschrieben hat.
(3) gibt Zettel an (4) weiter.
[Ich glaube, ihr habt es verstanden]

Jedenfalls habe ich das mit meiner Familie in den Ferien oft gespielt und jetzt will ich euch eine dieser Geschichten hierhin klatschen. Es ist nur kurz. Immer, wenn ein Absatz ist, fängt eine neue Person an, wir haben zu viert gespielt. Vielleicht kommen noch andere dieser Geschichten...


Ich lehnte gegen die Theke im Speakeasy der 83. Straße und genoss meinen Brandy, als eine bekannte Stimme mich aus meinen Gedanken riss; lässig drehte ich mich um.

Da stand er vor mir, bärtig, mit roter Kutte und Zipfelmütze und einem ordentlichen Sack auf der Schulter und winkte freudig in die Runde, sodass mein Brandy in den Nüssen meines Nachbarns landete und aus meinem lässigen Lehnen ein verunsichertes Wanken wurde.

"Ho-Ho-Ho! Verzeihung bitte!", entschuldigte sich der Bärtige ebenso freundlich, wie er auch soeben die coole Party gesprengt hatte, meinen Brandy verschüttet und seinen Sack auf die Katze des Gastgebers stellte - nichtsdestotrotz schauten alle neugierig auf den Sack.

Hier hatten wir mal einen Klienten, den ich mir gerne vornahm. Nicht nur war sein Sack garantiert voll heißer Ware - es würde auch interessant sein herauszufinden, wie sie da 'reingekommen war. Ich mag Jobs mit einer Herausforderung. Nicht mal der weiße Bart sah echt aus.

Und es war seltsam, dass mein Klient auch gleich in mein Visier geriet. Warum hatte er auch diesen höchst verdächtig aussehenden Sack in mein Büro mitgebracht? Hatte er nicht gedacht, dass ich ihm gleich auf die Schliche kam? Hatte er mich unterschätzt? Nicht mit mir, mein Freund!

Er saß nur in meinem gemütlichen Ohrensessel, streichelte den langen weißen Bart und war sich keiner Schuld bewusst. Ich hingegen starrte nur auf diesen Sack und wusste nicht, was ich von diesem alten Kauz halten sollte...

Ich bot ihm auch einen Brandy an, den er dankend annahm, und fragte nach meinem dritten Glas nun mutig, auf den Sack deutend: "Wasisn'dadrin?"

"Erfährst du, wenn's soweit ist, Schnüffler!", presste er unter dem Bart hervor. Ehe es um mich dunkel wurde und die Sterne aufgingen, hörte ich ihn noch hinzufügen: "Am Vierundzwanzigsten!"

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