3. Terra Calda
Oh mein Gott, ich liebe mein Leben. Der wohl gutaussehendste Offizier in Bärensteins Armee hat mir gestern einen Antrag gemacht! Ich kann es immer noch nicht glauben. Natürlich habe ich ja gesagt. Gregor sieht gut aus und bekleidet einen guten Rang in Bärensteins Armee.
Mehr brauchte ich wirklich nicht zu wissen. Ach Bärenstein, unser aller Herr und Meister.
Ich bin so froh ihm zu dienen. Nur ihm verdankt meine Familie ihr Vermögen. Meine Eltern waren ebenfalls sehr erfreut über Gregors Antrag und versprachen mir eine schnelle Hochzeit mit allem was ich mir wünsche. Ich kann es nicht erwarten!
Berenike, 15 Jahre alt, ein Monat vor ihrer Hochzeit
An der Tür klopfte es und riss Brandon aus einem unruhigen Schlaf. Reina neben ihm griff sofort nach der Pistole, die jede Sekunde des Tages einem besten Freund gleich nahe bei ihr war.
"Was?", flüsterte Honora schlaftrunken. Sie schlief auf Brandons anderer Seite und sah sich ängstlich um. Alle drei brauchten einige Minuten um sich in ihrer neuen Umgebung zu orientieren. Sobald sie wieder wussten wo sie waren, entspannten sie sich merklich.
Honora gähnte laut.
"Wolf? Flower? Seid ihr wach?", fragte eine Frauenstimme sanft durch die hölzerne Tür. Geschwind schaltete Brandon die Taschenlampe ein und setzte sich auf.
"Äh ja was gibt's?", zögerlich wurde die Türe geöffnet und eine junge Frau trat ein. Anna Henotello. Ein bebrilltes Gesicht mit kurzen hellbraunen Haaren und einem schüchternen Lächeln sah ihm entgegen. Der Raum in dem sie drei zuvor beinahe friedlich geschlafen hatten, war wie so vieles in Terra Calda zuvor etwas anderes gewesen. Honora hatte stark eine Besenkammer im Verdacht, doch die Alternative wäre einer der vielen Schlafkammern der Soldaten gewesen. Vollkommen überfüllt und stickig.
In ihrer kleinen Besenkammer hatten sie zumindest einigermaßen Privatsphäre und ein netteres Schlaflager, da normalerweise Anna und ihre Freundin darin schliefen. Mehrere Matten aus Schaumstoff und eine dicke Decke machten aus dem Bett, das beste des Lagers.
Dazu kam ein funktionierendes Fenster, das sich sowohl öffnen als auch schließen ließ und eine hölzerne Kommode, die den Winter überlebt hatte. Durch die Fensterscheiben drang warmes Licht, tauchte den kahlen Raum in die Farben des Sonnenaufgangs. Anna lächelte sie freundlich an und schloss die Tür hinter sich.
"Guten Morgen. Die Tagschicht fängt gerade an und ich wollte fragen ob ihr Zeit habt für einen Rundgang. Meine Späher versichern mir einen etwas ruhigeren Kampftag und wir sollten die Stunden nutzen, die uns der Feind gibt." Brandon war sofort auf den Beinen. Er hasste es zu ruhen wenn seine Soldaten hart arbeiteten. Reina folgte ihm beinahe mit der gleichen Geschwindigkeit.
"Danke, Anna. Das ist eine sehr gute Idee. Wir müssen auch eine Nachricht nach Ohama schicken. Unser blinder Passagier wird sicher schon zu Hause vermisst.", erwiderte Brandon mit einem Blick auf Honora.
Diese war bereits wieder eingenickt. Lächelnd betrachtete er sie, schlafend sah das Mädchen noch jünger aus. Anna nickte ruhig und bat sie mit einer ihrer typisch fließenden Bewegungen nach draußen. Anziehen war nicht nötig, Brandon, Reina und Honora sowie vermutlich der gesamte Stützpunkt hatte in seiner Kampfausrüstung geschlafen.
In der Nacht hatte es schwere Kämpfe gegeben und niemand hatte ruhig schlafen können. Die Gefahr schnell flüchten zu müssen hatte über alle ihre Köpfe gehangen. Sobald sie aus der Tür waren, verschloss Anna sie wieder vorsichtig um Honora nicht zu wecken und führte ihre Gäste über einen schmalen aus Stein gebauten Gang nach oben. Terra Calda war eine alte Burg mit Burggraben, Zinnen und Zugbrücke. Sie hatte alles was man von einem strategischen Punkt braucht um die Gegend zu halten. Und Anna tat dies mit derselben Grazie, die sie in allem was sie tat zu haben schien. Brandon kannte ihre Henotello-Gabe nicht, wusste aber ganz sicher das sie eine Erstgeborene war. Es schien ihm einfach unhöflich sie danach zu fragen.
"Ich möchte euch einen Überblick der Festung und dem Land darum geben. Danach können wir ins Büro gehen und Ohama eine Nachricht schicken.", erzählte Anna sanft und fuhr mit der Hand liebevoll die abgenutzte Steinmauer entlang während sie die Wendeltreppe nach oben gingen. Es war klar, dass sowohl Anna als auch die Soldaten ihre Burg liebten. Brandon hatte gestern Nacht nur kurz mit einigen gesprochen und jeder lobte die Festung und ihren Kommandanten in den höchsten Tönen. Tatsächlich konnte Brandon für nichts in Terra Calda die Lorbeeren einstreichen. Weder er noch Reina hatten sich für diesen Stützpunkt oder für Anna entschieden. Ganz im Gegenteil.
Anna hatte sich für sie entschieden. Die Burg war vor drei Jahren noch feindliches Gebiet gewesen und wäre es sicher auch geblieben, hätte die Liebe Bärenstein nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bärensteins Armee hatte eine junge Frau gefangen genommen und in der Burg in der Anna als einfache Pythonissam gedient hatte untergebracht.
Da kein Henotello mit der Gabe der Telepathie vorhanden war um Informationen zu beschaffen, blieb die Rebellin Diana bis auf weiteres im Kerker. Anna wurde mit ihrem Wohlergehen betraut. Stunde um Stunde, Tag um Tag verbrachten die beiden Frauen in dem feuchten, kalten Kerker und kamen sich dabei immer näher. Es war Dianas starker Bezug zu OneSheep, ihr Glaube an Freiheit und Frieden, der Anna schließlich dazu veranlasst hatte gegen ihre Vorgesetzten zu rebellieren.
Brandon war immer noch über die Schnelligkeit von Annas Entscheidung überrascht. Innerhalb weniger Tage war mit ihnen Kontakt aufgenommen und die Festung erobert worden. Anna und Diana an vorderster Front. Endlich kamen sie zum aussichtsdach des Turmes und traten keuchend ins Freie. Es waren doch mehr Stufen als man annahm.
In der aufgehenden Sonne konnte Brandon bereits drei Soldaten an den Zinnen stehen sehen, jeder mit einem Gewehr in der Hand. Zielsicher trat Anna zu einem dieser Soldaten und tippte sie an der Schulter.
"Ich dachte du möchtest vielleicht jemanden kennenlernen.", meinte Anna schmunzelnd und zeigte Richtung Brandon und Reina. Der junge Soldatin fiel fast die Waffe aus den Händen.
"Oh mein Gott.", flüsterte sie ehrfurchtsvoll und richtete sich zu ihrer ganzen Größe auf. Brandon lächelte sie freundlich an.
"Hi, ich..ich bin Diana.", stammelte die Soldaten und hüpfte aufgeregt auf und ab.
Überrascht griff Brandon nach Dianas Hand. Dies war also die berühmte Scharfschützin und Geliebte der Strategin Anna Henotello. Dianas dunkle Haut hob sich kaum von der schwarzen Kleidung ab. Ihre langen dunkelroten Dreadlocks fielen leicht geflochten bis zur Mitte ihres Rückens. Sie hatte Grübchen auf den Wangen, die durch ihr breites Grinsen noch tiefer wurden. Ein goldenes Piercing in der Nase rundete die rebellische Ausstrahlung ab.
Der Kontrast zwischen den Frauen war enorm. Anna war eindeutig in einer strengen Henotello Familie und in der Armee erwachsenen geworden. Alles an ihr strahlte strenge und Disziplin aus, besonders ihr Äußeres. Diana war das komplette Gegenteil. Liebe, dachte Brandon, kannte tatsächlich weder Grenzen noch Herkunft. Und die Liebe zwischen ihnen war deutlich spürbar.
"Es freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Wolf. Und das hier ist meine Freundin, engste Beraterin und Kommandantin Flower.", damit zeigte er auf Reina, die Diana ebenfalls lächelnd die Hand schüttelte.
"Wir freuen uns hier zu sein.", setzte sie nach.
"Wir freuen uns auch so sehr. Euer Besuch hilft wahnsinnig mit der Moral. Kommt schaut euch unser wunderschönes Land an.", aufgeregt zog Diana sie zur Brüstung der Plattform und zeigte auf die Umgebung. Es war ein beeindruckender Anblick. Fruchtbare Wälder, Graslandschaft und Hügel erstreckten sich so weit das Auge reichte. Dazu kamen mehrere kleinere Siedlungen zu beiden Seiten der Burg. Sie alle hatten die typische ziegelrote Fassade der ehemaligen Bewohner Italiens.
"Wow, das ist wirklich schön." Diana nickte.
"Du müsstest mal den Strand sehen. Das Land hier ist ein Paradies. Natürlich erst sobald der Krieg zu Ende ist." Neugierig beugte Reina sich vor.
"Zu wem gehören die Dörfer?"
"Die meisten gehören zu uns. Zumindest alle in unserer näheren Umgebung und östlich der Burg. Weiter weg in westlicher Richtung gehören sie wieder Bärenstein.", antwortete Anna stolz und griff nach Dianas Hand.
"Das ist sehr beeindruckend.", erwiderte Brandon. Kopfschüttelnd richtete Anna ihren Blick auf die anderen Soldaten.
"Wir tun nur unsere Pflicht. Aber wenn ich ehrlich bin, müssen wir uns kaum noch anstrengen. Bärenstein verliert in dieser Gegend immer weiter an Boden und seine Anhänger werden mit jedem Tag weniger. Ich denke nur die Angst vor Lady Nava hält ihn in der größeren Stadt Willhelmsburg noch an der Macht." Um ein neutrales Gesicht bemüht nickte Brandon. Ihm war der Ruf seiner Schwester durchaus bekannt. Doch jedes Mal wenn jemand ihren neuen Namen erwähnte zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen.
"Was war das dann letzte Nacht? Die Kämpfe klangen ziemlich wild.", fragte Reina stirnrunzelnd. Diana und Anna seufzten genervt und baten ihre Gäste ihnen zu folgen. Sie verschwanden wieder im inneren der Burg.
"Das war Kommandant Hayden. Er war früher mal der Chef hier und glaubt wirklich er könnte Terra Calda zurückerobern und sich mit Bärenstein wieder gutstellen. Alle paar wochen greift er mit allem was er zusammentrommeln kann an. ", erklärte Anna sichtlich gereizt.
"Es ist sinnlos und kostet obendrein noch verdammt viel Material und Menschenleben!", donnerte Diana. Brandon und Reina sahen sich an. So genau waren sie nie über die Situation in Terra Calda informiert gewesen. Für sie war nur wichtig, dass die Festung ihre Südflanke beschützte. Nun erkannten sie die Veränderung im Krieg. Falls Bärenstein wirklich an Boden und Männer verlor konnte es ein baldiges Ende des Krieges zur Folge haben. Zielsicher brachten die beiden Frauen ihre Besucher ins >Büro< der Burg. Tatsächlich handelte es sich wie vieles um einen umfunktionierten Raum. Dieses Mal einen Schlafraum. Das große Himmelbett war zum Tisch gemacht worden. Darauf standen Spielfiguren und zeigten die jeweiligen Positionen der Kriegsteilnehmer an. In der Ecke lagen einige Schaumstoffmatratzen und eine vorbereitete Mahlzeit. Brandons Augen wurden sofort größer als er das Brot, das Gemüse und die Wurst sah.
"Aber...woher?", fragte er vollkommen überrascht. Anna lachte und bat sie zuzugreifen.
"Wir sind eine alte Einrichtung. Hier haben schon Leute Brot gebacken als es noch keine elektronischen Backofen gab. Wir haben eine Mühle und Felder und nette Menschen die uns für unsere Arbeit entlohnen wollen. Aber glaubt nicht, dass es uns immer so gut ging. Vor einem Jahr sah die Sache noch ganz anders aus. Aber jetzt...haben wirs ganz gut. "
Die Nahrungsmittel in Ohama beschränkten sich auf Konserven und fertigessen. Alles was die Fabriken ihnen liefern konnten. Frisch wurde kaum etwas gemacht und da Ohama anders als Terra Calda noch in etwas harscheren Kriegszuständen lebte, war Landwirtschaft keine Option.
Diana lachte, "schmeckt es?" Weder Brandon noch Reina konnten antworten. Sie schwebten im Nahrungsmittelhimmel und genossen jede Sekunde davon. Während sie aßen, holte Anna Papier und stifte aus einer Plastikkiste am Boden. Ein Schrank oder Schreibtisch besaßen sie nicht. Brandon vermutete, dass sie hier alles Holz für das Heizen im Winter benötigten. Die Burg konnte unmöglich gut isoliert sein und verlor selbst im Hochsommer des Nachts viel Wärme. Nicht ohne Grund hatten sie sich in der Nacht zusammengekuschelt. Selbst Honora, die darauf bestand als Erwachsen behandelt zu werden, hatte sich fröstelnd an ihn gedrückt.
"Hier bitte sehr. Damit kannst du eine Nachricht schreiben. Ich kann es dann in morse übersetzen und an Ohama schicken. Wir sollten bis heute Abend eine Antwort erhalten haben."
Brandon wischte sich die dreckigen Hände an seiner Hose ab und griff nach dem Papier. Schnell hatte er einen Gruß an Rami verfasst, der seinem Freund über Honoras Aufenthaltsort in Kenntnis setzte. Dankend reichte er es Anna.
"Es gibt noch ein paar Dinge die wir besprechen müssen. Wir haben vorab nicht gesagt warum wir euren Stützpunkt besuchen wollten.", Diana und Anna nickten abwartend, "nun es ist nicht öffentlich bekannt, aber ich habe eine kleine Schwester Coraline. Sie wurde vor vier Jahren von Soldaten Bärensteins entführt.", Brandon fuhr sich durchs Haar und sah die beiden Frauen abschätzend an.
"Ich habe kürzlich Informationen über ihren Verbleib erhalten und beschlossen sie zu suchen." Diana holte erschrocken Luft während Anna nur mit dem Kopf schüttelte.
"Du willst hier die Grenze überqueren. Du, unser Anführer, ohne den diese Rebellion nichts wäre, möchtest in feindliches Gebiet um einem Gerücht nachzujagen?"
"Es ist kein Gerücht. Die Information kommt aus zuverlässiger Quelle." "Vermutlich Bärenstein selbst.", fuhr Diana dazuwischen und warf die Hände in die Höhe. Brandon hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Genauso hatten auch seine Freunde und Kollegen in Ohama reagiert, doch es gab keinen Weg daran vorbei. Ermutigend nickte Reina ihm zu.
"Ich weiß wie sich das anhört und ich weiß was ich riskiere, aber ihr liegt falsch wenn ihr denkt die Rebellion hängt alleine an mir. Selbst wenn es mich nicht mehr gäben würde, wären unsere Ideale unsere Wünsche immer noch die gleichen. Diana, Anna, ihr kämpft für einander, für die Unschuldigen in eurer Obhut und für die Chance Frei zu sein. Nicht für mich, niemals für mich. Deshalb weiß ich, dass Flower und ich in feindliches Gebiet gehen können, meine Schwester retten können ohne unsere gesamte Revolution zu gefährden."
Die Anführer Terra Caldas sahen ihn nachdenklich an. Schließlich seufzte Anna und zeigte auf den Tisch.
"Hier an dieser Stelle befindet sich ein Wald den wir uns mit Bärensteins Armee teilen. Beide Armeen bekommen von dort ihr Feuerholz und andere wichtige Güter. Schon seit einer Weile wird da drinnen nicht mehr aufeinander geschossen. Damit würden wir nur Rohstoffe vernichten und keinen strategischen Vorteil beziehen."
"Und Bärensteins Offiziere machen da mit?", fragte Reina ungläubig. Auch für Brandon hörte sich das nach Utopie an. Anna lächelte verhalten.
"Nun es ist keine offizielle Geschichte. Auch unter unseren Leuten ist es mehr ein gleichgültiges Kugelsparen. Einer meiner Offiziere hat mir davon erzählt, ich wusste selbst am Anfang nichts davon. Er meinte, seine Leute und er wären eines Tages beim Feuerholzsuchen mit einer Gruppe des Feindes in Berührung gekommen. Doch statt zu schießen, haben sie sich einfach ignoriert." Fasziniert lauschten sie Annas Erzählung.
"Wir sind lange im Krieg. Die meisten sind bereits seit ganzen drei Jahren hier und kämpfen gegen Bärensteins Armee.", warf Diana ein. Anna nickte.
"Er sagte mir, dass er selbst und sein Trupp des Kämpfens überdrüssig waren, dass an jenem Tag das Wetter einfach zu schön für Tote war. Bärensteins Leute schienen diese Ansicht zu teilen."
"Ich kann das nachvollziehen. Vor allem, da es in Falle Bärensteins gehorsam durch Angst ist. Sie kämpfen nicht für ihre Ideale. Sie kämpfen weil sie Angst haben.", erwiderte Brandon und kratzte sich am Kinn. Terra Calda war wirklich einzigartig. Wie ein Blick in die Zukunft für ihn und sein geliebtes Ohama.
"Nur in diesem Wald könntet ihr ungesehen auf sein Gebiet übertreten. Wenn ihr in südliche Richtung geht kommt ihr zu einem Bauernhof mit blauen Fenstern. Die Leute dort könnten euch weiterhelfen. Wir handeln mit ihnen ebenso wie Bärenstein. Sie wollen offiziel keine Seite wählen, aber sie mögen uns lieber.", berichtete Anna stolz.
"Der älteste Sohn ist ein begabter Mechaniker. Er sollte euch ein Auto verschaffen können.", warf Diana ein, "wenn ihr euch bedeckt haltet könntet ihr es sogar schaffen euer Ziel zu erreichen." Keine der beiden schien erfreut über diese Aussicht, doch für Brandon war es ein nahezu perfekter Plan.
"Da wäre noch eine Sache,", meinte Reina widerwillig, "Honora. Sie hätte schon bei dem Trip hierher nicht dabei sein sollen und wir würden sie niemals der Gefahr auf feindlichem Gebiet aussetzen."
"Ihr wollt sie hier lassen?", fragte Anna überrascht.
"Ja. Und bei der nächsten Gelegenheit schickt sie zurück nach Ohama. Dort kümmern sich freunde von uns um sie bis wir wieder da sind.", bat Brandon. Diana und Anna sahen sich an. Zwischen ihnen entstand ein interessantes nonverbales Gespräch, das sowohl Brandon als auch Reina nicht unterbrechen wollten. Schließlich hing ihr Schicksal vom Ausgang des Gespräches ab. Am Ende nickten beide und sahen ihre Gäste wieder an. Diana trat vor und begann zu sprechen.
"Honora scheint ein liebes Kind zu sein." "Ihr kennt sie noch nicht. Sie ist ein Satansbraten, aber einer mit einem guten Herz.", erwiderte Brandon lächelnd. Er konnte sich dieses Lächeln niemals verkneifen wenn er an Honora dachte. Diana grinste ebenfalls.
"Nun, Anna und ich reden nun schon seit einer Weile davon uns um ein Kind zu kümmern. Wir...also wir wollen Eltern sein...oder zumindest liebevolle Tanten." Anna trat zu Diana, legte ihrer Freundin einen Arm um die Schulter und küsste sie liebevoll auf die Wange.
"Falls Honora keine direkte Familie in Ohama hat, könnte sie doch bis auf weiteres in Terra Calda bleiben. Wir würden uns um sie kümmern, auf sie aufpassen und dafür sorgen, dass sie hier glücklich ist.", schloss Anna.
Brandon und Reina sahen ihre Gastgeber perplex an. Damit hatten sie nicht gerechnet. Aber eigentlich, so musste Brandon zugeben, war dies eine unglaubliche Chance. In Terra Calda herrschte noch am ehesten Frieden. Die Menschen waren produktiv und freuten sich auf ein baldiges Ende des Krieges. Anna und Diana schienen ein glückliches, ausgeglichenes Paar zu sein.
Brandon und Reina wussten beide, dass ihre Beziehung momentan keineswegs so beschrieben werden konnte. In Brandons Leben herrschte Chaos und Honora brauchte Stabilität. So sehr es ihn schmerzen würde, das Mädchen auf längere Sicht in Terra Calda zu lassen, war es doch das richtige für sie. Allerdings gab es da noch eine wichtige Sache zu klären. Brandon räusperte sich.
"Honora ist eine erstgeborene Henotello. Sie hat eine Gabe." Anna nickte nachdenklich.
"Die habe ich auch. Vielleicht kann ich Honora sogar noch ein bisschen etwas beibringen." Seufzend drehte Brandon sich zu Reina. Diese sah ihn unsicher und traurig an. Sie hatte nichts dazu gesagt, doch ihre feuchten Augen und der strenge zug um den Mund deuteten auf eine harte Entscheidung hin.
"Es ist das richtige.", flüsterte Brandon schmerzerfüllt und legte seinen Kopf an ihren. Fühlte ihren kleineren Körper beben. Ein Widerhall seiner eigenen Trauer. Für drei Jahre war Honora nicht von ihrer Seite gewichen. Sie war immer da gewesen, ein Schatten und Erinnerung zugleich, dass es mehr im Leben gab als Krieg und Tod. Ohama würde sich ohne sie anders, leer anfühlen. Reina schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe.
"Stimmt. Das hier ist ihr Platz. Wir müssen ihr eine Chance geben."
Damit drehten sie sich wieder zu Anna und Diana und gaben ihr Einverständnis. Die beiden Frauen vielen sich und danach Brandon und Reina übermütig in die Arme. Für sie war es der Beginn einer aufregenden, wundervollen Reise. Für Brandon und Reina war es das Ende ebenjener. Sie gaben die Verantwortung für Honora ab und fühlte sich plötzlich schwerer als zuvor.
Anmerkung der Autorin: Wow, schon drei Kapitel. Ganz ehrlich, das Buch hier geht wirklich schnell und ich hab euch noch so viel zu erzählen! Allein die Sache mit Nava und OMG da gibts ja noch das Geheimnis mit Zeus :D Aber mal ehrlich: Wie findet ihrs bis jetzt? Was sagt ihr zu dem Zeitsprung? Bussi LM
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