eins

V E L V E T 


„Und du denkst daran: keine Partys, keine Jungs, nur Schule, bis ich wieder da bin. Vergiss' unsere Abmachung nicht", sagte er warnend, während er sein Gepäck die Treppe herunter in die große Eingangshalle trug. Stumm nickte ich, traute mich allerdings nicht, ihn anzugucken. 

„Ich kann dir noch nicht genau sagen, wann ich wieder da bin. Das hängt ganz davon ab, wie viel ich in Washington zu tun habe."

„Verstehe", erwiderte ich leise. Kaum war er unten angekommen, stieß ich mich von der Wand ab, an der ich mich angelehnt hatte, und schlenderte ihm zur Haustür hinterher.
Gott, ich wünschte, er würde sich mehr beeilen. Ich konnte es kaum erwarten, wenn ich endlich alleine war. 

„Also mein Schatz, dann mache ich mich mal auf den Weg, der Fahrer wartet." Damit drehte er sich zu mir um und griff mit seiner freien Hand an meine Wange. 

„Pass auf dich auf, ich werde dich vermissen. Und denk an die Regeln, ich behalte dich trotzdem im Auge." Beschämt wich ich seinem Blick aus, als er sich meinem Gesicht näherte und mir einen Kuss auf die Wange drückte.

„Mach' ich", quetschte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ein kleiner Funken Ekel machte sich in mir breit, den ich geschickte wusste, zu verstecken. Das hatte ich mit den Jahren gelernt. Dann endlich ließ er mich los und wandte sich Richtung Tür, um zu gehen. 

Kaum hatte er das Haus verlassen und war in das schwarze Auto gestiegen, nachdem er mir noch einmal gewunken hatte, knallte ich die große Eingangstür zu und atmete die angehaltene Luft zischend aus.

Endlich war er weg. Ich wüsste nicht, wie lange ich das noch ausgehalten hätte. Ein klitzekleines bisschen euphorisch, rannte ich die Treppen nach oben in mein Zimmer, wo ich wild in einer meiner Schreibtischschubladen herumwühlte, bis ich fand, was ich suchte.
Meinen Baustuff.
Entspannt machte ich mich auf meinem Bett breit und begann, mir einen Joint zu rollen. Den hatte ich jetzt gerade unbedingt nötig. 

Ob ich ein Drogenproblem hatte? Quatsch! Ok, vielleicht ein kleines. Möglicherweise. Eventuell. Gegebenenfalls...

Meine Güte ist ja gut. JA, ich hatte ein Drogenproblem. Und zwar ein ganz schön großes.
Machte ich mir Gedanken darüber? Nicht wirklich, da der zauberhafte Herr des Hauses Teil des Senats in Washington war, dementsprechend oft weg, weswegen der das nicht einmal mitbekam. Außerdem wäre es ihm sowieso egal, so lange ich das Problem hier in den vier Wänden auslebte.
Wie auch immer. 

Nach ein paar Minuten war ich endlich fertig und watschelte auf meinen Balkon, der sich angrenzend an meine große Fensterfront, in Richtung des Gartens befand. Von dort aus hatte man einen wundervollen Blick auf den Strand und das Meer. Einer der wenigen Vorteile dieser protzigen Bude. 

Draußen angekommen, setzte ich mich auf einen Klappstuhl und zündete meinen J an, während ich die Schönheit des Ausblicks genoss.

Nun waren es also nur noch eineinhalb Wochen, bis die Schule wieder anfangen würde. Für mich dieses Mal jedoch an einer neuen Highschool, in einer neuen Stadt. Und zwar in Charleston, South Carolina. 

Was fing ich also mit den Rest meiner Ferien mit mir in einer neuen Stadt an - ohne Freunde sei dazu gesagt.

Toll. Super Voraussetzungen für ein Opfer wie mich. 

Naja, zu mindestens hatte ich schon ein bisschen zum Thema Nachtleben recherchiert und einen Club entdeckt, den ich unbedingt noch vorher ausprobieren wollte. Three sixty hieß dieser. 

Ich fand ihn aus dem Grund interessant, da der Name auf die Varietät der unterschiedlichen Musikrichtungen auf den Dancefloors anspielte. Demnach hatten die alles, von Hip Hop bis Techno. Also perfekt für mich.

Armselig, alleine in einen Club zu gehen, ich weiß schon, aber ich ging dort nur wegen der Musik hin, die konnte ich auch alleine genießen, was in einem Rausch sogar noch besser ging.

-

Tja, und dann war der entspannte Teil des Sommers auch schon wieder vorbei. Die eineinhalb Wochen waren auf jeden Fall zu schnell vorüber gegangen. Etwas schlecht gelaunt, dass ich jetzt wieder die Schulbank drücken musste, stieg ich in meinen mattschwarzen Range Rover ein und brauste los. Auf dem Weg zur Schule hielt ich noch bei einem Café und gönnte mir einen Caramel Macchiato. 

Ohne Kaffee würde ich den Unterricht niemals überleben.

Etwas zu schnell fuhr ich die Straße zu meiner Highschool entlang und bretterte demzufolge auch ein klein wenig zu rasant auf den Parkplatz. Alleine mit dem Manöver hatte ich bereits das erste Mal die gesamte Aufmerksamkeit der Schüler auf mir, ohne das Gebäude auch nur betreten zu haben. 

Congratulations.

Nachdem ich geparkt hatte, atmete ich einmal tief ein und wieder aus, bevor ich ausstieg und mich auf den Weg zum Sekretariat machte. Ich war keine zwei Schritte weit gekommen, als ein rothaariger, großer, breitgebauter Junge auf mich zu stiefelte. 

„Aaaaalter, ist das deine Karre? Du willst mich doch verarschen oder?"

„Seh' ich so aus, als würde ich dich verarschen wollen, Ginger?", lächelte ich verschmitzt. 

„Junge, das Ding ist ja mal viel zu geil! Darf ich mal damit fahren?" Schien, als störe ihn mein Spitzname nicht sonderlich. Manche reagierten da nicht so gelassen drauf, da sie es als Beleidigung sahen. Ich jedoch meinte es auf keinen Fall böse, im Gegenteil, ich fand rote Haare sehr cool – insofern sie natürlich waren und nicht gefärbt. 

„Sorry, aber sie ist sehr temperamentvoll und reagiert nicht so gut auf andere Fahrer. Ich bin die einzig wahre für sie", lachte ich ihn belustigt an. 

„Oh, bitte! Was muss ich tun, dass du mich mit ihr fahren lässt? Bitte, Bitte, Bitte!" Er warf sich vor mir auf die Knie und schlug die Hände zusammen, als würde er beten. Demütig senkte er dazu noch seinen Kopf und verbeugte sich mehr oder weniger vor mir. Ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen und prustete laut los. 

Der Junge hob seinen Kopf, woraufhin ich noch viel stärker lachen musste, weil er versuchte, mich mit seinem „Hundeblick" zu überreden. Der sah allerdings eher armselig aus.

„Was ist denn mit dir falsch gelaufen? Komm' steh auf und bring' mich erstmal zum Sekretariat, dann könnte ich mir das nochmal überlegen mit der Probefahrt." Seine Augen blitzten vor Freude auf und ich konnte gar nicht so schnell gucken, so schnell war er wieder auf den Beinen, hatte einen Arm um mich gelegt und führte mich in Richtung Gebäude.

Er hatte ziemlich breite Schultern und muskulöse Arme. Meine Vermutung lag auf Football.

Wir hatten uns noch gar nicht richtig in Bewegung gesetzt, als der Junge neben mir auch schon wieder stoppte – würde ich heute irgendwann nochmal den Weg zum Sekretariat schaffen – um einen anderen Kerl zu begrüßen, der auf sein Handy guckend auf uns zu schlenderte.

„Lev, Bro! Sieh' dir mal die geile Karre hinter mir an!"

Mein Blick wanderte zu dem Jungen, der den Ginger nun auch entdeckt hatte und stirnrunzelnd musterte. Ich musste gestehen, dass 'Lev' ziemlich gut aussah. Am meisten gefielen mir seine grüngrauen Augen, die unglaublich hell strahlten. Fast so, als träge er Kontaktlinsen.
Eben diese Augen wanderten nun hinter uns zu meinem Range Rover, woraufhin ein anerkennender Pfiff seine Lippen verließ. 

„Schick. Seit wann hast du 'ne neue Karre? Und dann auch noch so eine fette?"

„Das ist nicht meine – leider - sondern von...", er drehte seinen Kopf zu mir, „sag mal, wie heißt du eigentlich?"

Ich musste anfangen, dümmlich zu grinsen.

„Velvet."

"Freut mich, Velvet. Schicker Name, schickes Auto. Also ich kenne dich zwar noch nicht, aber ich kann dich jetzt schon leiden", grinste der Typ neben mir mich an. Er hatte ebenfalls grüne Augen, aber eher dunkelgrün mit ein bisschen braun. 

"Ich bin übrigens Zac. Und das", der zeigte auf den anderen Jungen, "ist Levon." Meine Augen wanderten zu dem schwarzhaarigen Jungen, der erneut die Stirn gerunzelt hatte. Unsere Blicke trafen sich. 

"Na, das nenn' ich mal ne Überraschung. Das Acid-Mädchen aus dem Club."

-

soo. erschtes kapitel.
hoffe, es gefällt euch. 
freue mich über rückmeldungen etc.

~Sarah

p.s.: sorry, dass das so drogenlastig ist bis jetzt, ändert sich noch versprochen lol.

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