When life gives you 'Lemon'...

Kleine Sidestory über Leon und Ramon (Lemon) aus meinem Buch „Optimisten werden immer zuerst gefressen".
Zeitlich gesehen nach dem Kapitel „Wenn das Gefüge der Welt ins Wanken gerät".

____________

Das fahle Licht der Straßenlaternen spiegelte sich matt auf dem nassen Bürgersteig vor meinen Füßen. Die grauen Straßen waren verlassener als sonst, ein grauer Dunstschleier hing zwischen den Hochhäusern und hinterließ ein ekliges Gefühl von nasser Kälte auf meiner Haut.

Seine Wohnung lag nicht allzu weit von meiner, rund zehn Minuten zu Fuß. Doch während dieser Zeit war ich schon dutzende Male kurz davor gewesen einfach wieder umzukehren und diese hirnrissige Idee zu verwerfen.

Es war immerhin nicht meine gewesen, sondern die von Cornelius, meinem Chef, und dies war schon mal das erste und wohl stärkste Argument, dafür, dass ich dies hier nicht tun sollte.
Es hatte sich so einfach angehört, ihm einen Krankenbesuch abstatten, mich vergewissern, dass es ihm gut, wie man das als guter Kollege nun mal so macht. Doch als ich jetzt vor seiner Tür zum Stehen kam, fühlte sich die Schüssel in meinen Händen plötzlich zehn Kilo schwerer an und meine Füße, als wären sie auf dem Boden festgeklebt.

Wo ist dein verdammter Stolz geblieben, Ramon? , fragte ich mich selber und zwang mich auf den Klingelknopf zu drücken, neben dem sein Name stand.

Ich musste nicht lange warten, da ertönte das Geräusch des Türsummers, das mir signalisierte, dass es nun zu spät war umzukehren. Ich drückte also die Eingangstür auf und stieg die Stufen des Treppenhauses hinauf. Im dritten Stock war eine Tür geöffnet, er stand halb im Türrahmen, ein übergroßer Pulli, der ihn kleiner wirken ließ, als er wirklich war, und eine Jogginghose verhüllten seinen zierlichen Körper.
Sein Gesicht war ziemlich blass, er hatte leichte Augenringe unter den Augen, man sah ihm deutlich an, dass er nicht gesund war. Seine schönen blauen Augen weiteten sich, als er mich die Treppe hinaufkommen sah.
Ich lächelte ihn an. „Hey." Begrüßte ich ihn, leicht verlegen, als ich vor ihm zum Stehen kam.
„Hey, was- ähm- was machst du denn hier?" Seine Stimme klang ein wenig rauer als normal, er kratzte sich am Hinterkopf, eine Geste die mir schon öfters an ihm aufgefallen war, immer wenn er unsicher wurde.

„Cornelius hat erzählt, dass du krank bist und er meinte ich solle mal vorbei schauen, um zu gucken wie es dir so geht." Ich lächelte noch einmal, um ihm meine durchweg positiven Absichten zu demonstrieren. Er schaute einige Momente schweigend zu mir hoch, er war ein Stück kleiner als ich. Die Nervosität kribbelte in meinem Bauch, ich wusste nicht warum, doch seine Anwesenheit brachte mich immer ganz durcheinander.

„Ich hab Suppe mitgebracht." Zum Beweis hob ich die Schüssel in meinen Händen ein Stück hoch. „Kann ich vielleicht reinkommen und sie irgendwo abstellen?"

Wie als wäre er aus einer Trance erwacht, schüttelte er benommen den Kopf. „Äh, ja natürlich." Stotterte er hastig, wobei seine Wangen leicht rot anliefen. Er machte es mir wirklich verdammt schwer ihm zu wiedersehen, wenn er andauernd so niedlich verträumt war.

Ich trat hinter ihm in die Wohnung, streifte meine nassen Schuhe von den Füßen und folgte der blonden Gestalt in die modern eingerichtete Küche.

Obwohl unsere Wohnungen nicht allzu weit auseinander lagen, schienen sie jedoch Welten voneinander entfernt. Meine Schuhkiste von Wohnung setzte sich aus einem mickrigen Flur, einem überschaubaren Bad und einem weiteren Zimmer, das ich „Lebensraum" getauft hatte, indem sowohl Wohnzimmer, Küche als auch Schlafzimmer versammelt waren, zusammen.

Im Gegensatz dazu war bereits Leons Flur so groß und besaß so viele Türen, dass ich mich nur fragen konnte, wie viele Menschen hier wohl noch mit ihm wohnten.

„Du kannst es einfach irgendwo abstellen." Murmelte der Blonde, es schien als wöllte er sich in seinem riesigen Pulli nur noch weiter verkriechen.

Ich stellte den Topf auf die Kücheninsel, dann blickte ich ihn an, wusste nicht, was ich nun tun sollte.

„Was ist das denn für eine Suppe?" Neugierig kam er näher, schielte in den Topf, den ich mit einem Habdtuch abgedeckt hatte, da ich keinen passenden Deckel dazu besaß. Er stand so dicht neben mir, dass ich den fruchtigen Duft seines Shampoos riechen konnte.

„Das ist eine Eigenkreation: Kartoffel-Chili-Suppe. Ich hoffe du magst es ein wenig scharf."

Er kicherte, einfach unglaublich süß, dann blickte er mit seinen funkelnden Augen zu mir auf. „Ich liebe es scharf." Bis zu diesem Moment hatte ich nicht gewusst, dass ein Mensch zeitgleich süß und sexy sein konnte, doch seine unschuldigen Augen vermischt mit seinen verführerischen, roten Lippen und seinen frechen Worten hatten mir gerade das Gegenteil bewiesen. Sein ganzes Auftreten war so dermaßen anziehend, dass es mich fast verrückt macht in seiner Nähe zu sein.

„Soll ich dir eine Portion davon fertig machen?" fragte ich ihn, ohne mich von seinen Augen zu lösen, sie waren so unfassbar faszinierend, es war als würden dunkles und helles Blau in ihnen einen Kampf ausfechten. Ich war mir nicht sicher wer gewann.

„Oh, auf jeden Fall. Ich bin schon gespannt auf deine ‚Portion'." Er grinste verschmitzt, dann löste er seinen Blick und machte es sich auf dem Hocker auf der anderen Seite der Insel bequem.

Bildete ich es mir nur ein, oder flirtete er mit mir?

Ich räusperte mich, stellte den Topf auf den Herd und schaltete diesen ein. Mein Blick glitt einmal durch den Raum. Die Küche sah sehr edel aus und entweder hatte er einen krassen Putzfimmel oder er benutzt sie kaum.
„Hast du Gewürze da? Wenn du es scharf magst, muss ich nochmal nachwürzen." Fragte ich an den blonden Mann gewandt.

„In dem Schrank rechts neben dem Herd sind irgendwelche Gewürze, glaub ich." Er zeigte auf einen der dunkelbraune Hängeschränke.

Skeptisch beäuge ich ihn, zog eine Augenbraue hoch. „Du glaubst?"

„Ich koch nicht allzu oft." Gab er kleinlaut zu, seine Charakterwechsel verwirren mich ungemein.

Kurz musterte ich ihn, dann suchte ich mir die richtigen Gewürze raus um meine Suppe zu würzen.

„Und was ist mit dir? Kochst du oft?" fragte der Blonde neugierig.

Ich nickte und begann die einzelnen Gewürze in die Gelb-bräunliche Suppe zu schütten. „Meine Mutter war nie eine große Köchin, deshalb hab ich schon früh damit angefangen mir selber essen zumachen. Früher hab ich einfach irgendwelche Sachen in den Topf geschmissen und gehofft, dass es irgendwie essbar war. Dabei entstanden ziemlich verrückte Kreationen." Ich lachte leicht bei der Erinnerung an meine Nudelaufläufe mit Gummibärchen und Schokolade. „Mit der Zeit hab ich immer mehr Spaß am Kochen gefunden und jetzt da ich alleine wohne, koche ich fast jeden Tag." Ich drehte mich zu ihm um, die Arme gekreuzt, an der Küchentheke lehnend, wartend, dass die Suppe aufkochte.

„Ich würd auch gern kochen können, aber ich hab leider zwei linke Hände. Ich würde sogar Wasser anbrennen lassen, wenn das physikalisch nicht unmöglich wäre." Leise kicherte er, seine Augen glitzerten verführerisch, verdammt dieser Junge hatte mir tatsächlich total den Kopf verdreht.

„Und was isst du dann?"

„Naja, sagen wir mal so: Ich bin ein Stammkunde bei diversen Lieferdiensten. Die meisten Nummern kann ich auswendig... Ab und zu schaffe ich es aber auch mal mir Nudeln zu machen, oder irgendein Fertiggericht. Und dann gibt es ja auch noch Cornelius..."

„Cornelius?" frage ich verwirrt. Was hatte unser gemeinsamer Chef damit zu tun?

„Früher, da hast du noch nicht im Namenlos gearbeitet, da sind wir hin und wieder länger geblieben nach der Schicht. Cornelius hat gekocht und wir haben zusammen gegessen. Manchmal hat er uns auch Essen mitgegeben, weil er ständig Angst hatte wir würden verhungern. Es war wirklich schön, hat sich angefüllt wie eine richtige Familie, die sich umeinander kümmert." Der Blonde lächelte verträumt, man hört deutlich heraus wie sehr ihm die Leute aus dem Namenlos am Herzen lagen. Das konnte ich wirklich gut verstehen, auch wenn ich noch nicht allzu lange dort arbeitete.

„Wieso macht ihr das in letzter Zeit nicht mehr?"

„Ich weiß auch nicht genau, ich schätze mal, weil Cornelius im Moment privat ziemlich viel Stress hat. Auch wenn er es versucht zu verstecken, merkt man ihm an, dass es ihm nicht gut geht. Irgendetwas oder irgendjemand scheint ihn ziemlich mitzunehmen." Leons Stimme klang besorgt. Ich konnte nur nicken. Cornelius sah in den letzten Wochen ziemlich mitgenommen aus und ich hatte auch schon einen konkreten Verdacht wer dafür verantwortlich war, doch dies behielt ich für mich. Denn auch wenn mein neuen Chef in der kurzen Zeit ein guter Freund geworden und ich ihm verdammt dankbar für sein Vertrauen in mich war, wollte ich in diesem Moment nicht über ihn sprechen, ich wollte viel lieber etwas mehr über den hübschen Jungen erfahren, der genau vor meiner Nase saß und mir schon bei unserer ersten Begegnung den Kopf verdreht hatte.

Die Suppe im Topf kochte, schnell stellte ich den Herd aus und schob den Topf von der heißen Platte, damit sie nicht anbrannte. Leon hüpfte von dem hohen Barhocker und holte aus einem der Küchenschränke zwei Suppenschüsseln und Löffel.
Wir setzten uns gegenüber an den kleinen Holztisch, der in der geräumigen Küche stand. Wir nahmen uns beide von der heißen Suppe und eine angespannte Ruhe breitete sich langsam aus.

„Wohnst du hier alleine?" fragte ich ihn, rührte mit meinem Löffel verloren in der Suppe umher. Zum einen, da ich dauerhaft nervös in seiner Umgebung wurde, zum anderen, weil die Suppe noch zu heiß zum Essen war.

„Ja, ich bin vor sechs Monaten eingezogen." Antwortet er schlicht. Er pustet auf seinen Löffel der mit Suppe beladen war, damit sie genug abkühlte, dass man sie unbeschadet essen konnte.

„Die Wohnung ist ganz schön groß für einen alleine, wie kannst du sie dir leisten?" Ich hoffte, er verstand meine Fragerei nicht irgendwie falsch, es interessierte mich einfach nur, weil er mich interessierte. Die Bezahlung im Namenlos war zwar gut, aber sie reichte lange nicht aus um in solch einer schicken Wohnung zu hausen.

„Meine Eltern bezahlen sie." Es schien ihm peinlich zu sein, denn er blickte verlegen auf die gelbe Flüssigkeit auf seinem Teller. Er hatte den Löffel wieder gesenkt, ohne von ihm zu kosten.
„Ich wollte eigentlich ins Studentenwohnheim ziehen, aber meine Eltern waren dagegen. Sie sind manchmal ziemlich überfürsorglich." Er verdrehte seine Augen genervt. „Sie wollten nicht, dass ich ausziehe, aber ich wollte nicht bis ans Ende meines Studiums zuhause wohnen bleiben, also habe sie mir als Kompromiss diese Wohnung gemietet." Irgendwie wirkte er nicht wirklich glücklich mit diesem Umstand.

„Da gibt's sicher schlimmere Kompromisse." War das Einzige, was mir einfiel und zu meinem Bedauern sprach ich es auch noch aus. Um nicht noch mehr dumme Sachen zu sagen steckte ich mir einen Löffel mit Suppe in den Mund. Die heiße Flüssigkeit brannte sich in meine Zunge, definitiv noch zu heiß um sie zu essen.

„Schon, aber ich wollte so gerne auf eigenen Beinen stehen, verstehst du? Nicht mehr abhängig von meinen Eltern sein, sondern einfach mein eigenes Ding machen." Er blickte mir in die Augen, als wollte er sehen, ob ich ihn verstand, ob ich wusste was er meinte. Und das tat ich, ich verstand seinen Wunsch, sein Bedürfnis sich abzunabeln, nur zu gut, auch wenn meine Situation wohl das genaue Gegenteil von seiner war.

Ich stand seit dem frühen Kindesalter auf eigenen Beinen, mein Vater war schon vor meiner Geburt verschwunden und meine Mutter hatte sich nie groß für mich interessiert, sie war viel zu beschäftigte damit sich ständig neue Männer anzuschaffen. Dennoch liebte ich sie und bis heute wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass sie mir Beachtung schenken würde. Wie verdammt erbärmlich das klang, war mir durchaus bewusst.

„Das Haus meiner Eltern ist so riesig, dass es schon fast einem Palast gleicht, doch trotzdem hab ich mich darin gefühlt, wie ein Gefangener in einer winzig kleinen Zelle. Auch wenn ich weiß, dass meine Eltern mich lieben und nur so klammern, weil sie sich Sorgen um mich machen, bringt es mich manchmal echt zur Weißglut, wenn sie mich behandeln wie einen Vierjährigen." Er stoppte kurz, dann redete er weiter. „Kennst du Barbie und der geheimnisvolle Pegasus? Die Eltern von Barbie sind in dem Film auch so überbesorgt wie meine und was bringt es den beiden? Gar nichts. Sie erstarren zu Stein und werden nur gerettet, weil Barbie endlich aus ihrer Sicherheitszone ausbricht und ihr eigenes Leben lebt. So ähnlich hatte ich das auch geplant, nur bin ich im Gegensatz zu Barbie leider gescheitert."

Ich konnte nicht anders als laut los zu lachen. Leons Wangen färbten sich automatisch rot.

„Sorry, ich lache nicht über deine Probleme." Brachte ich glucksend hervor, bemüht wieder normal Luft zu bekommen. „Aber ich hab mir gerade vorgestellt wie du in einem rosa Kleid singend Schlittschuh läufst."

Die Augen meines Gegenübers verengten sich, ich glaube er wollte mich böse anfunkeln. Es sah extrem putzig aus. „Rosa steht mir ausgezeichnet, falls du's wissen willst." Behauptete er und brachte mich damit noch mehr zum Lachen. Er hielt seine beleidigte Miene nicht lange aufrecht und stimmte mit ein in mein befreites Lachen. Sein Lachen war unbeschwert und rein, ehrlich aufrichtig.

Als wir uns allmählich beruhigt hatten, fiel mir der Teller vor mir auf dem Tisch wieder ein. Die Suppe müsste nun kühl genug zum Essen sein.

„Guten Appetit." lächelte Leon, als hätte er meine Gedanken gelesen, dann begann er zu essen. Ich erwiderte seinen Wunsch und begann ebenfalls zu essen. Ganz versunken in den Prozess des Essens, wurde ich von Leon erschreckt, als plötzlich ein genussvoller Ton, fast einem Stöhnen ähnlich, seinem Mund entfloh.

„Alter, ist das lecker." Murmelte er und schob sich gierig den nächsten Löffel in den Mund. Ich schmunzelte, wenn ihn jetzt seine Eltern sehen könnten würde er bestimmt etwas zu hören bekommen. Es war nun mal nicht zu übersehen, dass er aus gutem Hause stammte, denn seine gute Erziehung ließ sich nicht verleugnen. Ich schätzte sie, seine höfliche Art, sein Benehmen, doch es gefiel mir durchaus auch, wenn er seine guten Manieren einmal ablegte und einfach er selbst war.

„Freut mich, wenn es dir schmeckt." Ich lächelte. Er nickte und lächelte zurück.

„Warum machst du keine Ausbildung zum Koch? Dir macht kochen doch Spaß und ganz offensichtlich bist du verdammt gut darin." Er musterte mich mit ehrlichem Interesse, seine Augen glänzten. Irgendwie erinnerte er mich an ein Kind, voller Unschuld, für das es keine Probleme gab, keine Hindernisse, die sich nicht überwinden ließen.

„Ich saß im Gefängnis und bin noch auf Bewährung. Die meisten Menschen haben mich schon verurteilt, bevor sie auch nur ein Wort mit mir gewechselt haben. Wer würde so jemanden einstellen?"
Die Wahrheit war, ich hatte mich für dutzende Jobs beworben, als Kellner, als Tellerwäscher, als Barkeeper, als Verkäufer und sogar als Reinigungskraft, doch niemand hatte mich haben wollen. Niemand hatte mir die Chance gegeben meine Geschichte zu erzählen, die Hintergründe, die Wahrheit.

„Cornelius." Erwiderte er simpel und ich musste ihm recht geben. An das Probearbeiten war ich zwar nur mit Hilfe von Gerd, einem angagierten Sozialarbeiter, der mit Cornelius befreundet war, gelangt, doch mein Chef hatte mich von Anfang an genauso behandelt wie jeden anderen seiner Mitarbeiter auch. Er hatte mir die Chance gegeben zu zeigen, was ich konnte, das ich anders war, als die Leute von mir dachten, dass mehr hinter meiner Fassade steckte, als die Meisten zu wissen glaubten.

„Vielleicht, frag ich ihn mal bei Gelegenheit." Sagte ich und nahm mir wirklich vor, dies zu tun, denn es war schon immer ein Traum von mir gewesen, einmal ein richtiger Koch zu sein. Doch ich hatte schon vor langer Zeit damit aufgehört zu glauben Träume würden wirklich in Erfüllung gehen. Das Leben hatte mir einfach schon zu oft gezeigt, wie schnell so ein Traum verpatzen konnte.

Leon lächelte, einige blonde Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. Und irgendwie erweckte sein Anblick ein wenig Hoffnung in mir.
Dieser junge Mann brachte mich doch tatsächlich dazu, entgegen aller Vernunft, wieder zu träumen.

_______

„Es war schön, dass du vorbei gekommen bist."
Er stand in der Tür, ich im Treppenhause, genau wie einige Stunden zuvor, nur, dass ich dieses Mal dabei war zu gehen.

„Ja, das fand ich auch."

Es war nicht so, dass ich gehen wollte, doch es war schon spät. Leon war immer noch nicht ganz fit, er hatte mir erzählt, dass er heute Morgen einen Migräne- Anfall gehabt hatte und auch, wenn dieser im Laufe des Tages abgeklungen war, merkte man, dass er immer noch nicht hundertprozentig fit war.

„Ich geh dann mal." Murmelte ich. Sah in sein Gesicht, seine weichen Gesichtszüge standen im scharfen Kontrast zu seinen hohen Wangenknochen und die leichten Sommersprossen auf seinen Wangen und seiner Nase ließen ihn kindlicher wirken, als er war.

„Ja, bis dann." Er lächelte, sah abwartend zu mir auf, als erwartet er irgendetwas von mir. Sollte ich ihn küssen? Wollte er das von mir? Aber war es dafür nicht noch zu früh?

Ich hob noch einmal kurz meine Mundwinkel zum einem sanften Lächeln, dann drehte ich mich um und lief auf die Treppe zu.

Kurz bevor ich die erste Stufe erreichte, drehte ich mich noch einmal zu ihm um. Er lehnte an der halb geöffneten Tür. Enttäuschung lag in seinen Augen. Du bist so dumm, Ramon. Am liebsten hätte ich mich selber geohrfeigt.

Ich machte auf dem Absatz kehrt, lief zugig auf die blonde Gestalt, die in der Tür stand und mir verwirrte entgegenblickte, zu.

Kaum, dass ich ihn erreicht hatte, legte sich meine Hand auf seine Wange. Sanft hob ich seinen Kopf an und meine Lippen legten sich auf die seinen.

So kitschig es auch klang, doch es fühlte sich so an, als würde ein Feuerwerk in meinem Bauch explodieren.

Er bewegte seine Lippen gegen meine, sie waren so weich, so himmlisch, sein ganzes Sein war einfach so betörend, dass ich mich in ihm verlor. Ich zog ihn näher, er schmiegte sich an mich.

Er, in meinen Armen, seine Lippen auf meinen, so könnte ich mein restliches Leben verbringen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top