Wach auf!

Heißer Schmerz brodelt in meiner Brust - meine Glieder schmerzen, während ich nur zu deutlich das Gewicht auf mir spüre. Der Druck seiner Finger um meinen Hals ist so penetrant und raubt mir den Atem. Es fällt mir immer schwerer den notwendigen Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen, weswegen mein Atem immer flacher wird. Langsam fallen meine Glieder kraftlos zu Boden, da mein Körper es nur noch schafft die wichtigen Dinge meines Körpers zu versorgen.

Ich fühle mich benebelt... benommen und nehme die Geräusche um mich herum nur noch vage wahr. Es ist so heiß hier drinnen. Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen... spüre, wie mir langsam das Bewusstsein schwindet und wie meine Augenlider zu flackern beginnen. Dann wird alles schwarz...




Ist es vorbei?

Bin ich nun tot?

Ist es überstanden?

Da ist kein Licht!

Kein Tor in eine andere Welt!

Und auch nicht meine Eltern, die mir mit einem Lächeln auf den Lippen zuwinken und auf mich warten.

Es ist einsam in der Dunkelheit.

Es ist kalt.

Fuck!

Erschrocken reiße ich die Augen auf, starre an die dunkle Decke, bevor mich auch schon ein Hustenreiz überkommt. Hustend drehe ich mich schwungvoll zur Seite, verziehe dabei angewidert das Gesicht, da mir der Geschmack meiner Magensäure die Speiseröhre emporsteigt. Ich kann es gerade so verhindern, dass ich mich über den eisigen Beton übergebe und lasse mich erschöpft wieder zurück auf den Rücken fallen. Ich strecke meine Arme und Beine von mir und starre fassungslos und völlig mit der Situation überfordert an die dunkle Decke. Ich kann sie nicht einmal richtig erkennen, doch das ist gerade völlig irrelevant.

Was ist passiert und warum hat er mich einfach wieder frei gelassen? Langsam hebe ich meine rechte Hand, halte sie vor meine Augen und betrachte sie schweigend, bevor ich sie langsam zu meinem Hals führe. Ich bilde mir ein die langen Finger immer noch um meinen Hals zu spüren, doch dort ist nichts.

Meine Finger streichen langsam über die Haut an meinem Hals und gleiten zu meiner Brust hinunter. Ich lasse meine Hand genau über meinem Herzen ruhen und lausche meinem Herzschlag, der immer noch sehr schnell geht. Ich spüre aber auch deutlich, wie sich mein Körper allmählich, wie das Adrenalin abklingt, obwohl die Gefahr überhaupt nicht überstanden ist. Nur weil er weg ist, heißt das nicht, dass dieses grausame Spiel vorbei ist, doch mein Körper hat einen Gang heruntergeschalten. Ich laufe nur noch auf Sparflamme.

Meine Gedanken kreisen, während ich leicht den Kopf schüttle. Wie konnte ich in so einem grauenhaften Moment an Hope denken?

Ja dieser Mann hat auf jeden Fall ein paar böse Geister, die ihm immer mal wieder Streiche spielen, aber so etwas würde er mir niemals antun. Ich habe Hope als sehr liebevollen, sehr charmanten jungen Mann kennengelernt. Er ist immer freundlich zu mir gewesen und wir haben immer sehr tiefsinnige Gespräche gehabt. Egal ob nun geschrieben, telefoniert oder im realen Leben. Ich traue ihm so etwas nicht zu, also warum denke ich ausgerechnet an ihn, als ich glaubte, dass mir das Leben ausgehaucht wird?

Empfinde ich vielleicht mehr für ihn, als ich mir selbst eingestehe? Wir haben nie über Liebe gesprochen. Es ist nie zu einem Thema zwischen uns geworden, weil wir glücklich sind. Es hat sich immer gut in seiner Nähe angefühlt und vielleicht habe ich mich in diesem Moment einfach nach seiner wohltuenden Nähe gesehnt... Ja, das muss es gewesen sein.

Tief atme ich durch und drehe mich langsam zur Seite. Ich verziehe das Gesicht, während ich mich langsam auf alle Viere begebe. Sofort bohren sich meine Zähne in meine Unterlippe, als der stechende Schmerz, auf Grund der Belastung, durch mein Bein schießt. Verflucht tut das weh. Mir schießen ein paar Tränen in die Augen, während ich mich langsam auf die Füße ziehe. Dabei halte ich mich an der Mauer fest, die neben mir in die Höhe ragt.

Kurz befeuchte ich mir die Lippen, sehe mich um und taste mich dann langsam voran. Ich habe absolut keine Ahnung wo ich bin, noch wie ich hier rauskomme. Es ist stockdunkel, so dass ich kaum meine Hand vor Augen erkennen kann. So langsam nehme ich auch wieder meine Umgebung wahr und ich kann Schreie hören. Sie scheinen unglaublich weit von mir entfernt zu sein. Sie hören sich leicht verzerrt an. Sind sie überhaupt echt, oder sollen sie einfach nur Angst machen?

Schwer schlucke ich und bewege mich langsam vorwärts. Mein Atem geht immer noch flach. Ich taste mich einfach an der Mauer entlang und nach einigen Minuten des Heranpirschens kann ich eine Tür erahnen. Ist das der Ausgang? Kann ich der Hölle doch entkommen?

Ich beschleunige meine Schritte, stoße mich von der Wand ab und laufe auf die Tür zu. Bei dieser angekommen, presse ich meine Hände dagegen, wobei mir ein Schauer über den Rücken läuft. Die Eisentür ist eiskalt. Hoffnung glimmt in mir auf, während meine Finger nach dem kalten Türgriff greifen und ihn herunterdrücken. Mit einem lauten Quietschen beginnt sich die Tür zu bewegen und ich ziehe mit meinem ganzen Gewicht an dieser. Langsam geht sie weiter auf und ich zwänge mich durch den entstandenen Spalt, nur um die Tür schnell wieder hinter mir zuzuziehen. Als sie einrastet, vernehme ich ein Klacken, das sich anhört, als hätte sich die Tür von selbst verriegelt.

Verdammt, schießt es mir durch den Kopf und ich drehe mich ruckartig herum, greife nach der Türklinke, doch ich greife ins Leere. Mit einem überraschten Laut verliere ich das Gleichgewicht und krache unkontrolliert gegen die Tür, wobei ich mit meinem Kopf gegen das Metall knalle. Ich keuche schmerzerfüllt auf und rutsche kraftlos zu Boden. Mir wird schummrig. Alles dreht sich und Sterne beginnen über meinem Kopf zu tanzen. Wie kann man nur so dumm sein?

Langsam fasse ich mir an den Kopf, halte mir die Stelle, mit der ich gegen die Tür geknallt bin und drehe mich behutsam herum, so dass ich nun mit dem Rücken an der Tür sitze. Ich brauche noch eine ganze Weile, bevor ich überhaupt wieder klar denken kann, doch als der Schmerz langsam nachlässt und ich wieder richtig sehen kann, nehme ich auch endlich die neue Umgebung um mich herum wahr.

Der Raum ist ebenfalls sehr dunkel, weswegen ich nur schwer etwas erkennen kann. Stattdessen vernehme ich ein leises Wimmern, dazwischen rasselnder Atem. Hier ist jemand. Ein anderes Opfer? Ich bin nicht alleine hier gefangen? Soll ich mich näher heranwagen?

Ich zucke leicht zusammen, als ein schmerzerfülltes Stöhnen durch den Raum dringt und mich schrecklich erschauern lässt. Es hört sich an, als würde diese Person furchtbar leiden. Ich muss ihr helfen. Verdammt! Ich muss diesem Menschen helfen.

Langsam rapple ich mich auf, schwanke etwas und fasse mir dabei erneut an den Kopf. Gott mir ist immer noch leicht schwindlig , aber das schiebe ich jetzt beiseite. Ich spüre deutlich, wie mir eine neue Dosis Adrenalin durch den Körper schießt. Der Schmerz verblasst langsam und so durchsuche ich den Raum, der mit Kisten vollgestellt ist.

„Hallo...? Wo sind Sie?", frage ich leise und vorsichtig in den Raum. Natürlich habe ich Angst, dass die Person, die der anderen solche Schmerzen zugefügt hat, noch hier ist. Trotzdem wage ich mich vor und stocke, als ich einen schlanken Mann an seinen Handgelenken gefesselt von der Decke hängen sehe. Meine Augen weiten sich, während ich mir erschrocken die Hand auf den Mund schlage.

„Verdammt...", fluche ich leise. Mein Blick klebt auf dem jungen Mann, dessen Körper wie Espenlaub zittert. Mein Blick senkt sich zu Boden, wo die nackten, aufgeschürften Füße des Mannes mit den Zehen versuchen irgendwie Halt auf dem kalten Boden zu finden. Ich kann kleine Blutpfützen auf dem Boden zu seinen Füßen erkennen. Seine Fußgelenke sind dürr, seine Hose nur noch ein zerrissener Lumpen, der mit einem Gürtel auf seiner Hüfte gehalten wird. Dreck und Blut kann ich auf der Hose ausmachen, genauso wie auf den dünnen Beinen. Er wirkt mager auf mich. Völlig ausgehungert. Wie lange hängt er hier schon?

Langsam trete ich auf ihn zu, strecke meine Hand nach ihm aus und lege sie sanft auf seine entblößte Hüfte. Er zuckt unter meiner Berührung weg und wimmert lauter auf. Sein unterer Bauch ist völlig frei gelegt, weil sein Oberteil, durch die nach oben gestreckten Arme, nur noch bis zu seinen unteren Rippenbogen reicht.

Mein Blick wandert weiter nach oben zu seiner Brust, die sich schwer hebt und senkt, während sein Kopf kraftlos auf seiner Brust liegt. Von seinem Kinn tropft Blut auf den Boden, welches ich sanft mit meinem Daumen wegstreiche. Es kommt neues nach und ich spüre deutlich, wie er unter meinen Berührungen nur noch mehr zittert.

Ich schlucke schwer, presse meine Lippen fest aufeinander, während ich an seinen Armen hinaufsehe. An diesen laufen mehrere Rinnsale Blut herunter, wobei ich den Ursprung an seinen Handgelenken ausmachen kann. Seine Hände sind schon ganz weiß, weswegen mir erneut die Frage durch den Kopf schießt, wie lange er hier schon hängt.

Vorsichtig greife ich nach den Fesseln und taste sie ab, nur um festzustellen, dass man einen Schlüssel für die Dinger braucht. Der junge Mann zittert noch schlimmer, wimmert ganz fürchterlich, als ich sein Handgelenk berühre, weswegen ich meine Finger langsam von dem Metall löse und sie stattdessen wieder an sein Kinn lege. Sanft drücke ich seinen Kopf nach oben und sehe ihm ins Gesicht. Er hat eine Platzwunde an seiner Stirn von der das Blut herrührt.

„Ich... ich werde Ihnen helfen. Wissen Sie... wissen Sie wo der Schlüssel ist?", frage ich leise, vorsichtig, während ich ihn weiter ansehe. Nur langsam beginnt eine Erinnerung in mir wachzuwerden und nach wenigen Sekunden weiche ich einige Schritte zurück und starre den Mann an, der mich träge anblickt. Seine Augen sind so trüb, als wäre er gebrochen worden oder auf Drogen...

„Ich kenne Sie...", entkommt es mir heiser und mit weit aufgerissenen Augen. Ich kenne diesen Mann! Ich bin ihm schon einmal begegnet! Ist er der Grund warum ich hier bin? Fassungslos starre ich ihn an, während mein Körper von einem unkontrollierten Zittern gefangen genommen wird...


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