Boy meets evil part 3
RUMMS
„Gott verdammt!", fuhr ich erschrocken hoch, als auf einmal etwas so laut gegen die Fensterscheibe geschlagen hatte, dass mir das Handy aus der Hand gerutscht war. Ich sah mich um, suchte den Ursprung und zuckte erschrocken weg, als ich eine dunkle Gestalt neben meinem Auto sah, die sich von mir weggedreht hatte. Verflucht! Wer oder was war das? Blind tastete ich nach meinem Handy und meinem Shirt, da ich meinen Blick nicht von der gruseligen Gestalt nehmen wollte. Als ich beides fand, zog ich schnell mein Shirt über und drückte mir mein Handy an mein Ohr. Hopes Stimme war besorgt und immer wieder fragte er nach mir, vermutlich weil ich nichts mehr gesagt hatte.
„Da ist irgendjemand draußen... keine Ahnung. Ich kann nur eine dunkle Gestalt erkennen, die raucht... Ich weiß nicht. Verdammt ich hab Schiss...", murmelte ich und presste mich gegen die Fahrertür. Ich hatte vorhin zum Glück mein Auto von innen verriegelt, da ich nie mit offenen Türen in meinem Auto schlief, denn ich hatte keine Lust auf nächtliche Besuche.
„Sht... beruhige dich. Das ist bestimmt nur irgend so ein Idiot, der dich erschrecken wollte."
Na der hatte gut reden. Hope saß ja auch nicht gerade auf einem dunklen Parkplatz in seinem Auto und wurde beim Telefonsex gestört. Wahrscheinlich hätte Hope das ganze Auto zusammengeschrien, weil er so extrem schreckhaft war. Mein Herz schlug mir immer noch bis zum Hals, trotzdem rutschte ich nun auf die Beifahrerseite und klopfte gegen die Scheibe, da der Mann – ich war mir sicher, dass es einer war – immer noch neben meinem Auto stand und in aller Ruhe eine rauchte. Konnte er sich dafür nicht einen anderen Platz aussuchen?
Der Mann drehte sich zu mir um und da erkannte ich fast augenblicklich das Gesicht – Nathan! Was machte er hier? Oder nein was wollte er von mir? Er klopfte gegen meine Scheibe und lächelte mich an, was irgendwie unheimlich aussah. Ich verzog leicht das Gesicht, nickte kurz und wandte mich dann an Hope.
„Es ist Nathan und ich glaube er will reden. Ich melde mich, wenn ich in Denver angekommen bin."
„Okay. Bis dann", hörte ich ihn sagen und schon legte er auf. Ich seufzte leise, verstaute mein Handy im Handschuhfach und entriegelte dann mein Auto, um zu Nathan nach draußen zu kommen. Ich schloss die Tür hinter mir, lehnte mich gegen diese und musterte ihn misstrauisch.
„Was willst du Nathan? Du hast mich zu Tode erschreckt", echauffierte ich mich und verschränkte meine Arme vor der Brust. Seitdem die Sonne untergegangen war, war es gar nicht mehr so warm, aber das blendete ich jetzt erst einmal aus, da mich die Anwesenheit meines Kollegen nervös machte. Ich wusste nicht warum ich so ein ungutes Gefühl in seiner Gegenwart hatte, weswegen ich es wirklich vorgezogen hätte, wenn sich das bald ändern würde, schließlich mussten wir ja öfter zusammenarbeiten.
„Ich wollte mich bei dir entschuldigen?"
„Und das konnte nicht bis morgen warten?"
„Nein, ehrlich gesagt nicht."
Ich schnaubte, stieß mich von der Tür ab und drehte ihm den Rücken zu, bevor ich um Betty herumging, die Ladeklappe öffnete und hinaufkletterte.
„Es tut mir leid, wenn ich dich bei etwas wichtigem gestört habe. Das wollte ich natürlich nicht, aber ich wollte mit einem guten Gefühl zwischen uns nach Denver", begann er einfach draufloszureden und als ich zu ihm sah, erkannte ich, dass er seine Arme auf die seitliche Umrandung der Ladefläche gelegt hatte und mich bei meinem Gewusel beobachtete. Seinen Blick so auf mir zu spüren, bescherte mir eine Gänsehaut - keine von der angenehmen Sorte. Schnell wandte ich mich ab, zog die Plane beiseite und griff nach der Tasche, welche ich aus einer der beiden Kisten zog und nahm mir einen Pulli heraus. Diesen zog ich über und stopfte die Tasche wieder zurück.
„Weißt du, mir fällt es schwer mir was von so einem jungen Kerl wie dir sagen zu lassen. Ich bin elf Jahre älter als du -"
Ich unterbrach ihn mit einer unwirschen Handbewegung und verzog meine Augenbrauen skeptisch. Meinte er das ernst?
„Und genau das ist dein Problem Nathan. Du darfst mich eben nicht als 20-jährigen Anfänger betrachten. Ich bin auf dem Jahrmarkt aufgewachsen. Ich habe die Vorgänge hier von klein auf gelernt, sie in mich aufgesogen. Das Alter spielt absolut keine Rolle in diesem Geschäft und das muss dir endlich klar werden, sonst wird das zwischen uns nie etwas", sagte ich und deutete dabei mit meinem Finger zwischen uns hin und her. Deutlich konnte ich das Unbehagen in seinen Augen aufflackern sehen. Es gefiel ihm nicht, wie ich mit ihm sprach, doch er schluckte seinen Stolz hinunter und nickte schwach zustimmend. Schließlich noch ein weiteres Mal, deutlich kräftiger und gab dabei ein 'Du hast recht' von sich. Es klang resigniert und so gar nicht nach dem Nathan, den ich bis jetzt kennengelernt hatte.
„Nimmst du meine Entschuldigung an und wir fangen noch einmal von vorne an?", fragte Nathan mich und ich lächelte leicht. Trotzdem ließ ich ihn einen Moment warten, da ich aus einer der Kisten eine kuschelige Wolldecke und ein Kissen nahm, bevor ich sie wieder schloss und mit der Plane abdeckte. Ich kletterte von Betty herunter, schloss die Ladeluke wieder ordentlich und ging zurück zur Beifahrerseite. Rasch legte ich Decke und Kissen auf die Sitzbank, bevor ich mich zu Nathan herumzudrehen und ihm meine Hand hinhielt.
„Gut. Hey ich bin Justin. Du kannst mich aber auch ruhig Jungkook nennen, wenn du möchtest. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit", lächelte ich und Nathan nahm meine Hand entgegen, schüttelte sie leicht und erwiderte mein Lächeln.
„Hey. Danke, aber ich bleibe bei Justin. Ich bin Nathan und freue mich ebenfalls auf einen guten Neustart in Denver." Wir lösten die Hände wieder voneinander und ich musterte Nathan noch einmal eingehend. Irgendwie wirkte er nun nicht mehr ganz so gruselig, aber das ungute Gefühl wich trotzdem nicht aus meinem Bauch. Irgendetwas hatte er an sich, was mich beunruhigte, was mich aufmerksamer werden ließ. Für den Moment schob ich das Gefühl beiseite, da es nur hinderlich für die Entwicklung einer angemessenen Beziehung zwischen uns war.
~ noch 1 Monat ~
Meine Laune war an einem Tiefpunkt angekommen. Hope hatte sich nach meiner Nachricht, dass ich gut in Denver angekommen war, nicht mehr bei mir gemeldet, was mich wirklich extrem ärgerte. Ich wusste ja, dass er mir nicht alles sagen konnte, aber es tat trotzdem unheimlich weh nichts von ihm zu hören und ihn auch nicht mehr als Kummerkasten zu haben, zum Beispiel wegen Nathan. Gut, die Beziehung zwischen Nathan und mir hatte sich etwas gebessert, aber wirklich gut leiden konnte ich ihn immer noch nicht. Ich bekam dieses Gefühl einfach nicht aus meinem Bauch und nun hatte ich niemanden mehr mit dem ich darüber reden konnte.
Meine Kollegen, mein Onkel und meine Cousine mochten Nathan. Sie lobten ihn für sein Engagement und für seine geleistete Arbeit. Ich konnte nicht leugnen, dass seine Arbeitsmoral wirklich besser geworden war und dass er sich wirklich Mühe gab es allen recht zu machen – auch mir. Er war perfekt und ich?
Ich machte viele Fehler, ließ mich schnell ablenken und war schlecht drauf. Meine Kollegen nervte es, dass ich ein Gesicht machte wie sieben Tage Regenwetter und sie verdonnerten mich zu Aufgaben, bei welchen ich wenig Kundenkontakt hatte, was meine Laune nicht gerade besserte.
So war es wenig verwunderlich, dass ich mir fast jeden Tag ein Mädchen aussuchte um mit ihr Spaß zu haben, doch irgendwie kickte mich das nicht. Es zog mich eher noch mehr runter und meine Cousine schien langsam auch mitbekommen zu haben, dass meine 'Freundin' wohl nicht meine feste Partnerin war und begann ebenfalls Fragen zu stellen, die ich ihr nicht beantworten wollte und konnte.
„Hey Justin", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, während ich gerade auf einer Bank saß, meine Beine von mir gestreckt und in den Himmel starrte. Es war ein schöner sonniger Tag und ich hatte gerade Pause. Ich sah zu dem Neuankömmling und lächelte leicht, als ich Nathan erkannte.
„Hast du Lust heute mit mir zusammen wegzugehen? Es gibt da einen Club in der Stadt, der hat neu aufgemacht und ich hab zwei Karten." Er zeigte mir die Eintrittskarten, wobei ich sie ihm abnahm und betrachtete. Von dem Laden hatte ich noch nie etwas gehört, aber das war mir auch egal. Ich hatte schlechte Laune und gegen Alkohol hatte ich nichts einzuwenden.
„Klar warum nicht?", sagte ich und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Er musste wohl auch gemerkt haben, dass ich nicht gut drauf war. Nathan ließ sich neben mich sinken und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel, was mich etwas irritiert zu ihm blicken ließ. Er klopfte ein paar Mal auf mein Bein und sah mich an.
„Super. Dann machen wir zusammen einen drauf. Das kann ich echt gut vertragen", lachte er und ich nickte nur, schob seine Hand von meinem Schenkel und erhob mich dann.
„Gut dann 23Uhr? Wir nehmen ein Taxi, oder?" Er nickte bestätigend und ich ging rasch weg. Ich hatte keine Lust mich länger mit ihm zu unterhalten, weswegen ich mich zu Betty verzog. Kaum bei ihr angekommen, kletterte ich auf die Ladefläche und machte es mir dort bequem. In letzter Zeit verbrachte ich viel Zeit mit ihr, weil Betty die Einzige war, die es schaffte, dass ich mich ihm nahe fühlte. Hier hatte ich meine Ruhe und konnte das Bild von uns betrachten, oder das Tattoo. Ich konnte in Erinnerungen schwelgen, die mein Herz nur noch schwerer werden ließen. Manchmal las ich auch in unserer Unterhaltung nach, oder schrieb ihm einfach noch einmal. Ich gab ihm immer Updates, wie es mir ging, wie es mit Nathan lief und wann wir in die nächste Stadt umzogen, doch eine Antwort bekam ich nicht.
„Justin wo steckst du?", drang es an mein Ohr, weswegen ich mich langsam aufrichtete und direkt in das Gesicht meiner Cousine blickte, die ausholte und mir einen Schlag auf den Kopf gab. Ich verzog das Gesicht und gab einen leisen gequälten Laut von mir, während sie weitersprach: „Endlich habe ich dich gefunden. Ich habe dich schon überall gesucht. Na los, deine Pause ist vorbei und du musst für Steven einspringen."
Ich nickte leicht, bevor ich mich erhob und über das Metall sprang. Mit einem Schnauben landete ich direkt vor ihren Füßen. Auch wenn ich keine Lust hatte, da musste ich jetzt wohl durch.
Um 23 Uhr stand ich frisch geduscht und schick angezogen an der Straße, wo bereits ein Taxi auf uns wartete. Nathan hob kurz seine Hand und ich erwiderte den Gruß, bevor ich mit ihm in das Taxi stieg, welches uns zu dem Club bringen sollte.
„Gut siehst du aus, Justin", sagte Nathan, was kurz dafür sorgte, dass ich an mir selbst heruntersah. Ich trug ein hellblaues Hemd mit dunklen Streifen, dessen Ärmel hochgekrempelt und die obersten zwei Knöpfe offen waren. Dazu trug ich eine simple schwarze Jeans mit etlichen fransigen Löchern, ein paar Boots und meine Haare hatte ich wild gestylt. Ob man das wirklich gestylt nennen konnte war dabei eine andere Frage, aber das war mir egal. Ich bedankte mich für das Kompliment und ließ meinen Blick dann über Nathan schweifen, der ein blaues Lederhemd trug, welches mich wirklich stark an das Hemd erinnerte, welches Hope bei unserem ersten Treffen getragen hatte. Ich schluckte, während mein Blick weiter an ihm herunterwanderte und ich die schwarze Lederhose und Schuhe ausmachen konnte. Schnell sah ich wieder weg, da ich den Anblick nicht länger ertrug, zu sehr fühlte ich mich an Hope und unsere erste gemeinsame Nacht erinnert.
„Alles in Ordnung Justin?", fragte Nathan besorgt, legte dabei seine Hand auf meine Schulter, wobei ich bei der Berührung leicht wegzuckte. Ich durfte mir nicht anmerken lassen, dass mir sein Outfit gerade wirklich Probleme bereitete, dass ich damit zu kämpfen hatte, mein schneller schlagendes Herz in den Griff zu bekommen. Ich biss mir auf die Unterlippe und nickte dann schwach. Natürlich glaubte er mir nicht, doch er ließ von meiner Schulter ab und gab mir die Zeit mich zu fangen.
Als das Taxi hielt, ließ ich mir von Nathan die Tür aufhalten und rutschte von der Bank, bevor ich mit ihm gemeinsam den Club betrat. Ich sah mich um und war erstaunt wie groß und luxuriös der Laden war, wobei mir natürlich direkt die Frage in den Kopf stieg, wie Nathan an die Karten für diesen Luxusschuppen gekommen war. Ich schüttelte darüber nur den Kopf. Es war egal. Ich war nur hier um mir die Kante zu geben und Hope für eine Nacht aus meinem Kopf zu verbannen. So trat ich direkt auf die Bar zu und bestellte mir einen Whisky. Mit dem Glas in der Hand ließ ich mich auf einen der Barhocker sinken, während mein Blick durch den Raum schweifte.
Der Club war gut gefüllt, aber auch nicht zu voll, die Musik hatte einen guten Beat und die Stimmung schien ziemlich ausgelassen zu sein. Recht schnell stellte sich bei mir die Entspannung ein, vor allem nachdem ich die ersten zwei Gläser geleert hatte. Nathan hatte den Weg noch nicht zu mir gefunden, worüber ich nicht böse war. Ich suchte mir einen Platz auf der Tanzfläche und gab mich der Musik hin.
Es war bereits in den frühen Morgenstunden, als ich langsam meine Augen öffnete, weil mir jemand unsanft immer wieder gegen meine Wange schlug. Ich hörte meinen Namen und nach einem Moment der Besinnung erkannte ich Nathan, der mich besorgt musterte. Mein Schädel brummte unaufhörlich und ich verzog leicht das Gesicht, als sich mein Magen zusammenkrampfte. Ich hatte absolut keine Ahnung was passiert war. Mein Blick schweifte unstet durch die Gegend, wobei ich mich absolut nicht daran erinnern konnte, wie ich in dieser gottverdammten Gasse gelandet war. Es stank nach Müll, nach Erbrochenem und Pisse.
Fahrig fuhr ich mir durch mein Haar, ließ mir von Nathan aufhelfen und mich aus der Gasse hieven, wobei Nathan einen Arm um meine Hüfte gelegt und mich an sich gezogen hatte. Meine Beine gehorchten mir irgendwie nicht, weswegen ich mich einfach nur an ihm festhielt.
„Mir ist schlecht...", murmelte ich leise gegen seinen Hals, sog seinen Duft dabei in meine Nase und fühlte mich schon wieder an Hope erinnert. Seit wann trug Nathan diesen Duft, oder war das sein Partyduft? Vielleicht bildete ich mir das gerade auch nur ein, weil ich mir so sehr die Nähe zu Hope wünschte.
„Was ist passiert?", nuschelte ich und klammerte mich noch fester an ihn. Er roch so unglaublich gut. Ich schloss meine Augen, stellte mir vor, dass Hope nun bei mir war und mich aus meiner Misere rettete, denn nichts anderes war das hier gewesen. Ich hatte es übertrieben, hatte meinen Kummer ertränken wollen und war in einer dreckigen Gasse gelandet. Ohne mir zu antworten, brachte mich Nathan zurück in den Club in ein separates Zimmer, wo er mich auf einer Liege ablegte. Scheinbar hatten sie hier ein Notfallzimmer oder so etwas. Ich jammerte leise, als er von mir abließ, drehte mich auf den Rücken und legte meinen Arm über meine Augen. Das grelle Licht blendete mich und der Kopfschmerz wurde wieder deutlich präsenter.
Ich nahm erst wieder den Arm weg, als Nathan mich ansprach und mir eine Tablette hinhielt.
„Hier, nimm die, danach wird es dir besser gehen."
Ich nahm die Pille zögernd an, sowie das Glas Wasser und setzte mich etwas auf. Die Tablette spülte ich mit einem halben Glas Wasser hinunter und trank auch noch den Rest. Danach ließ ich mich wieder zurücksinken und kam endlich auf die Idee, meine Taschen zu kontrollieren. Mein Handy war noch da, genauso wie mein Portemonnaie. Natürlich überprüfte ich den Inhalt und sah schließlich zu Nathan, der begonnen hatte mich vorsichtig mit einem feuchten Lappen sauberzumachen.
„Was ist passiert?", fragte ich nun zum zweiten Mal, worauf Nathan in seinem Tun innehielt und mich besorgt ansah.
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, dass dir K.O. Tropfen verabreicht worden sind. Ich konnte einen Überfall auf dich gerade noch rechtzeitig verhindern. Warum warst du nur so leichtsinnig und hast dich so volllaufen lassen? Was ist überhaupt los mit dir in letzter Zeit? Du bist total verschlossen und schlecht gelaunt. Ist irgendetwas passiert?", erzählte Nathan mir und schob gleich noch ein paar Fragen hinterher. Ich seufzte leise, befeuchtete meine Lippen und sah an die Decke.
„Bitte verurteile mich dafür nicht und bitte behalte das für dich... Wenn mein Onkel davon erfährt schmeißt er mich raus und das will ich nicht. Ich weiß, dass das total veraltet ist und wir im 21. Jahrhundert leben, aber mein Onkel ist – na ja du kennst ihn ja."
„Schon gut, Justin. Ich werde niemanden etwas davon erzählen. Du hast mein Ehrenwort", versprach er und das ließ mich dankbar lächeln. Es tat wirklich gut und ich hielt es auch einfach nicht mehr länger aus. Mir war mittlerweile egal worum mich Hope gebeten hatte.
„Ich hab was mit 'nem Typen am Laufen... ich glaube er ist verheiratet oder so... auf jeden Fall sehen wir uns vielleicht zweimal im Jahr und manchmal herrscht totale Funkstille für mehrere Wochen... Dieses Mal hat er mich vorgewarnt, aber es hat mich trotzdem echt hart getroffen, vor allem, weil ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, als du mich aufgesucht hattest, um dich bei mir zu entschuldigen. Ich meine, natürlich ist er mir keine Rechenschaft schuldig oder sowas. Wir sind nicht zusammen, aber es tut trotzdem weh, weil ich ehrlich gesagt mehr für ihn empfinde, als gesund für mich wäre. Ich vermisse ihn so schrecklich, dass ich glaube verrückt zu werden", erzählte ich ihm, sah ihn dabei aber nicht an. Ich presste fest meine Lippen aufeinander und starrte verbissen an die Decke. Ich wollte den Ausdruck in seinen Augen nicht sehen, vor allem, weil ich ihm immer wieder gesagt hatte, dass ich nur auf Frauen stehen würde. Seine Reaktion jedoch, ließ mich irritiert zu ihm sehen. Er lachte.
„Findest du das lustig?", fragte ich irritiert und drehte mich langsam zur Seite, um ihn besser ansehen zu können. Er entschuldigte sich direkt und wischte sich wohl Lachtränen aus dem Gesicht. Nathan lachte mich tatsächlich aus.
„Entschuldige, aber dieses Geständnis ist wirklich das Letzte was ich erwartet hätte", entkam es ihm, so dass ich meine Augenbrauen fragend zusammenzog. Was sollte das denn jetzt heißen.
„Ich habe dir das echt geglaubt, dass du 100% hetero bist, Justin. Wirklich. Irgendwie beruhigt es mich, dass mein Radar doch nicht so falsch gelegen hat."
Ich drehte mich wieder auf den Rücken und seufzte erneut. Er lachte also nur vor Erleichterung, weil sein Radar doch nicht kaputt war? Oh man... so ein Idiot.
„Ich kann dir nicht bei deinem Problem helfen, aber ich kann es dir angenehmer machen. Lass uns einfach öfter etwas unternehmen, damit du diesen Kerl vergessen kannst. Scheinbar ist er es nicht wert von dir geliebt zu werden, hm?"
Ich hob meine Hand und sah auf mein Tattoo. Er war es definitiv Wert geliebt zu werden, aber scheinbar waren wir nicht füreinander bestimmt. Es machte mich unheimlich traurig und doch gab ich die Hoffnung nicht auf. Wenn ich nur lang genug aushalten würde, dann würde Hope auch merken, dass er zu mir gehörte und nicht zu seiner Frau – seiner Familie, oder wem auch immer. Alleine bei dem Gedanken daran, dass er nun mit seinen Kindern spielend auf dem Fußboden saß und mit ihnen herumalberte, ließ mein Herz schwer werden.
„Okay... Danke. Ich nehme dein Angebot sehr gerne an, Nathan", sagte ich, schenkte ihm aber keinen Blick. Stattdessen sah ich gedankenverloren an die Decke und ließ mich von ihm weiter saubermachen, bevor er vorschlug, dass wir zurück zum Jahrmarkt fahren sollten.
~ noch wenige Tage ~
Nathan hielt sein Wort und er lenkte mich vollkommen ab. Wir unternahmen viel gemeinsam, gingen shoppen, tourten mit Betty durch die Stadt, machten Besorgungen und gingen auf Partys. Wir machten den Jahrmarkt unsicher und hatten Spaß. Ich konnte die Gedanken an Hope ganz weit wegsperren und würde sie auch erst wieder herausholen, wenn er sich endlich wieder bei mir melden würde.
Natürlich versuchte Nathan auch immer mal wieder mir näher zu kommen, doch diese Versuche blockte ich ab und hielt ihn auf Abstand. Er nahm es hin, schien es auch zu verstehen, auch wenn ich manchmal den Eindruck hatte, dass es ihn nervte. Aber noch war ich nicht bereit Hope aufzugeben.
Heute verließen wir Denver. Es war bereits alles zusammengepackt und Nathan fuhr dieses Mal mit mir. Wir wollten noch ein paar kleine Abstecher machen, weswegen wir auch erst ein paar Tage später an unserem Ziel Salt Lake City, Utah ankommen würden. Zumindest war das der Plan gewesen, von dem ich meinem Onkel erzählt hatte. So gesehen waren das ein paar Tage Urlaub, die Nathan und ich uns nahmen.
Unser Ziel war die Subway im Zion Nationalpark. Es würde ein aufwendiger Weg sein, aber die Zeit war günstig, der Wasserstand niedrig und der Ansturm gering. Das war genau das richtige Abenteuer für Nathan und mich. Wir hatten den Ausflug schon etliche Tage vorher geplant und alles soweit besorgt was wir dafür benötigten, auch einen Leihwagen, weil ich die Strecke Betty nach der Tour zu den Black Hills nicht antun wollte. Sie blieb an dem Motel stehen, wo wir uns ein Zimmer genommen hatten, damit wir sehr früh aufbrechen und auch wirklich alles in vollen Zügen genießen konnten. Ich war voller Vorfreude, doch wir kamen niemals an unserem ausgesuchten Ziel an. Ich wusste nicht warum, aber meine Kraft verließ mich nach nur einer Stunde der Wanderung durch den Canyon und selbst das viele Wassertrinken half nicht. Das schien es nur noch schlimmer zu machen, weswegen ich letztendlich mitten im Nirgendwo zusammenbrach und alles um mich herum schwarz wurde.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top