Achtung! Achtung!

Dieses Kreuz hat mich hypnotisiert, hat mich gefangen genommen und mir wird bewusst wann ich es gesehen haben muss. Das erste Mal, als ich an einen Stuhl gefesselt gewesen war. Ich kann mich nur vage an den Raum erinnern, die Personen und die Stimmen, die ich gehört habe. Das zweite Mal war wohl der Moment mit Jin gewesen, als dieser Mann wie ein verdammter Dementor über mir gehockt war – so wie jetzt auch. Und war er es nicht auch gewesen, der Jimin Hopes Namen in den Bauch geritzt hatte?

Das Kreuz schlägt mir gegen mein Kinn und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schlucke, hole hastig Luft und rüttle an meinen Fesseln. Ich will hier weg. Warum ist er jetzt hier bei mir und wo zum Teufel ist Hope?

„Hope...", wimmere ich und bemerke fast sofort die Veränderung, die den Körper über mir erfasst. Ruckartig umgreift er mein Kinn, drückt meinen Kopf ein Stück in den Nacken und hält mich eisern fest. Der Griff ist schmerzhaft, weswegen ein klägliches Winseln meine Kehle verlässt.

Im nächsten Moment muss ich einen Schmerzenslaut unterdrücken, da er einfach seine Fingernägel in meine Brust bohrt. Dabei drücke ich mich mit meinen Schultern in die Matratze, versuche ihm zu entkommen und presse fest meine Lippen aufeinander, damit kein weiterer Laut mich verraten kann. Dafür kann ich deutlich spüren, wie der steigende Schmerz mir die Tränen in die Augen treibt, während der Druck immer stärker wird und ich das Gefühl nicht loswerde, dass dieser Mann mir versucht das Herz aus der Brust zu reißen.

„Hoffnung... du suchst die Hoffnung in ihm und doch wird er dir nur Verzweiflung bringen", flüstert er gegen meine fest aufeinander gedrückten Lippen und ich kann seine fast an meinen spüren, während mir ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Ich habe absolut keine Ahnung was er damit meint, aber in mir keimt die Frage auf, ob er Hope kennt... ob er weiß wo er ist... hat er mich vielleicht einfach zurückgelassen?

„Wo ist er... Sag mir wo er ist!", presse ich zwischen meinen zusammengepressten Lippen hervor, winde mich dabei unter ihm und versuche seinen Fingern zu entkommen, die mich immer noch halten und mir Schmerzen zufügen. Doch auf einmal lässt er von meiner Brust ab, was mich erleichtert aufjaulen und an meinen Fesseln ruckeln lässt. Der Drang meine Hand auf meine Brust zu pressen ist so groß, dass es schon qualvoll ist. Mein Blick sucht dabei verzweifelt und hilfesuchend den des anderen, doch ich kann nur Leere in ihm erkennen. Die dunklen Augen starren mich einfach an bis ein entferntes Glimmen aufleuchtet und dann lächelte er auf einmal wieder so sanft und liebevoll, dass es mir eiskalt den Rücken herunterläuft. Dieser Ausdruck in seinen Augen macht mir mehr Angst, als der feste Griff um mein Kinn oder die bohrenden Finger, die mir mein Herz haben herausreißen wollen und jetzt sehen wir uns einfach nur an, womöglich in der Hoffnung, dass wir in dem anderen Augenpaar das finden was wir suchen. Ich finde es nicht.

Das Gewicht des Mannes lastet schwer auf mir und als auf einmal etwas Nasses auf mein Gesicht tropft, bemerke ich, dass er weint. Stumme Tränen fallen aus seinen Augenwinkeln auf mich herab und doch hat sich nichts an seinem Ausdruck geändert. Er sieht mich einfach weiterhin an mit diesem kalten Lächeln und dann lässt er einfach von meinem Kinn ab, hebt seine Hände und verlagert sein Gewicht nach hinten, so dass er nun ganz auf meiner Hüfte sitzt. Ich zerre an meinen Fesseln, versuche irgendwie unter ihm wegzukommen, doch dieser Versuch ist aussichtslos, schließlich bin ich an dieses verdammte Bett gekettet und dieser Kerl sitzt auf mir, während er keinerlei Erbarmen zeigt. Er ignoriert die Tatsache, dass ich bewegungsunfähig bin völlig, nutzt es lieber für sich aus. So muss ich dabei zusehen, wie er andächtig mit seinen Fingern über die Kugeln des Rosenkranzes streicht und ihn dann vorsichtig über seinen Kopf zieht. Das Kreuz liegt in seiner Hand und die Perlen auf meiner Brust, die sich schwer hebt und senkt. Deutlich kann ich erkennen, wie er tonlos seine Lippen bewegt und seine Augen geschlossen hat. Betet er?

Ich schlucke schwer, als er seine Augen wieder öffnet, die Perlen in die Hand nimmt und mir den Kranz behutsam um den Hals legt. Ich lasse es geschehen, sehe ihn dabei aber sicherlich ziemlich verwirrt an, weil ich absolut nicht verstehe was das soll. Fest presse ich meine Lippen aufeinander und ruckele erneut an den Ketten, die mich halten und versuche zu verstehen, was hier passiert. Träume ich immer noch? Ist das hier wirklich die Realität?

Er streicht die Perlen glatt, drapiert das Kreuz so, dass es genau über meinem Herzen auf meiner Brust liegt und es lastet schwer auf mir. Er streichelt mir durch mein Haar, über meine Wange und ich versuche der Bewegung zu entkommen. Seine Finger sind eiskalt. Die Berührungen behagen mir überhaupt nicht, weswegen ich meine Augen schließe und mein Gesicht wegdrehe. Ich will, dass es endlich aufhört. Dass er verschwindet und dass Hope wieder zu mir kommt. Ich ertrage diese Ungewissheit nicht länger.

„Oh was für eine arme Seele du doch bist. Was für ein armes Vögelchen, welches glaubte hoch genug fliegen zu können um die Sonne zu erreichen. Doch du lagst falsch... oh so falsch, wie wir alle." Sein Lachen ist... - vergnügt. Er gluckst sogar regelrecht, was mich nur noch mehr verstört. Langsam drehe ich meinen Kopf wieder zu ihm, sehe ihn an und schüttle dann ganz leicht den Kopf. Ich verstehe überhaupt nicht was er mir damit sagen will, weswegen ich meine Augenbrauen zusammenziehe und ihn mustere. Die Art wie er spricht, wie er mit der Situation umgeht – es ist verrückt... Dieser Mann über mir ist irre. Völlig durchgeknallt und Menschen, die nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, sind gefährlich, weil sie schwer einzuschätzen sind und ihn kann ich so gar nicht einschätzen.

„Was, du glaubst mir nicht? Hast du es immer noch nicht bemerkt?"

Bemerkt? Was soll ich nicht verstanden haben? Ich begreife es nicht, schüttle erneut leicht den Kopf und spüre wieder seine Finger an meiner Wange. Er beugt sich über mich, sieht mich an, schnalzt mit seiner Zunge und seufzt dann leise missbilligend. Er hält mich für dumm!

„Dummes einfältiges Vögelchen. Aber wie kann ich dir böse sein, wenn ich doch so viel dümmer bin." Er lächelt wieder, aber dieses Mal liegt so viel Schmerz in seiner Miene und weitere Tränen perlen über seine blassen Wangen und tropfen auf meine Haut.

Ich verstehe immer noch absolut kein Wort. Ich habe nicht einmal eine Ahnung wovon er eigentlich spricht, weil ich total den Faden verloren habe. Seine Worte sind so verwirrend und so ~ ich stocke, hole rasselnd Luft, als ich den Zug an meinem Hals spüre. Ich schiele zu seiner Hand, die sich um die Kette gelegt hat und nun zupackt, so dass ich deutlich schlechter Luft bekomme. Ich ziehe an meinen Fesseln, versuche mich dagegen zu wehren und Panik macht sich in meinem Körper breit. Mein Herz fängt an wie wild gegen meine Brust zu schlagen, während ich versuche hastig ausreichend Sauerstoff in meine Lungen zu saugen.

Nur langsam beginne ich mich zu beruhigen, auch wenn ich dadurch nicht viel besser Luft bekomme, aber er zieht nicht so fest, dass ich gar nicht mehr atmen könnte. Ich muss nur einfach an der Hoffnung festhalten, dass Hope rechtzeitig zu mir kommt. Ich muss nur lange genug diese Tortur aushalten, sie ertragen und nicht durchdrehen. Es wird alles gut. Alles wird wieder in Ordnung sein. Ich schließe meine Augen, versuche meine Atmung so ruhig wie möglich zu halten und da spricht der Mann einfach weiter.

„Ich habe solange geglaubt, dass du unsere Prüfung bist. Ein Engel, von Gott gesandt und mit der Aufgabe betraut unser Band auf die Probe zu stellen, doch das ist falsch... ohh so falsch..." Er lacht erneut, doch dieses Mal ist es ein trauriges, bitteres Lachen. Seine Finger krallen sich schmerzhaft um mein Kinn, weswegen ich die Augen zusammenkneife und ein wehleidiges Wimmern von mir gebe. Ich kann blinzelnd erkennen, wie er den Kopf schüttelt und spüre, wie weitere Tränen auf mir landen.

„Ich war so dumm... so verdammt dumm... habe es nicht bemerkt... Ich habe nicht verstanden, dass nicht du die Prüfung warst, sondern er. Er war die ganze Zeit die Prüfung und du... du warst nur der Köder. Gottes Wege sind wahrhaft unergründlich... und grausam..."

Meine Atmung ist flach. Mein Brustkorb hebt und senkt sich bebend, während ein Zittern meinen Körper ergriffen hat. Der Druck auf meinem Hals ist konstant, der Griff um mein Kinn eisern. Sein Blick ist immer noch leer und seine Finger eiskalt, während sie über meine Lippe streichen. Angewidert verziehe ich das Gesicht, versuche der Berührung zu entkommen, doch ich schaffe es nicht.

„Er hat uns alle verraten. Uns und dich... du warst zu perfekt, eine Illusion von Normalität. Er hat es sich so sehr gewünscht und es doch nicht begriffen... wie wir... wie wir..." Er verliert sich. Sein Atem stockt und dann beißt er sich fest auf die Lippe, so dass die Hautbarriere bricht und es anfängt zu bluten. Seine weißen Zähne verfärben sich langsam rot, während ich sehen kann wie sein Blick unfokussiert durch den Raum huscht und dann an etwas hängen bleibt. Ich kann nicht sehen was es ist, aber mir wird bewusst, dass er über Hope reden muss. Ich bin wie erstarrt, denn allmählich setzen sich einige Puzzleteile in meinem Kopf zusammen, doch ich kann sie nicht wirklich fassen, weil ich zu wenig Sauerstoff ins Gehirn bekomme. Für einen Moment ist es einfach nur still, dann sieht er mich wieder an. Ich versuche seinen Blick zu erwidern, doch sein Gesicht verschwimmt immer mehr. Ich blinzle, beiße mir auf die Lippe und versuche mich zu konzentrieren und sehe sein Grinsen. Es ist liebevoll und dennoch so unglaublich bizarr.

„Ich werde dich erlösen. Das ist der letzte Gefallen, den ich dir tun kann für meine Dummheit. Ich werde nicht zulassen, dass er dich bekommt. Er hat dich nicht verdient."

Meine Augen weiten sich, als ich begreife, was er da faselt. Wieder versuche ich mich irgendwie von den Fesseln zu befreien, ziehe so stark ich kann und versuche ihn von meinem Körper zu bekommen, doch ich kann es nicht. Der fehlende Sauerstoff und meine Lage machen es mir unmöglich ihm und seinem Wahnsinn zu entkommen. Der mitleidige Blick und das sanfte Lächeln, lassen mich wimmern. Ich kann nicht mehr. Wo ist Hope? Mir treibt es die Tränen in die Augen, während ich ein Schluchzen hartnäckig hinunterkämpfe.

„Shhh... wehre dich nicht, kleines Vögelchen. Du wirst mir dankbar sein, wenn du erst bei Gott bist. Dankbar, dass ich dich vor der Hölle bewahrt habe, die dir blüht."

„Nein!", krächze ich. Die pure Panik steigt in mir hoch. Mein Körper bebt, versucht sich zu wehren, während mir tonlose Schreie entkommen und dann spüre ich, wie sich seine kalten Klauen um den Rosenkranz schlingen, ihn fest umgreifen und mit einer Drehung der Kette enger um meinen Hals ziehen. Der Druck erhöht sich augenblicklich und ein verzweifeltes Röcheln entkommt meiner Kehle. Die Perlen drücken sich fest in meine Haut und fühlen sich jetzt an wie eisige Dornen, die sich unaufhörlich in meinen Hals bohren. Tränen der Verzweiflung laufen über mein Gesicht, während mein Körper zuckt.

„Schlaf kleines Vögelchen, schlaf...", wispert er mir zu, während sich die Schlinge immer fester zuzieht. Ich sehe ihn an, sehe immer noch diesen sanften, liebevollen Blick und verstehe nicht, wie mich solch ein sanftes Wesen umbringen kann. Er wird mich töten... erwürgen mit diesem verdammten Rosenkranz... und ich bekomme keine Luft.

„Yoongi! Hör auf!", dringt Hopes Stimme vage an meine Ohren, was mich erschrocken aufkeuchen lässt, weil er wirklich von der Kette ablässt. Röchelnd und hustend, drehe ich meinen Kopf zur Seite und versuche erst einmal wieder Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen. Verdammt. Meine Kehle brennt. Meine Augenlider flackern und ich beginne nur langsam zu begreifen was hier passiert.

„Hoseok", haucht Yoongi mit zitternder Stimme und mir wird bewusst, dass ich das allererste Mal Hopes wahren Namen erfahre. Sie müssen sich nahestehen und ich kann den Kampf sehen, den sie gerade schweigend untereinander ausfechten, als ich kurz zu ihnen schiele. Hope ist wütend, dass sehe ich in seinem Blick und... hat er Angst um mich? Yoongi dreht sich wieder zu mir um und dieses Mal lodert etwas anderes in seinen Augen auf.

„Du bekommst ihn nicht... niemals wirst du ihn bekommen!", faselt er wieder und packt wieder nach dem Rosenkranz, den er fest um meinen Hals zuzieht, was mich erschrocken röcheln lässt. Ich kralle mich mit meinen Fingern in die Fesseln, bäume mich auf und verdrehe die Augen.

„Hope...", krächze ich leise, verzweifelt und heulend. Ich kann nicht mehr.

„Ich habe dich geliebt, Hoseok. Aufrichtig habe ich dich geliebt. Wir haben dich geliebt. Doch du hast uns verraten. Jetzt werde ich das letzte unschuldige Leben retten. Ich werde dich beschützen."

Ich habe keine Ahnung wen er beschützen will. Es ist mir auch völlig egal. Mit letzter Kraft strample ich, winde ich mich, zerre ich... Ich will nicht sterben, aber das hier ist definitiv ein Kampf auf Leben und Tod.

„Hope..." Schwach wimmere ich die letzte Hoffnung aus meiner Kehle heraus, während Yoongis Griff erbarmungslos ist. Ich sehe ihn aus meinen verheulten Augen an. Sehe wie er mich anstarrt und wie er doch durch mich hindurchsieht.

„Du hast verloren, Hoseok. Das, was du geglaubt hast zu finden, ist nichts als ein Trugschluss. Du wirst verbrennen in der Hölle, die du dir selbst geschaffen hast." Yoongi grinst. Es ist das letzte was ich sehe. Mir wird schwindelig und schwarz vor Augen.

Im nächsten Moment spüre ich, wie der Druck nachlässt und öffne blinzelnd meine Augen. Ich sehe in geweitete, dunkle Augen, einen offenstehenden Mund und dann eine Hand mit einem Messer – nein einem Skalpell. Ich habe das Gefühl, dass die Zeit gerade stillsteht, denn ich kann Bluttropfen in der Luft stehen sehen. Als ich die Augen für eine Millisekunde schließe, ist es vorbei. Das Rot spritzt über meinen Oberkörper, mein Gesicht und meine Arme. Es klebt in meinen Wimpern als ich meine Lider wieder öffne und hastig nach Luft schnappe. Der Mann, der auf mir sitzt, mit aufgeschlitzter Kehle, blutüberströmt, ist tot. Das Gewicht verschwindet, als er einfach zur Seite gestoßen wird, wo er ungebremst auf den Boden fällt. Meine Brust hebt und senkt sich hektisch und meine Atemzüge sind kurz und hastig, bis ich wieder halbwegs anständig Luft bekomme. Dann sehe ich ihn.

Fassungslos starre ich Hope an... Er sitzt einfach da und beschenkt mich mit einem warmen Lächeln. In seiner Hand das Skalpell, beschmiert mit Blut, genau wie seine Hand. Ich lecke mir über die Lippen, schmecke sofort den metallenen Geschmack und schließe für einen Moment meine Augen. Als ich sie wieder öffne, sehe ich in seine. Sein Blick ist leer und trotzdem lächelt er mich weiterhin an.

„Hope? Was hast du getan?"

„Jetzt können wir endlich zusammen sein."

„Was hast du getan?"


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