check & mate - ali hazelwood
Triggerwarnung: Erwähnung von Abuse, Cheating und Tod, Erwähnung von Akoholsucht
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3,5 von 5 Sternen – Teilweise witzig, teilweise cringe
Ali Hazelwood sollte mittlerweile jedem, der in der buchigen Welt unterwegs ist, ein Name sein. Sie hat mit ihrem Debut The Love Hypothesis große Wellen geschlagen und auch mit all ihren anderen Romanen viel Erfolg gehabt. Mit Check & Mate hat sie ihren ersten Jugendroman geschrieben und ab da wurde es Zeit, dass ich ihr auch mal eine Chance gebe.
Check & Mate geht um Mallory Greenleaf, eine ziemlich gute Schachspielerin, die allerdings Schach vor gut drei Jahren aufgegeben hat und seitdem als einzige in ihrer Familie arbeitet, um ihre zwei jüngeren Schwestern und ihre chronisch kranke Mutter durchzufüttern. Als sie ihrer besten Freundin ein letztes Mal aushilft, bevor diese zum College geht, muss Mallory ausgerechnet gegen den besten Schachspieler der Welt antreten, der natürlich ganz zufällig ein heißer, muskulöser 20-jähriger ist und kein grauer Oppa, der keine Zähne mehr hat. Mallory schlägt den eigentlich unbesiegbaren Kingkiller Nolan Saywer, aber rennt weg, bevor er mit ihr reden kann. Als Mallory in Geldsorgen gerät, bietet ihr eine Schachagentur einen Job an. Sie nimmt an und trifft daraufhin immer wieder bei Turnieren auf Nolan, den sie aber selbstverständlich nicht ausstehen kann.
Vorweg sei gesagt, dass Ali Hazelwood durch Bücher bekannt geworden ist, in denen sie immer nur eine einzige Dynamik hatte, deswegen kann ich nicht wirklich sagen, ob diese hier sehr viel anders ist, ich weiß nur, dass es mittlerweile schon zum Running Gag geworden ist, dass Ali ihre männlichen Hauptfiguren mindestens 15926 Mal im Buch als groß, breit oder gigantisch beschreiben muss, was auch bei Check & Mate der Fall war. Nolan Saywer ist Schachspieler, aber es wäre ja unsexy, wenn er ein wenig nerdig wäre, deswegen sieht er aus wie ein Profisportler und wird ungefähr in jeder Szene als mega large bezeichnet. Körpergröße, natürlich. Wir sind hier PG13. Es wurde schnell nervig, muss ich sagen.
Was noch schnell nervig wurde, war die absolute DUMMHEIT der Protagonistin Mallory. Es war manchmal zum Schreien. Schon bei der zweiten Szene, in der sie und Nolan interagieren, wird sehr deutlich, dass er instant auf sie steht. Er sagt es vielleicht nicht, aber er zeigt es. Er zeigt es sehr oft und sehr genau und Mallory hat trotzdem die absolute audacity zu sagen, dass sie sich nicht vorstellen kann, wieso Nolan an ihr interessiert sein sollte. Girl. Be so fucking serious right now. Ich meine, nicht nur hat sie ihn im Schach geschlagen, als Niemand noch dazu, nein, sie hat ihn vor laufender Kamera geschlagen ohne ins Schwitzen zu geraten, obwohl er sein bestes Spiel gespielt hat. Die ganze Schach-Welt ist hinter ihr her und alles, woran Mallory denken kann, ist dass sie ja so ein trauriges kleines Leben führt.
Which. Like. Okay. Ihr Leben ist echt traurig. Sie musste die Schule früh abbrechen und hat ihr größtes Hobby (unter anderem dafür) aufgegeben, damit sie arbeiten gehen kann, um genug Geld zu haben, um die Medikamente ihrer Mutter zu zahlen und ihre Schwester füttern zu können. Noch dazu ist ihre Mutter kaum eine Mutter, ihre 14-jährige Schwester sieht alles als selbstverständlich an, was sie bekommt und ihre 11-jährige Schwester ist eine Pest. Ich hab teilweise wirklich gedacht, Mallory hat es ganz schön scheiße.
Was ich dann wiederum nicht verstanden habe, war ihre Ablehnung, diesen sehr gut bezahlten Job in der Schachagentur zu nehmen. Ich meine, sie hat offensichtlich irgendein dummes Trauma mit Schach und ihrem Dad, der auch Schach gespielt hat, aber dass sie den Job deswegen nicht nimmt, ist seltsam, zumal der Grund, wieso sie Schach aufgegeben hat, nicht einmal wirklich etwas damit zu tun hat. Dazu später.
Ali Hazelwoods Schreibstil ist locker. Einfach. Kaum große Wörter, kaum komplizierte Szenen oder Beziehungen. Alles wird schön beschrieben, die Dialoge sind zum größten Teil realistisch und nichts ist unnötig in die Länge gezogen. Es ist aber auch so fucking cringe. Ali Hazelwood ist eine Millenial und hat versucht, ein Buch aus der Sicht eines Gen Z zu schreiben, was einfach nicht funktioniert, zumal Ali Hazelwood nicht mal ein guter Millenial ist. Es ist fast so, als hätte sie mal ein paar Key Words über Gen Zs gehört und die einfach irgendwie ins Buch geworfen. Sie hat gehört, Gen Zs würden gerne Avocado Toasts essen, also sagt Mallory erster Arschloch-Chef, sie soll an die Arbeit gehen und keine Avocado-Toasts online bestellen??? Statt Oh Shit zu DENKEN, denkt Mallory OH SHIITAKE MUSHROOM.
Ich meine. Was. Was
Ali, please.
Zum größten Teil hat sie einen lockeren, witzigen Stil, aber an einigen Stellen versucht sie einfach viel zu sehr witzig und relatable zu sein, sodass es nur unnötig cringe ist. Es ist so, als würde eure Mutter plötzlich anfangen wollen, Tik Tok Tänze aufzuführen. Es klappt einfach nicht. Diese zwei Welten sollten nicht vermischt werden.
Es war mein erstes Buch von Ali Hazelwood, was zugegeben daran liegt, weil ich an ihren anderen Büchern einfach null interessiert bin und auch deswegen, weil ich eine recht negative Einstellung ihr gegenüber hatte. Vielleicht war das ungerechtfertigt. Ali Hazelwood ist nicht das schlimmste, was der Literatur jemals passiert, wie einige es gerne sagen. Sie ist einfach nur eine Romance-Autorin, die ein bisschen cringe ist. Sie ist okay. Sie kann nett schreiben. Sie ist nichts besonderes, wenn wir mal ehrlich sind. Ich fand, dass ihr Schreibstil sich gut für Jugendbücher eignet, aber dass ich bei diesem Stil bei einem New Adult Roman, bei dem auch graphische Sexszene vorkommen, wahrscheinlich zu sehr cringen würde, deswegen werde ich in nächster Zeit wohl nichts von ihr lesen.
Die Story an sich ist auch leider nicht so doll. Es ist sehr viel Mary-Sue-Ness. Mallory ist vielleicht ne dumme Pute, die nichts auf die Reihe bekommt, aber sie ist fast schon übermenschlich gut im Schach. Das gesamte Buch über verliert sie vielleicht drei Spiele, eins davon nicht mal ehrlich, sie hat ein paar Unentschieden, aber gewinnt sonst gefühlt alles andere. Ich meine, sie ist ein Niemand aus irgendeiner Kleinstadt, aber plötzlich ist so gut wie, wenn nicht sogar besser als der amtierende Schach-Weltmeister, der jeden Tag trainiert und gefühlt alle Züge auswendig kann? Sie besiegt Leute im Schach, die seit Jahrzehnten trainieren. Sie besiegt Nolan, ohne sich überhaupt wirklich anzustrengen. For Gods Sake, sie wird am Ende sogar zur WELTMEISTERSCHAFT geschickt, obwohl sie kaum einen Rang im vierstelligen Bereich hat. Nicht nur das, der amtierende Weltmeister ist so beeindruckt von ihr, dass er literally zu ihrem Haus fährt, um sie zu einer Wiederholung herauszufordern???
Girl, be so serious. Bisschen Realismus ist auch in Jugendbüchern ganz nett.
Okay, was noch? Die Romance.
Ah, die Romance. Sind wir mal ehrlich, ich bin ein Experte was Romance angeht und deswegen kann ich sehr gut sagen, dass es diese Romance echt nicht war. Das fängt schon damit an, dass das Buch als Enemies to Lovers angepriesen wird, sie aber kaum Enemies sind, weil sie die ersten 150 Seiten kaum ein Gespräch führen und wenn Nolan anwesend ist, dann pined er sofort nach ihr, als wäre er eine viktorianische Braut, deren Ehemann in den Krieg ziehen musste. Es ist fast schon lächerlich, wie schnell Nolan sich in Mallory verliebt und wie deutlich und pragmatisch er das alles zeigt, Mallory aber bis ungefähr 80% des Buches braucht, um das auch mal zu checken, obwohl er ihr sehr deutliche Signale sendet, die sogar ein Clown wie ich richtig deuten könnte.
Mallory ist ja nicht mal asexuel, was es irgendwie erklären würde. Sie ist offen bi und schläft regelmäßig mit Leuten in der Story. Es ist extrem weird, dass sie Nolans Signale nicht erkennt. Dann ist die Romance, sobald sie zusammen sind, auch echt uneventful. Sie reden nur über Schach. Sie denken nur über Schach. Sobald sie zusammen sind, knutschen sie ein bisschen rum und reden über ihr Trauma und dann geht's wieder um Schach. Dann streiten sie sich und die Beziehung ist vorbei. Third Act Breakup. Wir lieben ihn.
Am Ende sind sie natürlich wieder zusammen.
Die einzig cute Sache an ihrer Beziehung war, wie Nolan mit ihrer Familie interagiert hat. Er hat Interesse an ihren Schwestern gezeigt und sie wie echte Menschen behandelt und hat sich gut mit ihrer Mutter verstanden. Das war süß. Das mochte ich. Sonst war ihre Beziehung sehr boring, tbh.
Okay, Spoiler-Teil jetzt.
Mallory hat großes böses Schach-Trauma. Was... okay, ich will niemandes Trauma klein reden, keineswegs, ich wette, ich hab auch so ziemlich zwölf davon rumfliegen, aber Mallory, Girl. Hast du überhaupt mal einmal nachgedacht?
Ihr böses Schach-Trauma ist wie folgt: Als sie klein war, hat ihr Vater ihr Schach beigebracht. Er war auch ein bekannter Schach-Spieler. Irgendwie hat sie dann gesehen, wie ihr Vater mit einer von den Regeleinhalterfrauen rumgemacht hat und ihr angedroht, es nicht zu sagen. Sie hat es ihrer Mum erzählt. Divorce, Babes, Divorce. Ihr Vater war traurig und hat getrunken und ist Auto gefahren und dabei gestorben. Mallory gibt sich die Schuld dafür und spielt deswegen kein Schach mehr. Weil??? Ihr Vater ein erwachsener Mann war, der dumme Entscheidungen getroffen hat und sie, keine Ahnung, zwölf oder so war?? Ich meine, bitte. Die Daddy Issues versteh ich ja noch, aber wie kann sie sich bitte die Schuld für etwas geben, für dass sie nicht einmal in ihren Träumen verantwortlich sein kann? Und dann spielt sie kein Schach mehr?
Sorry ich will wirklich nicht böse klingen, aber es ist lächerlich. Als ob das ganze Schach-Trauma nur so ein Nachgedanke von Miss Ali war, dass sie noch schnell reinquetschen musste, deswegen hat sie sich nicht wirklich damit auseinander gesetzt.
Was mich auch so aufgeregt hat, war ihre Familie. Mallory hat sich den Arsch aufgerissen, um ihnen Geld zu geben, obwohl das nicht ihre Aufgabe war, hat ihnen fast alles von ihren Schachturniergewinnen gegeben, damit sie normal leben können und bessere Medizin für ihre Mum kaufen können. Aber ihre Schwestern reagieren mega scheiße zu ihr, weil sie dafür mal ein paar Tage wegfahren muss? Nennen sie egoistisch??? Und als sie nach dem Nolan-Breakup wieder zurück ist und sich wieder um alles kümmert, haben die alle auch noch die Audacity, sie zu kritisieren? Weil sie keine besonders gute Köchin ist??
ECXUSE ME!!!!
Als Mallory dann zu Recht ausrastet und ihre Schwestern entitled Bitches nennt, ist sie auf einmal die Böse!! Und ihre Mutter „entschuldigt" sich dafür, dass Mallory so viel aufgeben musste, aber sagt nicht mal, dass sie vielleicht ihre Töchter besser hätte erziehen sollen?? Und die „Entschuldigung" der Schwester war auch nur so „Ja sorry dass du arbeiten gehen musstest und dein Leben für uns aufgegeben hast, ist schon ganz okay von dir"
Ganz ehrlich. Wenn ich Mallory gewesen wäre, hätte ich ganz schnell das ganze Geld wieder vom Familienkonto gezogen, dann hätten die ja sehen können, wo sie ohne ihre Unterstützung bleiben. Boah, das hat mich so aufgeregt. Auch dass es einfach danach nie wieder aufgegriffen wurde, ne, es war dann einfach Friede Freude Eierkuchen, Mallory geht zurück zum Schach, wird zur Olympia zugelassen und kommt natürlich ins Finale, nachdem sie sich mit Nolan vertragen hat. Sie besiegt Nolan auch noch. Im Epilog wird dann gesagt, sie ist jetzt Platz 5 weltweit und einfach so ein kleines Schach-Wunderkind, dass alle zu ihr aufsehen.
Hab ich bisschen gehasst, ngl. Alles, was mit Schach zu tun hatte, ist ihr in den Schoß gefallen. Es wurde gesagt, sie hat sich stundenlang Bücher angeguckt und alte Spiele studiert, aber ganz ehrlich, sie hat gefühlt nie verloren, obwohl sie drei Jahre lang nicht gespielt hat und wahrscheinlich neue Entwicklungen gar nicht mitbekommen hat. Sie hat Schachweltmeister geschlagen. Sie hat die Top 10 Spieler der gesamten WELT besiegt, sodass die mit ihr beeindruckt waren. Man kann jetzt gerne sagen, dass es nur ein Buch ist, man soll es nicht so ernst nehmen, aber nö. Ich möchte bitte Realismus in meinem Jugendbuch haben und keine Prota, die zu dumm ist, um zu sehen, wann ein Typ sie mit den Augen auszieht, die aber jedes Schachspiel ihres Lebens gewinnt.
Naja. Im Großen und Ganzen habe ich es nicht bereut, das Buch gelesen zu haben, aber ich habe auch nichts großartig daraus gewonnen. Ich bin kein Ali Hazelwood Fan geworden und werde es wahrscheinlich auch nicht, werde ihr aber, falls eins ihrer neuen Bücher mich interessiert, noch eine Chance geben.
Aber hey. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hatte schlimmeres erwartet.
Man liest sich,
- Roiben
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