10 | hadar

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h a d a r

september 2024

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„Heirate mich, Lottie, auch wenn ich dir nichts mehr zu bieten habe."

„Du hast dich zu bieten und das ist alles was ich brauche."

Die Gabel kratzte leicht über das Porzellan, ein Geräusch, das Charlotte eine Gänsehaut verpasst hätte, würde die Musik nicht alles andere um weiten übertönen. Louis und Eleanor wussten, wie man eine Party schmiss. Die Hochzeit der beiden war dort keine Ausnahme, sondern einfach nur eine weitere Feierlichkeit, die sie bis aufs Perfekte geplant hatten.

Noah schob die Gabel erneut über den Teller, während er ungeduldig auf dem Stuhl zappelte. „Mummy? Wenn ich das Gemüse nicht esse, kommt dann ein Dino und frisst mich?"

Das Mädchen mit den Sternenaugen nickte ernst. „Ja, also iss lieber."

„Ich bin ja nicht dumm", entgegnete Noah empört und schob seinen Teller weg. „Ich esse nicht. Ich will doch den Dino sehen."

Charlotte verkniff sich ein Lachen und musste schnell woanders hinsehen, damit ihre Gesichtszüge sie nicht verrieten. Jeder Tag mit Noah Styles war ein Abenteuer und immer wieder erinnerte ihn seine Logik an Harry, der ebenfalls so verkorkste Gedankengänge gehabt hatte.

„Komm schon, Großer. Die Möhren kannst du liegen lassen, aber iss wenigstens den Brokkoli, den magst du doch, oder?"

Noah schüttelte den Kopf. „Willow sagt, Brokkoli ist doof."

„Nun, deine Mummy sagt, dass Brokkoli total lecker ist", versuchte Charlotte ihn zu überzeugen.

„Schön, aber Willow hat Recht."

Seufzend strich das Mädchen mit den Sternenaugen über ihr hellblaues Abendkleid was ein wenig an den Nachthimmel erinnerte, wenn man es denn darauf anlegte. „Wenn Willow sagt, dass du aus dem Fenster springen sollst, machst du das dann auch?"

„Natürlich, wenn Willow mitspringt", entgegnete Noah voller Überzeugung.

In seiner Welt gab es bloß ihn und Willow, das alleine reichte, um sein Leben in ein Abenteuer zu verwandeln.  Anfangs hatte Charlotte es besorgniserregend gefunden, dass er auch im Kindergarten keine anderen Freunde gefunden hatte. Aber dann war ihr aufgefallen, dass Harry und sie nicht anders gewesen waren. Sie hatten andere Bekanntschaften gehabt, aber ihre Freundschaft hatte alle anderen überstrahlt. Wie die hellsten Sterne am Himmelsgestirn.

„Wenn du den Brokkoli nicht isst, dann die Möhren." Charlotte sah ihren Sohn an, bis Noah schließlich nickte und seine Gabel kraftvoll in ein paar Möhrenscheiben sausen ließ.

Ein wenig Gemüsesaft spritzte durch die Luft, bis er schließlich auf der weißen Tischdecke landete. Charlotte gab sich nicht die Mühe, den Fleck zu bearbeiten, würde er doch ohnehin bloß größer werden, wenn sie es versuchte. Es verhielt sich ein wenig wie mit ihrer Trauer, sobald sie versuchte, sie zu verdrängen, fehlte Harry ihr umso mehr. Meistens war es aushaltbar, es wurde besser, irgendwie, aber an Tagen wie heute, an Tagen, an denen ihr Sternenjunge bei ihr hätte sein müssen, wäre sie am liebsten gar nicht erst aufgestanden.

„Lolo, kann Noah mit mir spielen?" Willows helle Stimme hätte Charlotte überall wiedererkannt. Es war ein Instinkt, eine Gabe und dennoch überhaupt nicht verwunderlich, war das kleine Mädchen doch irgendwie fast wie eine Tochter von ihr.

„Sicherlich", lächelte das Mädchen mit den Sternenaugen, woraufhin Noah von dem weißbehangenen Stuhl hüpfte und die Möhren auf seinem Teller längst vergessen hatte. Vielleicht war er jedoch auch einfach froh, dem Gemüse zu entkommen.

Das Kinderlachen der beiden hing noch einige Augenblicke in der Luft, dann folgte es den beiden Kleinen durch den riesigen Saal und entschwand schließlich gänzlich.

Rotes Scheinwerferlicht drehte seine Kreise, verwandelte die überaus luxuriöse Location in die Party des Jahrhunderts. Und Charlotte war glücklich, das war sie wirklich. Sie freute sich für Louis und Eleanor, für die kleine Willow. Doch ein Teil ihres Herzens pochte schmerzhaft, erinnerte sie immer wieder daran, dass ihr Sternenjunge fehlte. Harry hätte all dies so sehr geliebt, wäre der erste gewesen, dem Louis die Nachricht seiner Verlobung hätte mitteilen sollen und derjenige, der neben seinem besten Freund am Altar hätte stehen sollen. Stattdessen war er nun in den Sternen, tausende Meilen weit entfernt.

Eleanors helles Lachen war es, was Charlotte wieder in die Gegenwart zurückriss. „Ich brauche eine Pause. Wer hätte gedacht, dass ich in meinem Alter nicht mehr stundenlang tanzen kann?", meinte die Dunkelhaarige, die längst viel mehr als einfach nur eine Freundin für Charlotte geworden war.

„Du bist immer noch wie in besten Zeiten über das Parkett gewirbelt", versicherte das Mädchen mit den Sternenaugen ihr lachend und reichte ihr ein Glas Wasser, das Eleanor hastig herunterkippte.

„Erwischt. Ich musste nur vor meinem Großonkel fliehen, der erzählt immer so langweilige Geschichten. Also nimm dich bloß vor dem alten Mann in dem grünen Anzug in Acht, Lottie."

„Notiert", meinte Charlotte grinsend. „Also, wie fühlt es sich an, verheiratet zu sein?"

Eleanors Augen funkelten glücklich, während sie zu Louis herübersah, der gerade mit Phoebe die Tanzfläche unsicher machte. „Miss Tomlinson, klingt merkwürdig, oder?"

Das Mädchen mit den Sternenaugen schüttelte den Kopf. „Nein, es klingt genau richtig."

„Es fühlt sich einfach so real an und gleichzeitig wie..."

„Im Märchen?", ergänzte Charlotte lächelnd, als ihrer Freundin die Worte fehlten.

Sie kannte dieses Gefühl nur zu gut, dieses Ungewissheit und das Gefühl, die ganze Unendlichkeit gebändigt zu haben. Der Tag ihrer Hochzeit war einer ihrer glücklichsten gewesen, ganz gleich, dass Harry damals schon nicht mehr über die Bühnen dieser Welt schweben konnte.

„Ich hoffe wirklich, dass Lou und du euer ‚Sie lebten gemeinsam bis ans Lebensende' bekommt." Lächelnd zog Charlotte Eleanor in eine Umarmung, die diese ebenso stürmisch erwiderte.

„Harry und du hättet es auch verdient gehabt", flüsterte die Braut schließlich, nachdem sie sich wieder gelöst hatten. So leise, dass die Worte beinahe in all der Musik untergegangen wären. Doch sie kämpften, gegen all die Töne und das Gelächter, als wüssten sie, wie wichtig sie waren. „Mehr als jeder andere."

„Manchmal will das Leben nicht so." Charlotte schluckte hörbar, während ihre Augen zu glitzern begannen. „Aber irgendwie haben wir es schon gehabt, weißt du? Die Zeit, die ich mit Hazza hatte, war die schönste und intensivste in meinem Leben. Und ein Stück von ihm wird immer bei mir sein. Ich meine, er hat mir das beste Geschenk von allen gemacht."

Einen Augenblick lang war das Mädchen mit den Sternenaugen wirklich glücklich. Einen Augenblick lang klopfte ihr Herz bloß aus Glück und verdeckte die schmerzende Trauer in einem Schleier Freude. Dann jedoch brach es wieder auf, riss ihr tausend Löcher und erstickte sie mit ihrem eigenen Atem.

„Du solltest vielleicht mal wieder mit deinem Ehemann tanzen, bevor er dich vermisst", schlug Charlotte mit einem traurigen Lächeln vor.

Eleanor runzelte die Stirn. „Kommst du klar?"

„Ja, sicher. Komme ich doch immer, oder nicht?"

Die Braut sah nicht wirklich überzeugt aus, woraufhin Charlotte sie lächelnd an stupste. „Wirklich, Ellie, heute ist dein Tag und den sollst du gefälligst genießen."

Die Ältere der beiden nickte und schwebte dann in ihrem weißen Gewand zu ihrem Ehemann herüber, der sie daraufhin über die Tanzfläche wirbelte. Doch Eleanor wäre nicht sie, wenn sie Louis nicht nach einem weiteren Lied zu Charlotte geschickt hätte.

„Du schuldest mir einen Tanz, Lottie", verlangte der Bräutigam grinsend und zog sie schwungvoll vom Stuhl hoch. „Ausreden gibt es nicht."

Sie verdrehte merklich die Augen, ließ sich jedoch bereitwillig von ihm auf die Tanzfläche ziehen. Louis wirbelte sie einmal um ihre eigene Achse und dann bewegten sie sich, ungeschickt, aber doch voller Freude.

„Sorry", fluchte Louis, als er Charlotte erneut voll auf den Fuß trat, doch diese lachte bloß leise.

Eine weitere Drehung, ein weiteres Lied und schließlich leise Worte, die über sich über die Lippen des Mannes stahlen.

„Versteh mich nicht falsch, Lottie, heute ist einer meiner glücklichsten Tage im Leben", murmelte er, während seine blauen Augen eine Sekunde lang an Farbe verloren. „Aber Harry hätte hier sein sollen. Wir hatten diesen Deal, dass er mein Trauzeuge wird und dann ist er einfach nicht da."

„Ich weiß, Lou." Charlotte biss sich auf die Lippen, bis diese anschwollen. „Aber ich bin mir sicher, dass Hazza doch irgendwie hier ist."

„In Noah?"

„Das auch", murmelte das Mädchen mit den Sternenaugen zustimmend, bevor sich ein Grinsen auf ihre Mundwinkel stahl. Kaum merklich, aber der Sänger hatte im Laufe der letzten Jahre gelernt, selbst die Kleinigkeiten zu lesen. War ihm doch nichts anderes übrig geblieben, immer auf der Suche nach einem Anzeichen, dass es Charlotte endlich ein wenig besser ging.

Es dauerte, Wochen und Monate, doch irgendwann hatte sie wieder Lächeln können. Als sie das erste Mal wieder wirklich gelacht hatte, war Louis so glücklich gewesen, dass er beinahe angefangen hatte zu weinen.

„Aber ich wette, Hazza sieht uns gerade zu und ist auch hier. Hast du den Jungen gesehen, der vorhin fast in die Torte gefallen ist?" Das Mädchen mit den Sternenaugen lachte leise. „Das hat mich so sehr an Hazza erinnert, dass er den armen Jungen sicherlich dazu angestiftet hat."

Ein Lachen flog über Louis Lippen und vermischte sich mit der Musik, eine einzigartige Melodie und doch gleichzeitig schöner als Alles, was Worte ausdrücken könnten. „Daran habe ich auch denken müssen. Nur Harry Styles schafft es bei seiner eigenen Hochzeit, in die Torte zu fallen."

„Es hat unsere Hochzeit zumindest unvergesslich gemacht."

Bei den Erinnerungen legte sich ein breites Grinsen auf Charlottes Lippen. Sie hatte noch Stunden später einzelne Stücke Kuchen in Harrys Haaren wiedergefunden.

„Ich bin froh, dass du hier bist, Lottie", meinte der Sänger, während er sie weiter über die Tanzfläche wirbelte, so unerschrocken, dass alle anderen ihnen hastig zur Seite wichen.

Grinsend streckte Charlotte ihm die Zunge heraus. „Das sagst du bloß, weil ich Willow heute Nacht nehme.

„Auch", lachte Louis ohne jegliche Verlegenheit. „Hochzeitnachtssex soll schließlich der beste sein."

„Da musst du jemand anderen fragen", kommentierte sie trocken. „Hazza ist viel zu betrunken gewesen. Er ist ins Zimmer gestolpert, kopfüber mit Schuhen ins Bett gefallen und dann einfach eingeschlafen."

Weiteres Gelächter löste sich von Louis Lippen, bis es schließlich verstummte und er bloß amüsiert den Kopf schüttelte. „Ja, das klingt sehr nach Harry."

Ein weiteres Lied verflog, dann die nächsten Töne und dennoch wollte keiner der beiden eine Pause, war es doch viel zu schön, statt Trauer endlich einmal ein paar Momente Glück miteinander teilen zu können.

„El und ich wollen ein zweites Kind", murmelte Louis Charlotte schließlich ins Ohr, nachdem er sich versicherte hatte, dass keine neugierigen Lauscher zugegen waren. Es versetzte dem Mädchen mit den Sternenaugen einen Stich ins Herzen, war es doch nicht fair, dass der Sänger selbst auf seiner eigenen Hochzeit aufpassen musste, was er sagte. „Hat El dir das schon erzählt?"

„Ja, hat sie."
Louis fuhr sich durch die Haare. „Es funktioniert nicht."

„Wird es schon", versicherte sie ihm.

„Ich habe einfach Angst, El zu enttäuschen. Was wenn wir gar kein Kind kriegen können?"

Charlotte sah bedeutungsvoll zu Willow herüber, die mit Noah fangen spielte. „Dein Gegenbeweis hat gerade fast den Mann mit Gehstock dort über den Haufen gerannt."

Louis lachte leicht, während er zu seiner Tochter herübersah, die schneller als jeder Wirbelwind durch die Menschenmenge flog. „Aber was, wenn Willow bloß eine Ausnahme war?"

„War es nicht, Lou", versicherte das Mädchen mit den Sternenaugen. „Du bist einfach nur der ungeduldigste Mensch im ganzen Universum."

Der Sänger verdrehte die Augen. „Das hat Harry auch immer gesagt."

„Nun, er hatte auch seine intelligenten Momente", grinste Charlotte.

Louis trat dieses Mal nicht ihr, sondern Eleanors Mum auf die Füße und entschuldigte sich wortreich, bevor er das Mädchen mit den Sternenaugen eilig außer Reichweite seiner Schwiegermutter brachte.

„Harry hat mir für heute einen Brief geschrieben", murmelte er dann leise. Die Worte schlugen trotzdem lauter ein als jeder Kanonenschlag.

Charlottes Herz stockte kurz, nur um dann umso schneller weiter zu rennen. Wie immer, wenn sie an die Worte dachte, die ihr Sternenjunge ihnen allen hinterlassen hatte.

„Ich würde ja sagen, dass es mich überrascht, aber das tut es nicht, Lou."

„Wieso nicht?" Er sah sie neugierig an, wusste er doch, dass Charlotte Harry besser hatte lesen können als jeder andere dieser Welt. Egal wie viel die Reporter zu analysieren versuchten oder seine Fans davon überzeugt gewesen waren, ihr Idol durchschaut zu haben. Niemand kannte Harry Styles besser als das Mädchen mit den Sternenaugen.

„Weil Hazza Hochzeiten liebt." Charlotte stockte und sog dann schmerzhaft Luft ein, die sich anfühlte, wie Luft in ihren Lungen. „Geliebt hat. Und deine hätte er nie im Leben verpassen wollen."

„Das Leben ist scheiße." Louis klang genauso verzweifelt, wie sie sich in diesem Augenblick fühlte. Doch die Musik wehte weiter, die Töne flogen durch die Luft und die Welt blieb nicht stehen.

„Ich habe Angst, den Brief zu lesen, Lottie", gab er schließlich zu. Die Schultern des Sängers waren merklich nach unten gesunken, während er ihrem Blick auswich. Aus Angst, dass sie ihn für verrückt erklären würde. Aus Panik davor, dass sie ihn verfluchen würde, machte Harry ihm doch so ein riesiges Geschenk und er wüsste es einfach nicht richtig zu schätzen.

Doch Charlotte fluchte nicht und sie lachte ebenso wenig. Sie nickte bloß langsam. „Ging mir bei dem ersten Brief auch so."

Mit aufgerissenen Augen sah Louis sie nun doch an, blickte in die unendlichen Universen, die in ihren Augen funkelten. „Wirklich?"

„Ja. Ich hatte Angst, dass ich mich so sehr an die Illusion von Hazzas Worten klammern würde, dass mich die wirklichen Worte im Brief dann enttäuschen würden", gab sie leise zu. „Aber das haben sie nicht. Kein einziges Mal. Es ist einfach ein wertvolles Geschenk und du solltest den Brief lesen."

Schweigend drehte Louis sie weiter im Kreis, sie beide in ihrer eigenen Seifenblase, die bloß durch die Musik durchdringen wurde. Sie drehten und drehten und drehten. Bis das Lied endete. Dann standen sie still, während alle um sie herum weitertanzten.

Charlotte betrachtete ihn stumm, sah dabei zu, wie Louis tausend Kämpfe in seinem Inneren austrug. Sie kannte die vorsichtige Hoffnung, die Angst in seinen Augen.

„Falls El fragt, sagst du ihr dann bitte, dass ich Harrys Brief lese und danach direkt wiederkomme?", murmelte er schließlich so leise, dass Charlotte Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen.

„Natürlich", meinte sie mit einem kleinen Lächeln. „Viel Spaß."

Louis drückte sie einmal an sich, hielt sie umklammert, als könnte er auf diese Weise seinen besten Freund wieder lebendig werden lassen. Doch Harry erschien nicht, natürlich nicht, war das hier doch das echte Leben und schließlich ließ er Charlotte seufzend los.

„Dann bis später."

Stumm sah sie ihm hinterher, während er mit entschlossenen Schritten auf den Ausgang zumarschierte, schnell, als könnte er es nicht erwarten, die Worte seines besten Freundes endlich lesen zu können. Charlotte kannte dieses Gefühl und lächelte traurig, bis Louis schließlich hinter den Türen verschwunden war. Lautlos inmitten all der Lautstärke.

Ein Geist, unsichtbar, während er ansonsten von allen Augen der Welt beobachtet wurde.

Der Fußboden schien unter Louis Fußsohlen zu vibrieren, während er durch die Gänge eilte. Mit schlagendem Herzen, voller Panik und Hoffnung, noch viel gefährlicher als die Wut, die er ansonsten verspürte, wenn er an das viel zu schnelle Ende seines besten Freundes dachte.

Seine Finger fummelten am Hemdkragen herum, öffneten die Knöpfe, wobei der oberste riss, doch Louis hatte das Gefühl, dass er nicht mehr atmen konnte. Er sog die Luft in seine Lungen und dennoch erstickte er innerlich.

Er starb, wenn er daran dachte, dass sein bester Freund sein Mädchen und seinen Sohn zurücklassen musste, ohne jegliche Chance, das Schicksal bestechen zu können.

Er starb, wenn er daran dachte, dass Noah seinen Vater nie kennenlernen würde, dabei wäre Harry der beste Dad aller Zeiten geworden. In einem anderen Leben, einer anderen Welt, die nicht in tausend Teile explodierte.

Er starb, tausend Tode, immer wieder, jeden Tag.

Während Louis durch die Gänge eilte, konnte er nicht schnell genug in der Suite ankommen, die er heute Morgen bezogen hatte. Mit zittrigen Fingern durchwühlte er seine Hemdtasche, bis er schließlich die Zimmerkarte gefunden hatte. Er brauchte vier Versuche, bis er endlich durch die hölzerne Tür in das luxuriöse Zimmer stolperte. Doch er hatte keinen Blick für all den Reichtum, befand sich das wirklich Wichtige doch ganz unten in seinem Koffer.

Louis schmiss seine Kleidungsstücke ohne weitere Gedanken quer durch den Raum, auf der verzweifelten Suche, während seine Lungen immer weiter versagten. Panisch befürchtete er, dass der Umschlag abhandengekommen war, die Worte für immer verschwunden. Doch schließlich, endlich, stießen seine Fingerspitzen auf das Papier.

Erst als er Harrys Brief in den Händen hielt, konnte Louis Tomlinson wieder atmen.

Der Umschlag wirkte so zerbrechlich, als würde er einfach zerstört werden können wie Harrys Leben, wenn er nicht aufpasste.

Als er das Papier vorsichtig auseinanderfaltete, schnitt er sich in den Finger, doch Louis wischte das Blut achtlos an seiner Anzughose ab. Es war nicht wichtig, nichts war mehr wichtig, außer den Worten, die nun vor seinen Augen Wirklichkeit wurden. In blauer Tinte hatte Harry sie niedergeschrieben und Louis stockte kurz der Atem, als ihm bewusst wurde, dass sein bester Freund dieses Papier ebenfalls einmal in den Händen gehalten hatte. Vielleicht hatten seine Finger sogar an eben denselben Stellen gelegen, der Zeigefinger als Stütze, während der Daumen kurz unter der Begrüßung landete.

Louis atmete nicht einmal tief durch, bevor er sich auf die Worte stürzte, dafür war er zu ungeduldig und Harry viel zu omnipräsent.

Er versank in den Worten und flog gleichzeitig bis in den Himmel hinauf.

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Ihr Lieben,

Eine weitere Woche ist geschafft.

Harry hat Lou also einen Brief zur Hochzeit geschickt: Irgendwelche Vermutungen, was drin stehen könnte?

Da mein Laptop leider Ciao gesagt hat und jetzt auf Wunderheilung warten muss, komme ich momentan nur bedingt zum Schreiben. Ich werde aber dennoch versuchen, nächsten Freitag was hochzuladen.
Drückt mir die Daumen!

Bis dann.

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