3. Kapitel
Zeitsprung – Nächster Donnerstag
Malfoy erschien wieder im Unterricht. Zwar reichlich spät und mit schmerzverzogenem Blick, aber er kam. Pansy fragte sofort nach, ob es noch sehr wehtäte und Malfoy bejahte mit dem tapferen Gesicht eines Mannes, der gerade Todesqualen verspürte. „Ach, hat die Memme sich bereiterklärt, wieder in den Unterricht gehen zu können?" fragte ich gelangweilt, während ich meinen Trank umrührte. Snape hörte alles mit. Er beobachtete mich scharf, aber wie immer wies er mich aus irgendeinem Grund nicht zurecht.
Draco grinste mit schmerzerfülltem Blick. „Du weißt gar nicht wovon du redest."
Gelangweilt kippte ich ein Kraut in meinen Zaubertrank. „Stimmt. Aber wenn ich dich daran erinnern dürfte, musste Harry viel schlimmere Schmerzen erleiden, als Madam Pomfrie seine Knochen nachwachsen lassen musste. Und er hat definitiv nicht so rumgeheult wie du, Weichei!"
Snape unterbrach unsere Auseinandersetzung und forderte Malfoy auf, sich zu setzen. Den Rest der Unterrichtsstunde schikanierte Malfoy Harry und Ron, weil Malfoy ja seinen Arm nicht bewegen konnte und ihm deswegen alles geschnitten und geschält werden musste. Snape schimpfte Neville, weil dessen Trank vollkommen falsch aussah. Hermine und ich nahmen uns ein Herz und versuchten das Chaos in Ordnung zu bringen. Mein Trank war eh schon fertig, weil Zaubertränke trotz des Lehrers eines meiner Lieblingsfächer war und ich auch relativ gut in diesem Fach war. Am Ende kam Snape zu Nevilles Kessel um dessen Gebräu an Trevor zu testen. Als alles klappte, atmete ich erleichtert auf. „5 Punkte Abzug für Gryffindor. Ich habe ihnen gesagt, Miss Granger und Miss Sherwood, sie sollen ihm nicht helfen. Der Unterricht ist beendet."
...
Verteidigung gegen die dunklen Künste stand als nächstes auf dem Plan. Lupin führte uns dazu ins Lehrerzimmer. Dort war nur Snape, der sich erhob, als wir hereinkamen. Er warnte Lupin gehässig vor Neville, weil dieser angeblich keine schweren Sachen durchführen konnte, es sei denn Hermine flüstere ihm die Anweisungen zu. Da reichte es mir. „Neville kann dafür andere Dinge! Dagegen ist das Einzige, was Sie auf die Reihe bekommen, Schüler zu schikanieren." brauste ich auf. Alle hielten die Luft an. Höchstwahrscheinlich auch Lupin. Doch Snape verzog nur kurz das Gesicht. Es sah aus wie ein schmerzvolles Grinsen, doch in der nächsten Sekunde war es schon wieder weggewischt und Snape sah mich kühl an. „Wie die Mutter so die Tochter nehme ich an, Miss Sherwood." Damit drehte er sich um und verließ mit wehendem Umhang den Raum. Lupin führte uns zu einem Schrank und erklärte uns, dass darin ein Irrwicht war, Lupin erzählte uns alles Wichtige über einen Irrwicht und übte mit uns kurz ohne Zauberstab den Zauber. Dann war Neville als Erster dran. Der Irrwicht verwandelte sich in Professor Snape. Wir kamen fast alle dran. Gleich als Zweite kam ich. Professor Snape sah mich durchdringend an. Ich war gespannt. Ich selber wusste nicht, was meine größte Angst war und wartete darauf, dass der Irrwicht es mir sagen würde. Und er entschied sich. Vor mir tauchte eine rothaarige Frau auf mit wunderschönen strahlend grünen Augen. Die Gesichtszüge und der Körper war meinem identisch. Ich strauchelte. Das war unverkennbar meine Mutter. Doch ihre Kleidung war blutbefleckt und eine Wunde klaffte in ihrem wunderschönen Gesicht. Ein Wimmern kam aus ihrem Mund. Eine Sekunde war ich wie erstarrt. Das war meine Mutter wie ich sie mir immer vor ihrem Tod vorgestellt hatte. Ich erschauerte, bevor ich den Zauberstab hob und ihn auf meine Mutter richtete. Ich stellte mir vor, wie es Vernon wäre, der in den Kleidern meiner Mutter steckte und tanzte. „Riddikulus!" rief ich und es gab einen Knall und Vernon erschien in den Kleidern meiner Mutter und tanzte einen äußert witzigen Tanz. Alle lachten. Ich nicht. Das Bild meiner blutüberströmten Mutter ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Zeitsprung – Später am Tag
Ich saß seelenruhig am See, als hinter mir Malfoy auftauchte. Ich versuchte ihn zuerst zu ignorieren, doch er sprach mich an, was das schwer gestaltete. „Sherwood." grüßte er. „Malfoy." brummte ich unfreundlich zurück. Ich hob den Blick auf den See und versuchte mich zu beruhigen. Seit Lupins Stunde sah ich ständig meine sterbende Mutter vor mir. Malfoy blieb hinter mir stehen. „Geht es dir gut?"
„Ich schätze, dir geht es mit deinem armen Arm noch schlechter." erwiderte ich bissig. Malfoy schwieg. Plötzlich kam ich mir fies vor. Malfoy war einmal nett zu mir und schien sich ernsthaft um mich zu sorgen und ich machte alles kaputt. „Entschuldige. Ich bin grad einfach nicht gut drauf." erklärte ich niedergeschlagen. „Ist es wegen den Abzügen bei Snape?" fragte Malfoy verächtlich.
Ich lachte hölzern. „Nein. Das ist nicht mal ansatzweise schlimm für mich."
Ich senkte den Kopf und bekämpfte die Tränen. „Es ist wegen dem Irrwicht. Er hat mich einmal mehr daran erinnert, dass meine Mutter wegen mir gestorben ist." flüsterte ich tonlos. Warum vertraute ich mich Malfoy an? Was lief eigentlich noch alles schief bei mir? „Deine Mutter ist nicht wegen dir gestorben." widersprach Malfoy.
„Was weißt du denn schon, Malfoy." murmelte ich. Ich spürte, wie er sich mir näherte.
„Mein Vater war ein Todesser, schon vergessen?" erinnerte er mich kühl. Malfoy setzte sich rechts von mir hin. „Deine Mutter starb wegen deinem Vater."
Verwundert sah ich ihn an. „Was hat mein Vater mit der Sache zu tun?"
Malfoy runzelte die Stirn. „Weißt du überhaupt irgendwas über deine Vergangenheit?"
Ich schüttelte den Kopf. „Meine Eltern sind tot. Was bringt es mir, in der Vergangenheit zu versinken?"
Malfoy schnaubte verächtlich. „Deine Vergangenheit baut deine Zukunft auf, Melody." Wann hatte er aufgehört mich Sherwood zu nennen? Ich hob eine Augenbraue.
Malfoy seufzte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal derjenige bin, der dir deine Geschichte erzählt." Er machte kurz eine Pause. „Die Sherwoods sind eine der mächtigsten Familien ihrer Zeit gewesen. Angeblich wurde seit Generationen eine mächtige Gabe in der Familie weitervererbt, die im Falle eines Notfalls alles retten sollte. Deine Mutter Amalia wurde als vierte Tochter der Familienoberhaupte Josephine und Charles Sherwood geboren. Sie blieb das Nesthäkchen der Familie, ein ungewolltes, unbeachtetes Kind. Und weißt du auch wieso? Deine Mutter war eine Squib. Deine Großeltern gingen davon aus, dass entweder ihr großer Bruder Wilhelm oder eine ihrer drei großen Schwestern Kathrine, Dana oder Felicity die Gabe erben würde. Im besten Fall hofften sie, dass zwei die Gabe geerbt hatten. Doch als Felicity als letzte der drei Töchter 17 Jahre alt wurde, hatte immer noch keiner ein Anzeichen der Gabe gezeigt. Amalia war zu diesem Zeitpunkt 14. Da Amalia eine Squib war, musste sie zuhause bleiben, während ihre Geschwister jedes Jahr erneut nach Hogwarts aufbrachen. Deine Großeltern waren am verzweifeln. Wilhelm und Kathrine schieden als Gabenträger aus, weil sie mit Vollendung ihres 21. Lebensjahres immer noch kein Anzeichen auf die Gabe gezeigt hatten und somit die Gabe nicht besitzen konnten. Als Wilhelm 25 Jahre alt war und Kathrine 23 hielten sie die Enttäuschung ihrer Eltern nicht mehr aus und zogen aus. Dana stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor ihrem 21. Geburtstag und Felicity war seit kurzem 19. Nachdem auch Dana 21 war, richtete sich alle Hoffnung auf Felicity. Doch es war nicht Felicity, die ein Jahr nach Danas 21.Geburtstag Anzeichen zeigte. Es war deine Mutter im Alter von 17 Jahren. Alle im Haus waren entsetzt, aber als dann auch Felicity als Gabenträgerin ausschied, mussten deine Großeltern einsehen, dass ausgerechnet die Tochter, die sie all die Jahre wie ein Stück Dreck behandelt hatten, die Auserwählte der Familie war. Sie begannen deine Mutter zu trainieren und versuchten ein Verhältnis zu ihr aufzubauen. Doch als das Training nach 2 Jahren abgeschlossen war, rannte deine Mutter von zuhause weg. In einem Brief erklärte sie, dass sie die heuchlerische Liebe nicht mehr aushielt. Zu dieser Zeit war sie eng mit Sirius Black befreundet und es wird gemunkelt, dass Amalia damals zu ihm ging. Aber dann begann Du-weißt-schon-wer sich eine Macht aufzubauen und er erfuhr von der Macht der Sherwoods. Dein Onkel Wilhelm wurde von Greyback gebissen und Wilhelm wurde zu einem Werwolf. Der dunkle Lord suchte nach allen verbleibenden Familien Mitglieder. Die Leichen von Kathrine und ihrer Familie fand man unter einer Brücke. Sie war gestorben. weil sie nicht verraten hatte, wer der Gabenträger war. Wilhelm erlitt dasselbe Schicksal. Felicity und Dana retteten sich zu Amalia. Amalia hatte ein paar Monate zuvor ein Kind geboren: Dich. Doch Amalia ertrug es nicht, ihre Geschwister einer solchen Gefahr auszusetzen und stellte sich. Das Kind überließ sie ihren Schwestern. Der dunkle Lord entführte sie. Die Gabe kann nur an Reinblüter vererbt werden, deswegen wollte er wissen, wer dein Vater war. Doch Amalia schwieg und verlor so ihr Leben. Bis zu seinem Tod hat der dunkle Lord nie erfahren, wo du bist und wer dein Vater ist."
Sprachlos sah ich ihn an. „Woher weißt du das alles?" fragte ich überrascht.
Malfoy zuckte mit den Achseln. „Mein Vater war einer der Männer, die der dunkle Lord beauftragt hatte, alles über deine Mutter herauszufinden."
Schweigend stand ich da. Schließlich hob ich den Blick und sah in Malfoys Augen. Sie waren hellgrau. Wunderschön und klug. „Danke, Draco." brachte ich leise hervor.
Malfoy zuckte zusammen, als er seinen Vornamen von mir hörte. Ich war auch überrascht. Früher hatte ich immer das Bedürfnis gehabt, mir den Mund gründlich mit Seife auszuwaschen, wenn ich auch nur seinen Nachnamen gesagt hatte. Aber jetzt klang sein Name schön. So hoffnungsvoll. Stopp! Reiß dich zusammen, Melody!
„Keine Ursache, Melody." erwiderte Malfoy ruhig. Dann drehte er sich um und ging zurück zum Schloss.
Zeitsprung – Anfang Oktober
(Wichtiges davor: Sirius Black war Harry verdammt nahe gekommen und hatte die fette Dame verschreckt, als er versucht hatte, in den Gryffindorgemeinschaftsraum zu kommen.)
Ich stand neben Angelina Johnson und Katie Bell und beobachtete einen nervös auf und ab tigernden Oliver Wood. Er motivierte uns für die Quidditchsaison und lobte jeden Teil des Teams einzeln. Laut Oliver hatten wir drei erstklassige Jägerinnen, zwei unschlagbare Treiber und einen Sucher, der noch jedes Spiel für uns gewonnen hatte. Verspätet erwähnte er auch sich. Wir trainierten dreimal die Woche und selbst das Wetter und die Kälte konnte uns nicht in die Knie zwingen. Ich wuchs über mich heraus und war sehr zufrieden mit mir. Wenigstens im Quidditch war ich sicher unterwegs...
Zeitsprung – Letztes Training vor dem ersten Quidditchspiel der Saison
„Warum?" kam es von uns. Oliver hatte uns gerade erzählt, dass wir nicht gegen Slytherin spielen würden. Anscheinend redete sich Flint damit raus, dass Malfoys Arm ja noch sooo schlimm wehtat. Aber wir alle wussten, dass das eine Lüge war. Oliver wusste das auch ziemlich gut. „Das weiß ich auch, aber wir können es nicht beweisen." Von Oliver erfuhren wir, dass wir gegen Hufflepuff spielen würden. Heilige Scheiße! Die Hufflepuffs hatten nicht nur eine komplett andere Spielweise, nein, mit ihrem neuen Kapitän und Sucher Cedric Diggory waren sie auch echt gut! Oliver musste den Anderen erst mal klar machen, dass sie sich nicht zurücklehnen durften. Hufflepuff war bis jetzt nie besonders gut gewesen und besonders Fred und George nahmen unseren Gegner zuerst nicht ernst. Aber was sollte man tun? Das waren eben Fred und George...
...
Wir hatten verloren. Ich hatte das erste Mal verloren. Das Ärgerlichste war, dass es gar nicht an uns gelegen hatte. Sondern an diesen scheiß Dementoren! Sorry, ich bin grad ein bisschen wütend. Tief durchatmen... So, jetzt geht's wieder. Jedenfalls war alles gut gewesen. Wir waren vorne und das um mehrere Punkte. Selbst bei diesem Gewitter war ich wie ein fröhlicher geölter Blitz über das Spielfeld geflitzt. Sogar Angelina warf nicht mehr Tore als ich. Doch dann tauchten diese schwarzen Blödmänner auf und Harry fiel vom Besen. Cedric hatte das nicht bemerkt und fing den Schnatz. Als er Harry am Boden liegen sah, hatte er selbstlos vorgeschlagen das Spiel zu wiederholen. Ich bewunderte ihn dafür. Doch im Grunde hatten die Hufflepuffs fair gespielt und sie hatten den Sieg verdient, sodass wir diesen Vorschlag missmutig abwehrten. Harry war schließlich auch wieder aufgewacht, aber sein Besen war hin. Am positivsten nach diesem Desaster gestimmt, war ich. Ich sah kein Problem. Die anderen Spiele würden wir ganz einfach gewinnen und Hufflepuff würde eh nicht viel weiterkommen. Aber irgendwie ließen sich meine Teamkameraden nicht so ganz von mir überzeugen...
Zeitsprung – Ein paar Wochen später
Zusammenfassung der vergangenen Wochen:
Zwischen Malfoy und mir war ein komisches Verhältnis entstanden und ich ging ihm möglichst aus dem Weg. Die Erkenntnis wie heldenhaft meine Mutter gestorben war; machte mich stolz und wehmütig zugleich. Mit Hermine hatte ich herausgefunden, dass Lupin ein Werwolf war. Wir hatten auch erfahren, dass Sirius Black Harrys Pate war und James und Lily verraten hatte. Seidenschnabel war zum Tode verurteilt worden und Hagrid war zutiefst traurig. Malfoy Senior und Malfoy Junior hatten dafür gesorgt. Lupin hatte außerdem mir und Harry den Patronus-Zauber bei. Ursprünglich sollte nur Harry den Zauber erlernen, aber ich hatte so lange gebettelt, bis Lupin zugestimmt hatte auch mich zu unterrichten. Mein Patronus war ein wunderschöner Pegasus. Lupin hatte mir erklärt, dass meine Tante Felicity auch einen Pegasus als Patronus gehabt hatte. Doch an dem heutigen Tage sollte alles noch schlimmer werden... Es war der Tag, an dem Sirius zuschlug und sich holte, was er wollte...
Lupin rannte durch das Haus und ich hatte Mühe hinterher zu kommen. Wo waren sie? Hoffentlich hatte Black meinen Freunden noch nichts angetan! Als ich Rufe hörte, überholte ich Lupin und steuerte in die Richtung aus der die Rufe kamen. Stürmisch stieß ich eine Tür auf. Ich stürzte hinein und erleichtert erkannte ich Hermine, Harry und Ron. Meine beste Freundin und Harry waren unverletzt, aber an Rons Bein klaffte eine große Wunde. Sirius lag am Boden, Harry bedrohte ihn mit dem Zauberstab. Krummbein lag auf Sirius' Herz, als wolle er Sirius beschützen. „Harry! Nein, tu's nicht! Du bist kein Mörder! Harry, bit-" fing ich an, doch in dem Moment kam Lupin herein und unterbrach mich mit einem „Expelliarmus!". Die Zauberstäbe meiner Freunde flogen aus deren Händen und landeten in Lupins Hand. Sofort zog ich meinen Zauberstab und richtete ihn auf Lupin. Langsam schlängelte ich mich rückwärts zu Harry. „Was tun Sie da, Lupin?!" schrie ich. Doch Lupin ignorierte mich. Er trat auf Black zu. „Wo ist er, Sirius?" Black hob langsam die Hand und zeigte auf Ron. Lupin stammelte etwas, doch ich konzentrierte mich. Was wollte Sirius Black von Ron? Es sei denn, sie meinten die Ratte Krätze, aber was könnten sie von der wollen. Allerdings könnte die Ratte ein Animagus sein und dann wäre es durchaus nicht abwegig. „Was wollen sie von der Ratte, Black?" fragte ich misstrauisch. Harry sah mich an. „Black will Harry nicht die Ratte, Meli!" kreischte Hermine. Sirius' Blick wanderte zu mir. Ausdruckslos sah er mich. „Was sollte Black von Krätze wollen?!" schrie Hermine weiter. „Es-" „Denk doch mal nach, Hermine!" unterbrach ich meine Freundin scharf. „Wenn die Ratte ein Animagus ist, wäre es nicht unmöglich, dass Black hinter der Ratte her ist! Er hat auf Ron gezeigt, denkst du er will was von Ron?!" „Das macht er mit Absicht, er-" fing Hermine an, doch Sirius' Stimme erklang und unterbrach sie ruhig. „Du hast Recht, ich bin hinter der Ratte her. Weil die Ratte für alles verantwortlich ist." Lupin senkte den Zauberstab, half Sirius hoch und umarmte ihn. Ich schnappte nach Luft. Hermine flippte aus. Sie begann herumzuschreien. Lupin versuchte zu ihr durchzudringen, doch ohne Erfolg. Jetzt mischte sich Harry mit ein. Sie stritten sich, doch ich musterte Sirius Black. Warum kam mir dieser Mann so bekannt vor? Dieser Mann war dürr und groß, sein Gesicht eingefallen und er sah krank aus. Woher kannte ich Sirius Black? Sirius musterte mich ebenfalls scharf, als würde auch ich ihm bekannt vorkommen. Schließlich wandte ich den Blick wieder Lupin zu. „-er ist ein Werwolf!" schrie Hermine in dem Moment. Alle zuckten zusammen und starrten Lupin an. Na gut, nicht alle. Nur Ron und Harry. Wir anderen wussten das bereits. „Hermine. Lupin ist scheinbar böse, aber das hat nichts mit seinem Dasein als Werwolf zu tun. Auch Werwölfe können friedlich und nett sein, auch wenn das auf Lupin nicht zutrifft." meinte ich mit leiser Stimme. Hermine starrte mich finster an. „Alle Werwölfe sind so. Schau Fenrir Greyback an." Langsam schüttelte ich den Kopf. „Mein Onkel war ein Werwolf, aber er ist für meine Mutter gestorben." Hermine schnaubte. „Meinetwegen gibt es halt ein paar wenige Ausnahmen, das tut jetzt aber nichts zur Sache!" fauchte sie. Ich dachte an den Spruch, den meine Mutter geschrieben hatte und der eingerahmt seit Jahren auf meiner Kommode stand.
Pass auf, denn eine gelogene Kleinigkeit kann nicht nur deine Meinung, sondern auch dein Verhalten ändern und es kann zu Ungerechtigkeit kommen, die du nicht gewollt hättest, wenn diese kleine falsche Kleinigkeit dich nicht getäuscht hätte.
„Doch, weil eine solch kleine falsche Meinung dein Urteilsvermögen gegenüber Lupin beeinträchtigen kann." Jetzt lächelte Harry schwach. „Du hängst sehr an dem Spruch, oder?" Ich senkte den Blick. Tränen traten in meine Augen. „Er ist das einzige, was ich von ihr habe und auch wirklich mit ihr verbinde, Harry. Das weißt du doch." erwiderte ich mit leiser Stimme. Schweigen herrschte, bis Hermine erneut anfing. Lupin begann, zu erzählen, doch ich mir kam etwas in den Sinn. Was wenn Black auch bei der Entführung meiner Mom geholfen hatte? Er hatte die Potters verraten, ganz abwegig war es also nicht. Ich hörte dem Gespräch zu, mischte mich jedoch nicht ein, sondern analysierte alles und bildete mir eine eigene Meinung. Ich glaubte Sirius und Lupin. Die Ratte war Peter, da war ich sicher. Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als neben mir plötzlich eine kalte Stimme „So ist es." auf eine Frage antwortete, die jemand in diesem Raum gestellt hatte. Es raschelte und Severus Snape erschien neben mir mit dem Tarnumhang in der Hand. Erschrocken schrie ich auf und wich zurück. Snapes Zauberstab war auf Lupin gerichtet. Black sprang auf und Hermine schrie. Drohend trat ich auf Snape zu, doch dieser ignorierte mich. Wieder einmal schwieg ich, hörte zu und verfolgte aufmerksam wie sich die Situation entwickelte. Gar nicht gut für uns. Doch als Snape Lupin fesselte, sprang ich vor. „Ihre Dummheit macht Sie blind! Ich hatte gedacht, Sie wären mehr als ein nachtragendes Häufchen Elend!" zischte ich. Snape richtete seinen Blick auf mich. „Hüten Sie Ihre Zunge, Miss Sherwood." „Nein, ganz sicher nicht. Seien Sie vernünftig und schauen Sie über Ihren Hass hinweg!" Jetzt flippte Snape aus. „Ich muss mir von jemandem wie dir nichts sagen lassen! Du und Potter, ihr seid aus demselben Holz geschnitzt! Ich habe euch das Leben gerettet und ihr widersetzt euch arrogant dieser Tatsache! Du bist genauso wie deine Mutter. Amalia war genauso eitel wie du, Melody!" Ich schrie wütend auf. „Meine Mutter war tausendmal besser als Sie! Meine Mutter ist für mich und meinen Vater gestorben! Sie war tapfer und mutig und besaß all die Eigenschaften, auf die Sie neidisch sind!" fuhr ich ihn an. Snape lief rot an, seine Augen bestanden aus purem Zorn. „Warum sollte man auf eine Squib neidisch sein?" Ich wich zurück und schwankte. Sofort war Hermine bei mir und hielt mich fest. Ich schwieg und entfernte mich von Hermine. Ohne ein Wort zu sagen, beobachtete ich alles. Doch irgendwie glitt alles wie unwichtiges Geschwafel an mir vorbei. Das goldene Trio schaffte es Snape zu entwaffnen und dieser wurde ohnmächtig. Black erzählte Harry die Wahrheit über den Verrat an dessen Eltern und sie zwangen Peter seine wahre Gestalt anzunehmen. Dann kam die ganze Wahrheit an's Licht und Black und Lupin wollten Peter töten. Doch Harry verhinderte dies. Plötzlich wandte Black sich mir zu. „Bevor wir diesen Verräter wegbringen, muss ich noch mit dir reden. Stimmt es? Bist du wirklich Melody, Amalias Tochter?" fragte er mich. Doch bevor ich antworten konnte, fuhr er schon fort. „Natürlich bist du es. Du gleichst ihr wie ein Ei dem anderen. Sie war damals auch so schön." Er machte eine kurze Pause. „Wie ist dein zweiter Name, Melody?" Ich zögerte. „Siria. Sie hat mich nach Ihnen benannt." Sirius schloss die Augen. Sein Gesicht war schmerzerfüllt. „Das werde ich mir nie verzeihen." „Was?" hakte ich verwundert nach. Sirius öffnete die Augen. „Sieh mich an. Fällt dir gar nichts auf?" In diesem Moment fiel der Groschen bei mir. Diese Augen! Diese braune Lockenmähne! „Nein. Das kann nicht sein..." flüsterte ich fassungslos. „Doch, Melody. Ich bin dein Vater." Sirius sah mich ausdruckslos an. Ich strauchelte und sofort war Hermine wieder bei mir. „Wie...?" Ich war sprachlos. Sirius sah mir ernst in die Augen. „Wie viel weißt du über deine Vergangenheit? Deine Familie? Deine Mutter?" Ich erzählte ihm die Geschichte, die Draco mir erzählt hatte. Sirius hörte aufmerksam zu. „Du weißt überraschend viel. Dann weißt du mit Sicherheit auch, was es bedeutet, wenn ich dein Vater bin." Ich nickte. „Ich könnte die Gabe geerbt haben." entgegnete ich unglücklich. Sirius nickte bedächtig. „Und falls Voldemort zurückkehren sollte, gerätst du augenblicklich in seine Schusslinie. Du wirst hinter Harry auf seiner ‚Most Wanted'-Liste stehen." Ich atmete tief durch. „Bringen wir denn Verräter ins Schloss. Danach können wir uns immer noch unterhalten." Niemand widersprach mir und wir verließen den Raum. Pettigrew war sicherheitshalber an Lupin und Ron gekettet und Sirius brachte mit einem Schwebezauber Snape raus. Als Sirius mit Harry zu sprechen begann, ließ ich mich neben Hermine zurückfallen und wir bildeten schweigend den Schluss. Endlich waren wir draußen. Doch dann ging alles ganz schnell. Lupin hatte seinen Trank nicht genommen und er verwandelte sich in einen gefährlichen Werwolf. Sirius befahl Harry, Hermine und mir wegzurennen, doch wir konnten nicht einfach gehen. Ron war verletzt und an Pettigrew gekettet. Pettigrew nutzte die Gelegenheit und verwandelte sich. Er konnte fliehen. Doch als der Wolf sich auf Sirius warf, konnte ich nicht einfach nur zusehen. Ich zog meinen Zauberstab. „Stupor!" schrie ich kurzentschlossen. Der Werwolf wurde von Sirius heruntergeschleudert. Doch er kam schnell wieder auf die Beine und jagte auf mich zu. Fluchend wich ich aus und sprang weiter weg, doch der Werwolf setzte mir blitzschnell nach. Flink machte ich einen Satz zur Seite und wich haarscharf den Pranken des Werwolfs aus. Hermine schrie erschrocken auf und Harry war kreidebleich. Ich trat den Werwolf hart gegen den Rücken und dieser taumelte jaulend nach vorne. Der Wind frischte aus, es schien fast, als wolle er mir helfen und dem großen Werwolf Widerstand leisten. „Hör mir gut zu, Werwolf. Ich habe bereits meine Mutter verloren. Ich werde nicht zulassen, dass du auch noch meinen Vater umbringst!" Keuchend wich ich erneut dem großen Ungetüm aus, doch ich war zu langsam und die Krallen des Werwolfs schnitten tief in meine Haut und schmetterten mich seitlich auf den Boden. Bevor ich mich wieder aufsetzen konnte, sah ich schon den Kopf des Werwolfs über mir und ihm nächsten Moment spürte ich einen stechenden Schmerz am Oberarm. »Er hat mich gebissen.«, war der letzte Gedanke, der mir durch den Kopf schwirrte, bevor ich in die Dunkelheit abdriftete.
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