♯Cнαpтer O9 ~ Toмorrow Wιll Be Kιɴder.

Hᴀʟʟᴏ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!

So, ich hab es prophezeit: Nach nur zwei Wochen habe ich hier bereits ein neues Kapitel für Euch. Zwar ist es nicht so lang wie gewohnt, aber ich kann Euch versprechen, dass das zehnte Kapitel schon in den nächsten Wochen folgen wird. Wie immer gilt mein Dank all den lieben Menschen, die mich unterstützt, das letzte Kapitel kommentiert, oder dafür gevotet haben:
BlackGirlNumber1,
beimmortal,  Lini26, butterflyskys, lovelybooks3, music_sunny, Emmybubu und IsabellaMina. Danke an Euch! Ihr seid toll!

So, und jetzt wünsche ich Euch ganz herzlich:

Vιel Spαß вeιм Leѕeɴ! Eυre Zoey <3

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♯Cнαpтer O9 ~ Toмorrow Wιll Be Kιɴder.

»Would you stay with me?«
»I will. Forever and always.«

Dunkelheit. Undurchdringliche tiefschwarze Dunkelheit, die meinen ganzen Körper schleierartig umhüllte und sich dabei strikt weigerte, mich freizugeben. Blinzelnd schlug ich die Augen auf und versuchte, mich an jene tiefe Dunkelheit zu gewöhnen, indem ich probehalber die rechte Hand vor mein Gesicht hob und spielerisch die Finger bewegte.

Nichts.

Weder mein Handgelenk, noch meine Finger waren in der schwarzen Finsternis auszumachen. Alles was ich gerade noch so erkennen konnte, waren die schwachen Umrisse der Möbel, die das Zimmer schmückten.

Ein unregelmäßiges Summen ging von einem großen Gerät aus, welches beinahe die ganze Wand zu bedecken schien - offenbar dem Fernseher, an dem wir uns vor einigen Stunden noch die Ernten der anderen Tribute angesehen hatten. Ich gähnte laut. Was würde ich nur alles dafür geben, mich jetzt fest in die flauschige Decke zu kuscheln, mich auf die andere Seite der gemütlichen Couch zu drehen, und einfach weiterzuschlafen.

Doch das ging nicht. Die undurchdringliche Dunkelheit beschwor ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend herauf - irgendwo in meinen Unterbewusstsein schlummerte anscheinend noch immer die Angst, ein Monster könnte in der schwarzen Finsternis lauern und sich auf mich stürzen, sobald ich mich von ihm abwenden würde. Lächerlich, ich weiß.

Aber ich sollte wohl lieber zurück in mein Zimmer.

Gesagt, getan.

Unbeholfen tastete ich mit der rechten Hand den kleinen Beistelltisch neben der Couch nach einer Lampe ab, fand jedoch keine. Verdammt. Das Licht ging wohl automatisch an, wenn jemand den Raum betrat. Na gut.

Dann musste ich die Tür also ohne Licht finden. Auch egal.

Der Weg war dann aber doch um einiges beschwerlicher, als ich erwartet hatte. Während ich noch peinlichst genau versuchte, keinerlei Möbel umzustoßen und damit alle anderen aufzuwecken, krachte ich - natürlich - mit der Hüfte gegen den Sessel, auf dem Raina vorhin noch gesessen hatte.

»Autsch!«, entfuhr es mir, und weil ein Ausruf ja noch nicht genug war, rutschte mir auch gleich noch ein »Verdammte Scheiße!«, heraus, als der Schmerz mich plötzlich blitzartig durchfuhr. Mit pochender Seite und schmerzverzerrtem Gesicht stolperte ich schließlich aus dem Waggon, hinein in den düsteren Flur. Doch wenigstens erhellten hier ein paar einzelne Lampen, die an der hübsch bemalten Decke des Zuges eingelassen worden waren, meine Sicht. Zögernd trat ich - noch immer in meinem roten Kleid und den hohen Schuhen - an das große Fenster heran und blickte hinaus.

Schwach konnte ich in der dunklen Nacht die dichten Baumkronen der knorrigen Bäume eines alten Wäldchens ausmachen, welche unheimlich in den Nachthimmel hinein zu ragen schienen.
Sanfte Hügel zogen sich stetig durch die weite Landschaft - keine hohen Berge, wie sie bei uns in Distrikt zwei vorherrschend waren, sondern eher abgeflachte, kleine Anhöhen mit tiefen Tälern. Eben jener Anblick verlieh mir ein Gefühl von Traurigkeit, denn es war, als würde ich nun meine altbekannte Heimat endgültig verlassen und auf ein neues Ziel hinsteuern.

Ein Ort, wo der Boden eben und abgeflacht war.

Ein Ort, an dem es keine Höhenunterschiede gab.

Ein Ort, wo die Wege nicht mehr bewaldet, sondern ausschließlich mit Beton bedeckt waren. Ein Ort, der mir fremd war, und der niemals wirklich mein Zuhause werden konnte. Vor nicht allzu langer Zeit, als ich die vielen pulsierenden Lichter verschiedenster Clubs im Stadtzentrums meines Distrikts gesehen hatte, da war ich mir vorgekommen wie im Kapitol.

Wie in einer anderen Welt.

Einer wunderschönen Welt, wo schillernde Farben die Szene bestimmten und tranceähnlichen Musik aus den Lautsprechern dröhnte. Eine Welt voller Spaß, Fantasie und Leidenschaft. Ich war so dumm gewesen. So naiv.

Jetzt würde ich liebend gern die Einsamkeit des kleinen Häuschens, was ich mit meinem Vater seit jeher bewohnt hatte, und die gelegentlichen Besuche in die Stadtmitte meiner beschissenen Situation vorziehen.

Doch das war nun mal unmöglich.

Ich seufzte leise und starrte nachdenklich in die Ferne.

Auch die finstere Nacht war mir fremd. Anders als bei uns in Distrikt zwei, wo ich stundenlang auf dem Fensterbrett sitzen, und in der Ferne die hohen Berge erblicken konnte, die unser Distrikt schützend umgaben, warfen hier unheimliche, schattenhafte Silhouetten ihr kaltes, geisterhaftes Licht auf die verschlungenen Pfade, die sich wie Risse durch die bewaldeten Hügel zogen. Die vielen Lichter der Bergwerke, in denen die Bergarbeiter bis tief in die Nacht hindurch arbeiteten, verliehen den Bergdörfern meines Zuhauses das vertraute Gefühl von Geborgenheit - hier jedoch spürte ich nur Kälte.

Die alten Bäume schwankten im aufkommenden Wind hin und her.

Im silbrigen Licht des großen Vollmonds, der geheimnisvoll und stolz in dem dunklen, mit Sternen übersätem Nachthimmel schimmerte, wirkten die sich lautlos bewegenden Baumkronen beinahe bedrohlich - spitz und silbern wie Messer. Ein helles, rosafarbenes Licht hatte bereits den Horizont für sich gewonnen; hatte die schwarze Finsternis verdrängt, mit der Aussicht auf neue Hoffnung. Offenbar war die Nacht bald vorbei ... Doch wer sagte, dass der Tag, der darauf folgen würde, besser war als der vergangene?

Leichter Nieselregen prasselte in einem beruhigenden, gleichmäßigen Rhythmus auf das Zugdach nieder. Müde ließ ich mich auf den weichen Boden des Zuges sinken und kickte meine Schuhe achtlos von mir weg. Beinahe sofort protestierten meine Füße gegen den plötzlichen Höhenunterschied, als ich mich erschöpft auf die Knie fallen ließ, meinen Kopf gegen die kalte Fensterscheibe lehnte und nachdenklich einen Regentropfen mit dem Finger nachfuhr. Sanft schaukelte der Zug auf den Gleisen hin und her und ich ließ mich schläfrig in die wohlige Wärme hineinsinken, die das große Heizgerät an der Wand ausströmte.

Zu meinem Glück war es angeschaltet, sonst wäre mir in meinem ärmellosen Erntekleid sicher ganz schnell kalt geworden.

Verdammt, wie sollte ich nur die nächsten Wochen überstehen?

Die Aussicht, die Hungerspiele zu gewinnen, so wie es einem an der Akademie immer eingetrichtert worden war, schien mir nun unmöglich.

Denn wie sollte ich bitte gewinnen können, wenn Cato mein Gegner war?

Wie ...?

Ich könnte ihn niemals besiegen ... Selbst wenn ich es gewollt hätte.

Ich wusste, sie würden kommen, auch wenn ich sie nicht gerufen hatte.

Und tatsächlich: Nur wenige Sekunden später liefen mir die Tränen gleichmäßig die Wangen hinunter. Meine Schminke, die ich gestern aufgetragen hatte, war sicher schon vollständig abgewaschen, so viel wie ich in den letzten Stunden geschluchzt hatte.

 »Clove? Ist alles okay mit dir? Was treibst du denn hier?«

Erschrocken hob ich den Kopf, mit der Befürchtung, Brutus oder - noch viel schlimmer - Cassia zu begegnen. Zu meinem Glück - oder Pech, das würde sich wohl gleich noch herausstellen - war es jedoch nur Cato.

»H-Hey«, flüsterte ich leise und erschrak, da meine Stimme so eingerostet klang, dass ich sie kaum wiedererkannte.

»Hier, trink das«, meinte Cato besorgt und hielt mir ein großes Glas Wasser an die Lippen. Wahrscheinlich war er deswegen um diese Uhrzeit aufgestanden. Verständlich, jetzt wo ich das kühle Wasser spürte, was meine trockenen Lippen benetzte, hatte ich auch ganz schön Durst.

»Langsam«, mahnte Cato, als ich drauf und dran war, die köstliche Flüssigkeit in einem Schluck hinunterzustürzen. Ich gehorchte augenverdrehend und nahm von da an kleinere Schlucke.

»Ich ... ich bin aufgewacht und alles war dunkel ... Ich wollte in mein Zimmer zurück, aber ich ... Ich weiß auch nicht ...«, hickste ich dann noch immer unter Tränen und ließ beschämt den Kopf hängen.

Cato ließ sich besorgt neben mich auf den weichen Teppichboden fallen und hob nach einigen Minuten, in denen wir uns nur stumm angestarrt hatten, und ich versucht hatte, mein hysterisches Schluchzen unter Kontrolle zu kriegen - leider vergeblich, muss ich dazu sagen - sanft mein Kinn an.

»Hey. Alles ist gut. Ich bin ja hier.« Ich blickte auf. In Catos blauen Augen rangen Besorgnis und Schmerz um die Alleinherrschaft.

»Was ... Wie ... hast du mich gefunden?«, nuschelte ich schläfrig und ließ meinen Kopf geräuschvoll zurück an die kalte Wand sinken. Catos Blick glitt zu dem nun leeren Wasserglas, das neben meinem Körper stand.

»Ich wollte mir etwas zum Trinken holen, da ich nicht einschlafen konnte. Auf dem Rückweg kam ich dann hier vorbei und ... hab dich gesehen.«

Ich nickte langsam. »Ah. Versteh ich gar nicht ... Dass du wach bist ...
Ich könnte auf der Stelle einschlafen ...«

»Clove!«

Cato konnte mich gerade noch rechtzeitig auffangen, sonst wäre ich zur Seite gekippt und hätte dabei höchstwahrscheinlich auch noch meine andere Hüfte in Mitleidenschaft gezogen. Verdammter Mist aber auch.

»Entschuldige ... Bin wohl etwas schwach heute ...«, meinte ich verlegen und schlug erneut die Augen nieder. Cato schwieg.

»Was ... was hat Brutus denn noch so gesagt? Du ... warst doch mit ihm draußen, nicht wahr? Irgendetwas Besonderes?«, fragte ich schließlich, weil das Schweigen zwischen uns immer erdrückender wurde und rechnete mit einer belanglosen Verneinung. Doch da hatte ich mich offenbar getäuscht, denn Cato schenkte mir plötzlich einen verzweifelten Blick.

»Clove, du solltest schlafen, es geht dir nicht so gut-«, setzte er an, doch ich unterbrach ihn, plötzlich wieder hellwach. »Was? Was hat Brutus gesagt?«

Cato senkte den Blick und strich mir verlegen eine dunkle Strähne aus dem Gesicht. »Lass gut sein, Clove«, antwortete er schließlich mit belegter Stimme. »Das würde dich wahrscheinlich sehr ... verletzen.«

Er machte eine kurze Pause, bevor er zögernd, aber gleichzeitig auch seltsam entschlossen weitersprach. »Und in deiner momentanen Verfassung möchte ich wirklich nichts tun, was dich verletzt, verstehst du das?«

Ich dagegen schüttelte stur den Kopf und schürzte trotzig die Lippen vor.

»Raus damit«, meinte ich drohend, während meine dunklen Augen ihn förmlich durchbohrten. Nach einigen Minuten, in denen wir uns einfach nur angestarrt hatten - ich wütend, er besorgt - gab Cato sich schließlich geschlagen und warf die Hände in die Luft. »Na schön! Gut!«

Er seufzte geschlagen.

»Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, Clove ...«

»Jetzt spuk‘s verdammt nochmal endlich aus!«, rief ich wütend, da ich selbst merkte, wie ich langsam die Geduld verlor. In Catos Blick mischte sich nun ebenfalls eine Spur Wut, während seine Augen gehetzt zu dem leeren Wasserglas wanderten. Vielleicht wünschte er sich, er könnte dort eintauchen und verschwinden. Tja, konnte er aber nicht.

Als er endlich mit der Sprache herausrückte, klangen seine Worte fast schon teilnahmslos und ohne jedwede Emotion. Irgendwie ... hohl.

»Erinnerst du dich noch an das blonde Mädchen aus Distrikt eins?«

Ich nickte ungeduldig.

Als ob ich die vergessen könnte.

Wunderschön und engelsgleich, mit wallendem blonden Haar und smaragdgrün funkelnden Augen. Glimmer Evangeline Lovelace.

Ein wunderschöner Name für ein wunderschönes Mädchen.

»Ja ... Warum?«, hakte ich nach und seufzte ungeduldig.

Noch immer mied Cato meinen Blick.

»Nun komm schon! So schlimm kann das doch nicht sein«, rief ich aufgebracht, weil er noch immer nicht vollständig mit der Sprache herausrückte. Plötzlich hob Cato den Kopf und seine eisblauen Augen durchbohrten mich, wie meine ihn nur wenige Minuten zuvor.

»Nun, Brutus meinte ... Ich solle doch während der Spiele eine nette kleine Affäre mit ihr anfangen um Sponsoren anzulocken

Ich weiß längst nicht mehr, welcher Laut sich zu dieser Zeit aus meinem Mund hervorgestohlen hatte. In meinem Kopf wirbelten die unterschiedlichsten Gedanken umher, einer schlimmer als der andere, während sich in meiner Kehle ein ohrenbetäubener Schrei anbahnte.

Doch ich konnte nicht schreien.

Ich konnte nicht einmal sprechen.

Ich konnte auch kaum mehr atmen.

Kein Laut drang aus meinen fest zusammengepressten Lippen.

Cato lächelte verzerrt.

»Wär wohl besser gewesen, ich hätte nichts gesagt, oder?«

Ich war nicht einmal mehr im Stande ihm nickend zuzustimmen.

Ich konnte einfach nur noch schweigen.

Einfach nur dasitzen und schweigen, während in meinem Innern die Worte umherwirbelten, die ich am liebsten herausgeschrien hätte.

Doch ich konnte nicht.

»Clove?«, meinte Cato nun fragend, da ich noch immer kein Wort gesagt hatte. Und er wusste besser als jeder andere, so wütend ich in diesem Augenblick auch sein mochte, die Wut in mich hineinzufressen, entsprach so gar nicht meiner Art und Weise. Ich neigte eher dazu, ein riesiges Theater zu veranstalten, wenn ich richtig angepisst war. »Clove?«, wiederholte Cato nun eher besorgt, weil ich ihn noch immer nicht angebrüllt hatte.

»Ist schon ... gut«, brachte ich hervor, auch wenn mein Herz bei den Worten schmerzte und die Tränen sich erneut aus meinen Augen hervorstehlen wollten. »Ist ... nicht deine Schuld ... Du hast so etwas nicht gewollt ...«

Cato zuckte mit den Schultern, während er seinerseits leicht beschämt zu Boden sah. »Ja, das stimmt. Aber ... Du musst wissen ... Ich hab auch nicht wirklich etwas dagegen unternommen ...« Ich lachte. Es klang schrecklich.

»Was willst du auch schon dagegen unternehmen? Wir haben hier doch sowieso keine Meinung! Nicht wir, nicht unsere Mentoren, nicht die ganzen verdammten Distrikte ... Der Einzige, der bestimmt wo’s hier langgeht, ist das verfickte Kapitol!« Cato sah sich leicht panisch um.

»Clove, nicht so laut! Wenn dich jemand hört! Du kannst doch nicht wissen, ob die uns überwachen lassen!« Ich lachte erneut, doch diesmal klang es eher wie ein Hicksen. Und dem einen Hickser folgte ein weiterer ... und noch einer ... Verdammt. Jetzt hatte ich auch noch Schluckauf.

Die Nacht konnte wirklich nicht noch schlimmer werden.

»Ist mir doch egal! Sollen sie mich töten, sollen sie mich foltern ... Ist mir doch egal. Ist mir egal, hörst du? Mir ist einfach alles nur noch egal ...«

Ich wollte weitersprechen, doch schon wieder versperrten Tränen meine Sicht. Und seien wir mal ehrlich - aus meinem Mund war auch schon mal was Sinnvolleres gekommen. »Ich ... ich ... Ich kann einfach nicht mehr!«

Die Worte brachen aus mir heraus, und ehe ich mich versah, lag ich schluchzend in Catos Armen. Ein wenig hilflos hielt dieser mich fest und strich mir hin und wieder beruhigend über die Haare, während ich mich verzweifelt an ihm festklammerte, als wäre er das Einzige auf dieser schrecklichen Welt, was mir noch irgendwie Halt verleihen konnte.

Doch auch dieser Halt würde mir in Kürze genommen werden.

»Ich ... Mein ganzes Leben ist ... einfach nur beschissen! Meine Mutter ist tot, meine Schwester ist ... auch tot und ich ... Du bist ... Der einzige Mensch, der immer für mich da war ... Und jetzt ... Das ist doch einfach nicht fair! Was hab ich getan, dass man mich so bestraft? W-Was verdammt nochmal, mache ich denn nur falsch? Wieso ... wieso nimmt man mir immer alle weg, die ich liebe? Das ist nicht fair! Das ist verdammt nochmal nicht fair!«, stotterte ich unter Hicksen und Tränen, während ich wütend auf den Boden einschlug, bis meine Fingerknöchel blutig waren und schmerzten.

»Hey«, sagte Cato - der meinem Wutausbruch ohne einen einzigen Kommentar abzugeben über sich hatte ergehen lassen, auch wenn ich ihm einige Male auf den Arm geschlagen hatte, da ich an den Boden nicht rangekommen war - und hob sacht meinen Kopf in seine Hände.

»Alles wird wieder gut. Ich krieg das wieder hin. Du ... Wir werden das überstehen. Gemeinsam, hörst du? Ich lass dich damit nicht allein. Das schwöre ich. Hörst du, Clove? Du bist nicht allein.«

Ich weinte noch immer.

»Wie ... wie willst du das je wieder in Ordnung bringen? Es gibt nichts mehr zu retten ... Einer von uns wird sterben! Vielleicht wir beide. So einfach ist das. Und wenn ... Wenn du das bist ... Dann bin ich hier ganz allein ... Dann hab ich schon wieder alles verloren, um das ich kämpfen würde ... Dann bin ich allein, und das halte ich nicht aus! Nicht nochmal!«

Cato nickte langsam und hielt mich noch fester.

»Ich weiß. Ich weiß. Aber ich verlass dich nicht, okay? Ich bin hier.
Genau hier. Und da werde ich auch immer sein. Ich lass nicht zu, dass dir jemand wehtut. Okay?« Ich nickte langsam. »O-Okay

Cato lächelte. »Gut. Und jetzt«, er hob mich urplötzlich auf seine Arme, woraufhin mir ein überraschter Laut entfuhr, »bringe ich dich ins Bett.«

Ich nickte schläfrig und kuschelte mich an seine Schultern. »Danke«, flüsterte ich leise - erschöpft vom vielen Weinen und den Wutausbrüchen.

»Dafür, dass du immer für mich da bist, wenn ich dich brauche.«

Cato nahm mich fest in die Arme und trug mich zielsicher durch den dunklen Zug. »Immer«, antwortete er ebenfalls leise flüsternd und küsste mich sanft auf die Stirn. Nach ein paar Minuten erreichten wir schließlich meine Zimmertür, die ich allein wahrscheinlich niemals gefunden hätte.

Leise, um die anderen nicht aufzuwecken, stieß Cato jene auf, kickte sie mit dem linken Fuß wieder zu, trug mich bis zu meinem Bett und legte mich schließlich vorsichtig dort ab. Als er sich jedoch umdrehen, und das Zimmer wieder verlassen wollte, griff ich nach seinem Arm.

»Nein. Nicht ... Geh nicht«, nuschelte ich schläfrig und sah ihn flehentlich an. »Ich will jetzt nicht allein sein. Ich hab ... ich hab Angst vor dem Morgen.«

Allein schon dieses schwache Geständnis - zuzugeben, Angst zu haben - schmerzte mich. Doch als Catos Augen kurz darauf meinen begegneten, da war mir das plötzlich egal. Da war es mir plötzlich nicht mehr wichtig, stark sein zu müssen und mich taff zu geben. Denn er würde mich niemals verurteilen. Nur bei ihm konnte ich sein, wie ich wirklich war. Mit all meinen Schwächen und kleinen Fehlern. Bei ihm war es mir egal, dass ich Angst hatte. Ihm konnte ich alles anvertrauen, egal wie schlimm oder lächerlich es auch sein mochte. Bei ihm war ich sicher. Bei ihm war ich zu Hause.

»Das brauchst du nicht. Ist schon okay«, meinte er leise und strich mir sacht eine Träne weg, die sich aus meinen Augenwinkeln gestohlen hatte, und nun über meine geröteten Wangen rann. Cato half mir, mich von meinem Kleid zu befreien und mich in die Decke zu kuscheln.

Vorsichtig nahm er mich schließlich in die Arme, während ich meinen Kopf erschöpft auf seine Brust sinken ließ. »Alles wird gut. Ich bin hier«, murmelte er leise und strich mir über meine dichten Haare.

»Ich ... ich will nicht sterben, Cato«, flüsterte ich leise, kurz bevor ich schließlich einschlief. Cato küsste mich liebevoll auf den Kopf.

»Ich weiß, Clove. Das musst du jetzt auch nicht. Jetzt musst du ... einfach nur schlafen. Und nicht an den Morgen denken.«

Ich nickte. »Ich liebe dich, weißt du?«, gähnte ich müde.

Ich war kurz davor einzuschlafen.

Cato lachte, wobei seine Brust vibrierte. »Ja, das weiß ich. Und obwohl du mitunter ziemlich anstrengend sein kannst, Clove - Ich liebe dich auch

Ich lächelte in die Dunkelheit. Es war, als hätte mein Unterbewusstsein nur darauf gewartet, jene Worte von ihm zu hören, denn nur Augenblicke später war ich plötzlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf gesunken.

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Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯1: Das Lied ist echt wunderschön ...
Und passt perfekt zu diesem Kapitel.

Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯2: Dieses Kapitel möchte ich IѕαвєƖƖαMιηα widmen. Danke für die vielen Votes und den lieben Kommentar! Obwohl wir uns erst seit Kurzem kennen, hoffe ich doch, dass wir noch lange in Kontakt bleiben.

Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯3: Dieses Bild stellt Catos und Cloves Mentor
Bʀᴜᴛᴜs Lᴏɴɢᴏʀɪᴏɴ dar, welcher die Tribute auf die Arena vorbereiten soll, und durch Schauspieler Tᴀʏʟᴏʀ Kɪᴛsᴄʜ verkörpert wird.

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