♯Cнαpтer 33 ~ We Are A Teαм.
Hᴀʟʟᴏ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!
Ich weiß, ich weiß, das hat etwas gedauert - aber ich habe wirklich jeden Tag an diesem Kapitel herumgefeilt und es dabei wahrscheinlich zweimal neu geschrieben. Jetzt bin ich aber (endlich) völlig zufrieden damit. Daher hoffe ich, Ihr verzeiht mir die etwas längere Wartezeit!
In diesem Kapitel kommen recht viele Filmszenen vor, weswegen ich mir den Film zur Sicherheit noch mal angeschaut habe, um nichts zu verwechseln. Zum Ende hin, gibt es eine Szene, die im Buch nur angedeutet wurde - Thresh, der das Angebot der Karrieros ausschlägt.
Das Kapitelende ist eine meiner Lieblingsstellen in dieser Geschichte, da sich nun langsam herauskristallisiert, was die einzelnen Mitglieder der Karrierofraktion von ihrem Bündnis halten.
Bevor Ihr anfangt zu lesen, möchte ich noch allen danken, die mich seit der letzten Aktualisierung unterstützt haben - Melina_1000, gingerbanana, BlackGirlNumber1, amilia003, twolfgirl, AnnixEspinosax, TheDarkTemptation, JoanaJawia und quietpoetess. Ihr seid großartig <3
Nun wünsche ich Euch noch eine schöne Restwoche, ein tolles Wochenende und: Vιel Spαß вeιм Leѕeɴ! Eυre Zoey <3
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♯Cнαpтer 33 ~ We Are A Teαм.
❝Coming together is a beginning.
Keeping together is progress.
Working together is success.❞
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NEW CAST MEMBERS:
DAYO OKENIYI als THRESH
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EIN Pfiff, so schrill, dass mir die Ohren klingelten, hallte durch die Trainingshalle und ließ Tribute sämtlicher Distrikte von ihren Aktivitäten aufsehen.
»Geschlampt, zwei! Das Ganze noch mal von vorn!«, brüllte Trainer Maximus, der mich jetzt schon den halben Tag in der Mangel hatte, und sah mich aus zusammengekniffenen Augen missbilligend an.
Ich seufzte, während ich mich erneut hinter der Startlinie des Hindernisparcours in Stellung brachte.
Tja, der Hindernisparcours lief genauso, wie ich es vermutet hatte - durchweg beschissen.
Von wegen Neues ausprobieren, dachte ich säuerlich, mir Fawns Worte ins Gedächtnis rufend. Es war verdammt nochmal nicht so leicht, wie es gestern noch bei Glimmer und Marvel gewirkt hatte. Sprungkraft und Kondition - das war es, was hier zählte, und mit beidem war ich eher mäßig gesegnet.
Missmutig ließ ich meinen Blick über das Gerüst wandern, versuchte, zwischen all den roten und schwarzen Steinen eine Schwachstelle zu finden, wie immer, wenn ich einen Gegner vor mir hatte, der schwer zu besiegen war.
Leider gab es hier keine Schwachstellen.
Der Hindernisparcours war ein Trainingsgerät mit treppenförmig aufgebauten Podesten. Ziel dieser Übung war es, schnellstmöglich das oberste Podest zu erreichen.
Alles in allem schon schwer genug, da die Abstände zwischen den Podesten nach oben hin immer größer wurden und meine Sprungkraft dank meiner kurzen Beine ihre Grenzen hatte.
Doch nicht nur die Konstruktion an sich sorgte für Stürze auf die Matte; auch die Trainer, die an den Podesten standen und versuchten, einen mit ihren gepolsterten Schlägern zu treffen, erschwerten ein Erreichen des Ziels.
Drei Mal hatte ich zwischen mein Glück versucht, drei Mal war ich kläglich gescheitert.
Nun, mal sehen, was der vierte Versuch für mich bereithielt.
Ich schaffte immerhin die Hälfte des Parcours, ohne getroffen zu werden, als ich beim tückischsten Sprung der Konstruktion eine Sekunde zu lang zögerte, und mir im gleichen Augenblick von einem Trainer die Beine weggezogen wurden, sodass ich äußerst unelegant und schmerzhaft auf die Matte plumpste.
»Scheiße«, zischte ich und erhob mich mit schmerzenden Gliedmaßen.
»Nächster Versuch!«, rief Trainer Maximus, doch jetzt hatte ich gestrichen die Nase voll.
»Vielleicht später«, schrie ich zurück, und machte dann, dass ich die Flucht ergriff, bevor er mich dazu bringen konnte, es noch einmal zu versuchen.
Eine Niederlage - akzeptabel.
Zwei Niederlagen - okay.
Aber drei, vier Niederlagen hintereinander?
So was von inakzeptabel, vor allem für jemanden wie mich. Blieb nur zu hoffen, dass die Spielmacher mich heute nicht ganz so genau unter die Lupe genommen hatten.
Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es beinahe zwölf war. Also gleich Mittagspause.
Gut. Ich war nämlich am Verhungern.
Und ich hatte Durst. Das harte Training forderte seinen Tribut, sodass ich den Inhalt meiner Wasserflasche in einem Zug hinunterkippte.
Den größten Teil des Vormittag hatte ich damit verbracht, meine Fähigkeiten im Messerwurf und Schwertkampf zu demonstrieren, und mit beachtlicher Wirkung die Konkurrenz einzuschüchtern.
Dann hatte ich mich gemeinsam mit Glimmer im Axtwurf versucht, und - bis auf ein paar Missgeschicke, die uns vor Lachen Tränen in die Augen getrieben hatten - mich dort auch recht gut geschlagen.
Ringen und Zweikampf zählten eindeutig nicht zu meinen Stärken, doch das hatte ich bereits gewusst und mich von der dort erlittenen Niederlage nicht entmutigen lassen.
Nach dem Versuch, einen Speer unter Marvels Anleitung zu schleudern, der damit geendet hatte, dass ich beinahe Marvel selbst erwischt hätte (er hatte mir die Weite des Ziels vor Augen führen wollen, und seine Geschwindigkeit beim Verlassen der Wurfbahn weit überschätzt), hatte ich mein neu entdecktes Talent in Tarnung unter Beweis gestellt, indem ich meinen Arm in ein Bett aus Gras verwandelt hatte.
Cato hatte unterdessen ein paar Puppen mit einem Schwert geköpft, was die anderen Tribute unheimlich eingeschüchtert hatte, zumindest von dem, was ich aus dem Augenwinkel mitbekommen hatte.
Alles in allem ein halbwegs gelungener Vormittag, der nur von meinem Versagen beim Hindernisparcours getrübt wurde.
Sehr getrübt wurde, möchte ich hinzufügen.
Denn nicht der kaum abzuschüttelnde Maximus regte mich auf - es waren die Blicke der anderen Tribute.
Verächtlich.
Hämisch.
Schadenfroh.
Du bist ja doch nichts Besseres als wir, schienen manche zu sagen.
Auch Götter können auf ihren Hintern fallen, spotteten andere.
Ich schnaubte verächtlich. Ich war nicht perfekt. Das hatte ich nie behauptet.
Anders, als die üblichen Tribute aus Distrikt zwei, die sich für unbesiegbar hielten - und nein, ich schielte dabei nicht unauffällig zu Cato hinüber - kannte ich meine Schwächen.
Sprungkraft, Kondition, körperliche Stärke - das alles war so ganz und gar nicht meine Welt.
Ich war gut darin, wenn es um Schnelligkeit ging.
Reaktionsgeschwindigkeit, Wendigkeit.
Ich war kein starker, unbesiegbarer Gott - ich war ein Skorpion, schnell, klein - aber dennoch tödlich.
Auf der Akademie hatte ich zu den Besten gehört.
Und deswegen ärgerten mich diese Blicke. Sollten die es doch erstmal schaffen, in weniger als zwei Minuten dreißig bewegliche Ziele mit Messern zu durchbohren. Dann konnten wir weitersehen.
Missmutig warf ich meine Wasserflasche in die Mülltonne und machte mich auf dem Weg zu meinem Distriktpartner, der sich nun, wie mit Brutus abgesprochen, bei den Überlebensstationen aufhielt, und soeben versuchte, einen komplizierten Knoten zu binden.
»Hey«, meinte ich erschöpft und ließ mich neben ihn auf die Matte fallen.
Es tat gut, einfach nur dazuliegen. Zumindest linderte es die Schmerzen, die begannen, sich in meinem Rücken zu sammeln. Ich knirschte mit den Zähnen. Verdammter Hindernisparcours und verdammter Trainer Maximus.
»Hey, Clove«, sagte Cato, ohne aufzusehen, und fädelte geschickt ein dickes Seil in die kleine Lasche, die er um seinen Finger gewickelt hatte. Dann zog er ruckartig an einer anderen Schnur und blitzschnell entstand ein fertiger Seemannsknoten vor meinen überraschten Augen.
»Und? Was sagst du dazu?«, fragte Cato aufgeregt und betrachtete mich gespannt.
Ich zog die Brauen hoch. »Nicht schlecht. Zumindest nicht für jemanden, der mal behauptet hat, diese Station wäre der größte Müll, den er je gesehen hat.«
Cato zuckte mit den Achseln und löste den Knoten mit einem Fingerschnippen.
»Tja, vielleicht hatte Brutus Recht und es ist doch zu irgendwas nütze.«
Ich nickte bloß und starrte weiterhin an die Decke. Seile und Klettergriffe erstreckten sich über mir.
Cato gähnte und schmiss sich neben mir auf die Matte.
»Und was hast du so gemacht, während ich zwei Stunden hier festgesteckt habe?«
»Frag nicht«, stöhnte ich. Mein Rücken schmerzte inzwischen so stark, als hätte ich die Nacht auf steinernem Untergrund, statt in weichen Satinbettlaken verbracht.
»Ich war heute schon mit Marvel beim Fallenstellen, dann war Tarnung dran, und danach war ich so dumm, mich von Glimmer überreden zu lassen, den Hindernisparcours aufzusuchen, wo ich kläglich gescheitert bin.«
»Du Arme. Ich fürchte, ich bin auch nicht besser. Ich hab vorhin Marvel zugestimmt, vor dem Mittagessen noch zur Hängebrücke zu gehen, da ich das ja gestern verpasst habe.«
Daraufhin vergrub ich stöhnend den Kopf in meinen Händen.
Es war offiziell. Mein Tag war gelaufen.
»Oh Gott, nicht schon wieder. Noch eine Niederlage verkrafte ich heute nicht, und ich bin gestern sage und schreibe fünfzehn Mal abgestürzt. Schätze, Klettern ist auch nicht meine Stärke.«
Cato rappelte sich auf und grinste mir zu.
»Ach komm schon, vielleicht klappt es ja besser als gestern. Wenn nicht - jetzt bin ich ja da, um dich aufzufangen, solltest du fallen«, scherzte er und streckte mir die Hand in, damit ich mich hochziehen konnte.
»Wie romantisch«, murmelte ich, mich aufsetzend, und den Staub von meinen Kleidern klopfend.
»Na los, bringen wir's hinter uns.«
ღ
BEI der Hängebrücke angekommen, trafen wir auf Glimmer und Marvel, die sich scheinbar stritten.
Doch noch bevor ich den Grund dafür herausfinden konnte, hörte ich plötzlich einen lauten Knall, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Rumpeln, nicht weit von uns entfernt.
Erschrocken wirbelte ich herum.
Unterdrücktes Gelächter wurde im hinteren Bereich der Halle laut.
Peeta Mellark hatte offenbar versucht, eines der miteinander verstrickten Netze hinaufzuklettern, dabei jedoch das Gleichgewicht verloren, und war laut polternd auf die Matte gekracht. Sein Gesicht hatte sich zu einer schmerzhaften Grimasse verzogen, und er stöhnte kaum hörbar, während er seine Fußknöchel untersuchte.
Kurz trafen sich unsere Blicke, doch nach wenigen Sekunden sah ich unbestimmt weg.
Vage hörte ich Cato neben mir über Peetas Versagen lachen. Ich überlegte, ob ich einstimmen sollte, entschied mich jedoch dagegen. Er war einer der wenigen gewesen, die mich bei meiner Niederlage am Hindernisparcours nicht ausgelacht hatten. Wäre ein bisschen unfair, wenn ich das jetzt mit Füßen treten würde.
Um mich trotzdem nicht von meinen Verbündeten zu unterscheiden, grinste ich ein wenig vor mich hin, wobei ich darauf achtete, dass Peeta mein überhebliches Lächeln nicht zu sehen bekam. Irgendwie tat er mir leid - ein Gedankengang, den ich besser ganz schnell wieder vergaß.
Obwohl er offenbar auch seiner unnahbaren Distriktpartnerin leid tat, denn sie hatte die Güte besessen, sich neben Peeta auf die Matte zu hocken und ihm etwas zuzuraunen. Außer dem Wort »Frühstück« konnte ich jedoch nichts verstehen.
»Wo ist das Frühstück?«, fragte Marvel giggelnd, kaum, dass Katniss ihren Satz beendet hatte.
Ich runzelte die Stirn und wirbelte herum.
Marvel starrte Luftlöcher in die Hallendecke und mit den Händen versuchte er offenbar imaginäre Schmetterlinge einzufangen. Sein Gesicht war verschwitzt, seine Augen glitzerten fiebrig. Was zum ...? Okay, Marvel war als der Spaßvogel unserer Truppe bekannt, doch sich so aufzuführen, das war definitiv nicht mehr normal.
Mein Blick schnellte zu Glimmer und Cato, die neugierig Peeta und Katniss beobachteten, welche nun heftig miteinander diskutierten.
»Frühstück!«, verlangte Marvel und stampfte mit dem Fuß auf.
»Du hast vor nicht mal zwei Stunden was gegessen«, sagte Glimmer, ihm nicht einen Blick schenkend. Ihre Stimme klang äußerst genervt.
»Na und? Lass mich doch!«, stänkerte Marvel und rieb sich den Bauch, während er sich dümmlich nach einem magischen Buffet umsah.
Mein Stirnrunzeln vertiefte sich. Was hatte er ...? Hatte er vielleicht Drogen genommen? Aber woher ...
Bevor ich meine Gedanken weiterspinnen konnte, fing Marvel an irre zu gackern.
Ich fluchte unterdrückt, als ich merkte, wie einige Tribute neugierig zu uns hinübersahen.
Und damit war unser überhebliches Image im Eimer, führte sich doch mindestens einer von uns auf, als wäre er der letzte Trottel auf Erden.
»Sorry, wenn ich deine Träume zerstören muss, Marvel, aber Feuermädchen hat nur gemeint, wir sehen Peeta an, als wäre er unser Frühstück«, ließ Glimmer beiläufig verlauten, bevor sie sich zu Cato wandte und ihm etwas zuflüsterte.
Marvel zog ein sehr enttäuschtes Gesicht.
»Oh ... schade«, seufzte er, bevor sich seine Miene wieder aufhellte. »Aber ich hab gehört, Peeta wäre Bäcker. Glaubst du, er kann mir etwas zu essen besorgen?«
»Frag ihn doch«, mischte sich Cato, der bis eben geschwiegen hatte, grinsend ein.
Marvel nickte eifrig. »Au ja!«
Er wollte gerade zu Peeta hinübersprinten, als ich ihn am Arm packte. Ein paar Zentimeter schlitterte ich über den Hallenboden, dann kam Marvel endlich zum Stehen und sah mich mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut an.
»Was ist!?«
»Alles gut bei dir? Bist du vielleicht krank?«
Marvel antwortete nicht, sondern versuchte, sich von mir loszureißen.
»Hallo? Hätte irgendjemand von euch vielleicht die Güte mir behilflich zu sein?«, fragte ich unwirsch an Cato und Glimmer gewandt, die Marvels Zustand offenbar für einen riesengroßen Witz hielten.
Glimmer seufzte genervt, und eilte dann herbei, um ihren Distriktpartner, der immer noch versuchte zu entkommen, in eine ruhige Ecke zu verfrachten.
»Was - ist - nur - los - mit - ihm?«, keuchte ich, und lehnte mich gegen Marvel, um ihn zurückzutreiben. Es sah sicher total lächerlich aus, wie wir ihn zurückschoben, und er sich zu befreien versuchte.
Am Ende schafften wir es, ihn gegen einen Stahlträger der Hängebrücke zu schubsen und dort festzuhalten.
»Überlebensstation für essbare Pflanzen. Hat eine falsche Beere erwischt«, antwortete Glimmer unbekümmert und gab ihrem Distriktpartner eine leichte Ohrfeige. Nichts. Mit Ausnahme, dass Marvel jetzt noch heftiger versuchte, zu entkommen.
Mir kam da eine Idee.
Hastig eilte ich zum Nachbartisch und schnappte mir eine volle Wasserflasche.
»Er soll das trinken«, wies ich Glimmer an, und zwang Marvel, die ganze Flüssigkeit auszutrinken, auch, als er es ausspucken wollte. Ehrlich, bei der Anstrengung, die er aufbrachte, um uns zu bekämpfen, sollte man meinen, wir würden versuchen ihn zu betäuben oder so.
Nach einigen Sekunden verschwand der wahnsinnige Ausdruck aus Marvels Augen und seine hastigen Bewegungen ebbten ab. Verwirrt blickte er uns an.
»Alles - alles in Ordnung? Wieso haltet ihr mich fest?«
»Er ist wieder er selbst«, seufzte Glimmer erleichtert.
Während sie Marvel zu erklären begann, was vorgefallen war, gesellte ich mich zu Cato, der nach wie vor Everdeen und Peeta fixierte. Sie schienen jetzt miteinander zu streiten.
»Es ist mir egal, was Haymitch sagt! Na los. Wirf es«, befahl Katniss streng und nickte ihrem Mittributen zu, der daraufhin unsicher auf die Beine kam und zur Station fürs Gewichtheben humpelte.
Kaum dort angekommen, schnappte Peeta sich eine der sorgfältig aufgeschichteten Stahlkugeln, allesamt gepanzert und mit spitzen Wölbungen übersät. Ein wenig schleppend machte er damit ein paar Schritte durch die Halle, bevor er inne hielt und uns einen schnellen Blick zuwarf. Unsere Reaktionen waren wohl in etwa dieselben - hochgezogene Augenbrauen, ihn skeptisch anblickend, ein nachlässiges Lächeln auf den Lippen.
Selbst ich konnte meinen Argwohn kaum verbergen. Keiner von uns glaubte, dass Peeta dieses Ding auch nur einen Meter weit werfen konnte, und eine Session auf der Hantelbank entsprach wahrscheinlich auch nicht seinen Absichten.
»Oh, wird das peinlich«, flüsterte Marvel, wieder ganz sein altes Selbst, die Arme verschränkt und ein Grinsen auf dem Gesicht.
Ein Blick zu meiner Linken, und ich sah, dass auch Cato den Jungen aus Distrikt zwölf mit unverhohlener Überlegenheit anstarrte. Ich dagegen wurde langsam etwas skeptisch, und obwohl Glimmer sich momentan außerhalb meiner Sichtweite befand, war ich mir fast sicher, dass auch sie inzwischen Bedenken hatte. Denn wenn Peeta wirklich nichts drauf hatte, wieso sollte er sich dann so eine super schwere Kugel schnappen, im Begriff, damit wer - weiß - was zu tun?
Er wäre doch bestimmt nicht so blöd, unseren Spott zu vertiefen, indem er ...
Am Ende behielt ich mit meinen Zweifeln zwar Recht, doch das nützte alles gar nichts, denn in dem Augenblick hatte Peeta bereits die Muskeln angespannt, und mit konzentriertem Gesicht die Kugel geschleudert.
Sie flog beachtlich weit - und sie flog leider mitten hinein in Marvels sorgsam aufgebaute Speerhalterung.
Den ganzen Vormittag - zumindest, bevor er die faulen Beeren gegessen hatte - war er an dieser Station herumgewuselt. Gestern noch hatte er mir erzählt, wie unlogisch er es fand, dass sich die Speere seiner Lieblingsstation so nachlässig, ohne Beachtung der verschiedenen Längen und Gewichte, in nur einer Truhe befanden.
Heute hatte er also (mit der Hilfe zweier Trainer) die Speere der Größe nach beschriftet und sortiert. Dafür hatte er eine Art Halterung aus den Bruchstücken einer defekten Bogenhalterung und eines Abtropfnetzes aus der Küche gebaut.
Und nun ...
Marvel war verständlicherweise mehr als bloß sauer, kaum, dass er die Bruchstücke seiner Arbeit sah.
»So ein ...? Drei Stunden hab ich fürs Aufbauen dieser Halterung gebraucht! Die ganze Schufterei, für gar nichts! Na warte, wenn ich den in die Finger kriege!«, wetterte er, und machte ein Gesicht, als hätte er gerade in eine besonders saure Zitrone gebissen. Auch Cato und Glimmer war das Grinsen inzwischen vergangen. Ein wenig sprachlos sahen sie sich an, bevor Cato schließlich mit den Schultern zuckte und widerwillig nickte. »Nicht übel!«
Nicht übel, in der Tat. Und es warf die Frage auf, was Peeta noch alles geschafft hatte, vor den anderen Tributen zu verbergen. Bis jetzt hatten er und seine Distriktpartnerin sich eher unauffällig verhalten - Tarnung, Knoten knüpfen, Fallen stellen, hin und wieder hatte ich sie auch beim Speerwurf gesehen.
Ein Trick, wie ich recht schnell begriff. Ein Trick, um uns weiszumachen, sie hätten nicht besonders viel zu bieten. Damit wir sie unterschätzten. Damit wir ihnen keine große Beachtung schenkten. Ein cleverer Schachzug, den Everdeen ruiniert hatte, als sie Peeta angestiftete, sich vor uns zu beweisen.
Danke Schätzchen, spottete ich in Gedanken, bevor ich mich abwandte und Cato hinterhertrottete, der sich soeben zum Start der Hängebrücke aufgemacht hatte.
Ein schneller Blick zu Glimmer, die neben mir lief, und ich wusste: Sie hatte ebenfalls hinter Peetas Scharade geblickt.
Und die Tribute aus Distrikt zwölf waren bedauerlich schlecht informiert, wenn sie glaubten, alles, was Karrieretribute drauf hatten, wäre, zu kämpfen. Auch Köpfchen spielte hier eine Rolle - und auch, wenn Cato und Marvel sich um das alles keine großen Gedanken machten - Glimmer und ich, wir wussten, worauf es wirklich ankam. Und plötzlich war ich froh, so froh, dass meine Verbündete so viel mehr zu bieten hatte, als es zuerst den Anschein gehabt hatte.
ღ
IM Speisesaal angekommen, stürzte ich mich sofort auf den Wagen, der die Gerichte aus Distrikt zwei anbot. Warum? Ich hatte einen Bärenhunger und mich schon den halben Vormittag auf ein schönes, saftiges Stück Fleisch gefreut. Ich wählte ein braun gebratenes Rindersteak und nahm mir dazu noch ein gegrilltes Stück Hähnchenbrust.
Etwas halbherzig hatten wir uns nach dem Zwischenfall mit Peeta beim Klettern versucht, und gerade, als wir ernst machen wollten, hatte es - zu meiner großen Erleichterung - zur Mittagspause geklingelt. Somit war die Station »Hängebrücke« für uns abgehakt, und nach dem Essen würden wir uns mit etwas anderem beschäftigen.
Während ich mir zusätzlich zu den Steaks noch Kräuterquark und goldbraun gebratene Kartoffelspalten auf den Teller häufte, bekam ich aus dem Augenwinkel mit, wie Marvel Cato beschwatzte, erneut ein Gericht aus Distrikt eins zu probieren.
Natürlich lehnte Cato ab, sodass Marvel als Erster eingeschnappt zu unserem Stammtisch trottete.
Nahe des Wagens aus Distrikt sieben, wo ich mir Buttergemüse (ein Mix aus Mohrrüben, Erbsen, Mais, Blumenkohl, Spargel und Frühlingszwiebeln) auftat, erhaschte ich einen Blick auf Peeta und Everdeen, die - wie gestern auch - gemeinsam an einem Tisch saßen und bemüht freundlich miteinander kommunizierten.
Leise schlich ich mich ein wenig näher an sie heran, um zu hören, worüber sie sich unterhielten. Während ich mir zur Tarnung ein paar Kräuter über meine Mahlzeit schüttete, lauschte ich angestrengt ihren Stimmen. Gedämpft unterhielten sie sich über einen Jagdausflug, den Katniss offenbar vor nicht allzu langer Zeit unternommen hatte.
Als ich jedoch immer mehr unbehagliche Blicke zugeworfen bekam, musste ich mich wohl oder übel abwenden, und schlenderte zurück zu unserem Stammtisch, wo meine Verbündeten sich bereits über ihr Mittagsmahl hermachten.
Während ich mich dazu setzte, und mein Fleisch zerkleinerte, betrachtete ich die Essensausbeute der anderen.
Cato, laut vor sich hin schmatzend, hatte sich Unmengen an Gyros, Grillsoßen und Kartoffeln auf den Teller geladen; Glimmer verzehrte nachdenklich einen Salat aus frischen, klein gehackten Tomaten, winzigen Käsestückchen und in Mayonnaise getränktem Ei; Marvel löffelte heißhungrig eine Fischsuppe und tunkte Brötchenstücke hinein.
Wir sprachen nicht. Hin und wieder fielen ein paar Kommentare, ansonsten herrschte Stille.
Es war recht angenehm, um ehrlich zu sein. Entspannt. Ruhig eben.
Zumindest, bis Cato die Stille durchbrach, und sich - nachdem er seine Mahlzeit in Windeseile vertilgt hatte - erneut zum Speisewagen aufmachte, um sich Nachtisch zu holen.
Während er lautstark überlegte, ob er lieber Kuchen oder Pudding essen sollte, verputzte ich mein letztes Stück Hähnchen und stand dann ebenfalls auf, um mir Nachtisch zu holen.
Meine Wahl fiel auf ein köstlich duftendes Stück Blaubeerkäsekuchen, und ich wollte mich gerade an meinen Platz zurückbegeben, um jenes zu verzehren, als ich aus dem Augenwinkel einen Schatten wahrnahm.
Es war der Junge - oder sollte ich Riese sagen? - aus Distrikt elf, Thresh.
Fast zwei Meter groß, mit Händen wie Untertassen, und pechschwarzer Haut. So furchterregend wie eh und je.
Gemächlich schöpfte er eine dicke, grünliche Suppe in seine Schüssel. Dem Geruch nach zu urteilen, entweder Erbsen - oder Bohnensuppe. Ich verzog das Gesicht.
Cato und Marvel kamen nun ebenfalls zu meinem Wagen und besahen die Auswahl an Nachtisch, während Glimmer nach wie vor ihren Salat aß.
Gerade, als ich mich zu ihr gesellen wollte, da stupste mich Marvel in die Seite.
Verwirrt blickte ich auf, doch Marvels Blick ruhte nicht auf mir - er ruhte auf Thresh.
»Sollen wir uns zu ihm gesellen, und ihn fragen, ob er sich uns anschließen will?«, fragte Cato leise. Auch er hatte Marvels Blick bemerkt, und sich neben mich gestellt, ein Stück Erdbeerkuchen in der Hand. Marvel zuckte mit den Schultern.
»Meinetwegen. Er scheint ja ziemlich stark zu sein, und so wie er gestern beim Zweikampf die Trainingsassistenten überwunden hat, auch ziemlich geschickt. Und dann das Ringen heute Morgen ... Das hättet ihr sehen sollen. Innerhalb von Sekunden lag der Trainer auf der Matte. Er ist wirklich gut«, gab er zu, und konnte nicht verhindern, dass bei diesen Worten ein wenig Neid in seiner Stimme mitschwang.
Ich nickte langsam. »Ja, und er scheint auch ganz gut mit dem Speer umgehen zu können. Aber wir sollten uns in Acht nehmen. Der ist echt 'ne harte Nuss.« Ich hatte so meine Gründe, Thresh nicht in unserem Team dabei haben zu wollen.
Vielleicht war es albern, und vielleicht neigte ich ja inzwischen zum Aberglauben, aber ich hatte das dumpfe Gefühl, dass ein Bündnis mit ihm in einem Desaster enden würde - falls er sich denn überhaupt auf eine Mitgliedschaft bezüglich unserer Allianz einigen würde, was ich auch nicht glaubte.
Nicht nur, dass er bei den Blickwechseln, die zwischen ihm und uns stattgefunden hatten, so ganz und gar nicht angetan von uns schien - die Verachtung, die stets in seinen dunklen Augen lag, wenn er Glimmer oder Marvel oder mich ansah, konnte ich mir nicht bloß eingebildet haben.
Er war so groß, so kräftig, so ... Ich konnte es nicht beschreiben.
Nennt mich verrückt, aber immer, wenn ich Thresh sah, glaubte ich einen Schatten zu sehen, der ihm anhaftete. Und ja - Ich fürchtete mich vor ihm.
Das war falsch, ich wusste, dass es falsch war - er kam aus elf, ich kam aus zwei, ich war ein Karrieretribut, darauf trainiert, die Spiele tadellos zu meistern, und ich sollte mich nicht vor einem etwas zu groß geratenen Bauer aus dem Landwirtschaftsdistrikt fürchten.
Und trotzdem ...
Ich war klein.
Und dünn.
Winzig.
Zerbrechlich.
Jemand wie Thresh könnte mich leicht in seinen Armen zerquetschen.
Als ich dieses Bild vor mir sah, vor mir sah, wie Thresh mich hochhob, wie ich hilflos zappelnd versuchte, mich zu befreien, bevor ...
Ich fröstelte.
Mir war so kalt. Es war, als hätte ich soeben den Hauch des Todes gespürt, der seine Finger nach mir ausstreckte.
Ich sag's ja. Ich war vollkommen übergeschnappt.
Der Blaubeerkuchen auf meinem Teller bebte, und erst da begriff ich, dass ich in dem warmen Speisesaal stand und am ganzen Körper zitterte.
Scheiße.
Alles gut, versuchte ich mich zu beruhigen, bevor Marvel oder Cato mitbekamen, dass ich völlig neben mir stand. Du hattest eine Halluzination, nichts weiter. Es ist alles gut, du -
»Wie kommst du darauf?«, riss mich Catos Stimme aus meinem Beruhigungsversuch.
Ich schreckte auf, völlig ahnungslos, über was wir uns eigentlich unterhalten hatten.
Dann fiel es mir siedend heiß wieder ein.
Thresh.
Den ich die letzten zwei Minuten sowohl ängstlich, als auch panisch, als auch nachdenklich angestarrt hatte. Hoffentlich hatte er das nicht gemerkt.
Offenbar nicht, denn er löffelte noch immer bedächtig Suppe in seine Schüssel.
Ich wandte mich wieder meinen Verbündeten zu und zuckte fahrig ich mit den Achseln.
»Ich - ich hab ihn beobachtet. Er redet mit niemandem, außer vielleicht seiner Distriktpartnerin. Er scheint den Ratschlägen der Trainer nicht zuzuhören, er zeigt keinen Funken Respekt den Spielmachern gegenüber, und er ist ... seltsam eben. Total abweisend. Als hätten die Spiele für ihn noch gar nicht begonnen, als wäre das hier alles unwichtig, als hätte er es nicht nötig, irgendeine Regel zu befolgen oder ein Lächeln für die Sponsoren aufzusetzen. Er ... Mir ist einfach nicht wohl dabei, wenn er bei uns mitmacht.«
Tatsächlich war es so: Umso weiter er mir in den Spielen fernblieb, umso besser.
Cato überlegte. Nun, zumindest hatte er sich in Denkerpose begeben.
»Okay, aber wenn er für uns, mit uns, kämpfen würde-«
»Und was, wenn nicht? Wenn er gegen uns ist? Vielleicht ahnt er, dass unsere Mentoren ihn in unserem Team dabei haben wollen, und wenn wir jetzt mit ihm reden, machen wir nur noch mehr auf uns aufmerksam. Ich hab keine Lust, die Erste auf seiner Tötungsliste zu sein! Und selbst wenn er annimmt, endet das Bündnis mit einem Speer im Rücken. Die äußeren Distrikte hassen uns, schon vergessen? Nein, warte, sie hassen uns nicht, sie verachten uns. Wie willst du ihn bei all dem, was dagegen spricht, also überreden, bei uns mitzumachen?«
Meine Stimme klang so viel fester, und um einiges energischer, als ich gehofft hatte.
Vielleicht, ja vielleicht, besaß Cato genug Verstand, um zu wissen, dass man einen Kampf, den man nicht gewinnen konnte, besser aufgeben ...
Marvel schien hin und hergerissen zwischen Catos stoischer Miene und meiner Zweifel. Doch gerade, als er den Mund aufmachen, und etwas sagen wollte, da kam Cato ihm zuvor.
»Okay. Okay, vielleicht hast du recht. Vielleicht aber auch nicht. Wir werden das nicht herausfinden, indem wir feige zurück zu unserem Tisch laufen. Ich sage, wir wagen den Versuch, und stellen uns dem Kampf!«
Seinen eigenen Ratschlag befolgend, drückte er mir seinen Teller mit dem Stück Erdbeerkuchen in die Hand und marschierte auf Thresh zu. Ich seufzte. Na, das konnte ja heiter werden. Wie Cato schon so oft unter Beweis gestellt hatte, war er ein ganz großer Star auf dem Gebiet der Kommunikation.
»Das wird nicht gut enden«, sprach Marvel meine Gedanken aus.
Ich nickte. »Ich weiß.«
Einem Instinkt folgend, drückte ich beide Kuchenteller Marvel in die Hand, und eilte hinter Cato her, der sich bereits - wie zu erwarten - mit Thresh angelegt hatte. Beide funkelten einander wütend an.
Marvel rannte, die Kuchenteller in der Hand, hinter mir her.
»Du checkst es offenbar nicht, Bruder-«
»Was gibt's da nicht zu checken? Alles cool bei mir, Bruder«, ätzte Thresh. Sein Gesicht zierte ein unschönes Lächeln und seine schwarzen Augen funkelten vor Hohn.
»Freunde-«, setzte Marvel an, in der Hoffnung, die Wogen glätten zu können, und hob die Kuchenteller - was ihn wie unseren Diener wirken ließ, und ihm laut Thresh's verächtlichem Blick ein paar Autoritätspunkte kostete.
»Was willst du?«
»Wir«, sagte ich langsam, um die hitzigen Gemüter zu beruhigen, und irgendwie Catos Arsch zu retten, »Wir wollen, dass du dich uns anschließt. Als Verbündeter. Dadurch erhältst du Schutz, ausreichend Nahrung, und einen warmen Schlafsack. Davon hätten wir doch alle etwas, oder nicht?«
Na prima, jetzt wollte ich auch noch jemanden überzeugen, vor dem ich total Angst hatte, sich unserem Team anzuschließen. Was tat man nicht alles für seine Freunde.
»Bis was? Bis ich euch im Weg bin, und ihr mich umlegt? Nein danke, ich verzichte«, spuckte er mir entgegen und löffelte sich stur Suppe in die Schüssel, die nun überzuquellen drohte.
Cato wurde nun wirklich wütend, und während ich mich bereit gemacht hatte, wieder abzuziehen, marschierte er geradewegs auf Thresh zu und packte diesen am Kragen seines Shirts. »Das war keine verdammte Bitte. Ohne uns wirst du untergehen«, knurrte er.
Ich verdrehte die Augen, und zupfte meinerseits an Catos Shirt, um ihn zum Umdrehen zu bewegen.
Marvel dagegen war hin und hergerissen, wippte von einem Bein aufs andere, offenbar unschlüssig, wie er helfen sollte. Tja, wenn ich das nur wüsste.
»Ich denke, ich lasse es auf den Versuch ankommen«, zischte Thresh und befreite sich aus Catos Griff. Mir wurde die ganze Situation allmählich ein wenig zu gefährlich.
»Cato, lass uns doch gehen-«
Cato, noch immer ganz und gar nicht bereit, aufzugeben, obwohl bereits klar war, dass er verloren hatte, spannte wütend die Muskeln an.
Alle anderen Tribute hatten sich inzwischen unserem Spektakel zugewandt, wie ein schneller Blick zeigte. Ich stöhnte unterdrückt. Oh, wie ich Zuschauer doch hasste.
»Du hast keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast!«
Catos üblicher Spruch, sobald er merkte, dass er in Schwierigkeiten steckte.
Thresh lachte bloß, und beschloss, dass er genug hatte. Endlich.
»Hör besser auf deine kleine Freundin und verschwinde. Ich würde lieber sterben, als mich euch anzuschließen.«
»Kannst du gern haben. Wenn wir erst mal in der Arena sind, bist du der Erste, der stirbt, mein Wort darauf, Bauer. Und es wird mir ein Vergnügen sein, mein Schwert in deinem Herzen zu versenken«, fauchte Cato.
»Ich zittere vor Angst«, meinte Thresh affektiert, bevor er sich abwandte.
Cato schäumte sichtlich vor Wut, trat aber - zu meiner großen Erleichterung - den Rückweg an.
»Komm, Clove, wir gehen«, befahl er hochtrabend, und zog mich zurück an unseren Tisch.
Thresh würdigte uns nicht eines Blickes.
Als wir uns hingesetzt hatten, schob Marvel uns wortlos unsere Kuchenteller hin.
Während Cato betrübt auf sein Stück Torte starrte, machte ich mich heißhungrig über meinen Blaubeerkäsekuchen her, der - wie nicht anders zu erwarten - köstlich schmeckte.
»Du hattest Recht«, sagte Cato fünf Minuten später, nachdem Glimmer ihm sein Stück Kuchen abgeluchst hatte.
»Hab ich ja gesagt«, antwortete ich patzig, bevor ich meinen Stolz runterschluckte und den Kopf schüttelte. »Aber das ist egal. Ja, vielleicht ist es gut, dass Thresh sich uns nicht anschließen wird. Ja, all die Gründe, die ich vorhin aufgezählt habe, mochten ihn zu dieser Entscheidung bewogen haben. Aber es gab da noch einen anderen Grund. Einen, den ich für mich behalten habe. Ihr könnt mich gern für sentimental oder für bescheuert halten - aber wir, wir sind ein Team. Wir vier, und niemand anders. Jeden von euch würde ich mit meinem Leben beschützen - auch wenn das vielleicht etwas zu hoch gegriffen klingt, weil wir ja rein theoretisch Verbündete auf Zeit sind. Aber so ist es nun mal. Ihr seid mir wichtig, jeder Einzelne von euch. Und ja, ich weiß, wie blöd das klingt.«
»Finde ich gar nicht«, meinte Marvel, und lächelte, als er meine Überraschung bemerkte. »Hey, auch wenn Cato und ich uns öfter zoffen - ich würde keinen von euch missen wollen.«
»Marvel hat Recht«, meldete sich nun auch Glimmer zu Wort. »Auch, wenn ich am Anfang vielleicht alles andere als nett war - ich kenne jeden von euch inzwischen sehr gut, und ich muss sagen - wir hätten es mit unserem Bündnis weitaus schlechter treffen können.«
Cato nickte bloß. Ein wenig Zuversicht schlich sich auf seine deprimierten Züge.
»Wir werden Thresh töten«, sagte er und es klang wie ein Versprechen.
»Und wir werden zusammenhalten. Zusammen kämpfen, zusammen wachen, so gut es geht miteinander auskommen. Wenn wir sterben, dann aufgrund natürlicher Ursachen oder anderer Tribute. Nicht, weil wir uns untereinander verraten haben. Sind wir zu wenige, dann brechen wir das Bündnis. Jeder bekommt seine Waffen und genügend Verpflegung, und hat genau einen Tag Zeit, das gemeinsame Lager zu verlassen. Treffen wir uns irgendwann wieder; kommt es zum Kampf zwischen zweien von uns - dann bleibt uns nichts anderes übrig, als zu kämpfen. Aber ich verspreche - zumindest von mir aus gesehen - erhält jeder eine faire Chance. Kein Verrat. Keine Heimlichtuerei. Verstanden?«
Er konnte nicht verhindern, dass dies eher nach einer Bitte, als nach einem Befehl klang.
Trotzdem nickten wir alle.
Auf Marvels Miene glaubte ich sowas wie Erleichterung zu erkennen. Glimmers Gesicht blieb unergründlich, dennoch glaubte ich kaum, dass sie gerade plante, uns alle um die Ecke zu bringen.
Ich war zufrieden. Soweit das möglich war, jedenfalls.
Wir konnten es zwar nicht vermeiden, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass nur einer von uns lebend die Arena verlassen konnte - aber dennoch hatten wir mit unserem Bündnis (das inzwischen beinahe einer Freundschaft glich) genau das bisschen unterschwelligen Trotz in die Spiele geschmuggelt, das zeigte, dass wir immer noch wir selbst und nicht eine der Marionetten des Kapitols waren.
Nun, zumindest war das der vorläufige Plan.
Um einiges beschwingter verdrückten wir die letzten Kuchenkrümel, bevor es zum Ende der Pause klingelte und wir uns ins Nachmittagstraining begaben.
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Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯1: Die Widmung dieses Kapitels geht an Melina_1000. Danke für Deine Unterstützung. Ich hoffe sehr, dass Dir dieses Kapitel gefällt.
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