♯Cнαpтer 13 ~ Soмe ѕмαll dιѕpυтeѕ wιтн yoυr ғrιeɴdѕ.

Hᴀʟʟᴏ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!

Zuerst einmal: Es tut mir wirklich leid, dass ich so lange nicht geupdatet habe! Die Abiturvorbereitungen gehen jetzt in die letzte Runde ...

Nur noch 35 Schultage! Yeah! Leider heißt das auch, dass ich nun nicht mehr so oft zum Schreiben kommen werde ... Stattdessen heißt es nun für mich: Lernen, lernen, lernen! Ich hoffe, Ihr habt dafür Verständnis.

Danke an alle, die für das letzte Kapitel gevotet, kommentiert, oder mich anderwaltig unterstützt haben - Besonderen Dank hierbei an BlackGirlNumber1, _trolli, ItsSof, pferdelover, Lini26, storyteller_95, paulalovely und its_just_meee123! Ich hoffe, Euch gefällt dieses Kapitel. Nun wünsche ich Euch ganz herzlich: Vιel Spαß вeιм Leѕeɴ! Eυre Zoey <3

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 ♯Cнαpтer 13 ~ Soмe ѕмαll dιѕpυтeѕ wιтн yoυr ғrιeɴdѕ.

Sometimes the only person you can trust is yourself.

Eine Viertelstunde später, saß ich noch immer mit Marvel an dem kleinen Tisch in der Cafeteria, und aß ein wenig von seinem Nudelsalat, als ich plötzlich eine aufgeregte Stimme vernahm, die sich entrüstet bei einem Kellner darüber beschwerte, dass sich zu viel Sahne auf ihrem Stück Kuchen befand. Der arme Kellner wusste gar nicht recht, was er darauf erwidern sollte, und begann stotternd, eine Entschuldigung zu stammeln, die größtenteils davon handelte, dass die Kuchenstücken hier immer mit Sahne serviert werden würden, was die aufgebrachte Person jedoch nur mit einem gehässigen Schnauben beantwortete. Der verängstigte Kellner versprach eilig, sofort ein neues Stück Kirschkuchen ohne Sahne für sie zu holen, woraufhin die Person zufrieden lächelte, nur um dann auf unseren Tisch zuzustolzieren. Ich schaffte es nur unter einem Aufgebot größter Kraftanstrengung nicht die Augen zu verdrehen, als Glimmer Lovelace sich elegant auf den Platz neben mir fallen ließ. Da ich ihr nicht ins Gesicht schauen wollte, senkte ich stattdessen die Augen auf meine Gabel.

Marvel dagegen blickte auf, kaum dass Glimmer sich zu uns gesetzt hatte, und ich sah ein kleines, glückliches Lächeln über sein Gesicht huschen.
Die Blondine erwiderte sein Lächeln vertraulich, und ich konnte deutlich die tiefe Freundschaft, die zwischen ihnen herrschte, und die weit über eine gewöhnliche Bekanntschaft zweier Tribute hinausging, erkennen.

Ich lächelte wehmütig.

Es war immerhin schön zu wissen, dass ich nicht die Einzige war, die etwas für ihren Distriktpartner empfand - ob nun Freundschaft, oder Liebe,
völlig egal. Nachdem Glimmer und Marvel sich jedoch eine ganze Weile
lang angestarrt, und sich dabei unaufhörlich angelächelt hatten -
Vielleicht kommunizierten sie ja mithilfe von Telepathie in Gedanken,
wer weiß? - räusperte ich mich vernehmlich, woraufhin sich Marvel endlich wieder an meine Anwesenheit zu erinnern schien.

»Glimmer, das ist ...«, versuchte er mich mit vollem Mund vorzustellen, doch Glimmer unterbrach ihn lächelnd. »Danke, ich weiß schon, wer das ist. Clove und ich haben uns bereits kennengelernt, nicht wahr?« Die Blondine schenkte mir ein süßliches Lächeln, was mir irgendwie nicht ganz geheuer war. Doch was sie konnte, konnte ich schon lange. Also zauberte ich ebenfalls mein schönstes falsches Lächeln herbei und nickte strahlend.

»Stimmt, das haben wir.«

Marvel grinste und zwinkerte mir zu.

»Schön. Ich nehme an, wir sind Verbündete?«

Ohne meine Antwort abzuwarten, sprach er weiter.

»Aber ich für meinen Teil, würde mich lieber nur mit den Tributen aus Distrikt zwei verbünden. Die aus Distrikt vier sehen nicht so berauschend aus. Der Junge ist sehr klein, unsicher, tollpatschig ... Und das Mädchen ...«

Er zuckte mit den Achseln und sah uns zweifelnd an.

Glimmer stimmte ihm nickend zu.

Auch ich nickte bekräftigend. »Ja, was den Jungen betrifft, hast du vollkommen recht. Und das Mädchen ... ist eine vorlaute kleine Schlampe, die zu allem einen beschissenen Kommentar parat hat. Ehrlich, die ist arroganter, als ihr guttut. Ach ja - wenn wir in der Arena sind, seht zu, dass ihr sie aus dem Weg räumt. Ernsthaft, wenn ich es nicht schaffe, sie zu töten, dann werde ich jedem, der es tut, auf ewig dankbar sein.«

Selbst, wenn es die mir bereits verhasste Glimmer Lovelace war.

Ich meinte es todernst.

Die Tussi aus Distrikt vier hatte zum letzten Mal jemanden beleidigt.

Glimmer und Marvel sahen mich überrascht an. Ich schluckte und versuchte meine hasserfüllte Miene beizubehalten. Hatte ich übertrieben? Zugegeben, man sagte nicht jeden Tag zu völlig fremden Teenagern, dass man einen anderen Jugendlichen aus dem Weg räumen wollte, aber hier herrschten ganz andere Verhältnisse, als bei Leuten, die ein normales Leben führten ... Marvel runzelte sie Stirn, offenbar verblüfft von meinem Gefühlsausbruch.

»Wieso so wütend?«, fragte er mit - schon wieder - vollem Mund, sodass ich ihn kaum verstand. Glimmer dagegen schien allmählich ein Licht aufzugehen. »Ich glaube, ich weiß, warum du bei der Erwähnung dieser Person so ausflippst ... Das war doch die freche Rotzgöre, die sich beschwert hat, weil du so viel Zeit in der Umkleide verbracht hast, oder?«

Ich nickte heftig, die Wut stand mir anscheinend immer noch ins Gesicht geschrieben. »Ja, das war sie allerdings. Verdammt, wie kann sie es eigentlich wagen, so mit mir zu reden? Tja, als sie mitgekriegt hat, aus welchem Distrikt ich komme, war sie nicht mehr so vorlaut ...«

Glimmer lachte spöttisch. »Ja, weil sie genau weiß, dass du sowohl die Fähigkeiten, als auch den Mut hast, sie umzulegen.«

Marvel nickte. »Genau. Keine Sorge, wir bringen ihr schon noch bei, uns zu fürchten, verlass dich drauf.«

Er bemühte sich um einen kampfbereiten Gesichtsausdruck, doch ich konnte sehen, dass er nicht richtig bei der Sache war. Klar, wieso auch?

Wie sollte man denn bitte auch den Mord an einem Teenager rechtfertigen?

Ich schluckte. Man konnte es nicht rechtfertigen. Jemanden umzubringen, weil man dazu gezwungen wurde, war schon schlimm genug. Sich aber auch noch darüber zu freuen und mordlustig Pläne zu schmieden?

Undenkbar.

Einfach nur ... grausam ... und gefühlskalt.

Ich war eine solche ...

Eine belustigte Stimme, die anscheinend keinerlei Gefühl für angespannte Stimmungen hatte, unterbrach die gezwungene Situation.

»Hey, Clove! Ich hab dich reden hören ...
Wer
hat es gewagt, wie mit dir zu reden?«

Ich hob den Blick.

Cato stand dort, direkt neben unserem Tisch, in dem gleichen goldenen Morgenmantel, den auch ich trug - in dem er sich allerdings sichtlich unwohl zu fühlen schien - jedoch mit einem breiten Grinsen auf seinem Gesicht.

»Ach, niemand«, meinte ich ausweichend, denn ich wollte ja nicht, dass die dumme Kuh starb, bevor die Spiele überhaupt begonnen hatten - was jedoch durchaus geschehen könnte, wenn Cato sich verpflichtet fühlte, meine Ehre zu verteidigen. Tja, wenn ich so darüber nachdachte ...

Ich wollte überhaupt nicht, dass irgendjemand starb.

Aber das war wohl eine ziemlich verloren geglaubte Hoffnung.

Cato zuckte mit den Achseln und wandte sich dann an die beiden Tribute, die auch noch an meinem Tisch saßen, und die ihn jetzt neugierig anstarrten. »Oh, das sind Marvel Chanterburry und ... Glimmer Lovelace«, stellte ich die beiden unbehaglich vor, wobei mir Glimmers Namen besonders schwer über die Lippen kam. »Sie kommen beide aus Distrikt eins.« Cato nickte lässig, begegnete für eine winzige Sekunde Glimmers Blick ... und ein verführerisches Lächeln breitete sich auf deren Gesicht aus.

Ich hätte kotzen können.

Ehrlich. So ein verdammter Scheiß aber auch.

Lustlos und gleichzeitig ziemlich wütend, wollte ich meine Gabel auf dem Tisch ablegen, da mir der Appetit auf den Nudelsalat nun verständlicherweise vergangen war. Doch als ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie Glimmer provokant das dichte, blonde Haar zur Seite warf, woraufhin Cato langsam anfing, verklärt zu lächeln, rammte ich die Gabel so tief in den Holztisch, dass sie schließlich zitternd vor Glimmers Gesicht stecken blieb. Sofort verging ihr das Lächeln. Marvel und Cato warfen mir seltsame Blicke zu. »Sorry«, brummte ich missmutig. Cato grinste bloß und ließ sich dann urplötzlich neben Marvel auf den Stuhl fallen.

Marvel war darüber offenbar gar nicht erfreut, vor allem, weil Cato sich beinahe auf seine Hand gesetzt hatte, die er nun eilig wegziehen musste.

»Verdammt nochmal, du hättest dich auf meine Hand setzen können, Kumpel!« murrte er und schob sich eine weitere Gabel Salat in den Mund.

Cato lachte gehässig.

»Hättest sie halt nicht da liegen lassen sollen. Aber immerhin - beeindruckende Reflexe, Kumpel.« Marvel runzelte die Stirn, und setzte offenbar schon zu einer Erwiderung an, als plötzlich ein Kellner vorbeikam, und Glimmer überschwänglich ihr Stück Kirschkuchen servierte.

Ohne Sahne, wer hätte das gedacht.

»Na endlich«, meinte Glimmer gelangweilt.

»Ich dachte schon, Sie hätten mich vergessen.«

Mit einer abwertenden Handbewegung scheuchte sie den amen Kerl fort.

Nachdem sie sich eine Gabel Kuchen in den Mund geschoben hatte, deutete sie kauend auf uns.

»Und, was glaubt ihr, wie die anderen Tribute wohl sein werden? Was sind ihre Schwächen? Wer könnte uns Probleme bereiten - außer Distrikt vier, meine ich?« Die vielen Fragen, die aus dem Mund mit den kirschroten Lippen herauszusprudeln schienen, beschäftigen uns alle. Doch eine Antwort darauf wussten wir auch nicht. Immerhin lenkten die Fragen uns ab, und der kurze Streit zwischen Cato und Marvel war somit beendet.

Bald schon quatschte Marvel mit Glimmer über das Training, das bald stattfinden würde, während Cato und ich ihnen gelangweilt zuhörten.

»Was hast du eigentlich angestellt, Clove?«, fragte Cato mich wenige Minuten später, während Marvel und Glimmer ausgelassen über Speerwurf und Bogenschießen diskutierten. Ich zuckte mit den Achseln. »Wie kommst du darauf, dass ich überhaupt irgendwas angestellt hab?«, fragte ich ihn meinerseits und machte ein unschuldiges Gesicht. Cato grinste süffisant.

»Nun, vielleicht weil ich auf dem Weg hierher einigen Mädchen begegnet bin, und die alle davon geredet haben, dass man sich mit dir besser nicht anlegen sollte. Also ... Was hast du getan?« Ich winkte ab.

»Ach, das. Tja, das Mädchen aus Distrikt vier hat mich angeblafft, was mir denn einfallen würde, ein paar Minuten länger als unbedingt nötig in der Umkleidekabine zu verbringen. Ich hab ihr nur ... meine Meinung gesagt.«

Cato nickte leicht beeindruckt.

»Tja, da warst du anscheinend ziemlich überzeugend. Ich glaube, einige von denen haben jetzt wirklich Angst vor dir.«

Ich lachte unbekümmert. »Nun, das sollten sie ja auch. Es war schon beinah lächerlich einfach, sie einzuschüchtern.«

Cato wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich Marvel aufstand, den rosafarbenen Morgenmantel, der mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen war, zusammenband, mir einen komischen, beinahe schon verzweifelten Blick zuwarf, und sich dann nervös mit der Hand durch die Haare fuhr. Er wirkte, als wolle er etwas sagen, warf dann jedoch einen eiligen Blick auf Glimmer und Cato und schien es sich prompt wieder anders zu überlegen, indem er schwach den Kopf schüttelte. Von uns Dreien war ich die Einzige, die all das wahrnahm - Glimmer schien viel zu sehr damit beschäftigt, Cato möglichst verführerisch anzulächeln, als dass sie ihrem besten Freund genug Beachtung schenkte. Und Cato ... Tja, Cato war so von ihr fasziniert, dass er für die Probleme anderer sowieso keine Nerven hatte. Während ich also zusah, wie Marvel sein Tablett zur Geschirrrückgabe brachte, musste ich mir auf die Zunge beißen, um nicht auszuflippen, als ich hörte, wie Glimmer während ihres Gespräches mit Cato immer wieder zweideutige Komplimente vom Stapel ließ. Cato, der ja nur mit ihr flirtete, weil Brutus dachte, so würden wir mehr Sponsoren bekommen, schien sich reichlich unwohl in seiner Haut zu fühlen. Auf mein Gesicht stahl sich ein gehässiges Grinsen.

Tja, Cato ...

Recht schnell verging mir das Lächeln jedoch, als Glimmer mir ihrerseits ein hämisches Grinsen zuwarf, und Cato sanft über den Arm strich.

Ich machte ein Geräusch, als müsste ich plötzlich würgen, während mein Herz vor Wut und Schmerz förmlich zerriss. Von der anderen Seite des Raumes her sah Marvel mich unglücklich an.

Ich war mir sicher, er empfand genau das Gleiche.

Nun ja, nicht exakt das Gleiche, aber immerhin etwas Vergleichbares.

Denn wer würde schon wollen, dass das Mädchen, das einem fast so vertraut war, wie man selbst, plötzlich nur noch Augen für jemanden hatte, den es kaum kannte? Während Marvel Cato und Glimmer also weiterhin böse Blicke zuwarf, kämpfte ich derweil mühsam darum, den Nudelsalat, den ich zu mir genommen hatte, auch bei mir zu behalten. Ich war froh, dass Marvel den Flirt zwischen Cato und Glimmer ebenfalls zum Kotzen fand.

Am liebsten hätte ich ihm erzählt, dass es sowieso alles bloß Show war, doch wahrscheinlich wusste er das selbst. Denn, wenn Glimmer und er tatsächlich befreundet waren, dann würde sie ihm sicher auch erzählt haben, was da wirklich abging. Ich wagte einen kurzen Blick auf das Mädchen aus Distrikt eins mit den schimmernden Haaren und dem triumphierenden Lächeln. Okay. Vielleicht hatte ich mich geirrt, was das gegenseitige Vertrauen einer freundschaftlichen Beziehung anging, denn Glimmer würdigte Marvel nicht eines Blickes. »Ähm, Leute? Ich denke, wir müssen jetzt wirklich wieder zurückgehen. Die Stylisten warten sicher schon mit unseren Kostümen auf uns«, meinte Marvel vernehmlich.

Er sprach lauter, als er es hätte tun müssen - wahrscheinlich, um Glimmers gekünsteltes Lachen zu übertönen, als sie über einen von Catos dummen Witzen lachte. Der merkte nicht einmal, dass sie nicht wirklich lustig fand, was er gesagt hatte, sondern freute sich, dass endlich einmal jemand seine Witze zu würdigen wusste. Ich verdrehte die Augen, erhob mich hastig von meinem Stuhl, und begab mich dann mit meinem Tablett zur Geschirrrückgabe. Glimmer und Cato würdigte ich dabei nicht eines Blickes. Das war mir jetzt echt zu blöd. Ich übergab mein Tablett dem Kellner, schob mich dann eilig in Richtung Tür und wollte elegant davonrauschen ... Leider hatte ich dabei jedoch Marvel übersehen, der bereits an der Tür stand, und offensichtlich auf uns - beziehungsweise auf mich, denn Cato und Glimmer sahen aus, als wollten sie noch ewig da sitzen bleiben - wartete, und rannte voll in ihn hinein. Er konnte sich gerade noch am Türrahmen abstützen, und mich am Arm packen, sonst wären wir sicher beide zu Boden gefallen.

Ja, peinlicher ging’s echt nicht ...

Doch, leider schon.

Denn, mit der Hand, mit der Marvel mich vor dem Hinfallen bewahrt hatte, hatte er ungeschickt meine Brust gestreift, und mir dabei beinahe den goldenen Morgenmantel heruntergerissen ... Nicht absichtlich, natürlich.

Cato, der alles anscheinend aus dem Augenwinkel mitbekommen hatte, richtete sich nun wütend auf, und warf Marvel einen tödlichen Blick zu.

Ich spürte, wie mein Gesicht hochrot anlief, und wäre am liebsten im Erdboden versunken. »Äh, danke«, brachte ich mühsam an Marvel gewandt hervor, und vermied es dabei, allzu genau in dessen Gesicht zu blicken.

»Keine Ursache«, erwiderte er ebenfalls etwas gepresst und entfernte seinen Arm hastig von meinem Oberkörper. Unbehaglich blickte er dann zu Cato herüber, der sich nun endlich vollständig von Glimmer abgewandt hatte, und Marvel mit seinem berüchtigten Todesblick anfunkelte.

Ich seufzte.

Na, das konnte ja heiter werden.

Marvel wollte soeben den Morgenmantel, der mir nun schon bis auf die Schultern gerutscht war, wieder an Ort und Stelle verfrachten, doch als er Catos warnendes Knurren hörte, zog er eilig die Hände weg. Ich schüttelte genervt den Kopf, richtete meine Klamotten selbst, und murmelte dann leise in Marvels Richtung: »Ich gehe jetzt zu meinem Stylisten. Lass dich nicht provozieren. Am besten, du ignorierst ihn einfach.« Marvel schnaubte.

»Leichter gesagt, als getan, Schätzchen.« Ich lachte laut, und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm, bevor ich schnellen Schrittes aus der Cafeteria verschwand - Ohne noch einen Blick zurückzuwerfen.

Der Gang, der von der Cafeteria aus bis zu den Fahrstühlen führte, war trostlos und verlassen. Die Luft roch nach dem beißenden Gestank von Desinfektionsmitteln, und ich verzog angewidert das Gesicht.

Ich hasste diesen Geruch.

Zu oft schon hatte ich ihn in Krankenhäusern und Leichenhallen gerochen ... und, nicht zu vergessen, auch in den Trainingshallen der Akademie - meistens dann, wenn jemand so übel zusammengeschlagen worden war, dass er den ganzen Boden mit seinem Blut besudelte. Ich schüttelte mich ...

Gerade als ein leises »Pling« urplötzlich neben meinem Kopf ertönte, und die Fahrstuhltüren lautlos aufglitten. Ich hob die Augenbrauen.

Verdammt, ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich vor den Fahrstühlen stehen geblieben war ... so sehr war ich wohl in Gedanken versunken gewesen.

Mit schnellem Schritt verschwand ich nun in einem der vier Fahrstühle und hämmerte beinahe sofort auf den großen blauen Knopf, von dem ich hoffte, das er mich zurück in die erste Etage bringen würde. Sicher sein konnte ich nicht; das Tastenfeld zur Bedienung der Transportkiste war weitaus komplexer, als ich es mir je erträumt hätte. Doch trotz allem wollte ich keine Zeit verlieren - es wäre immerhin gut möglich, dass Glimmer sich von Catos Witzen langsam gelangweilt fühlte, und sich nun ebenfalls zu ihrem Vorbereitungsteam begeben würde. Und das, was ich garantiert nicht wollte, war mit Glimmer Lovelace allein zu sein. Sie mochte ja meinetwegen aussehen wie ein verdammter Engel, aber innerlich war sie offenbar genau die Art von Zicke, die ich erwartet hatte. In der ersten Etage angekommen, glitten die Fahrstuhltüren auf, und ich stieg zügig aus dem Transportgefährt.

Mein Magen machte urplötzlich einen heftigen Satz, kaum, dass ich meinen Körper in Bewegung setzte, und ich musste mich an der grauen Wand neben mir abstützen, um wieder zu Atem zu kommen. Vage bemerkte ich dabei die nun leuchtenden Pfeile der Anzeigetafel des Fahrstuhls. Mist.

Das hieß dann wohl, dass jemand in den oberen Etagen ebenfalls den Fahrstuhl gerufen hatte. Na toll. Auf gar keinen Fall wollte ich noch hier herumstehen - mit leichtem Schwindelgefühl und einem furchtbar unsicheren Magen - bis Cato oder - Gott bewahre - Glimmer ausstiegen.

Mühsam zwang ich meinen Körper also sich wieder in Bewegung zu setzen. Dabei war ich jedoch so in meine Fluchtgedanken vertieft, dass ich das Mädchen aus Distrikt fünf erst bemerkte, als ich mit ihm zusammenstieß. Der Aufprall war mehr als nur schmerzhaft - Nicht nur, dass mein Magen an jenem Punkt beschloss, einen heftigen Satz nach oben zu machen - Nein, auch die künstlich verlängerten, und mit silberner Farbe angesprühten Fingernägel des rothaarigen Mädchens trafen mich schmerzhaft am rechten Arm, wo sie drei lange, blutige Kratzer hinterließen. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzustöhnen, als ich spürte, wie die Wunden auf einmal anfingen höllisch zu brennen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Urheberin meiner Verletzungen. »Verdammt nochmal, kannst du denn überhaupt nicht aufpassen?«, fauchte ich die Tributin wütend an, und vermied es, meine Hand auf meine schmerzenden Wunden zu pressen.

In meiner hineingesteigerten Wut weigerte ich mich strikt, anzuerkennen, dass eigentlich ich diejenige gewesen war, die sie über den Haufen gerannt hatte. Das rothaarige Mädchen war zu Recht entrüstet. »Wie bitte!?
Du bist doch diejenige, die mich umgerannt hat! Anscheinend hattest du es ja ach so eilig, dass du es nicht für nötig gehalten hast, mal einen Blick um die nächste Ecke zu werfen!« Ich schnaubte verächtlich. »Na, und wenn schon. Mir doch egal. Du hättest auch besser aufpassen können. Man sollte immer wachsam sein, findest du nicht?« Meine kaum versteckte Drohung und der leicht aggressive Tonfall, mit dem ich sie anblaffte, waren ihr anscheinend nicht Hinweis genug, um schleunigst das Weite zu suchen.

Nein, stattdessen grinste mir die kleine Rotzgöre jetzt auch noch frech ins Gesicht. »Bitte. Mit einer einfachen Entschuldigung wäre ich doch schon sehr zufrieden. Nur zu.« Meine Augen fielen mir fast aus den Höhlen, kaum dass ihre Worte bei mir ankamen. Verblüfft von der Dreistigkeit dieser Person starrte ich die Tributin an, die ungerührt meinen Blick erwiderte.

Was?! Wie zum Henker konnte sie es wagen ...

»Darauf kannst du warten, bis du schwarz wirst«, keifte ich entrüstet, und wollte mich verächtlich von ihr abwenden, als ihre kleine Hand mich am rechten Arm packte, und mich festhielt, sodass ich nicht weggehen konnte. Die scharfen silbernen Fingernägel bohrten sich genau in die von ihr verursachten Verletzungen, beinahe so, als wolle sie mich verspotten. Ich biss mir auf die Lippe - diesmal aber eher, um dem frechen Miststück nicht einfach eine reinzuhauen - und drehte langsam den Kopf in ihre Richtung.

»Was ist los, verdammt nochmal?«

Das rothaarige Mädchen grinste, während es mich mit einem cleveren, leicht verschlagenen Ausdruck in seinen tiefblauen Augen beobachtete. »Du willst dich nicht bei mir entschuldigen? Dein Pech«, meinte sie leise, wobei sie jedes einzelne Wort betonte. Ich lachte spöttisch. »Wieso? Hast du irgendwelche Talente - außer natürlich, dich mit Leuten anzulegen, die weitaus geschickter und kampferfahrender sind als du - von denen ich noch nichts weiß? Glaubst du wirklich, ich könnte dich gebrauchen? Aber - Ach, wie schade, ich schätze, in unserem Bündnis ist kein Platz mehr frei ...«

Die Tributin sah mich genervt an. »Ach, wirklich? Das bricht mir doch glatt das Herz«, maulte sie wütend zurück, bis sie urplötzlich mit den Schultern zuckte und mich frech angrinste. »Ich bin Finch. Und wer bist du, wenn ich fragen darf?« Ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken zu ordnen.

Was zum Himmel ... Ich wurde aus diesem Mädchen einfach nicht schlau.

Entweder hatte diese Finch enorme Stimmungsschwankungen ...

Oder aber, sie wollte mich provozieren.

Erneut unterzog ich sie eingehend einer genauen Musterung.

Das Erste, was mir an ihr auffiel, waren ihre tiefblauen Augen, von denen ich schwören könnte, sie irgendwo schon einmal gesehen zu haben ... Danach kam das feuerrote Haar und die scharfen, beinahe schon fuchsähnlichen Gesichtszüge. Sie war sehr klein - in etwa so klein wie ich - aber ... jünger. Ich schätzte ihr Alter auf dreizehn bis vierzehn Jahre. Ihre Haut war unglaublich blass. Hier und da hatte ihr Vorbereitungsteam offenbar versucht, mittels Rouge etwas Farbe auf ihre bleichen Wangen zu zaubern - was sich jedoch als keine allzu gute Idee erwiesen hatte, da es alles in allem ziemlich gekünstelt wirkte. Der silberfarbener Morgenmantel, den sie am Körper trug, passte perfekt zu ihren scharfen silberfarbenen Krallen. Doch irgendwie glaubte ich nicht, dass rohe Gewalt ihre einzige Waffe war. Nein, vielmehr war sie ... clever. Verschlagen. Wich aus, wechselte das Thema, war seltsam sprunghaft. Verwirrte ihre Mitmenschen ... Verwirrte mich.

Ich blinzelte. Das rothaarige Mädchen lächelte, beinahe so, als hätte es meine wirren Gedanken gelesen - was mich mittlerweile irgendwie nervte.

»Du bist Clove«, stellte es plötzlich fest, und durchbrach damit sowohl die Stille, als auch die Gedanken, die ich mir soeben über sie gemacht hatte.

»Ja«, rutschte es mir heraus, bevor ich mir gedanklich an den Kopf schlug. Prima, und schon hatte sie es geschafft. Ich achtete bereits gar nicht mehr wirklich darauf, was ich sagte, so sehr verwirrten ihre Feststellungen, ihre ständigen Themenwechsel und meine eigenen Gedanken meinen Geist.

»Du bist die, die gezogen wurde. Aus Distrikt zwei. Das Mädchen mit dem traurigen Blick ... Und dem Feuer in den Augen«, meinte sie mit ihrem verschlagenen Lächeln und musterte mich nachdenklich.

Ich runzelte die Stirn und schwieg. »Freut mich, dich kennenzulernen, Clove, auch wenn unser erstes Gespräch etwas holprig begonnen hat.«

Geschäftsmäßig streckte sie mir ihre Hand entgegen.

Ich betrachtete die harmlos dargebotene Handfläche eingehend, bevor ich sie schließlich kurz drückte. Finch lächelte breit.

Irgendetwas an diesem Lächeln machte mich nervös.

»Die Tribute aus Distrikt eins bis Distrikt sechs begeben sich bitte unverzüglich in die erste Etage«, ertönte plötzlich eine angenehme Frauenstimme über unseren Köpfen. Ich zuckte zusammen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Finchs Hände zu zittern anfingen.

Ich schluckte schwer, und musste mich zusammenreißen, dass meine Hände es ihr nicht gleichtaten - als plötzlich hell aufgeregte Stimmen hinter mir ertönten, und ich mich daraufhin - Froh, meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes, als meine plötzlich aufkommende Angst und Nervosität zu richten - erschrocken umdrehte. Drei mir äußerst vertraute Personen stiegen soeben heftig miteinander diskutierend aus dem rechten Fahrstuhl, und begaben sich hastig auf mich zu. Cato, der sich bis eben noch unbehaglich am Geländer des Transportgefährtes festgehalten hatte, und nun ein Gesicht zog, als müsse er gleich kotzen; Marvel, der sich einige Meter von Cato entfernt an die Wand gelehnt hatte, um dessen grimmigen Blicken zu entkommen; und schließlich Glimmer, die sich sogar beim Gehen so eng an Cato schmiegte, dass es fast schon nicht mehr jugendfrei war.

Dass sie augenscheinlich damit beschäftigt war, die beiden Jungs gründlich zu verunsichern, indem sie ihnen haarsträubende Geschichten über die Stylisten erzählte, machte es dann auch nicht gerade besser. Ich seufzte.

Hinter den dreien strömten nun das schwarzhaarige Mädchen aus Distrikt vier, was mich mit seinen Blicken fast erdolchte, deren kleiner und leicht unscheinbarer Distriktpartner, sowie die beiden Tribute aus Distrikt drei, welche wir ja bereits am Bahnhof begegnet waren, aus den Fahrstühlen.

Die beiden Tribute aus Distrikt vier und Distrikt drei begaben sich, kaum, dass sie ausgestiegen waren, sofort nach rechts, in einen trostlosen grauen Gang hinein. »Woher wissen die denn, wo sie hinmüssen?«, flüsterte Marvel beunruhigt und tippte nervös mit der linken Fußspitze auf dem harten, ebenmäßigen Boden auf. »Tja, wer lesen kann, ist klar im Vorteil«, murrte Cato und zeigte genervt auf einen Computerbildschirm über unseren Köpfen. Dort war bestens ausgeschildert, dass sich Distrikt eins und zwei in den linken Gang begeben, Distrikt drei und vier in den rechten Gang, und Distrikt fünf und sechs schnurstracks den Flur geradeaus gehen mussten.

Marvel hörte auf, mit dem Fuß auf dem Boden herum zu hämmern und warf Cato einen beleidigten - jedoch nicht minder gereizten - Blick zu.

Ich seufzte erneut.

Wenn die zwei sich jetzt schon nicht miteinander vertrugen, wie sollte das erst in der Arena werden, wo wir doch alle angeblich ›Verbündete‹ waren?

»Du solltest gehen. Du hast bei uns nichts verloren«, riss mich plötzlich Catos eiskalte Stimme aus meinen Gedanken und ich starrte ihn schockiert an. Der hatte damit jedoch gar nicht mich gemeint. Glück für ihn, sonst hätte er definitiv mit einer hässlichen Reaktion meinerseits rechnen können.

Nein, was er gesagt hatte, war vielmehr für Finch bestimmt gewesen, die nun einsam und allein etwas abseits von unserer Gruppe stand, und irgendwie ziemlich verloren wirkte. Der Junge aus ihrem Distrikt, sowie die beiden aus Distrikt sechs waren wohl noch nicht erschienen und sie traute sich ohne ihre Begleiter offenbar nicht zu ihrem Stylisten. Armes Mädchen.

Warte ... Hatte ich gerade wirklich Mitleid mit ihr?

Verdammt, das konnte doch wohl nicht wahr sein ...

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, warf Finch mir nun einen spöttischen Blick zu, zog die perfekt gezupften Augenbrauen nach oben ... Und als ich daraufhin noch immer keinerlei Reaktion zeigte, drehte sie sich schwungvoll auf dem Absatz um, warf mir noch einen wütenden Blick zu ... und zischte von dannen. Ich schüttelte den Kopf. Was zum Teufel war das denn gerade gewesen? Was verdammt nochmal hatte ich falsch gemacht? Was ...?

»Clove? Alles okay?«, fragte Cato mich nun besorgt und tippte mir auf die Schulter. Ich schreckte hoch. »Oh, klar ... Alles gut, keine Sorge«, stammelte ich verwirrt. Cato warf mir einen zweifelnden Blick zu, sagte jedoch nichts weiter. »Und, wollen wir dann gehen? Oder wollt ihr hier noch ewig rumstehen?« Glimmer und Marvel warfen mir verunsicherte Blicke zu.

Cato jedoch, setzte sich zügig in Bewegung. Ich verdrehte die Augen, als ich sah, wie Glimmer Marvel einen bedeutungsvollen Blick schenkte.

War mir doch egal. Wer brauchte die schon? Ich bestimmt nicht.

Ein kleiner Teil von mir merkte an, dass ich sicherlich wegen der Unterhaltung mit Finch so aggressiv war. Aber was machte das schon?

Dieses verdammt schlaue Mädchen hatte mich verwirrt.

Na und? War doch gar nichts dabei.

Trotzdem würde ich Marvel und Glimmer, die ich erst seit wenigen Minuten kannte, sicherlich nicht brühwarm alles erzählen, was passiert war, egal, wie positiv meine Gefühle Marvel gegenüber auch sein mochten. Ich warf noch einen Blick nach hinten. Marvel und Glimmer hatten sich endlich - wenn auch etwas zögerlich - in Bewegung gesetzt und tuschelten nun leise miteinander. Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich wieder nach vorne. Bald schon waren wir an einer weiteren Abzweigung angekommen.

Marvel und Glimmer gingen nach links, wo den Ausschilderungen zufolge, eine steile Treppe hinunter zu ihren Stylisten führte. Cato und ich dagegen marschierten zügig nach rechts, wo wir schon bald eine nach oben führende Treppe vorfanden. Als wir jene schließlich passiert hatten, nahm uns eine lila gekleidete Frau in Empfang. Wir folgten ihr zu zwei grauen, nah beieinanderliegenden Türen. Vor jeweils einer der beiden Türen standen unsere Vorbereitungsteams. Sowohl Alexa, als auch Keisha, freuten sich anscheinend wirklich mich zu sehen, so wie sie sich um mich scharrten, und mich mit Komplimenten überhäuften. Bronos dagegen starrte mürrisch ins Leere. Ich zuckte bloß mit den Schultern. Wenn er mich nicht leiden konnte - nicht mein Problem. Alexa strich mir soeben ein letztes Mal die Haare glatt, bevor sie mich sanft, aber dennoch bestimmt auf eine der beiden Türen zuschob. Ich verlor Cato aus den Augen, als ich ihr dorthin folgte.

Der dunkle Türgriff schien meinem Gesicht immer näher zu kommen.

Ich zögerte.

»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Alexa sehr leise und drückte fürsorglich meine Schulter. Ich versteifte mich kaum merklich und schüttelte ihre Hand ab. »Ich habe keine Angst«, antwortete ich mit fester Stimme und öffnete dann die Tür, um mich meinem Stylisten entgegen zustellen.

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Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯1: Ich gebe zu, das Lied passt nicht so wirklich zu diesem Kapitel ... Trotzdem ist es ein echter Ohrwurm <3 Ich mag es :D

Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯2: Dieses Kapitel möchte ich ѕησωвєƖƖєxx widmen. Danke für die lieben Bewertungen und Kommentare zu dieser Geschichte! Es hat mich echt total gefreut! Ich hoffe, Dir gefällt dieses Kapitel.

Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯3: Dieses Bild stellt Catos und Cloves Mentorin Lᴇᴛɪᴄɪᴀ Wɪʟsᴏɴ dar, welche die Tribute auf die Arena vorbereiten soll, und durch Schauspielerin Mᴇᴛᴀ Gᴏʟᴅɪɴɢ verkörpert wird.

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