| 69. SILK HEART

[ ACT TWO: STRANGE LANDS ]
[ CHAPTER SIXTY NINE: SILK HEART ]

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FAWN CITRINÉ

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YOU LOOK LIKE A DREAM.❞

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FROSTBLUMEN ZIERTEN DIE FENSTEREISKALTE SCHÖNHEIT AUF EDLEM KRISTALL.

Gedankenverloren fuhren Fawns Hände über die kalte Oberfläche.

Auf der cremefarbenen Fensterbank sitzend, die Beine untereinander verschränkt, blickte sie hinab auf den verschneiten Garten, beobachtete die funkelnden Lichterketten, bemerkte die Eiskristalle, die sich im Laufe der Nacht am ebenholzfarbenen Fensterrahmen gebildet hatten ...

Noch immer bedeckte der Schnee die Rasenflächen und Hausdächer des Kapitolnobelviertels.

Hin und wieder fielen vereinzelte Watteflöckchen vom Himmel.

Verschwiegen und friedsam wirkte die Welt, eiskalt und erstarrt ... wunderschön.

( Stille. )

Schritte nahten, und Fawn sah auf.

Soeben kam Ever aus dem Badezimmer geschlendert, eine Wolke Fliederduft hinter sich herziehend.

»Hi«, lächelte Fawn.

Bisher hatte sich der Morgen als äußerst erfreuliche Überraschung erwiesen - Ever hatte nicht nur darauf bestanden, dass sie zuerst das Badezimmer benutzte, nein, er hatte ihr auch noch seine Klamotten angeboten, ihr einen Karamellmacchiato ans Bett gebracht, und war alles in allem ausgesprochen aufmerksam - sowie seltsam zuvorkommend - was ihre Bedürfnisse betraf.

( Cassandra hatte sich definitiv in ihm getäuscht - oder nicht? War all das nur eine Taktik - ein Versuch, ihr einzureden, sie wäre in Sicherheit? )

Fawn verfluchte die Zweifel, die sie von Zeit zu Zeit heimsuchten, verfluchte Cassandras Worte, die einfach nicht aus ihrem Kopf verschwinden wollten -

»Kein Schnee heute?«, fragte Ever, und machte sich daran, eine purpurfarbene Überdecke auf die flüchtig gefalteten Bettlaken zu werfen.

»Bisher nicht«, gab Fawn zurück. Fasziniert fuhren ihre Finger über die feinen Konturen der Frostblumen, zeichneten kunstvolle Muster auf die kalte Glasoberfläche. »Oh, und deine Schwester kam vorhin ins Zimmer. Offenbar verlangt Julian, dass wir mit ihnen zusammen frühstücken.«

Ever schnaubte verächtlich.

»Sind meine Schwester und du jetzt etwa beste Freundinnen?«

( Wohl kaum. )

»Nein«, antwortete Fawn leise. »Um die Wahrheit zu sagen ... Wir sind uns in der Nacht kurz über den Weg gelaufen, und ... hatten einen Streit«, beichtete sie zögernd, und verschränkte die Hände ineinander, zupfte am Saum des schneeweißen Wollpullovers, den Ever ihr geliehen hatte.

»Ich weiß«, gab er ruhig zurück, und nahm ihr gegenüber auf dem Bett Platz.

Fawn warf ihm einen überraschten Blick zu.

( Aber wie ... )

»Ich war unten. Das Wasser - Ich wollte mir etwas zu Trinken holen, ich erzählte dir davon«, erklärte Ever, die Augenbrauen erhoben, seine Stimme deutlich kühler als zuvor.

( Im Gegensatz zu dir, lautete die stumme Anklage. )

»Ich - ich bin eingeschlafen«, flüsterte sie lahm.

»Sicher«, meinte er augenverdrehend, und stand auf, streckte ihr die Hand hin, eine stumme Aufforderung, ein Zeichen, dass das Thema damit erledigt war.

Kaum hatte Fawn seine Hand ergriffen, da fand sie sich auch schon an der Tür wieder.

»Warte -«

Ever wirbelte herum.

»Was?«

Nervös huschte ihr Blick durch den Raum. Ein Gefühl der Unsicherheit überkam sie -

Ihre Hände zitterten.

»Was Cassandra erzählt hat -«

Ever seufzte müde.

»Fawn, du kannst gehen, wann immer du willst. Ich werde dich nicht aufhalten, ich werde dich nicht zwingen, hierzubleiben - egal, was Cassandra erzählt.«

Fawn hob den Blick.

( Ever musste wesentlich mehr von ihrem Gespräch gehört haben, als sie vermutet hatte. )

»Das ist nicht - Ich habe nicht vor, zu gehen. Ich vertraue dir.«

Beklommen versuchte sie, seine Reaktionen abzuschätzen -

( Hoffte ein Teil von ihm wirklich, sie würde verschwinden? Oder - )

»Gut«, meinte Ever schließlich, und Fawn atmete auf - warum, wusste sie nicht.

Vielleicht, weil sie niemanden hatte - vielleicht, weil sie es nicht ertragen hätte, einfach davongeschickt zu werden. Vielleicht, weil er ihr mehr bedeutete, als sie zugeben mochte ...

( Sie konnte es sich nicht leisten, Ever zu verlieren, nicht jetzt ... vielleicht niemals. )

»Das ist gut«, fügte er hinzu, und griff erneut nach ihrer Hand - diesmal jedoch mit einem Lächeln, das Fawns Herz zum Flattern brachte. »Ich habe dich nämlich wirklich gerne hier.«

Ehrlichkeit - ja, auch Erstaunen - schwangen in seinen Worten mit, und Fawns Strahlen vertiefte sich.

»Aber nur, dass du's weißt - Cassandra wird damit nicht durchkommen.«

»Wie meinst du das?«, murmelte Fawn, und runzelte die Stirn.

»Du wirst schon sehen«, bemerkte Ever, und öffnete die Tür. »Kommst du? Wir wollen die Familie schließlich nicht warten lassen - nicht wahr?«

»Nein«, erwiderte Fawn lächelnd und Wärme durchströmte ihr Herz. »Natürlich nicht.«

DER GERUCH VON PFANNKUCHEN HING IN DER LUFT.

Als Fawn und Ever die Küche betraten, stellte Fawn verdrossen fest, dass alle anderen bereits anwesend waren - und dass nun alle Blicke auf ihren und Evers verschränkten Händen lasteten.

»Oh, sind wir etwa zu spät? Verzeihung«, bemerkte Ever entspannt, und ließ seinen Blick über den Tisch schweifen, während Fawn neben ihm Platz nahm.

Nach der Pfannkuchenschale greifend, versuchte sie, Julians kühle Blicke auszublenden - versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, sich seinen Unmut darüber, dass sie ihnen am Frühstückstisch Gesellschaft leistete, nicht zu Herzen zu nehmen.

Cassandra ihrerseits, bedachte Fawn mit spöttischer Verachtung.

( Am liebsten hätte sie der blöden Kuh eine Beleidigung zugeworfen, doch sie riss sich zusammen. Sie würde sich nicht auf Cassandras Niveau herablassen, ganz sicher nicht. Früher oder später würde sie das andere Mädchen vernichten - aber zuerst wollte sie Evers Plan abwarten. )

»Und, schon irgendwas vor heute?«, fragte Ever just in diesem Moment, und warf seiner Schwester einen triumphierenden Blick zu - auch, wenn diese jenen nicht als solchen einordnen konnte.

( Noch nicht. )

»Ja, im Gegensatz zu dir, arbeiten«, zischte sie zurück, und begrub ihre Waffeln unter einer dicken Schicht Puderzucker.

»Ach ja, deine Arbeit - das Krankenhaus. Muss hart für dich sein - da lässt du dich schon dazu herab, etwas Sozialarbeit zu verrichten, und doch sieht's nicht so aus, als würdest du dir damit Vaters Aufmerksamkeit verdienen können ... nicht wahr?«

Fawn wandte den Kopf.

Evers Augen blitzten kühl, während Cassandras Gesicht hochrot anlief.

»Dabei ist dir genau das doch so wichtig - endlich mal die Anerkennung zu bekommen, die du glaubst, zu verdienen - die brave Tochter, die perfekte Tochter, die alles tut, um ihrem Vater zu gefallen - und doch, trotz all deiner Versuche ... scheine ich auch heute noch der zu sein, der seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit erhält, nicht du...«

Er seufzte mitleidig.

»Traurig - und ich muss noch nicht mal darum betteln

Cassandras Augen füllten sich mit Tränen, ihre Hände zitterten.

»Glaub nicht, ich wüsste nicht, was du vorhattest«, murmelte Ever kalt - seine Stimme so leise, dass nur seine Schwester ihn hören konnte - seine Schwester, und Fawn.

( Also das war sein Plan - Cassandra vor ihrem Vater bloßzustellen. )

Nicht schlecht, dachte Fawn, und ließ ihren Blick über den Tisch schweifen.

Julian umklammerte seine Gabel so fest, dass es sie nicht wundern würde, wenn das Silber zerbrach - er vermied es tunlichst, Cassandra anzusehen, die mit knallrotem Gesicht auf ihrem Stuhl zusammengesackt war. In ihren Augen funkelten Tränen und ihre Puderzuckerwaffel lag vergessen am Rande ihres Silbertellers.

( Nicht schlecht, in der Tat. )

Fawn wandte sich ab, fing Evers Blick auf.

Um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln - er wirkte sichtlich begeistert von seinem Plan, es Cassandra heimzuzahlen -

( Und er hatte es ihr heimgezahlt. )

Kopfschüttelnd betrachtete sie ihn, konnte sich des amüsierten Lächelns nicht erwehren, dass über ihr Gesicht flog - ein Lächeln, das sich vertiefte, als sie spürte, wie er unter dem Tisch nach ihrer Hand griff.

Zum ersten Mal, seit einer Ewigkeit, fühlte sie sich sicher -

( Zum ersten Mal seit Langem, fühlte sie sich nicht mehr so allein. )

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( author's note: )

Hᴀʟʟᴏ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!

einen wunderschönen dreißigsten dezember wünsche ich euch! ich hoffe, euch hat kapitel neunundsechzig gefallen - ein neues update wird es dann erst im nächsten jahr geben! danken möchte ich an dieser stelle starryeyedturtleplaindaisies, worIdsaway, tensbabygirl, thisisfee, entirelymadness, sajohi, Cathayia, BlackGirlNumber1 und TheDarkTemptation, die mich in diesem jahr besonders fleißig unterstützt haben! ein herzliches dankeschön auch an alle, die dazu beigetragen haben, dass diese story bereits über 26k reads und 1k votes erreicht hat! ich wünsche euch nun noch einen zauberhaften abend, ein spektakuläres silvester & ein glückliches neues jahr!

➤ dieses kapitel ist für die beste mama der welt. alles, alles liebe zum geburtstag, maus! danke für all die schönen momente danke, dass du immer für mich da bist & immer an mich glaubst! du bist mir so wichtig ich liebe dich so sehr! happy birthday!

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