| 60. LAST CHRISTMAS
[ ACT TWO: STRANGE LANDS ]
[ CHAPTER SIXTY: LAST CHRISTMAS ]
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THOR CRANE
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❝WHAT IF HOME IS A PERSON WHO IS NOT HERE ANYMORE?❞
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ES WAR SPÄT.
Die Lichter der Bar warfen ihre Schatten auf den Mann, der an der Theke saß, und nachdenklich an einem Whiskey nippte.
»Noch einen?«, frage der Barkeeper.
Thor schüttelte den Kopf.
Er hatte nicht vor, sich ins Koma zu trinken, am späten Abend besinnungslos durch die Gassen zu wandern - Andererseits war ihm auch nüchtern miserabel zumute ... Der erste Abend der Hungerspiele, und er fühlte sich elend - das Herz hämmerte in seiner Brust, andauernd verfolgten seine Augen jeden Winkel der Bildschirme, suchten nach etwas, jemandem -
»Wissen Sie was, ich hab's mir anders überlegt - machen Sie mir noch einen«, teilte er dem Barkeeper mit, stürzte den Rest des Bechers hinunter, und schob das leere Glas mitsamt einem Haufen Goldstücke die Theke hinab.
Während er alsbald an seinem vierten Drink nippte, riefen die bunten Lichter der zahlreichen Lichterketten Erinnerungen hervor - Erinnerungen, an eine Zeit, die er nicht brauchte, nicht wollte -
Thor spürte, wie sein Kopf schwerer wurde - seine Lider flatterten, der Alkohol hatte seinen Verstand vernebelt - Vor seinen Augen tauchten rote Schlieren auf, vermischt mit goldenen Funken - und sein Geist wurde zurückgerissen, in eine Zeit voller Schmerz, voller Trauer - und Glück.
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ES WAR WEIHNACHTEN IM PALAST.
Die Tore waren geöffnet worden, die weißen Steinsäulen mit vielfarbigen Lichterketten geschmückt, Schleifchen und Tannenkränze verschönerten das Foyer, und die Bediensteten trugen festliche Kleidung in einem hübschen Weinrot.
Im Salon hatte der Präsident zu einem luxuriösen Dinner geladen - Gäste in prachtvollen Brokatkleidern ließen sich von einem Haufen Diener in den Westflügel führen - doch Thor war nicht auf dem Weg in den Westsalon - er wusste, dort würde sie heute Abend nicht sein, ferner hätte er als einfacher Lehrling wohl kaum eine Einladung erhalten.
Thor nickte den Friedenswächtern zu, die die Eingangstür flankierten, und betrat den Präsidentenpalast.
Bedienstete beeilten sich, seine Schneespuren vom karamellfarbenen Marmorboden zu wischen, bevor Panems höchst geschätzte Minister eintrafen.
Als er die breite Haupttreppe in den dritten Stock hinaufeilte, erklangen Weihnachtslieder aus den Lautsprechern, feierliche Töne, sanfte Klänge ...
( Sein Herz klopfte wild in seiner Brust - )
Thor riss sich zusammen, stieß die Kirschholztür auf, und betrat das prachtvolle Wohnzimmer.
( Etwas hatte sich verändert. )
Die imposanten Holzmöbel umgab ein sanfter Glanz, Tannenkränze schmückten die Wände, ein bemalter Nussknacker stand auf der massiven Ebenholzkommode, die Fenster waren mit Schneeflocken verziert, und im Zentrum des Raumes -
Ein Tannenbaum, mit feinen Nadeln, herrlich geschmückt - und auf einer kleinen Holzleiter stand ein Mädchen, ein Mädchen mit hellblondem Haar und lichtblauen Augen, in ihren zarten Händen ein Set funkelnder Kristallkugeln.
( Estelle. )
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie unvermittelt den Kopf hob, und Thor im Türrahmen stehen sah, nur fünf Schritte entfernt.
»Thor«, sagte sie, und ihre Stimme klang so wunderschön - melodisch, fließendes Wasser auf edlem Kristall.
Ihr Strahlen schien den Raum einzunehmen, heller und heller, das sanfte Licht der Kerzen ein warmer Schein auf ihrem sandblonden Haar.
Thors Herz machte einen Satz -
( Sie war schön und lieblich und bezaubernd - )
»Lass mich dir helfen«, unterbrach Thor seine Gedanken, und blickte auf die Kristallkugeln.
Estelle nickte, und hüpfte die Stufen hinunter, während Thor den Raum durchquerte. Ihre Hände berührten einander, als sie ihm das Set überreichte, und er sog zischend den Atem ein.
Unbekümmert trat Estelle einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor ihrem schimmernden Kleid - cremefarben, mit weiten Ärmeln und einem flatternden Rock, der ihr bis zu den Knien reichte.
»Mein Held«, scherzte das Mädchen, kaum, dass er von der Leiter sprang, die Kugeln und Schleifchen sorgfältig platziert.
Der Weihnachtsbaum strahlte in der einsetzenden Dunkelheit, und die Prinzessin schlang den Arm um Thors Schultern, den gebührenden Abstand missachtend, den er halbherzig versucht hatte, einzuhalten.
»Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte sie, und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Thor biss die Zähne zusammen.
( Sie musste nicht wissen, was er empfand, was er für sie empfand - wie es ihn quälte, dass es ihm das Herz zerriss, sie so nah bei sich zu haben - Sie konnte es nicht wissen, durfte es nicht wissen, durfte es nie erfahren - )
»Du bist der Einzige, mit dem ich heute feiern möchte.«
»Ich bin froh, hier zu sein«, erwiderte er aufrichtig.
Estelle lächelte strahlend, und erneut zog sich Thors Herz zusammen.
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DER REST DES ABENDS VERSCHWAMM IM KÖSTLICHEN DUFT DER WEIHNACHTSPLÄTZCHEN UND DEM TRÖSTLICHEN KLANG DER FESTMUSIK.
Er erinnerte sich, wie sie ehrfurchtsvoll den Tannenbaum bewundert hatten - wie sie Hand in Hand hinunter in die Küchen rannten, bunt verzierte Plätzchen und heißen Punsch von den Köchinnen stibitzten -
Er erinnerte sich an die tröstliche Melodie der Weihnachtslieder, die den Palast erfüllten, jeden Flur, jeden Saal, jedes Zimmer -
Die bunten Lichterketten, das alljährliche Weihnachtsfeuerwerk, der Himmel eine Explosion aus Farben - glitzerndes Grün, prächtiges Rot, und festliches Gold.
Er erinnerte sich an den Sternschnuppenschauer, der mitten in der Nacht über die Dächer des Kapitols gehuscht war - Er hatte sie aufgefordert, sich etwas zu wünschen, er wusste, was sie sich wünschte, mehr als alles andere auf der Welt -
( Freiheit. )
Doch sie hatte nur den Kopf geschüttelt - hatte gelächelt, schön und warm, und perfekt -
( »Heute habe ich alles, was ich mir wünsche.« )
Noch lang hatte er in den kommenden Jahren an diesen Abend zurückgedacht - diesen Abend, an dem er wahrlich glücklich gewesen war.
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ETWAS ZERBRACH.
»Sir?«
Thor schreckte auf, sein Kopf fuhr nach oben.
Langsam klärte sich sein Blick.
Die Bar schien verlassen, er musste eingeschlafen sein. Die Stühle waren bereits auf den Holztischen platziert worden, der Fußboden schien frisch gewischt, und er war allein - bis auf den Barkeeper, der damit beschäftigt war, die Scherben eines Sektglases zusammenzukehren.
»Verzeihung, Sir, ich-«
»Schon gut«, gab Thor seufzend zurück, und ließ einen Beutel Goldstücke auf die Theke fallen, wissend, dass er für die Drinks bereits gezahlt hatte.
Lautlos erhob sich der Friedenswächter von seinem Hocker, bahnte sich wankend einen Weg durch Tisch und Stuhl - hoffte, die kalte Nachtluft würde die Wirkung des Alkohols mildern ...
( So sehr er sie - Estelle - auch aus seinem Kopf verbannen wollte - aus seinen Erinnerungen, seinen Plänen - sie war immer da. Immer. Sie schlich sich in seinen Verstand, wieder und wieder, selbst nach all der Zeit - in seinen Kopf, in sein Herz. Er vermisste sie. Unendlich. Er liebte sie. Nach all der Zeit - noch immer. )
Die winterliche Kälte brannte sich in seinen vernebelten Geist, ließ ihn beinah umkehren -
Stur knöpfte er seinen Mantel zu und machte sich auf den Weg zu seinem Apartment.
Während er durch die verschneiten Straßen lief, an beleuchteten Gassen vorbei, neben sich lachende Kinder, die einander hinterherriefen, Menschen, die an ihm vorbeihetzten, die Hände voller Tüten - wünschte er sich, sie wäre hier -
( Estelle. )
( Megan. )
( Glimmer. )
Der Alkohol schien ihn einzulullen, ihre Gesichter verschwammen vor seinen Augen -
Doch die Gefühle, die er mit ihnen verband, blieben bestehen.
( Trauer und Verlust. )
Denn sie alle waren fort - Verloren, unerreichbar, begraben unter Schnee und Eis und Stein.
Als er an einer Fassade Halt machte, seine Finger in die weinroten Klinker grub, die Menschen um sich herum beobachtend - lachend, freudig, unbeschwert - fragte er sich, ob er jetzt einer von ihnen wäre, wäre er ihr niemals begegnet -
( Wahrscheinlich nicht. )
Seufzend setzte Thor seinen Weg durch die Stadt fort.
Inmitten all der Menschen, dem Trubel, der Musik, ließ er sich von seinen Erinnerungen trösten - von ihr, diesem Abend, und dem Gefühl, wahrhaft glücklich zu sein.
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( author's note: )
Mᴇʀʀʏ Cʜʀɪsᴛᴍᴀs, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!
wieder einmal ist es soweit - ich wünsche euch allen ein wunderschönes weihnachtsfest & einen zauberhaften weihnachtsabend! verbringt eine schöne zeit mit euren lieben & mögen all eure wünsche in erfüllung gehen!
wie versprochen, wird es vor jahresende noch ein weiteres kapitel aus sicht des kapitols geben, bevor es im januar mit cato & clove weitergeht!
ich danke allen, die mich seit anfang dezember unterstützt haben - tensbabygirl, starryeyedturtle, worIdsaway, Cathayia, S_P_Q_R_16, July112, Lexykanady, BlackGirlNumber1 & TheDarkTemptation.
dieses kapitel ist für euch!
so, ich denke, ich werde jetzt mal ein paar märchen schauen, bis es bescherung & abendessen gibt! ich wünsche euch allen frohe weihnachten & besinnliche feiertage!
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