Kapitel 42 - Was du liebst,lass frei,kommt es zurück,gehört es dir-für immer
Die Tage vergingen im Flug. Es war der Tag des Auftrittes. Der Tag zum Aufstieg ins Achtelfinale. Es war der 20. Januar, 18:50 Uhr. Um 20 Uhr ging der Auftritt los.
Wir hatten die Generalprobe schon hinter uns. Das mit unserer Überraschung klappte. Ich kam gerade aus der Dusche. In Badetücher gewickelt kam ich aus dem Bad. Sky stand ebenfalls in Handtücher gehüllt vor dem Schrank und suchte ihr Gewand heraus. In 45 Minuten war Treffpunkt vor den Zimmern.
„Dec? Hast du 'ne zweite schwarze Leggins, die ich mir borgen kann? Ich find meine gerade nicht." Sky presste peinlich berührt die Lippen aufeinander. „Glücklicherweise hab ich das, meine Liebe", sagte ich und warf ihr lachend eine Leggin hin. Cadence war genauso unordentlich. Wenn nicht noch mehr. Mein Lächeln erstarb. Cadence fehlte mir wahnsinnig.
„Sag mal Sky. Hast du irgendetwas von Zane, Cadence und Bess gehört? Also hast du noch Kontakt zu ihnen?"
„Ich habe er vor Kurzem was von ihnen gehört, was dich freuen wird. Aber sonst habe ich auch keinen Kontakt mehr. Warum?"
„Was denn? Naja ... also ... Sie fehlen mir total. Vor allem Cadence."
„Kate ist vor drei Tagen wieder zurückgekommen. Auch Zoe, David und Jasper sind wieder da. Dustin, Sean und Calvin auch. Die Gang ist wieder komplett. Bis auf zwei Leute. Und das sind wir." Ein Lächeln bildete sich auf Skys Gesicht. „Cadence, unser kleiner Pumuckl. Ich vermisse sie auch schrecklich. Sobald wir zurück in New York sind, werden wir sie hoffentlich wieder sehen."
„Die Gang ist komplett! Hurra! Aber ... du bist glaub ich die Einzige, die hier noch fehlt. Ich gehöre da nicht dazu, Sky. Immerhin war ich der Grund, warum alle ..."
Sky unterbrach mich: „Du warst nicht der Grund dafür, Dec! Das haben wir dir schon tausend Mal gesagt! Sie sind freiwillig gegangen! - Wie geht dieser Spruch nochmal? Was du liebst lass frei, kommt es zurück, gehört es dir – für immer. Oder so. Es war doch klar, dass von zwölf, nicht vier überbleiben! Es war logisch, dass irgendwann, alle wieder zurückkommen werden!" Sky zog sich ein rosarotes Top über den Kopf, dass ihre Figur betonte. Sie schlüpfte in die Leggins. Ich machte es ihr nach.
„Aber warum sind sie dann gegangen?"
„Das weiß ich nicht. Wir werden es erfahren", sagte Sky und sah mich entschlossen an. „Sobald wir zurück in New York sind."
„Sky, ich will wieder nach L.A." Ich schluckte meine Tränen hinunter. „Alle meine Erinnerungen sind dort. Ich hab meine Familie dort. Klar, es war nicht alles schön dort, aber das Meiste."
„Es ist deine Entscheidung. Sobald wir von Denver weg sind, kannst du machen was du willst."
Ich löste meinen Turban vom Kopf. Meine Haare fielen mir feucht in den Nacken.
„Glaubst du, vermisst mich Cadence?" Die Frage rutschte mir unüberlegt raus.
Sky starrte mich an. „Natürlich vermisst dich Cadence! Du bist ihre beste Freundin geworden Dec! Niemand war ihr wichtiger. Bevor du kamst, war ich Cadence engste Freundin. Ich habe ihr immer gesagt, sie soll sich mehr gute Freunde suchen. Dann bist du gekommen. Sie war so glücklich." Sky lächelte. „Cadence würde alles für dich tun!" Ich schluckte. Sie würde alles für mich tun? „Würde sie das?", fragte ich.
„Auf jeden Fall!"
„Sky, ich vermisse sie so!" Eine kleine Träne lief mir die Backe hinunter und ich wischte sie schnell weg. Sky eilte auf mich zu und ehe ich reagieren konnte, hatte sie mich schon in eine feste Umarmung gezogen. Ich erwiderte sie sofort. „Nicht nur du, Süße", flüsterte sie und ich spürte eine Träne auf meiner nackten Schulter. Automatisch drückte ich Sky fester an mich. Sky ließ mich los. Wir wischten uns die Tränen aus den Augen. „Wir sollten uns schminken. Wir müssen in 20 Minuten los", sagte Sky und ging ins Badezimmer. Ich folgte ihr, ich musste meine Haare noch föhnen.
Sky half mir, die Schminke richtig aufzutragen. Kurz nach 19:30 stießen wir zu den Anderen dazu. In einer halben Stunde ging der Auftritt los. Wir waren die Letzten, hatte Lola gesagt. „Gut. Können wir los?", fragte Randy und lächelte jeden an. Ich nickte. „Dann los!" Wir folgten Randy, in den Saal, wo die Aufführung stattfand. Der Raum war schon gefüllt von vielen Besuchern und die Jury nahm ebenfalls gerade Platz. Lola empfing uns. „Wie siehts aus?", fragte sie. „Alles paletti?" Wir nickten. „Klasse. Ihr wisst ja, wo ihr warten müsst", lächelte sie. Wir nickten erneut und gingen.
„So. Und jetzt bitten wir die Letzten des heutiges Abends auf die Bühne, ehe sich die Jury zu ihrer Wahl zurückzieht. Nameless, die zu dem Lied Wings tanzen werden", sagte der Moderator. „Sie hat sich sogar unseren Namen gemerkt und ihn weitergeleitet", stellte Randy erstaunt fest. Ich betrat mit klopfenden Herzen die Bühne. Die ganzen Leute. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich suchte Skys Blick. Sie lächelte mich aufmunternd an. Die ersten Töne. Erst Randy, dann Emmi, ich, Sky, Anila, Jesse, Mitch, Riley, Kyle und Donald. Immer ins Publikum schauen und lächeln, schärfte ich mir ein und sah sofort auf. Die Boxen standen direkt neben der Bühne und hatten genau den richtigen Bass. Meine Nervosität verflog schnell und ich tanzte gelassen, dennoch mit Spannung. Die Musik kam dem Zeitpunkt unserer Überraschung immer näher. Dann ging es auch schon los. Konfetti und Luftschlangen wurden von irgendwelchen Geräten in die Luft katapultiert. Was weiß ich. Dann war das Lied zu Ende und wir verharrten in der Schlusspose. Ich atmete erleichter auf, als das Publikum beim Applaudieren sogar aufstand. Wir verbeugten uns und liefen von der Bühne. „Ihr wart der Hammer!", rief Lola und kam auf uns zu. „Danke."
„Ich bin mir sicher, dass ihr ins Achtelfinale kommt", lächelte sie. „Ich muss los. Bis dann."
Wenn wir heute rausfliegen würden, würde morgen unser Flieger zurück nach New York gehen. Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe herum und drückte uns die Daumen. Wir mussten unbedingt weiterkommen.
„Die Jury ist von ihrer Wahl zurück! Jedes Jurymitglied hat ihre zwei Favoriten herausgesucht. Dann fangen wir auch gleich einmal an. Marie, würdest du anfangen?", meldete sich der Moderator wieder und gab das Wort an Marie, einem Mitglied der Jury, weiter. „Gerne. Also, mein absoluter Favorit ist auf jeden Fall mal Nameless. Großen Applaus an euch, kommt bitte auf die Bühne." Wir sprangen kreischend auf und betraten die Bühne. Die Menge tobte. „An diesem Abend, haben wir uns regelrecht um euch gestritten", sagte Marie und lachte. „Ihr war einfach Spitze!" Wir nickten dankbar. Nachdem auch alle anderen sieben Gruppen auf der Bühne standen, unter denen sich auch die Balletttänzer befanden, die ins Achtelfinale aufgestiegen waren, applaudierten nochmal alle und die ersten Zuschauer verließen den Raum. Auch wir gingen von der Bühne und stürmten auf Lola zu, die uns lachend in die Arme schloss. „Was hab ich gesagt?", lachte sie.
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Ich lag frisch geduscht in meinem Bett. Ich schloss die Augen. Wieder spielten sich die Erinnerungen in meinem inneren Auge ab. Zane. Ich war verwirrt. Ich wollte immer was von ihm. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich mich bei ihm bedankt habe, für alles was er für mich getan hat. Wie wir uns kennengelernt haben ... und dann, als er mir die Cremen gekauft hat, die ich für meine geprellten Rippen brauchte. Ich vermisste ihn echt krass viel. Die starken Arme, die sich immer so beschützend um meinen Körper schlossen. Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, was da zwischen mir und Donald war. Donald und ich haben uns schon zwei Mal geküsst. Einmal beim Weihnachtsball. Und einmal vor ein paar Tagen, in seinem Zimmer. Zane hatte ich noch nie geküsst. Aber ich wollte was von ihm, dass war sicher. Mir wurde plötzlich schlecht. Zane war immer für mich da. Seine Art war unübertrefflich. Er war unübertrefflich. Er hatte mich vor allem und jedem beschützt. Der Schlag meines Herzens beschleunigte sich. Zane. Und da war noch was, was ich jetzt wissen musste.
„Sky?", fragte ich. Ein Grummeln aus ihrem Bett, das klang wie ein „Was ist denn?"
„Kann ich dich etwas fragen?"
Sky setzte sich auf. „Klar."
„Lief zwischen dir und Zane eigentlich was?"
„Nein. Reine Freundschaftsliebe. Du weißt schon", murmelte sie müde.
„Achso. Na dann ist's ja gut."
„Warum fragst du?"
„Weißt du ... mir ist gerade in den Sinn gekommen, dass ich für Zane womöglich viel mehr empfunden habe als für Donald jetzt ..."
„Halt, Stop! Pause!", rief Sky aufgeregt. „Du stehst auf Donald?"
Ich ließ einen langen Seufzer aus. „Ich habe dir doch erzählt, dass wir uns geküsst haben", versuchte ich fortzufahren, doch Sky unterbrach mich kreischend: „Ihr habt waaaaas?"
„Ou ... Anscheinend habe ich dir das nicht erzählt ... Tut mir leid, Süße." Ich lächelte unschuldig. Sky schien wieder ganz wach zu sein. Sie sprang auf und warf sich im Schneidersitz auf mein Bett. „Erzähl!", forderte sie auf. Ich erzählte ihr also die Geschichte vom Weihnachtsball und von dem Kuss in seinem Zimmer. Sie nickte verständnisvoll. „Und was war mit Zane?", fragte sie.
„Zane und ich, wir waren uns vielleicht ganz nah, aber schon sehr nah. Weißt du, er hat sich total um mich gekümmert. Und naja, ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Ich vermisse ihn einfach total. Und da war dann dieser eine Tag, an dem er so süß zu dir war. Und das mit den Spitzenschuhen", erzählte ich. Sky schien zu überlegen, aber dann machte sie eine Geste, die zeigte, dass es ihr wieder eingefallen war.
„Zane hat dich eben so angeschaut. Und ich habe mir einfach gewünscht, dass er mich auch so ansieht. Und einmal hat er so seinen Arm um deine Hüfte gelegt. Ich war total eifersüchtig." Ich lachte. Wie naiv ich war. Sky schien es nicht lustig zu finden und sah mich einfach nur an. „Dann kam auch schon der Tag, an dem wir uns gestritten haben, wegen dem nach New York fliegen. Du hast Zane eine Kette vor die Füße geschmissen, dann bist du weggerannt. Wie auch immer, das tut nichts zur Sache. Aber, naja, wie soll ich sagen?"
„Sag es einfach so wie es ist", sagte Sky, noch immer ernst dreinschauend.
„Ich hab die Gefühle für ihn bis vor ein paar Tage vergessen? Das klingt falsch, es ist falsch, aber dennoch richtig." Verzweifelt hielt ich mir den Kopf. „Vielleicht weißt du ja was ich meine." Sky nickte nur. Sie zuckte mit keiner Wimper. „Sky? Was ist los? Weil ich dir den Kuss mit Donald nicht gleich erzählt habe?"
„Nein. Ich verstehe, dass du deswegen einfach zu glücklich warst und so."
„Was ist es dann?"
„Ich habs dir schon einmal gesagt: Trau Donald nicht! Er nimmt sich jede, die ihm über den Weg läuft! Wie wir joggen waren, da war ja sein ‚angeblicher Zwillingsbruder' in dem Aida Café", sagte sie. Ich wusste was sie meinte und nickte nur. „Wer weiß, obs wirklich sein ‚Zwillingsbruder' war?"
„Aber er hat gesagt, er hat ihn dort vorher auch gesehen. Und er kennt kein anderes Mädchen mit schwarzen Haaren, außer Randy", sagte ich.
„Und weißt du, was ich mal gesehen habe? Ich habe ihn mal mit einer Schwarzhaarigen gesehen. Und das war er. Er und niemand anderer. Er kennt noch genügend schwarzhaarige Mädchen außer Randy. Ich bin auch mal auf ihn reingefallen. Er hat mich bloß verarscht." Skys verletzter Blick sagte, dass sie mich nicht anlog und dass sie nur mein Bestes wollte. Ich würde, könnte und will dich nicht so verletzten, weil ich dich liebe.
„Das hat er gesagt", flüsterte ich.
„Was?", wollte Sky wissen.
„‚Ich würde, könnte und will dich nicht so verletzten, weil ich dich liebe.' Das."
„Mir hat er auch gesagt, er liebt mich. Er hat's nicht getan. Ich will nicht, dass er dir das Herz bricht."
„Du meinst ... er könnte mich genauso verletzten?"
„Ich weißt nicht ob er es ernst mit dir mein Dec! Ich kann dir nichts versprechen. Sei einfach vorsichtig bei ihm. Lass dich nicht mehr auf alles ein. Tu mir den Gefallen, ja?"
Ich nickte. Sky drückte mich einmal fest, ehe sie in ihr Bett schlich und sich dort niederlegte und einschlief. Ich ließ mich zurück ins Kissen sinken. Ich schloss die Augen. Tränen rollten mir über die Wangen. Ich wusste nicht, dass er so ein Arschloch ist ...
Ich würde, könnte und will dich nicht so verletzten, weil ich dich liebe.
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