Kapitel 24 - Ballkleid


Ich wachte auf. Sky stand am Herd und wankte komisch hin und her. Lag womöglich am Alkohol. „Ich finde du hast gestern doch einen Schluck zu viel Alkohol erwischt", bemerkte ich. „Wenns bloß nur ein Schluck gewesen wäre", meinte sie. „Es waren bestimmt drei bis vier Gläser zu viel!" Ich lachte. Sie ließ sich auf einen Sessel fallen. „Alkohol hat mir noch nie gut getan", bemerkte sie.

„Alkohol tut niemanden gut."

Sky zuckte mit den Schultern. „Ich bin einfach froh, dass wir heute nichts vorhaben." Sie schien echt fertig zu sein. Unter ihren Augen waren tiefe Augenringe sichtbar. „Du solltest dich noch einmal hinlegen und schlafen", fand ich.

„Nee. Ich muss das Essen machen, der Besucht kommt bald", antwortete sie mir.

„Welcher Besuch denn?"

„Lass dich überraschen!"

Da klingelte es schon an der Türe. Ich öffnete die Türe und kreischte los. Ich fiel Cadence und den Anderen um den Hals. „Oh mein Gott! Was macht ihr hier?", fragte ich. „Wir wollten dich besuchen", antwortete Zane und zog die Augenbrauen hoch. „Was macht ihr denn schon hier? Ihr wolltet doch erst am Nachmittag kommen!", bemerkte Sky.

„Ja, das hatten wir vor, aber Cadence konnte es nicht abwartet, Dec endlich wieder zu sehen", sagte Bess und lachte.

„Jetzt tu doch nicht so, als ob nur ich es nicht abwarten konnte!", mischte sich Cadence ein, die ich immer noch umarmte.

„Hab ich nie behauptet", gab Bess von sich.

„Aber du hast es angedeutet!", meinte Cadence und löste sich von mir.

„Jaja ist gut, tut mir leid!", lachte Bess und schloss die Türe hinter sich. Wir hockten uns rund um den Tisch. „Wie lange bleibt ihr?", fragte ich. „Nur zwei Tage", schmollte Cadence.

„Was ist mit Kate?", wechselte Sky ernst das Thema und stellte jedem einen Teller mit Spiegelei und Speck hin. Ach ja Kate. Die hatte ich total vergessen!

„Hin und wieder kreuzt sie bei uns auf und verschwindet dann wieder spurlos", erklärte Zane.

„Das ist echt unheimlich!", sagte Cadence.

„Warum bleibt sie nicht? Ich bin doch jetzt eh weg!", fragte ich.

„Wir haben keine Ahnung. Aber es lag bestimmt nicht an dir, dass sie gegangen ist!", sagte Bess.

„Und wie das an mir gelegen ist!", wiedersprach ich.

„Red keinen Mist", mischte sich Sky wieder ein. „Es ist passiert und aus!"

Ich hielt sicherheitshalber meinen Mund und begann zu Essen, wie alle Anderen auch. Ich seufzte. Es war alles meine Schuld. Es war meine Schuld, dass alle gegangen sind, Kate, Calvin, David und alle Anderen auch. Irgendwann fragte Bess: „Nelly was ist denn mit dir passiert? Du siehst total komisch aus!" „Das ist der Alkohol", sagte Sky.

„Welcher Alkohol?"

„Gestern war 'ne richtig geile Party im Gange!", antwortete ich für sie.

„Ouuu ... Ein bisschen zu viel Alkohol erwischt?", fragte Cadence. Sky nickte. Nach dem Frühstück zog ich mir erst einmal etwas Vernünftiges an und sah auf mein Handy. Eine neue Nachricht. Von Donald. Augenblicklich begann mein Herz schneller zu schlagen. „Haha ja. War echt cool gestern mit dir. Hast du heute vielleicht Zeit?" Ich musste absagen, da Cadence und die Anderen da waren, auch wenns mir schwer fiel. „Hey ihr!", rief ich. Alle drehten den Kopf in meine Richtung. „Habt ihr ein Problem damit, wenn ich am Nachmittag etwas weg bin?", fragte ich.

„Nein, nein. Mach ruhig! Was machst du denn?", antwortete Sky und Cadence.

„Ich treffe mich mit Donald."

„Aww", entfuhr es Sky und sie hielt sich gleich die Hand vor den Mund. Ich verdrehte die Augen und schrieb Donald zurück: „Klarooo. Also ab 15 Uhr hab ich Zeit. Was machen wir?"

„Lass dich überraschen, Schätzchen", schrieb er zurück und ich lächelte.

„Um 15 Uhr bei der alten Lagerhalle?", schrieb ich.

„Perfekt! Bis später", antwortete er und somit war unser Gespräch beendet. Ich steckte mein Handy in die Hosentasche.

„Okay Leute. Ich geh dann einmal!", rief ich und öffnete die Wohnungstüre. Bevor ich verschwand, umarmte ich noch einmal alle, am Festesten und Längsten drückte ich Cadence. Danach verschwand ich. Ich machte mich auf den Weg zur alten Lagerhalle wo ich schon Donald sehen konnte. Vor ihm blieb ich stehen und sah ihm tief in die Augen. „Hey", sagte ich und lächelte. Donald ging voraus und ich folgte ihm. Erst gingen wir in ein Café, wo ich mir einen Eiscafé bestellte. Donald trank einen verlängerten Braunen. Wir unterhielten uns etwas über die Party und lachten. Nachdem wir ausgetrunken und bezahlt hatten, standen wir auf und verließen das Café. Donald und ich schlenderten durch die Shopping-City und hin und wieder blieb ich stehen und bewunderte die Auslagen. Es war Herbst und in knapp einem Monat würden schon die ersten Weihnachtsdekorationen und Weihnachtsauslagen gemacht werden. Noch drei Wochen, dann hatten wir Anfang November, dann dauerte es nicht mehr lange und man hatte Dezember und dann wiederum musste man Anfangen Geschenke für Weihnachten zu besorgen. Ja ich liebte Weihnachten! Vielleicht lag es ja auch daran, dass ich zu Silvester Geburtstag hatte, ich mochte Geburtstag und war ein riesen Fan von Geschenken. Ich lächelte und zog meinen Mantel enger um mich. „Schau einmal Dec", holte mich Donald aus den Gedanken. „Hm?", machte ich und sah zu ihm auf. Donald blieb stehen.

„Wär das nicht etwas für dich?", fragte er und zeigte in eine Auslage, wo ein schlichtes weißes langes Kleid stand.

„Kleider sind nichts für mich. So etwas steht mir auch nicht."

„Dir steht alles!", sagte Donald. Meine Wangen röteten sich und ich sah schnell weg.

„Wofür sollte ich denn so ein Ding brauchen?", fragte ich.

„Für den Weihnachtsball, der bald ist!"

„Und wer sagt, dass ich da hin gehe?"

„Ich!"

„Und mit wem?"

„Mit mir!" Donald zog mich hinter sich her in das Geschäft. „Du probierst es wenigstens an!", bestimmte er. Ich verdrehte die Augen. „Meinetwegen." Er suchte mir das Kleid in meiner Größe, die ich ihm sagte, heraus und streckte es mir hin. Seufzend nahm ich das weiße Prachtstück entgegen und verschwand in einer Umkleidekabine. Ich zog den Vorhang zu, zog mich aus und das weiße Kleid an. Eigentlich wollte ich nur einen kurzen, flüchtigen Blick in den Spiegel werfen, aber dieses Kleid stand mir. Schnell drehte ich mich um, zog den Vorhang zur Seite und trat aus der Kabine. Vor dem großen Standspiegel blieb ich stehen und betrachtete mich lächelnd. Im Spiegel sah ich, dass Donald kam und mich amüsiert ansah. „Und, was hab ich gesagt?", lachte er. „Ja, es tut mir leid. Du hattest recht und ich hatte unrecht. Vergib mir!" Ich verdrehte grinsend die Augen.  

„Dir vergeb ich alles!"

„Schleimer ...", murmelte ich und boxte ihm auf die Schulter.

„Du kaufst das Kleid! Wenn du es nach dem Weihnachtsball nicht mehr brauchst, schenk es Aubrey, die braucht es bestimmt für ihr Ballettdingsbums."

„Ja mach ich." Ich kaufte das Kleid und ging mit Donald und einem Sackerl in dem das Kleid war aus dem Laden. Der Wind blies mir mehrere braune Haarsträhnen ins Gesicht. Ich spürte, wie meine Ohren und meine Finger begannen abzufrieren. Meine Hände vergrub ich tief in meinen Manteltaschen. „He Donald. Entweder wir setzten uns in ein Café oder ich kauf mir einen Haube", sagte ich. Ich konnte die Antwort wortwörtlich riechen. Vor uns war ein Aida-Café, in das wir eintraten. Donald bestellte für mich einen heißen Kakao mit Schlagsahne und für sich ebenfalls, während ich uns beiden ein Stück Schokotorte holte. Jetzt saßen wir gemeinsam am Tisch und unterhielten uns. Ich löffelte mit dem Löffel die Schlagsahne von Kakao. „Wann ist dieser Weihnachtsball?", unterbrach ich eine unangenehme Stille. Donald sah von seinem Tortenstück auf. „Am 22, wenn ich mich nicht irre", antwortete er mir. Ich nickte.

„Es gibt einen Silvesterball, am 31 auch noch. Da könnten wir auch hin gehen."

„Nein, da würde ich gerne meinen Geburtstag feiern ...", murmelte ich leise.

„Bist du ein Silvesterkind?", fragte Donald. Ich nickte.

„Voll cool!"

„Haha ... ja ... total ..." Ich zog die Augenbrauen hoch.

„Ich mein das ernst."

„Komm schon, lass uns gehen." Wir zahlten und verließen das Café. Es wurde bereits dunkel. Donald begleitete mich noch zu Skys Wohnung. Wir verabschiedeten uns mit einer kurzen Umarmung. Ich sah Donald so lange nach, bis er in der Dunkelheit verschwand, dann trat ich in die Wohnung ein. „Hey!", brüllte ich, warf die Wohnungstüre zu und hing meine Jacke auf den Kleiderständer. „Brüll nicht so!", schrie Sky zurück. Sie saß am Tisch.

„Sorry, ich hab dich nicht gesehen", entschuldigte ich mich. Sky hob die Augenbrauen. Die Blondine blätterte in einer Zeitschrift. „Was liest du da?", fragte ich.

„New York", antwortete Sky. New York war eine Zeitschrift. „Wie wars mit Donald?"

„Klasse! Guck mal!" Ich hielt Sky das Ballkleid vor die Nase. „Donald und ich gehen am 22 Dezember auf den Weihnachtsball! Kommst du mit?", erzählte ich aufgeregt.

„Wie denn, ohne Partner?"

„Wenn Jesse oder die Jungs von dem Weihnachtsball hören, bist du so gut wie vergeben!"

„Ach Quatsch. Die prügeln sich alle um Anila."

„Das glaub ich nicht. Anila ist eher „cool". Geht die überhaupt auf Bälle?"

„Sie sieht vielleicht cool aus und ist es auch, aber wenn es um Bälle geht, ist sie Feuer und Flamme und noch dazu sieht sie auf Bällen immer wunderschön aus!"

„Jesse soll dich fragen."

„Wenn du meinst ..." Sie rollte mit den Augen. „Ich geh duschen und dann ins Bett, mir geht's nicht so gut", erklärte Sky und verschwand im Bad. Was war bloß mit ihr los? Ich setzte mich an den Tisch und las etwas in der New York Zeitschrift.

Nachdem ich duschen war, lag ich auf meinem Schlafplatz. Ich steckte mein Handy an und deckte mich zu. Es war cool heute, aber auch anstrengend. Mir fielen die Augen zu und ich schlief ein. 

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