Kapitel 20 - Kristallblaue Augen


Ein rütteln holte mich aus meinen Träumen. Noch zehn Minuten, dann war ich da. Ich packte meine Kopfhörer weg und sah auf mein Handy. Womöglich hatte ich ein paar neue Nachrichten. Ich entsperrte mein Smartphone und auf dem Display leuchtete „Eine neue Nachricht!" auf. Seufzend tippte ich drauf. „Werde ich nie vergessen! Bitte melde dich, wenn du in New York bist. Wir machen uns jetzt schon Sorgen um dich!" Cadence hatte mir das geschrieben.

Der Flieger war gelandet. Ich sprang auf, rannte aus dem Flieger und schnappte mir meine Koffer, die zum Glück eine der Ersten waren. Ich wollte gerade aus dem Flughafengebäude eilen, als ich mit wem zusammenrannte und auf den Hintern flog. Toll gemacht December! Jetzt hinterlässt du gleich einmal einen guten Eindruck! Spitze!, rief meine innere Stimme sauer und ich verdrehte die Augen. „Hoppla. Da scheint es ja wer eilig zu haben!", bemerkte eine weibliche Stimme. Ich sah auf. Ein Mädchen mit kristallblauen Augen und blonden Locken stand vor mir. Sie erinnerte mich stark an Nelly. Nur dass die Locken des Mädchen viel wilder und frecher wirkten und die Augen des Mädchen eine viel intensivere, anziehendere Farbe hatten. Das Mädchen half mir auf die Beine. „Warum die Eile?", fragte sie dann. „Öhm ...", fing ich an. Die Fremde sah mich abwartend an.

„Ich hab einen Termin", log ich schnell. Es musste ja nicht jeder wissen, dass ich obdachlos war und mir mein Geld antanzen musste. Obwohl, 300 Euro hatte ich circa dabei. Konnte ich mir damit ein Hotelzimmer oder eine Wohnung leisten?

„Achso. Na dann, viel Spaß!", sagte das Mädchen. Bevor sie in der Menschenmenge verschwinden konnte, fragte ich noch: „He du?! Gibt es irgendwo ein günstiges Hotel oder eine Mietwohnung? Ich hab nur 300 Euro dabei!" Das Mädchen zog die Augenbrauen hoch. „Mit 300 Euro wirst du nicht unbedingt viel anfangen. Es gibt ein Hotel in der Nähe. Fünfzig Euro pro Nacht. Du kannst dir sicher vorstellen, wies dort ist. Hässliche Zimmer mit Spinnweben. Manchmal sogar schimmliges Essen. Dort würde ich nicht hingehen wenn ich du wäre!", erklärte sie. Ich seufzte. „Am Besten wir setzen uns mal in ein nahegelegenes Café und du erzählst mir mal was", meinte sie.

„Ich hab sowieso keinen Termin", gab ich zu. Sie lachte und wir verließen das Flughafengebäude. Das Mädchen und ich setzten uns nieder. Wir redeten und ich erzählte ihr, warum ich hier war. „Ich bin übrigens December", stellte ich mich vor. „Du kannst mich aber Dec nennen!" Sie lächelte und sagte dann: „Sky mein Name." Sky ... was für ein wunderschönder Name!, schoss es mir durch den Kopf und ich sprach meine Gedanken laut aus: „Voll schöner Name!"

„Kann ich nur zurück geben!", lachte Sky und ihre kristallblauen Augen blitzten auf. Ich hatte so das Gefühl, dass sie immer lächelte. Die ganze Zeit über zierte ein freundliches Lächeln ihr Gesicht. Wir redeten noch etwas, bis Sky sich erhob. „Sorry Dec. Ich hab wirklich einen Termin. Die Gang und ich gehen tanzen!" Ihre blauen Augen blitzten auf. Sie nahm mir die Worte aus dem Mund, indem sie frage: „Willst du vielleicht mitkommen? Dann kann ich dich gleich den Anderen vorstellen. Und dann bleibst du am besten gleich bei mir in der Wohnung. Na los!" Sky zog mich hoch und gleich mit sich. Wir verließen das Café und ich zog meine Koffer hinter mir nach. Wir gingen durch viele Gassen. Wir kamen bei einer Wohnung an und Sky sperrte sie auf. „Stell einfach mal deine Koffer rein!", bestimmte die Blonde und ich tat was sie sagte. Danach verließen wir die Wohnung wieder und liefen weiter, bis wir vor einem großen Gebäude standen. Sky stieß die Türe auf und trat ein. Dieser Anblick ...! Ich könnte sterben! Überall waren Tänzer. Aber es waren anscheinend alles verschiedene Tanzgruppen, denn Sky packte mich am Arm und wir drängelten uns durch die Menge, bis wir schließlich endlich bei Skys Gruppe angekommen waren, denn sie wurde von allen mit einem „Na endlich Sky!" oder „Hey Sky!" begrüßt. Es waren ungefähr drei Mädchen und fünf Jungs. Ein Mädchen mit wilden, zerzausten, braunen Haaren und fast schwarzen Augen stand auf. „Na endlich Sky. Ich dachte schon, du kommst nie!", sagte das Mädchen. „Sorry Randy. Ich habe etwas beim Flughafen machen müssen und dabei bin ich auf die da gestoßen!" Sky deutete mit dem Finger auf mich und ich setzte ein gefälschtes Lächeln auf. Randy musterte mich. „Wer ist das?", fragte sie.

„Dec", antwortete Sky. „Das hilft mir natürlich", bemerkte Randy spitz und zog die Augenbrauen nach oben. Sie musterte mich erneut, dann nickte sie. „Freut mich dich kennenzulernen", sagte sie ein bisschen trocken. „Ebenfalls!" Ich reichte Randy die Hand. Randy stellte auch die anderen Mitglieder der „Gang" vor. Als erst die Mädchen. „Also: das ist Anila." Sie zeigte auf ein schlankes, circa 1,65m großes Mädchen, mit bauchnabellangen, braunen Haaren. Ihren Kopf krönte eine schwarze „Bulls" Kappe, mit rotem Schirm. Anila sah mir in die Augen. Ihre Augen waren eine Mischung aus den Farben Blau, Grün, Grau und Gelb. Sie schien ziemlich sportlich und auch tänzerisch zu sein. Keine Ahnung, warum ich das vermutete, vielleicht lag das an ihrer verdammt guten Figur. Was ich noch bemerkte, waren ihre kreativ verzierten Fingernägel, weshalb ich sie auch bei den verrückten, beziehungsweise kreativen Menschen einordnete. Anila lächelte mich freundlich an und reichte mir die Hand. Sie schien eigentlich ganz in Ordnung zu sein. Dazu wirkte sie auf mich ziemlich selbstbewusst, jedoch auch irgendwie auf sich alleine gestellt. Während alle Anderen miteinander tratschten, saß sie daneben und beteiligte sich an keinem der Gespräche. Irgendwann werde ich schon noch alles erfahren. „Emmi", stellte sich das letzte Mädchen vor und reichte mir die Hand. Sie hatte lange Haare in einem schönen Blau und ihre Augen leuchteten in einem freundlichen Grau. Ihr T-Shirt hatte einen tiefen Ausschnitt und lag eng an ihrem Körper an. Sie war ebenfalls ziemlich klein un dünn und die eng anliegende Jeans betonte ihre langen dünnen Beine. „Jetzt zu den Jungs. Jesse", sagte Randy. Sie deutete auf einen muskulösen Jungen. Er hatte dunklere Haut und schwarz-braune Haare, die auf der Seite kürzer, in der Mitte länger und vorne aufgestellt waren. Seine dunkelbraunen Augen blitzten kurz wegen dem Licht auf und ich lächelte freundlich. Unter seinem T-Shirt zeichneten sich eindeutig seine Bauchmuskeln ab. Dieser Anblick brachte mich zum Grinsen und ich biss mir auf die Unterlippe und das Grinsen ein bisschen zu unterdrücken. „Das hier ist Donald", setzte Randy fort und zeigte auf den Typen neben Jesse, er hatte ebenfalls dunklere Haut und die Selbe Frisur wie Jesse. Er sah Jesse überhaupt ähnlich, nur dass Donald eine Brille und Ohrringe hatte. Den nächsten Jungen stellte Randy als „Mitch" vor. Er hatte längere braune Haare und graue Augen. Das war eine gute Kombination! „Der gute Junge hier heißt Riley", erklärte mir Randy. Riley war so wie Jesse sehr gut gebaut und auch bei ihm konnte man auch den Six-Pack ordentlich sehen. Erneut biss ich mir auf die Unterlippe. „Und ich bin Kyle." Der Letzte lächelte mich freundlich an und ich lächelte zurück. „Ich bin Dec", stellte ich mich allgemein vor und mein gefälschtes Lächeln verwandelte sich in ein Echtes. Sie schienen eigentlich alle ganz nett zu sein. Sky drehte sich auf dem Fleck um und ließ sich rücklings neben Riley auf die Couch fallen. „Randy?", fragte Sky. Randy drehte ihren Kopf zu Sky. „Was machen wir heut Abend?", fragte Sky weiter. „Vielleicht gar nichts", meinte Randy und setzte sich zu Emmi. Ich freundete mich ziemlich schnell mit allen an. Wir redeten und lachten.

Ich wusch mir die Hände und kam aus dem Klo heraus. „Wo wohnst du eigentlich jetzt?", hörte ich eine männliche bekannte Stimme hinter mir. „Hast du gelauert oder wie?", fragte ich Jesse und lachte.

„Kann ich nicht einfach fragen?"

„Warum interessiert dich das?", fragte ich frech.

„Weil ich dachte, sonst könntest du vielleicht bei mir wohnen", grinste er und ich boxte ihm auf die Schulter.

„Sky hat mir angeboten, dass ich bei ihr wohnen kann und ich habs angenommen."

„Und wie alt bist du?", fragte er.

„Keine 10 mehr. Ich bin 16. Und du? Also geistig auf jeden Fall mal Zwei!", bemerkte ich und grinste frech.

„Du kleines Biest!", zischte Jesse und knuffte mich in die Seite.

„Also, wie alt bist du jetzt?"

„18. Bald 19."

„19? Nach meiner Meinung siehst du nicht wie 19 aus", bemerkte ich.

„Wie seh ich denn deiner Meinung nach aus?", fragte Jesse.

„55", meinte ich so trocken wie möglich.

„Freche Göre", murmelte Jesse. Ich konnte mir mein Lachen nicht mehr verkneifen und prustete los. Also mit Jesse verstand ich mich schon einmal prima ...! Ich biss mir unschuldig auf die Unterlippe. „Und jetzt wieder die Unschuldige spielen, hm", murmelte Jesse und verdrehte die Augen. Ich streckte ihm die Zunge raus und rettete mich zu Sky. „Du warst aber lange am Klo", bemerkte sie und zog die Augenbrauen hoch. „Sorry. Ich hatte ein kleines Gespräch mit Jesse", erklärte ich und musste leise auflachen. Jesse stand jetzt vor uns und schmollte Sky an. „Sie hat gesagt ich sehe wie 55 aus", schluchzte er gespielt.

„Ouu ... diese böse Dec. Obwohl, da hat sie gar nicht so unrecht", antwortete Sky frech und musterte ihn. Emmi kam vorbei, klopfte Jesse aufmunternd auf die Schulter und meinte: „Probiers mal mit Anti-Aging. Tut dir bestimmt gut!"

„Sag mal wollt ihr mich alle verarschen?", fragte Jesse.

„Wir sind Mädels Jesse! Wir halten zusammen!", lachte Sky.

„Eure Girlspower nervt manchmal echt!" Jesse drehte sich um und ging. Ich fing an zu lachen. Sky und Emmi fielen in mein Lachen ein. „Was gibt's da blöd zu lachen?", fragte Randy und betrat den Raum. Sofort verstummten alle. Anila, Jesse, Donald, Mitch, Riley und Kyle, standen hinter Randy. „Wir sind kurz davor, hier zu verlieren! Also los!  Bewegt eure Ärsche in den Trainingsraum und lasst uns üben!", kommandierte Randy. Wir sprangen auf. Im Trainingsraum stand ein Radio. Riley steuerte direkt darauf zu und schaltete ein Lied ein. Ich erkannte es sofort. Wrecking Ball von Miley Cyrus. Und ich erkannte auch, dass die Tanzgruppe eine Jazz Gruppe war. Es waren vielleicht ein paar Hip Hop Moves dabei, aber der Rest war Jazz. Ich musste lächeln. Randy rutschte in den Frauenspagat und die Anderen erstarrten auch in bestimmten Posen. Das Lied und der Tanz waren zu Ende. Ich applaudierte laut. Einfach fantastisch. „Irgendetwas fehlt an dem Tanz", meinte Randy. „Wir brauchen noch etwas." „Wie wärs mit Dec?", fragte Emmi. „Sie wäre bestimmt klasse!"

„Tanzt du?", fragte mich Randy.

Ich nickte: „Hip Hop und Jazz."

„Dann komm her", forderte sie mich auf und ich tat sofort, was sie sagte. Schritt für Schritt lernte ich die Choreographie und es ging ziemlich schnell, da ich schnell lernte und mir viel merken konnte. Es wurde immer später und schließlich hatten wir die Choreographie fertig. Auch ich hatte mein Solo bekommen. Wir verabschiedeten uns voneinander. Sky und ich schlenderten zu Skys Wohnung. „Und wie findest du die Anderen?", fragte die Blondine. „Einfach nur total lieb!"

„Du hast es auf Jesse abgesehen nicht wahr?", fragte sie und zog die Augenbrauchen nach oben.

„Haha. Ich glaube so etwas nennt man Freundschaft zwischen den zwei verschiedenen Geschlechtern", bemerkte ich. Sky lachte und sperrte die Wohnungstüre auf. Wir traten ein und Sky verschloss die Türe hinter uns wieder. Ich verschwand im Bad und schloss ab. Ich fiel förmlich aus meinen Klamotten und stieg in die Dusche. Ich ließ das Wasser über meinen Körper fließen. Das tat gut! Nachdem ich fertig war und mich abgetrocknet und angezogen hatte, bat ich Sky um einen Schlafplatz. Sie deutete auf eine Bettbank, wo sie mir schon Polster und Bettdecke hergerichtet hatte. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und schnappte mir mein Handy. Ich hatte ganz vergessen, mich bei Cadence und den Anderen zu melden, weshalb ich sie sofort anrief. Ich erzählte ihnen alles was passiert war und auch, dass ich mir wünschte, dass sie hier wären, aber es besser für sie sei, wenn sie in Los Angeles blieben. Nachdem wir ein dreiviertelstündiges Gespräch hinter uns hatten, legte ich auf. Ich legte mich hin und wünschte Sky eine Gute Nacht. Sie schaltete das Licht ab und ich schlief beinahe augenblicklich ein. 

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