Kapitel 18 - Entscheidung und Auseinanderfall
Die Zeit verging wie im Flug und ich war schon beinahe ein Monat bei ihnen. Kate war immer noch nicht aufgetaucht. Jeden Tag waren wir auf der Suche nach ihr. Wir geisterten sogar bei Nacht durch die ganze Stadt und riefen ihren Namen. Wir versuchten so gut es ging jeden Stein von Los Angeles umzudrehen, um Kathleen zu finden. Wenigstens lachten wir inzwischen schon immer mehr und mehr. Und es tat echt gut! Nach meiner Meinung verbesserte sich mein Leben immer mehr. Stück für Stück wurde mein Leben immer besser. Ich lächelte in mich hinein.
„GUTEN MORGEN!", quiekte plötzlich Cadence und vor Schreck plumpste ich aus meinem Bett. Ja, meinem BETT. Cadence und ich konnten uns gemeinsam eine Zweierwohnung leisten und sind dort eingezogen. „Man du hast sie ja nicht mehr alle!", fuhr ich die Rothaarige an, die sich vor Lachen am Boden kugelte.
„Du hättest dein Gesicht sehen müssen!", japste sie unter tausenden Lachanfällen. Ich kniff meine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
„Und übrigens", grinste sie, „Nette Frisur!"
Ich verdrehte meine Augen, grinste aber dann: „Ebenfalls. Ich meine: schicke Antenne! Steht dir!" Mit „Antenne" meinte ich eine Haarsträhne, die wirr von Cadences Kopf abstand. Sie fuhr sich lachend mit den Fingern durch ihre Haare und drehte sich um. Bevor sie aus dem Zimmer verschwand, sagte sie noch: „Mach dich fertig und komm frühstücken. In einer Stunde müssen wir in der alten Fabrik sein, Zane erwartet uns dort!" Zane ... Dieser Name hallte in meinem Kopf. Ich schnappte mir eine löchrige Jeanshotpants und ein schwarzes Top. Meine normal 30 Minuten Morgendusche, war heute in nur fünf Minuten erledigt. Schnell zog ich mir Unterwäsche an und mein Gewand oben drüber. Nachdem ich meine Haare geföhnt hatte, band ich sie mir zu einem schlampigen Dutt zusammen. Ich schminkte mich dezent und lief mit schnellen Schritten zu Cadence in die Küche, um zu frühstücken.
„Also ich bin fertig!", sagte ich, nachdem ich mir die Zähne geputzt hatte. „Das ist gut, dann können wir ja gehen!", sagte Cadence und verließ vor mir die Wohnung. Ich schloss die Wohnungstüre ab und rutschte nach Cadence das Treppengeländer hinunter. Wir fuhren mit unseren Skateboards zu der alten Fabrik, wo schon alle warteten. Ich ließ mich neben Bess auf die Bank plumpsen. Zane ließ sich neben mir nieder und legte wie selbstverständlich einen Arm um mich. Augenblicklich wurde ich rot und senkte meinen Blick auf den Boden. Zane und ich haben uns in dem letzten Monat ziemlich gut angefreundet. Nelly beobachtete uns und als ich aufsah, sah sie schnell weg. Ich genoss Zanes Nähe. Sie tat mir gut. Meine neue Familie tat mir gut. Nachdem der Gesprächsstoff ausging und sich alle beruhigten, sahen alle gespannt zu Zane, der sich räusperte. Calvins Blick fiel auf Zanes Arm, den er um meine Schultern gelegt hatte. Er grinste Zane an und räusperte sich. Nelly würdigte mich keines Blickes, sie sah auch Zane nicht an. War SIE eifersüchtig? Naja, wahrscheinlich. Aber ich konnte es verstehen, ich war genauso eifersüchtig auf sie gewesen, als Zane einen Arm um sie gelegt hatte. Nelly saß nur neben Bess und starrte aus dem Fenster gegenüber.
„Seit ihr fertig mit reden?", unterbrach Zane das Getratsche, das wieder angefangen hatte, bevor er gesprochen hatte. Sofort war es muxmäuschenstill. Wieder sahen alle gespannt zu Zane, der sich erneut räusperte und dann zu sprechen begann: „Leute, ich habe einen Entschluss gefasst." Niemand sagte etwas, sondern starrten ihn weiterhin an. „Wir werden Standort wechseln", setzte er fort. „Wie meinst du das?", fragte Bess.
„Das wir von hier weg gehen!"
„Ja und wohin?", fragte jetzt Nelly und sah Zane das erste Mal an, seit wir hier waren.
„Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine wäre New York."
„Au ja! Shoppen, shoppen, shooooppeeeeen!", rief Cadence und hopste im Sitzen auf der Bank auf und ab.
„Die Andere", setzte Zane fort, „wäre Italien."
„Ist das dein Ernst? Du willst nach Europa?", fragte jetzt Sean.
„Und was ist, wenn Kate zurückkommt, dann ist keiner da, weil wir entweder in New York oder in Europa sind", warf Dustin ein. Ihm ging es mal wieder nur um Kate ... „New York ist ja okay, aber Europa ...?!"
„Ihr müsst aber auch einmal an Dec denken. Wenn ihre Eltern sie sehen, ist sie geliefert! Und wir auch!", erklärte Zane. Er zog mich näher an sich und Nelly sah sofort wieder weg.
„Stimmen wir ab?", meinte ich, aber es klang mehr nach einer Frage als einer Entscheidung.
„Wer ist für New York?", fragte Zane. Cadences Hand schoss binnen einer Sekunde in die Höhe und auch ich erhob meine Hand. Auch Bess hob ihre Hand. Für Italien war niemand. „Was ist überhaupt der Grund für den Standortwechsel?", fragte Nelly.
„Denkt an Dec! Sie muss hier von L.A. weg!", sagte Zane.
„Wir müssen an Dec denken und du denkst kein bisschen an Kate?", fragte Nelly. Irgendwie schien sie mich nicht mehr zu mögen. „Sorry Zane, aber ich geh hier nicht weg!", setzte sie fort.
„Ich bleibe auch da!", sagte Dustin. „Kate ist mein Leben. Ich kann sie hier nicht alleine lassen und weg gehen!"
„Wenn die da bleiben, bleibe ich auch!" Sean senkte seinen Blick.
„Leute ist das euer Ernst?", fragte Zane geschockt.
Nelly stand auf. Sie riss sich eine Kette vom Hals und warf sie Zane vor die Füße. „Mach damit was du willst. Ich gehe!" Sie drehte sich um und lief aus der Fabrik. Dustin stand ebenfalls auf. „Kate ist mein Ein und Alles, ich kann, darf und will sie hier nicht einfach so alleine lassen", sagte er. „Sorry Leute, aber ich gehe!" Er drehte sich um und verschwand. Sean sah uns schuldig an, drehte sich um und folgte Nelly und Dustin. Calvin sagte nichts. Seit wir hier waren, hatte er noch kein Wort gesagt. „Und was ist mit dir Calvin?", fragte Zane wütend. „Läufst du auch weg?"
„Man Zane, du verstehst das nicht! Ich will eine Familie haben. Hier in meiner Traumstadt. Hier in Los Angeles!"
„Traumstadt? Du wärst in dieser Stadt fast gestorben, weil du dich fast selbst umgebracht hättest und jetzt laberst du irgendetwas von Traumstadt!", rief Zane wütend.
„Misch dich nicht ein, wenn du dich nicht auskennst!", meinte Calvin ruhig und keine fünf Sekunden später waren wir nur noch zu viert in der Fabrik. Drei Mädchen und ein Junge. „Das wars dann wohl ...", meinte Zane und hob die Kette auf, die Nelly auf den Boden geschmissen hatte. Ich erhaschte einen schnellen Blick darauf. Es war ein goldenes Herz. In diesem Herz war das Wort Family eigraviert. „Ihr seit auseinandergefallen", bemerkte ich. „Und das nur wegen mir!" „Quatsch", beruhigte Bess. „Jeder hat seine Entscheidung getroffen. Die einen wollten gehen und wir sind geblieben!" „Dann sehen wir uns morgen Mädels. Morgen und acht Uhr hier!", Zane nickte uns zu und machte einen Geste, dass wir verschwinden sollten. Er wollte bestimmt seine Ruhe haben ... Man, der Junge hat so viel für alle getan und jetzt verziehen sich alle. DAS war der Dank dafür? Ich schluckte und nahm mein Skateboard unter den Arm. Ich hatte gerade keine Lust zu fahren. Sonst würde ich bestimmt nur unschuldige Leute über den Haufen fahren, weil ich so in Gedanken versunken war. Der Tag, der so gut angefangen hatte, musste so blöd werden. Cadence schien auch nicht glücklich zu sein. „Mensch, was ist bloß mit Nelly los?", fragte sie wütend. Schon jetzt vermisste ich Nelly. Ihr zartes, mit blonden, wilden Locken umrahmtes Gesicht mit den stechend azurblauen Augen. Warum konnte Nelly mich nicht mehr ausstehen? Was hatte ich ihr getan. Cadence und ich waren bei unserer Wohnung angekommen und traten ein. Der Tag nah seinen Lauf und schließlich wurde es Abend. Viele gepackte Koffer standen im Wohnzimmer herum. Ich kam gerade aus der Dusche und warf mich auf mein Bett. Tja, morgen würden wir abreisen. In das Shoppingparadies New York ...
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