Kapitel 11 - So einfach weg




Meine Mom weckte mich mit einem „December! Aufstehen!". December nannte sie mich eigentlich nur, wenn sie sauer auf mich war. Wahrscheinlich war es immer noch wegen gestern. Naja, ich konnte verstehen, dass sie sauer war, aber nicht, dass sie gleich so wütend sein würde. Und ich hätte auch nicht gedacht, dass Oliver gleich so auszucken würde. Für mich total unnormal! „December steh jetzt gefälligst auf!" Das war eindeutig Olivers Stimme. „Ich weiß, dass du wach bist!", rief er und ich hörte wie er die Treppe hinauf stampfte. Augenrollend murmelte ich mich in meine Decke ein und ließ meinen Kopf in das weiche Kissen sinken. Die Türe wurde aufgerissen. „December!", schrie Oliver. Ich drehte mich und zuckte sofort wieder zusammen. Meine Rippen. Verdammt, auf die hatte ich total vergessen. „Einen freundlichen guten Morgen wüschen kannst du nicht oder?", fragte ich genervt und sah in Olivers schwarze Augen. Ich gab ein böses Knurren von mir. „Wenn du nicht aufstehst!"

„Entschuldigung dass ich schlafe!", rief ich wütend. Oliver drehte sich um und ging. Sauer warf ich ihm einen Kugelschreiber nach, der am Boden lag und traf ihn am Kopf. Knurrend drehte Oliver sich um und warf den Stift zurück ich schnappte mir ein Kissen und hielt es mir vor den Kopf. Doch der Kugelschreiber landete auf einem Bild, dass mir so verdammt wichtig war. Auf dem Bild war ich zusehen. Mit meinem besten Freund. Meinem Teddybär. Dieser Teddy ... er war weg. Warum wusste ich selber nicht. Das dünne Glas des Rahmens, in dem das Bild war, zersprang und der Kugelschreiber fiel zu Boden. Nun hatte das Glas drei tiefe Sprünge. Ich sprang auf, soweit es mit meinen geprellten Rippen möglich war. Schnell eilte ich zu dem Fensterbrett, wo das Bild draufstand und fuhr mit den Fingerspitzen über das Glas. Der Himmel draußen verdunkelte sich immer mehr, und plötzlich klatschte etwas gegen die Fensterscheibe. Es waren Regentropfen. Ich schluckte schwer. Wie schlimm soll der Tag noch werden? Ich schluckte die Tränen hinunter und tapste ins Wohnzimmer. Als Oliver mit mir reden wolle, ignorierte ich ihn und wünschte nur Mom einen guten Morgen. „Warum wünscht du deinem Vater keinen guten Morgen?", fragte sie. Ich funkelte sie böse an. „Er ... ist ... nicht ... mein ... VATER!", erklärte ich und machte zwischen jedem Wort eine lange, provozierende Pause.

„December!", zischte sie. „Sag das nie wieder!"

„Es ist doch nur die Wahrheit! Oder IST er etwa mein leiblicher Vater? Ist er der Mann, von dem du schwanger geworden bist? Nein, dass glaube ich nicht!" Ich wusste, dass ich Mom damit einen Stich ins Herz verpasste, doch für mich war es kein Stück besser! Ich wollte einen echten Dad haben! Dem ich all meine Sorgen und Probleme erzählen kann. Einfach einen Dad. Meinen leiblichen Vater. Wenn ich ihn doch bloß kennen würde ...

„December!", holte mich eine Stimme aus den Gedanken. Es war Oliver. „Ja?", fragte ich sauer.

„Antworte mir!"

„Ich habe dir nicht zugehört!"

„Warum hast du dich geprügelt?", wiederholte er seine Frage.

„Weil mich so ein besoffener Mann angegangen ist!"

„Lüg nicht! Warum hast du den armen Kerl herausgefordert?"

„Was ist los mit dir? Wie kommst du drauf, dass ich lüge? Du kennst mich seit meiner Geburt und glaubst mir immer noch nicht? Auch wenn du nicht mein leiblicher Vater bist, dass hat nichts mit dem Glauben zutun! Jetzt heißt es wieder, ICH habe diesen Typen angefallen! Wie bescheuert bist du? Ich bin deine „Tochter" und du glaubst, dass ich mich absichtlich prügel! Als ob zwei geprellte Rippen, eine aufgeplatzte Lippe und ein „unechter" Vater nicht schon schlimm genug wären!" Ich stand auf. Wenn ich ehrlich war: ich hatte echt keine Lust mehr, weitere Fragen zu beantworten! Ich schnappte mir einfach mein Handy und mein Skateboard. Ich verließ das Haus und wählte Andys Nummer. Mailbox. Wo konnte er bloß sein? Ich wählte die Nummern der anderen Jungs. Keiner ging ran. Danach rief ich Pus an. „Hallo Dec!", meldete sich Pus' Stimme. „Hi Pus!"

„Was gibt's?"

„Ich wollte dich fragen, ob du in der Lagerhalle bist!"

„Klar. Warum?"

„Kann ich kommen? Ich hab echt keinen Bock mehr auf meine Alten! Mein Stiefvater macht echt Stress!"

„Natürlich komm rüber!"

„Passt, ich bin gleich da! Und noch was!"

„Ja?"

„Warum hebt Andy nicht ab? Keiner der Jungs geht ran!"

„Was wirklich?", fragte Pus überrascht.

„Ja ehrlich! Ich hab mich echt gewundert. Normalerweise konnte man sie immer erreichen!"

„Stimmt. Ich leg auf und ruf sie an. Vielleicht heben sie bei mir ab ..."

„Okay. Ich bin gleich da!" Wir legten gleichzeitig auf. Ich bog in die Gasse ein und konnte auch schon von Weitem die Lagerhalle sehen. Es dauerte nicht lange, bis ich ankam. „Hiiiiii Pus!", rief ich. Pus saß auf der Bühne, die anscheinend immer aufgebaut war. Er schüttelte den Kopf. „Sie heben nicht ab. Wir sollten mal nach ihnen sehen! Am besten fahren wir zu ihrem Versteck! Wie geht's dir überhaupt?" „Ja mir geht's eh schon besser. Komm fahren wir ins Versteck!" Gemeinsam verließen wir die Lagerhalle wieder und fuhren weiter, bis wir zum Versteck der Jungs kamen.

„Hallo?", rief ich. Keine Antwort. Auf dem Tisch lag ein Zettel. Ich konnte nicht erkennen was es war. Also ging ich einfach darauf zu und erschrak, als ich das Wort „Sorry" las. Vorsichtig nahm ich das Blatt Papier in die Hand. Ich las laut vor: „Sorry!

An Pus und Dec.

Wir wollten und hiermit verabschieden. Wir sind Jane gefolgt. Wir gehören einfach zu ihr und wissen wo sie ist. Doch sagen dürfen wir es nicht. Aber wir sind bei ihr und ihr geht es gut! Tut und leid, dass das jetzt so plötzlich kommt, aber wir planten das schon ganz schön lange. Also tschau! Es tut uns weh, aber wir mussten gehen. Danke, für alles was wir zusammen erlebt hatten. Wir werden nicht mehr zurück kommen.

Liebe Grüße Andy, Finn, Haley und Lane"

Ich schluckte und dann hörte ich auch Pus. Es war ein: „Das darf doch nicht wahr sein!" Warum mussten jetzt auch noch die Jungs gehen? Pus ließ mich stehen und verschwand. Ich beschloss Zane anzurufen und er holte mich gleich darauf auch ab. Nachdem ich ihm alles erzählt hatte, nahm er mich tröstend in den Arm. Zufällig hatte ich das nötige Geld dabei und gab Zane sein Geld zurück. Gemeinsam fuhren wir zu der alten Fabrik, wo sofort Cadence auf mich zugestürzt kam und mich fragte, wie es mir ging. Zane musste ihnen wohl alles erzählt haben. Ich lächelte. „Danke, es geht schon!", sagte ich, als Calvin mir helfen wollte. Er stützte mich, da es wohl doch noch nicht so ganz ging. Ich setzte mich auf die Couch. Zane, Calvin, David, Jasper, Sean, Dustin, Bess, Kate, Cadence, Nelly und Zoe setzten sich vor mir auf die Decken auf den Boden und hörten mir zu, als ich anfing, ihnen alles zu erzählen. Am Schluss gab es eine fette Gruppenumarmung. „Danke!", flüsterte ich und jeder tat es mir gleich. „Meine Eltern nerven ...", sagte ich dann. „Warum das?", wollte Sean wissen.

„Mein Stiefvater macht einfach nur Stress! Er beschuldigt mich auch, dass ich mich absichtlich geprügelt hätte, also, dass ich auf den Mann losgegangen bin. Doch in echt ist er ja mich angegangen!", erklärte ich.

„Was ist denn mit dem los?", fragte Dustin und verdrehte die Augen. Wir unterhielten uns noch ein bisschen. Diese Gang konnte mich echt immer wieder aufheitern, wenns mir nicht gut ging. Wenn ich bloß richtig dazugehören würde ... Aber ich war ihnen trotzdem für alles dankbar ...

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