Zwei - Ran
Hier saß ich nun, auf einem halbwegs bequemen Felsen und starrte die Sterne an.
Ich traute mich nicht, zurückzukehren. Zwar war ich Kriegerin, aber irgendwie hatte ich Angst.
Was Maeve gesagt hatte, dass ich gejagt wurde, all das machte mir Angst.
Aber ich musste weiter, wenn sie mich einholte hätte ich mich dem Kampf stellen müssen und ich war mir wohl bewusst, dass ihre Waffe um einiges tödlicher war als meine, zumindest, in einem direkten Kampf.
Ich kniff die Augen zusammen, als meine linke Hand anfing zu schmerzen, beziehungsweise das Mal. Es fühlte sich an, als würde meine Hand verbrennen.
Eine merkwürdige Art Schmerz breitete sich von meiner Hand aus und bewegte sich in meinen ganzen Körper fort. Meine Adern brannten und sämtliches Gefühl verließ meinen Körper.
Panisch versuchte ich, vielleicht auch nur meinen Finger zu bewegen, doch ich hatte keine Kontrolle mehr.
Ich hätte gerne geschrien, doch das war unmöglich. Stattdessen durchbrach eine andere Stimme die stille Umgebung. "Ach wie traurig. Die dritte Auserwählte erwacht endlich und kann sich nicht mal bewegen."
Innerlich erschauderte ich, als hinter mir plötzlich ein Mann näher trat. Sein braun-bordeaux farbenes,Haar war zu einem lockeren Zopf gebunden und reichte ihm bis zur Brust. Zwei Strähnen lagen lose in seinem Gesicht und er lächelte mich freundlich an. Zu freundlich.
Verzweifelt versuchte ich, Muskeln anzuspannen, aber ich war paralysiert. "Oh wie traurig. Kannst dir nicht selbst helfen? Ich könnte dir natürlich eine helfende Hand geben, aber was wäre das denn dann für ein Spiel, nicht wahr?"
Er nahm mein Kinn in die Hand, sodass ich gezwungenermaßen zu ihm hochsehen musste. Seine arrogante Art machte mich unheimlich wütend und er nutzte völlig meine Bewegungslosigkeit aus.
"Ich werde dir einen der anderen schicken. Du kennst ihn, aber wer weiß wie lange du warten musst? Schließlich ist er fast am anderen Ende des Talkessels."
Wieder grinste er so abartig. "Mach dich auf den Weg, über die Berge. Sonst werden die anderen versagen."
Argwöhnisch betrachtete ich ihn. Seine grünen Augen leuchteten wortwörtlich und sein Lächeln sah echt aus, selbst seine Augen strahlten Ruhe aus. Andernfalls hätte ich mich entspannt, aber es machte mir nur noch mehr Sorgen.
"Nun denn." Er zog seinen dreckigen und abgenutzten Hut vom Kopf und verbeugte sich elegant. "Wir sehen uns schon bald wieder. Aber für den Moment habe ich leider keine Zeit mehr."
Er drehte sich um und... verschwand. Von einem Augenblick auf den anderen war er weg. Ratlos hing ich da, völlig verwirrt und mit der Gewissheit früher oder später auf den Boden zu knallen.
Jemand den ich kannte? Das konnte nur jemand aus dem Dorf sein und die würden mir vermutlich nicht helfen. Aber hoffen konnte man doch wohl.
Tatsächlich hörte ich nach langer Zeit näherndes Fußstapfen und bald stand ein gewisser Blondschopf vor mir. Er trug seine braun-beige Jagd-Kleidung, Federn im Haar und die Gesichtsbemalung der Jäger. Lucien.
Verdutzt starrten wir uns an, während ich komplett bewegungslos auf dem Boden saß. Ich versuchte meinen Blick sagen zu lassen; Starr nicht so rum und hilf mir gefälligst!
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. Himmel noch mal, können diese Typen auch noch etwas anderes als grinsen? "Die Ausgestoßene liegt bewegunslos weit weg vom Dorf. Wie passend. Sind wir dich endlich los?"
Wenn Blicke erdolchen könnten, lägen wir wohl beide tot hier herum. Er zischte weiter: "Das wäre die Gelegenheit dich endgültig loszuwerden."
Wieder versuchte ich etwas zu sagen. "Es gibt dieses Wort namens Diplomatie. Jetzt hilf mir einfach und wir sind quitt."
Stattdessen verließ nichtmal ein Krächzen meine Kehle. Ich konnte nur stumm dasitzen. Lucien trat näher und legte Hand an seinen Speer. Panisch folgte ich mit den Augen so gut wie möglich seinen Bewegungen.
Das konnte er doch nicht machen! Er konnte mich nicht einfach in den Bergen angreifen und dann verbluten lassen! Aber anstatt mich anzugreifen, rammte er seinen Speer neben mich, so knapp, dass ich gerne zusammengezuckt wäre.
Entsetzt blickte ich so gut wie in meinem Winkel möglich war, zu seinem Speer. Zu meinen Füßen lag ein schwarzer Stein, der alles Licht aufzusaugen schien. Beziehungsweise war der Stein so, doch nun lag er zertrümmert da und mir schauderte es. Lucien hätte sicher keine Probleme, mich umzubringen.
"Ein Wunder, dass du die ganze Zeit alleine in der Wildnis überlebt hast, wenn du nicht mal einen kraftaufsaugenden schwarzen Diamant erkennst."
Jetzt erst erinnerte ich mich. Ein schwarzer Diamant. Wenn man mit so einem Ding in Berührung kam, paralysierte man. Nach zu langem Kontakt wurde einem die Energie ausgesogen, bis man sein kraftloses Ende fand. Ich hatte verdammt Glück gehabt.
Tatsächlich spürte ich automatisch, wie das Gefühl in meine Knochen zurückkehrte. "Danke.", würgte ich hervor, konnte endlich wieder sprechen.
"Ich weiß auch nicht warum ich dir geholfen habe. Du wirst dich einige Stunden trotzdem kaum bewegen können.", teilte er mir mit. Ich rollte, so sehr es ging mit den Augen.
"Wenn wir mal davon absehen, dass eine Söldnerin und ein anderer Typ hinter mir her sind, komme ich nirgendwo mehr hin."
Abwartend und mit hochgezogenen Augenbrauen sah Lucien mich an. "Naja, angeblich muss ich über die Berge und du hast mir geholfen, also... Trägst du mich dahin?" Lucien fiel fast die Kinnlade runter. "Ernsthaft?!", rief er genervt aus.
"Allerdings.", grinste ich. "Ich hasse dich wirklich.", seufzte er. "Wobei du mir wohl einiges erklären musst."
"Dafür ist aber keine Zeit, außer wenn du mich dahin bringst wohin ich will!", ereiferte ich mich. "Ich weiß echt nicht wieso ich das mache.", stöhnte Lucien und beinahe warf er mich auf seinen Rücken und begann weiter zu stapfen.
Grinsend sah ich weiter geradeaus. So einfach kommt man an eine gute Mitfahrgelegenheit.
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