Vierzehn - Vesta

Die Sonne ging bereits auf, wir waren seit ein paar Stunden unterwegs.

"Gibt es hier eigentlich keine Dörfer oder Siedlungen?", zerbrach Ran die Stille. Blair antwortete.

"Nein. Nach dem Turm kommt keine menschliche Siedlung mehr. Ab hier ist der Weg von Einsamkeit geprägt."

Ich hörte Ran leise schnauben. "Poetisch klingt anders.", murmelte sie und ich grinste leicht. Recht hatte sie irgendwie.

Plötzlich blieb die Schwarzhaarige stehen.

"Wie lange brauchen wir in diesem Tempo nach Aesin?" Jetzt schaltete sich auch Cia ein. "Ich denke mal, einige Tage."

"Gut...", murmelte Ran, dann packte sie Luciens Handgelenk. "Wartet hier!"

Während wir drei überrascht stehen blieben, zeterte Lucien, was sie jetzt schon wieder wollte.

Das Gebiet in dem wir uns befanden war ziemlich flach, keine Bäume oder ähnliches. Ran schlich sich, mit Lucien im Schlepptau über die Ebene, bis wir sie irgendwann kaum noch sehen konnten.

Dann ertönte der lauter Ruf eines Tieres und eine Herde von Pferden oder irgendwelchen ähnlichen Tieren preschte auf uns zu.

Blair, Cia und ich konnten nur knapp ausweichen und nach kurzer Zeit kamen drei dieser Tiere wieder, mit Lucien und Ran auf zwei von ihnen.

"Was habt ihr-", setzte ich an, Ran untebrach mich. "So kommen wir schneller voran, also beschwert euch nicht."

Ran hatte das Tier anscheinend ziemlich gut unter Kontrolle und half schnell Cia auf.  Blair nahm das dritte der Tiere, ich stieg bei Lucien auf. 

"Wie hast du die Herde überhaupt gesehen? Ich habe sie nicht gesehen und die anderen, glaube ich, auch nicht.", meinte Blair, auch wenn seine Stimme im Wind der uns um die Ohren pfiff, bei der Geschwindigkeit der Wesen.

"Weiß selbst nicht genau.", kam die Antwort. "Ich glaube ich hab's einfach gespürt. Vielleicht habe ich einfach zu lange in der Wildnis gelebt."

Lucien vor mir knurrte irgendwas, machte aber keine Anstalten so zu sprechen, dass man ihn verstehen könnte.

Einige Stunden ritten wir still über die Landschaft bis Cia wieder Wort erhob. 

"Bevor wir in Aesin ankommen, müssen wir über einen großen Fluss. Einen wirklich großen. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es eine Brücke. Andere Wege gibt es nicht. Zum Schwimmen ist es zu kalt und zu weit."

Keiner kommentierte das. Irgendwie waren wir alle nicht in der Stimmung irgendwas zu sagen oder zu machen und so verbrachten wir die restliche Zeit schweigend.

Am Abend rasteten wir an einem geeigneten Platz, wo uns einige Felsen vor Wind und vielleicht auch Wetter schützte. 

Die anderen schliefen bereits, als ich noch bemerkte, wie Cia sich im Schlaf an mich lehnte und unterbewusst legte ich einen Arm um sie.

Stunden später, obwohl es sich nur wie ein paar Minuten angefühlt hatte, rüttelte jemand sanft an meiner Schulter. Als ich aufsah, grinste Lucien mich leicht an.

"Die Sonne geht schon auf. Wir müssen wieder los.", meinte er  und weckte auch Ran und Blair. Cia schreckte hoch, sie hatte wohl nicht besonders tief geschlafen.

Man sah ihr an, dass sie dieses Leben draußen nicht gewohnt war. (Nicht, dass es bei mir anders wäre.) Unter ihren grünen Augen lagen schwere Augenringe und wäre sie nicht schon von Natur aus ziemlich blass hätte ich gesagt, dass sie auch ziemlich blass geworden war.

"Ist schon wieder Morgen?", murmelte sie verschlafen und vorsichtig entfernte ich meinen Arm von ihr. Vielleicht war das der Grund, warum Lucien so gegrinst hatte.

Essbares hatten wir nichts mehr, wie sich herausstellte, also mussten wir mit leerem Magen weiter, da immerhin noch die Tiere von gestern da waren. Ran hatte zwar angeboten, dass sie hätte jagen gehen können, aber Cia war nicht sonderlich begeistert von der Idee.

Wir ritten ohne Pause, bis wir gegen Mittag an diesem Fluss an und tatsächlich sah man nicht mal das andere Ende.

"Ihr seid früher da als erwartet." Alle drehten sich zu der Stimme um.

Ein erwachsener Mann kam grinsend auf uns zugelaufen. Seine fettigen bordeaux farbenen Haare hatte er zu einem lockeren Zopf gebunden, zwei große Strähnen fielen ihm ins Gesicht und seine unnormal hellblauen Augen blitzten uns entgegen. 

"Eine richtige Herausforderung hattet ihr noch nicht, richtig? Nun, dass kann ich ändern." Er schien langsam durchsichtig zu werden, aber Ran sprang ab und rannte auf ihn zu.

"Warte gefälligst! Was soll das Ganze hier?!" Sie holte aus, aber bevor sie ihn treffen konnte, hatte er sich bereits aufgelöst.

Ein ohrenbetäubendes Geräusch lenkte uns alle ab, als ein riesiges Luftschiff genau über uns stoppte. Entsetzt starrte ich zu dem Ding hoch, als sich bereits eine Luke öffnete und Wesen heruntersprangen - und von der Höhe hätte das niemand überlebt.

Die Wesen aber schienen einzig und allein Exoskelette aus Metall zu sein, die sofort begannen, uns mit Gewehren und anderen Waffen zu attackieren. 

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