Vier - Vesta
So schnell wie möglich rannte ich mit dem Mädchen, dass sich noch nichtmal vorgestellt hatte, aus der Herberge auf die Straße.
Das Feuer ging bereits auf die benachbarten Häuser über, obwohl diese eigentlich größtenteils aus Eisenresten bestanden.
Hier im Untergrund waren Anschläge, wie es offensichtlich einer war, nicht selten, nur war die Frage, wen sie jagten.
Zwar war die Adelsschicht extrem verhasst hier, aber ich glaubte nicht, dass dem Mädchen der Anschlag gegolten hatte.
Sie war noch nicht lange abgehauen, so sah es zumindest aus. Keine Meldung war bisher durchgekommen, also wurde sie vermutlich noch nicht gesucht.
Und eigentlich hatte sie auch keinen allzu großen Ärger gemacht. Ihr krampfhafter Griff riss mich aus meinen Gedanken.
Das Mädchen klammerte sich irgendwie an mich und ließ nicht los, während sie bewegungslos auf das abfackelnde Haus sah.
Vorsichtig entfernte ich ihre Hand von meiner Schulter. "Hey, wir müssen hier weg. Das wird 'ne Menge Ärger machen und ich habe echt keine Lust, dass ich dann auch noch als Entführer einer Adligen dargestellt werde."
Ernst nickte sie. "Warte kurz..." Sie bückte sich und riss an ihrem unpraktischen weinroten Kleid herum. Als sie fertig war ging es ihr nurnoch bis zu den Knien, anstatt bis auf den Boden.
"So komme ich schneller voran.", murmelte sie und setzte sich in Bewegung. Wir rannten was das Zeug hielt aus der Stadt heraus und stoppten erst, als wir sicher nicht mehr entdeckt werden würden.
Als mir Sonnenstrahlen ins Gesicht fielen, stutzte ich. Die Sonne ging gerade auf und für Leute wie mich, die in den Scums -Ja, das war der Humor der Adligen- lebten, war das ein ungewohntes Ereignis.
Wer dort geboren wurde, kam vermutlich auch nie raus. Die Scums lagen unterirdisch, ein riesiges Gewölbe, nur die Reichen lebten an der Oberfläche, von denen viele nicht mal wussten, dass die Scums überhaupt existierten.
Es war fast immer dunkel da unten. Das einzige Licht dort, war künstlich und man lebte quasi in Dunkelheit, wären da nicht die vielen leuchtenden Reklametafeln und ähnliches.
Auch ich hatte noch nicht allzu oft den Sonnenaufgang gesehen, war ja seit meinem siebten Lebensjahr in den Scums.
Urplötzlich kam mir der Gedanke, einfach nicht mehr in das dreckige Loch zurück zu gehen und einfach draußen zu leben.
"Vesta?", die Stimme des Mädchens brachte mich zurück in die Wirklichkeit. "Habe ich mich überhaupt schon vorgestellt? Mein Name ist Ciara, oder auch Cia."
"Aha.", schmunzelte ich. "Wie gehen wir jetzt vor? Du meintest doch was mit Auserwählten... Wo sollen die sein und wie viele gibt es überhaupt?"
"Weiß ich auch nicht genau... Mehr als Zwei, auf jeden Fall. Ich glaube der Typ will, dass wir eine Gruppe bilden, also braucht man, je nachdem wo alle herkommen, braucht man einen zentralen Treffpunkt. Den Talkessel, südlich von uns, können wir vergessen, das wäre zu unpraktisch. Tatsächlich bietet sich diese Stadt hier perfekt an."
Überrascht sah ich sie an. Ziemlich analytisches Denken, ich wäre vermutlich einfach irgendwo herumgestapft.
"Also sollten wir einfach hier warten?" Cia nickte und setzte sich seufzend auf den Grasboden.
Tatsächlich schafften wir es einige Stunden lang, und die Zeit zu vertreiben, bis wir Stimmen hörten. Streitende Stimmen.
Die ersten verständlichen Wortfetzen kamen schon früh zu uns rübergeweht, da die beiden Personen einfach brüllten.
"Es kann verdammt noch mal nicht sein! Das waren eindeutig über ein paar Stunden, du kannst dich wieder normal bewegen!", meinte eine männliche Stimme und ein Mädchen antwortete:
"Du hast ja keine Ahnung! Außerdem sind wir eh gleich bei einer Stadt also stell' dich nicht so an!" "Ach, hier gibt's Städte?", fragte der Junge verächtlich und schon nach einigen Minuten standen die beiden vor uns.
Das Mädchen hing auf dem Rücken des Jungen und schien sich prächtig zu amüsieren. Sie hatte schwarze lange Haare, grüne Augen und ihr Gesicht war von Sommersprossen übersät. Der genervte Typ war blond, hatte blaue Augen und sah aus als würde er gleich jemanden abstechen.
"Ach, hier gibt's ja doch Menschen.", meinte das Mädchen und ließ sich von dem Rücken ihres Begleiters fallen, welcher erleichtert aufatmete.
"Wie kann man Kriegerin sein und trotzdem so schwer?", fragte er leise. "Das hat überhaupt nichts miteinander zu tun. Und ich bin auch nicht dick, falls du das andeuten willst!", rief sie im zu, dann wandte sie sich an Cia und mich.
"Hi, ich bin Ran, dass da ist Lucien. Wir kommen von... etwas weiter her. Kennt ihr euch hier aus? Und wie heißt ihr? Habt ihr mal so einen Typen getroffen, mit bordeaux farbenen fettigen Haaren und so einem kaputten Hut?"
"Also... Eins nach dem anderen.", meinte ich. "Ich heiße Vesta, kenne mich hier halbwegs aus, aber auch nicht gerade gut." Ciara lächelte freundlich. "Ich bin Ciara, auch Cia für Freunde, ich habe mein Wissen nur von Karten und Büchern, aber theoretisch schon. Und diesen Mann..."
Sie zog die Nase leicht kraus. "Seid ihr auch Auserwählte?" Ran nickte überrascht. "Zumindest ich, Lucien eher weniger."
Sie hob ihre Hand und auf dem Handrücken war eine Taube zu sehen. "Was soll das eigentlich mit diesem 'Auserwählten'-Scheiß?", erboste sich Lucien.
"Tja, hättest mir nicht helfen sollen, dann wärst du nicht in der Sache mit drin.", konterte Ran, obwohl Cia und ich keine Ahnung hatten, wovon sie redete.
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