Fünf - Ran

Ich hatte mich noch eine Weile mit Ciara unterhalten und wir waren zum Schluss gekommen, dass wir am besten den Typen suchen sollten, den sie auch getroffen hatte.

Hier herumzusitzen hätte auch nichts gebracht und wir nahmen an, dass es keine weiteren Auserwählten mehr gab.

Lucien und der andere, der meiner Erinnerung nach Vesta hieß, schienen sich am Anfang nicht sonderlich gut zu verstehen, aber dass war auch nicht weiter wichtig.

Vesta und Ciara hatten beide ein Symbol wie meines. Zwar mit anderen Zeichen -bei Ciara eine Rose und bei Vesta Ketten- aber ganz eindeutig von der gleichen Art.

"Also.", meinte ich zu Lucien. "Entweder du kommst mit, obwohl du kein Symbol hast, oder du wanderst über den Berg zurück."

Man sah das Grauen in seinem Blick, durchaus verständlich, die Route war beschwerlich und die Luft oben ziemlich dünn, außerdem war es auch noch steil.

"Wenn es sein muss.", seufzte er. "Kannst du mich wieder durch die Gegend tragen?", fragte ich schelmisch. "Hey! Du bist eben erst fröhlich hier herumgelaufen, die Nummer kaufe ich dir nicht mehr ab!"

"Tja... Schade...", seufzte ich. "Dich trage ich ganz sicher nicht mehr durch die Wildnis.", murrte Lucien leise und kichernd ging ich zu Ciara.

Irgendwie wurde mir erst jetzt klar, dass die gewohnte Spannung zwischen verflogen war. Er behandelte mich nicht wie irgendein ekelhaftes Insekt, sondern wie eine normale Freundin.

Ciara hatte der Szene lächelnd zugesehen und meinte dann: "Ich denke nicht, dass der Typ einfach hinter der Ecke steht. Am ehesten vermute ich ihn in Melnon, hinter der Bergkette östlich von uns. Da leben nur noch wenige Menschen und irgendwie habe ich das im Gefühl."

Unschlüssig nickte ich. "Solange es keine bessere Option gibt."

Ich wandte mich auch wieder an die anderen. "Wir brechen auf! Kommt schon, sonst ist der ganze Tag vergeudet!"

Wir machten uns auf den Weg, Ciara war unsere Führerin. Ich blieb in Gedanken bei dem Punkt Verpflegung und Raststätte.

Wir hatten kaum Proviant, ich hatte nurnoch ein paar Fleischstücke, die man nicht mehr lange aufbewahren konnte und meines Wissens nach besaß Vesta auch noch irgendwas essbares.

Auch Pausen waren ein Problem, da Ciara, die uns einiges über den Ablauf hier erklärt hatte, da Lucien und ich bisher keine Ahnung von einer Welt außerhalb der Berge gewusst hatten, schließlich adlig war und vermutlich gesucht wurde.

Trotzdem waren wir alle noch ziemlich erschöpft, ich vermutlich am wenigsten. Lucien musste mich stundenlang über einen Berg tragen, Vesta und Ciara waren knapp aus einem brennenden Haus entkommen.

Wir liefen eine Weile durch die Gegend, bis ich etwas hörte und den anderen Befehl zum Stehenbleiben gab.

Ich schlich mich durch ein naheliegendes Gebüsch, dichtgefolgt von Lucien.

Einige hundert Meter entfernt bewegte sich ein Tier, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Ein Panther mit langen Säbelzähnen die einen mit Sicherheit aufspießen könnten, knurrte bösartig, zumindest interpretierte ich es so.

Kleine Schockwellen gingen von seinen Hörnern aus und verloren sich im Nichts. Also ein elektrisch geladener Gegner.

Lucien und ich schlichen zu den den anderen Beiden zurück und erklärten die Lage. "Ein Cirań.", stellte Ciara nach unserer Schilderung fest.

"Allerdings dachte ich, sie wären wesentlich kleiner, nach eurer Beschreibung könnten mehrere Personen darauf sitzen."

"Ist doch perfekt!", meinte ich grinsend. "Dann haben wir ein gutes Transportmittel!"

Ciara schüttelte abweisend den Kopf. "Das hat keinen Sinn. Wie willst du einen Gegner zähmen, der dir Millionen Volt durch den Körper jagen kann, sobald du ihn berührst?"

Unauffällig sah ich zu Lucien. "Ein Versuchsobjekt hätten wir ja..."

"Bist du völlig durchgeknallt? Ich lass mich nicht einfach grillen!", rief er ungläubig. "War ja nur ein Witz... Trotzdem, was machen wir jetzt?"

"Kämpfen.", schlug der Blondschopf vor. "Schon klar. Aber wie genau sollen wir vorgehen? Wir haben beide noch nie gegen so ein Vieh gekämpft."

Vesta, der die ganze Zeit nur still gelauscht hatte, sprach jetzt überraschend schnell: "Er bildet die Elektrizität in seinen Säbelzähnen, oder? Was passiert, würde man diese abtrennen?"

"Du kannst dem armen Ding doch nicht einfach die Zähne abhacken, ohne zu wissen, ob ihm das keine Schmerzen verursacht!", erboste sich Ciara und Lucien warf mir einen teils belustigten, teils hilflosen, Blick zu.

"Also, tut mir leid, dir dass jetzt sagen zu müssen, aber zumindest Lucien und ich sind Jäger... Wenn du immer Mitleid mit deinem Opfer hast, würdest du nicht lange überleben...", versuchte ich zu erklären.

Sie verdrehte die Augen. "Toll. Wir sind aber nicht in eurem Hinterwäldler-Dorf und können durchaus zu Fuß gehen. Ihr könnt gerne hierbleiben, aber ich habe nicht vor, einem armen Tier ohne Grund etwas anzutun."

Ciara stolzierte davon und Vesta folgte ihr nach einem kurzen Schulterzucken. 

Seufzend ging auch Lucien mit den beiden und ich machte eine verständnislose Handbewegung.

Da ich mich hier wohl kaum allein zurechtfinden könnte, beeilte ich mich, doch noch mit ihnen Schritt zu halten.

Der Rest des Tages verlief ruhig, keine Monster begegneten uns und am Abend fanden wir einen halbwegs akzeptablen Schlafplatz.

Eine Waldlichtung, mit Moos und Gras bewachsen, die ein bequemes Bett abgaben, wenn man schon mal auf Felsen schlafen musste.

Ciara, die wohl den besten Luxus gewohnt war, sah missbilligend auf den Waldboden.

Trotz dem fehlenden Abendessen fiel ich ziemlich schnell in einen Dämmerschlaf und bekam noch mit, wie Vesta sich erbarmte, seinen Mantel ablegte, damit Ciara diesen benutzen konnte.

Das ehrliche "Danke" konnte ich noch verstehen, bevor ich komplett weg war und in einen merkwürdigen Schlaf fiel.

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