Elf - Ran

Blair begann zu erzählen. "Vor Äonen lebte hier ein Volk. Während andere Menschen sich niedergelassen hatten, lebten sie als Nomaden, doch wurden sie wie Könige behandelt. Doch irgendwann entstand ein Hass gegen sie und sie wurden ausgerottet. Einige Überlebende gab es und ihre Gene blieben über Generationen bestehen. Dieses Mal ist gentechnisch entstanden, weshalb alle mit diesem Mal irgendwie verwandt sind, auch wenn über tausende Ecken."

Überrascht sah ich zu den anderen, aber Cia schien mehr interessiert, als durch die Erklärung beeinträchtigt. "Wieso haben anscheinend nur wir vier dieses Mal? Und kannst du mir genaueres über diese Ausrottung erzählen?"

Blair nickte. "Über die Brandmale habe ich nur eine Legende gefunden, angeblich werden diese erst sichtbar, wenn großes Unglück abgewendet werden muss. Hat anscheinend etwas mit Magie zu tun. Angeblich tötete nur ein Mann tausende Leute des Volkes, obwohl er selbst einer von ihnen war. Man weiß leider nichts genaues dazu."

Cia nickte und schaltete ab, um die Informationen zu ordnen.

"Hast du auch... So einen Typen getroffen?", fragte ich. "Mir hat er sich als Aytigin vorgestellt."

Blair schüttelte verdutzt den Kopf. "Er meinte, wir, also die mit dem Mal, treffen ihn im ewigen Eis."

Blair setzte zu einem Satz an. "Damit kann er nur-" Aber Cia unterbrach ihn. "...Aesin meinen. Das vergessene Land, das Land im ewigen Eis. Das Land, in das die Seelen nach ihrem Tod zurückkehren. Es hat viele Namen. Und keiner der dort war, ist jemals wieder zurückgekehrt."

Lucien rollte die Augen. "Ein Grund weniger da hinzugehen." Vesta und ich nickten zustimmend. 

Dann fiel mir etwas ein. "Habt ihr zufälliger Weise einen riesigen Hund aus der Höhle mitgenommen?" 

Die anderen hatten entweder verwirrte oder entsetzte Blicke. "Was hast du schon wieder angestellt?", fragte Lucien, halb entnervt, halb besorgt.

Cia sah mich ernst an. "Ran, in dieser Höhle soll ein riesiges Monster leben, dass Leute umbringt!"

Ich zuckte mit den Schultern. "Wenn er das überhaupt ist, traue ich Caligo das nicht zu. Der ist zahm wie sonstwas."

Noch immer besorgt wandte Cia sich wieder ab. "Ich bin dafür, dass wir tatsächlich nach Aesin reisen. Ich brauche noch mehr Antworten, es macht nicht sonderlich viel Sinn und falls wir großes Unglück abwenden sollen, können wir hier nicht einfach rumsitzen."

"Haben wir denn eine andere Wahl?", fragte Lucien. "Nein.", kam die synchrone Antwort von mir und Cia.

Cassian, der die ganze Zeit nur still daneben gestanden hatte, mischte sich ein. "Und wenn ihr die Welt retten müsstet, Ran muss sich noch ausruhen. Bleibt noch über Nacht, dann sehen wir weiter."

Alle nickten, mehr oder weniger zustimmend und erst jetzt fiel mir auf, dass tatsächlich bereits Abend war. Ich hatte wirklich lange geschlafen.

Wegen gewissen Platzgründen und Zimmerteilereien saß ich inzwischen hellwach auf dem Bett und auf dem Boden, mit ein paar einfachen Decken abgespeist, lag Blair.

Ich konnte nicht schlafen, vermutlich vorallem, da ich zwei Tage durchgeschlafen hatte, aber auch weil mich ein ungutes Gefühl wach hielt. Genau sagen, was es war, konnte ich nicht, aber irgendwas machte mir Sorgen. 

Sanftes Mondlicht fiel in den Raum und ich konnte die Umrisse Blair's erkennen. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig und in der Stille hörte ich sein leises Atmen.

Plötzlich hörte ich, ganz leise, eine Melodie spielen. Überrascht sah ich mich um und wenn ich mich nicht irrte, kam die Musik aus Blair's Tasche, die etwas entfernt von ihm lag.

Ich schnüffelte nicht gerne in den Sachen anderer Leute herum (vorallem hatte ich kaum Gelegenheit in meinem Leben), aber es machte mich neugierig. Also stand ich auf, darauf bedacht keinen falschen Schritt auf den knarzenden Holzdielen zu machen.

Tatsächlich schaffte ich es, fast geräuschlos zu der Tasche zu gelangen und öffnete diese vorsichtig. Nach einigem Wühlen fand ich schließlich den Ursprung der Melodie - einer alten Spieluhr.

Sie hatte die Form eines Herzes, mit einem blauen Saphir in der Mitte. Ich schaffte es nicht, sie zu öffnen, obwohl man sie offensichtlich öffnen konnte. Noch dazu war sie ziemlich klein und schien mehr wie eine Kette, als eine Spieluhr.


Als Blair sich im Schlaf bewegte erstarrte ich. Ich konnte ihm schlecht erklären, dass ich einfach mal seine Sachen durchgewühlt hatte. 

Zum Glück aber, erwachte er nicht und schnell schlich ich mich wieder auf das Bett. Die Melodie hatte inzwischen aufgehört und auch ich wurde wieder müde. Gähnend schloss ich die Augen und fiel schnell in einen Dämmerschlaf.

Irgendwann erwachte ich. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber irgendwas stimmte nicht.

Cassian stand im Raum. Erst wirkte er ganz normal, aber als er sah, dass ich wach war, verzog sich sein Gesicht zu einer wutverzerrten Fratze. 

Einen Moment starrten wir uns an. Dann klappte Cassian nach vorne, sodass er einen schrecklichen Buckel machte. Von seinen Augen aus begann Schwärze, eine dunkle Schicht, seinen gesamten Körper zu überdecken.

Dabei machte er so widerliche Geräusche, dass ich schauderte, doch ich konnte nicht wegsehen. Als Cassian sich wieder aufrichtete war er ein Monster.

Er stand auf zwei Beinen, sein Körper schien aus einer schwarz-lilanen Masse zu bestehen, zwei lilane Hörner ragten von seinem Kopf empor. 

Doch das schlimmste waren seine Augen. 

Seine Augen waren komplett weiß, man sah nur leicht die, anstatt roten, schwarzen Adern.

Dann hob er seine Klauen-Hand und in seinem Gesicht zeichnete sich die Karikatur eines Lächelns ab.

Er schlug zu, in meine Richtung, und ich schrie auf.

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