Familie

~POV Mik~

Ich stehe hier neben Kostas, der wie angewurzelt neben mir steht. Er lässt seinen Koffer los und guckt Sophie mit großen Augen an, während sie ihm weiter Vorwürfe macht. Sie ist wohl seine Schwester, denn sie hat genau dasselbe Gesicht wie Kostas. "Ich hab dich bestimmt 100 mal angerufen, was fällt dir ein?", Sophie kommt mit jedem Wort einen Schritt auf Kostas zu, bis sie direkt vor ihm steht.

Ich stehe unbeteiligt daneben, unsicher, ob ich eingreifen soll oder nicht. Kostas scheint endlich aus seiner Starre aufwachen, denn sein Blick huscht zu mir. Zweifel liegt in seinen Augen. "Sophie, machen Sie mal halt. Sie überrumpeln Kostas doch total!", machte ich jetzt endlich einen Versuch, die junge Frau zu beruhigen. Erst jetzt scheint sie mich überhaupt zu bemerken, denn sie guckt verwirrt zu mir, scannt mich einmal von oben bis unten ab, bevor sie schnaubt und an ihren Bruder gewandt fragt: "Und wer ist das? Dein Freund? Hat der dich etwa auf die Idee gebracht?"

Ich werde etwas wütend, aber für Kostas unterdrücke ich die Wut und verkneife mir eine bissige Antwort. Stattdessen greife ich nach Kostas Hand und drücke sie kurz, ehe ich sage: "Ich bin Mik, ein Freund von Kostas. Sie müssen seine Schwester sein. Freut mich. "Ich strecke ihr höflich die Hand entgegen, schließlich will ich es mir nicht mit seiner Familie verscherzen.

Familie.

Es muss toll sein, so etwas zu haben. Man ist nie allein, du wirst umsorgt, du liebst deine Familie und dir wird das Gefühl gegeben, dass du geliebt wirst. Ich würde so gerne mal lieben und geliebt werden.

Meine Gedanken werden von Sophie unterbrochen, denn sie schüttelt meine Hand kurz, und sagt: "Richtig. Nenn mich ruhig Sophie." Kostas neben mir stößt sichtlich erleichtert die Luft aus, die er wohl angehalten hatte. "Sophie, wollen wir uns vielleicht auf einen Kaffee irgendwo hinsetzen, dann erklären wir dir das", schlage ich vor und Sophie nickt zustimmend. So sitzen wir etwas später in einem Café und ich suche die richtigen Worte.

"Also? Habt ihr mir was zu erzählen? Kostas, du willst doch nicht etwa mit Mik durchbrennen?", kichert Sophie und schaut mich zwinkernd an. "Das wollte er vor ein paar Jahren mal mit seiner großen Liebe tun. Sie sind aber nach zwei Tagen wieder aufgetaucht. Getrennt. Toni hat ihn betrogen", erklärt sie mir mit einem Blick auf mein verwirrtes Gesicht. "Sophie, sei still", nuschelt Kostas peinlich berührt, wird rot und beugt sich über seinen Kaffee.

"Tut mir leid, Koschta" Sophies Blick wird ernst und sie überschlägt ihre Beine, bevor sie sich verschwörerisch nach vorne beugt. "Na, dann erzählt mal" Ich will gerade das Wort erheben, da kommt mir Kostas zuvor. "Ich will Dads Firma nicht übernehmen. Ich will das nicht einmal studieren. Ich will das alles nicht mehr, Sophie. Ich möchte tanzen, damit Geld verdienen und mir damit mein Physiotherapeuten-Studium finanzieren. Verstehst du das?" Das alles bricht aus ihm heraus, bevor er anfängt zu weinen. Ich ziehe ihn in meine Arme. Der Junge ist wohl echt emotional. Über seine Schulter sehe ich, wie Sophie uns nachdenklich und betroffen anschaut. Nachdem er sich wieder beruhigt und von mir gelöst hat, wird Kostas direkt von Sophies Armen umschlossen.

"Es tut mir so leid, Kostas. Ich hätte merken müssen, dass du unglücklich warst. Ich war so fixiert auf unsere Familienharmonie, dass ich nicht so auf dich geachtet habe, wie ich es als Schwester hätte tun sollen. Jetzt weiß ich auch, wieso du dich nicht bei Dad gemeldet hast. Du hast Angst vor seiner Reaktion. "Kostas kann nur erstaunt nicken. Sophie lacht kurz auf. "Ich bin trotz allem immer noch deine Schwester, Koschta. Ich kenn dich und deine Sorgen ganz genau. Aber ich kenne auch Dad und weiß, dass wenn er sieht, wie glücklich du bist, wenn du das tust, was du liebst, wird er es akzeptieren. Er wird dir nicht böse sein, Bruderherz. Das konnte er niemals. Dafür liebt er dich zu sehr"

Nach dieser kleinen Ansprache zieht Sophie Kostas nochmal in eine Umarmung und drückt ihm einen Kuss auf die Schläfe. Dann flüstert sie ihm noch etwas ins Ohr, dass ich nicht verstehe. Aber das ist mir ganz recht so, denn ich fühle mich bei den Geschwistern Weiß gerade reichlich fehl am Platz. Auch wenn es mir Tränen in die Augen treibt, diese zwei vertrauten Personen in einer so innigen Umarmung zu sehen, wird mir ganz warm ums Herz bei diesem wunderschönen Anblick.

"Mik? Danke." Sophie steht auf einmal vor mir, und im nächsten Moment finde ich mich in ihren Armen wieder. "Ich bin manchmal etwas unsensibel. Das tut mir leid. Aber du tust meinem Bruder echt gut", flüstert sie. Zu viele Umarmungen für mich heute, weswegen ich diese nur halbherzig erwidere, doch Sophie ist mir schon um einiges sympathischer als vor einer Stunde. "Und du wohnst die nächste Zeit bei deinem Freund?", fragt Sophie noch einmal, als wir an der U-Bahn-Haltestelle stehen. "Bei Mik, ja", bestätigt Kostas und nimmt seinen Koffer auf. "Meld' dich mal wieder. Wir sehen uns, Mik!"

Mit diesen Worten ist Sophie verschwunden und wir stehen wieder alleine da. "Sie hat Recht. Aber ich bin noch nicht bereit", sagt Kostas nach einer Weile. "Du hast so viel Zeit, wie du brauchst." "Mik. Ich kann dir nicht oft genug danken." Abends liegen wir wieder nebeneinander in meinem Bett, ohne Abmachung, doch irgendwie ist es selbstverständlich, dass Kostas heute wieder bei mir schläft. Ich überlege, was es mit Toni auf sich hatte. Wie konnte man so einen wundervollen Menschen wie Kostas belügen? Es ist mir ein Rätsel. "Schlaf schön, Koschti. Ich verlass dich nicht", murmele mich noch und hoffe, dass Kostas auf meiner Brust schon schläft. Mit Gedanken an ihn schlafe ich schließlich ein.

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............. wenn die liebe Wildfreund so weiter macht, dann habt ihr sämtliche Kapitel heute wieder und das sogar überarbeitet! Is das nich toll? Okay ich mach jaq schon weiter ;)

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