Poesie: Nichts

Diffuses Licht fällt auf einen mit einer Plane bedeckten Gegenstand. Im goldenen Lichtstrahl, der den geräumigen, aus Holz gezimmerten Schuppen erhellt, tanzen Staubpartikel um die eigene Achse. Davor ist ein Podest aufgebaut von dem Reden geschwungen werden. Leute auf wackeligen Stühlen stellen Fragen, preisen es als "nie dagewesene Neuerung der Wissenschaft", als "unvorstellbar wertvolle Kunst", als "Durchbruch der Philosophie", als "Sinn der Menschheit". Leute schwafeln akademisch daher, die Frauen sind mit Gold behängt, die Männer in Seide gekleidet. Es wird geboten, die Schilder heben sich, der Preis schraubt sich in absurde Höhen. Es laufen Kellner in weißen Fracks durch die hochwohlgeborene Menge, in ihren Händen silbern glänzende Tabletts auf denen Kristallgläser stehen, gefüllt mit perligem Sekt. Silberne Tabletts auf denen die exquisitesten Häppchen angeboten werden, mit lockerluftigem Lachsschaum auf herrlichen Avokadostückchen. Die Lack- und Stöckelschuhe der Gesellschaft versinken im modrig braunen Stroh. Die luxuriösen Jacken der Gäste hängen an einfach gezimmerten, schief montierten Haken vor der Tür. Eine belebte Stille erfüllt das alte Gebälk, unterbrochen nur von dem schrillen, gekünstelten Gelächter der hohen Damen oder einem spitzen Schrei der Herren, wenn diese über die Architektur des Gebäudes fachsimpeln und dabei die Spinnen an den Stützbalken entdecken. Erst wenn der durch Protestgeschrei angeheizte Geräuschpegel sich in ungeahnte Höhen hebt, weil der Preis für Nichts in ungeahnten Höhen liegt trennen sich diese zwei Welten voneinander.

Der Duft von Morgenkaffee und das Geraschel der Zeitung. Das dünne Papier zwischen den Fingerkuppen und den bitteren Geschmack im Mund. Aus dem "Sinn der Menschheit" ist "Betrug der High Society" geworden. Aus "Durchbruch der Philosophie" "Einfachheit des Pöbels". Aus "unvorstellbar wertvolle Kunst" "unerhörte Farce". Aus "nie dagewesene Neuerung der Wissenschaft" "Streich der unteren Schichten".

Aus der alten Scheune ein Konzertsaal und aus braunem Stroh feinster Marmorboden. Aus goldenem, staubigem Licht romantisch flackerndes Kerzenlicht und aus einem einfachen Podest eine lackierte Bühne. Aus wackeligen Stühlen geschnitzte Handwerksware und aus schief montierten, hölzernen Haken auf Hochglanz polierte Einzelstücke.

Aus Pomp wird einfache Ruhe.

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