Poesie: Ich ersticke

Die Worte schweben zu Boden. Wie Federn sinken sie sanft zu Boden, schaukeln hin und her und sind so leicht, dass die Luft sie trägt.

Ich liege am Boden. Wie ein Stein liege ich am Boden, bin klein, hart, kalt, gefühllos und schwer. So schwer, dass meine Beine mich nicht mehr halten konnten. So schwer, dass sie mir den Dienst versagten, als ich sie am dringendsten brauchte. In dem Moment in dem du mich losließt, gehorchte mir mein Körper nicht mehr und ich wurde zu einem Stein. Mein Innerstes wurde kalt, ich versteinerte und wurde gefühllos, nicht mehr in der Lage zu denken oder zu fühlen oder mich zu bewegen. All das kann ich nicht mehr, denn du hast mich losgelassen und mich kalt werden lassen. Du hast mich erfrieren lassen, hast dich nicht einmal mehr umgedreht, als du gingst. Ich lag am Boden und konnte dir nur zusehen, konnte nichts tun, denn ich war versteinert.

Ich war wie ein kleines Kind, das nicht ohne die schützende Wärme der Eltern leben konnte. Du bist gegangen und nahmst die Wärme mit. Meine Wärme war deine Wärme, denn wir teilten alles, was wir hatten, das Leben des einen gehörte beiden, die Wärme des andern gehörte beiden. Du kanntest mich, mein Leben, meine Wärme und gingst, als hätte dir das alles nie etwas bedeutet. Du machst mich gefühllos, kalt, lässt mich versteinern, wo du mir noch vorher Wärme gespendet hast, dein Leben mit mir teiltest.

Du schlugst die Tür zu deinem Leben vor meiner Nase zu, nahmst mir meinen Schlüssel ab und drehtest ihn im Schloss herum. Sperrtest mich aus. Ließt mich alleine auf der Schwelle zurück auf der ich versteinerte.

Mein Herz ist immer noch in meiner Brust. Es pumpt und schlägt wie zuvor, trommelt einen langsamen Rhythmus, der mich wieder zur Besinnung bringt. Ich habe immer noch mein Herz. Es ist nicht versteinert, so wie ich es bin und das Blut fließt noch immer durch meine Adern. Ich bin trotzdem kaputt.

In meinem Bauch ist ein Loch.

In meinem Bauch ist ein schwarzes Loch, das mir die Lust zum Atmen wegsaugt, auf meine Lunge drückt und es mir unmöglich macht zu atmen.

Ich ersticke.

Ich sterbe nicht an einem gebrochenen Herzen, gehe nicht an Herzschmerz zu Grunde, sondern ersticke an dem schwarzen Loch, das sich in mein Innerstes frisst, alles mit sich reißt, was es findet, mein Denken, meine Gefühle, mein ganzes Sein vertilgt und nicht wieder zurückgibt.

Ich ersticke und verschwinde.

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Jemand, den ich kannte, hat mir seinen Liebeskummer 'geklagt' und das ist rausgekommen. Ich mag die Vorstellung von einem gebrochenen Herzen nicht, ich habe immer ein schreckliches Gefühl in meinem Bauch, wenn es mir dreckig geht, deswegen das Schwarze Loch. Kennt ihr auch dieses Gefühl oder fühlt ihr wirklich euer gebrochenes Herz?

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