Poesie: Colourful Love
Ich war allein.
Um mich herum war alles schwarz.
Ich konnte nichts erkennen in dieser tiefen Finsternis, die mich festhielt.
Dann formten sich Gesichter und Körper aus dem Nichts. Sie deuteten auf mich, mit ihren langen, weißen Spinnenfingern und fingen an zu lachen.
Ich konnte das Geräusch nicht ertragen. Es bohrte sich in meinen Gehörgang, in meine Ohren, in meinen Kopf. Es beeinflusste meine Gedanken und ich sah meinen Körper von einer Brücke fallen, auf dem darunterliegenden Wasser zerschellen. Ich sah in ihre höhnisch verzerrten Gesichter, in diese Fratzen des Neids, des Hasses und der Furcht. In die Gesichter dieser dunklen Gefühle, die die Seelen der Menschen verschlangen und mit ihnen spielten, sie quälten, wie ein kleines, ahnungsloses Kind eine Katze.
Ich hatte Angst.
Ich hatte Angst davor von diesen Gefühlen gebrochen zu werden, zu resignieren und nicht wieder aufzustehen. Mich von ihnen vereinnahmen zu lassen und zu einer Marionette meiner Emotionen zu werden.
Aber gleichzeitig bemitleidete ich diese bedauernswerten Kreaturen, die nichts weiter tun konnten, als sich im Kreis zu drehen. Wie ein dummer Hund, der seinem Schwanz nachjagt und ihn nie zu fassen bekommt. Die nach der Pfeife ihrer Gefühle tanzten, ohne einen eigenen Willen.
Ich kauerte auf dem Boden und versuchte ihre alles durchdringenden Stimmen zu ignorieren.
Es gelang mir nicht. Ich versuchte es mit einem Wispern, einem Murmeln für mich selbst. Es war zu leise.
Also fing ich an zu singen. Ich weinte, fühlte mich bedrängt und summte eine leise Melodie. Sie half mir wieder auf die Beine zu kommen.
Ich beruhigte mich langsam und stand auf. Sah in ihre verzerrten Fratzen und lächelte sie an.
Sie ließen von mir ab und verschwanden, wurden wieder eins mit dem Nichts, das mich umgab. Ich blieb stehen und staunte.
Ich leuchtete von innen heraus. Ich konnte erkennen, dass um mich herum alles voller Leben war. Pollen von nicht zusehenden Bäumen tanzten in meinem Licht und ließen sich auf der Erde vor meinen Füßen nieder. Sie schlugen Wurzeln, keimten und wuchsen zu prächtigen, schattenspendenden Bäumen empor.
Mit kindlicher Freude sah ich zu ihren Kronen hinauf und fragte mich wie es wohl war ein Baum zu sein.
Wie es war den Wind zu fühlen, der durch die höchsten Äste peitschte, wie es sich anfühlen musste wenn neue Früchte und Blätter aus den alten Zweigen hervorbrachen und wie man so vielen Naturkatastrophen trotzte. Wie man lebte, fest in der Erde verwurzelt und sich die Welt um einen herum veränderte. Wie Leben verging und neues daraus emporwuchs. Wie man der Welt im Wandel zusah und selbst alterte, weiser wurde und schließlich starb, um sich in diesen Kreislauf des Lebens einzugliedern.
Gras wuchs auf der Erde und es fing an zu Regnen. Das lebensspendende Wasser versickerte in der Erde und ließ neues Leben erblühen, wie eine Pflanze, die auf kargem Boden gedeiht.
Ich wunderte mich über die Vielfalt, die sich vor mir entfaltete. Diese Früchte der Menschlichkeit und des Friedens. Die Natur in all ihrer Schönheit und in all ihrem Sein.
Das war die bunte Liebe.
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Ich hab eine kleine Serie mal vor einem halben Jahr oder so geschrieben, über Gefühle, was für eine Metapher man vielleicht verwenden kann und welche Farbe meiner Meinung nach am besten zu welcher Empfindung passt. Sie heißt 'Colours of Emotion', ist wie gesagt ein bisschen älter und jede 'Geschichte' ist sehr kurz. Trotzdem mag ich sie und werde sie euch nacheinander vorstellen.
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