Anderes: Klischees und eine Highschool-Teenie-Romanze

Kennt ihr diese unheimlich kitschigen Liebesfilme, in denen die Hauptpersonen aneinander vorbeilaufen und alles in Zeitlupe gefilmt ist? Ich kenne sie und vor allem diese Szenen habe ich immer gehasst wie die Pest. Es ist einfach absolut unnatürlich, dass die Welt auf einmal aufhören soll sich zu drehen, oder es zumindest langsamer macht. Das hat sie seit ihrer Entstehung nach dem Urknall nicht getan, warum sollte sie also auf einmal damit anfangen und dann auch noch nur, weil irgend so ein Filmemacher das braucht? Oder weil irgendjemand seine „einzig wahre Liebe" gefunden hat? Ich verstehe es einfach nicht. Und es macht mich extrem wütend. Kleinen Mädchen, die von der großen, wahren und einzigen Liebe träumen, wird weisgemacht, dass die Welt um sie herum kurz anhalten würde, wenn sie einfach nur an ihrem zukünftigen Schnuckiputz vorbeiliefen. Dass dem nicht so ist, können sie ja nicht wissen, und Eltern überlassen es sowieso lieber dem Fernseher ihre Kinder aufzuklären. Ich bin vollkommen davon überzeugt, dass es die eine große wahre Liebe nicht gibt.

Verklagt mich doch! Könnt mir sowieso nichts, ihr Hollywood-Zombies!

Sogar prüde Biologen wissen das. Verliebt sein dauert aufgrund von Hormonstimulierung nur ungefähr zwei Jahre, danach fühlt man sich in der Gegenwart des Partners geborgen – wie bei einem guten Freund. Wenn ihr nähere Erläuterungen wollt, lest es auf Wikipedia nach. Also ist quasi jeder Partner die „große wahre Liebe" und jedes Mal müsste die Welt sich kurz langsamer drehen. Dann wären wir alle überdimensional große, nicht schleimende Schnecken, bei sieben Milliarden Erdenbewohnern. (Wenn man die Tiere nicht einrechnet. Dann wären wir... äh... beschissen langsam. So langsam, dass wir die Sintflut nicht mal wahrgenommen hätten. Es hätte uns nur irgendjemand auf einmal das Licht ausgepustet.) Aber ich schweife ab.

Um wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen: Ich hasse diese kitschigen Liebesfilme mit ihren noch kitschigeren, pseudo-verheißenden Szenen, die sowieso immer alles vorweggreifen. Nicht mal Spannung wird aufgebaut, da ist man vielleicht auch an die falsche Sorte Film geraten, aber man kann nicht einmal darüber philosophieren, wer am Ende der 90 Minuten der Protagonistin die Zunge in den Hals steckt. Von Anfang an gibt es nur ihn, der als einzig möglicher Kandidat für die große wahre Liebe auftritt. Und was macht Prinz Charming aus? Genau, er sieht „gut" aus. Das "gut" in Anführungszeichen, weil sich Geschmack unterscheidet. Nur leider nicht in Liebesfilmen. Ein starker, muskulöser Frauenversteher, am besten ein Bad Boy, der sich nur für die Frau seiner Träume ändert und zum Schoßhündchen mutiert. Was ich dann nie verstehe; war diese Frau nicht eigentlich nur an ihm interessiert, weil er ein Bad Boy war? Warum bleibt sie bei einem verweichlichten, eingelaufenen Schmuserockstar, der sie auf Händen trägt? Etwa weil er sie auf Händen trägt? Davor war er vollkommen kalt zu ihr, sie findet das geil, schnappt ihn sich, und am nächsten Tag stellt er fest, dass er sie nach einer Runde Sex liebt, sie nie wieder verlassen will und ihre Schuhsohlen ableckt, damit sie bei ihm bleibt. Eine Charakterentwicklung, auf die ich getrost hätte verzichten können. Um das Klischee perfekt zu machen, war sie natürlich vorher ein Mauerblümchen, eigentlich total hübsch, aber sie schminkt sich nicht und alles sagt „Iih-Bääh!" weil sie sich nicht schminkt, aber dann kriegt sie eine Freundin, die ist total cool, interessiert sich nicht für die Meinung anderer, stylt ihre Freundin (am besten auch noch für den Prom, weil Highschool-Teenie-Romanzen sind die Besten) total auf, dann geht sie auf diese Party (am besten immer Prom), fühlt sich total unwohl, sieht aber absolut atemberaubend aus, das fällt auch dem „Bad Boy" auf, der kommt auf sie zu, flirtet mit ihr (natürlich ist sie ein absolutes Flirt-Naturtalent), die Jungfrau entpuppt sich als schlimmes Biest, sie wird entjungfert und dann heult sie rum, dass er sie nicht liebt. Die total coole Freundin besticht sie mit Eis und traurigen Filmen (kennt jemand Hachiko? Oh Mann, ist der traurig. Dieser Film hat mich so fertig gemacht!) und am nächsten Tag kommt das Mauerblümchen als die unnahbare Bitch in die Schule (weil es ist ja eine Highschool-Teenie-Romanze) und tut so, als würde sie nicht im Inneren immer weinen wollen, wenn sie ihren „Bad Boy" nur sieht. Als der ihr dann seine Liebe gesteht, fällt sie im wirklich weinend in die Arme und alle sind zufrieden, es gibt ein Happy End. (Jetzt habe ich grade Lust bekommen so eine hirnrissige Story zu schreiben. Aber ich mag das Happy End nicht, ist nicht realistisch genug...)

Wo wir gerade bei realistisch sind; Ich werde euch jetzt die wahre und vollkommen realistische Liebesstory eines extrem schüchternen Mauerblümchens erzählen.

Die absolut wahre und vollkommen realistische Liebesstory eines extrem schüchternen Mauerblümchens

(beruht auf einer erfundenen und stark überspannten Begebenheit)

Sie, Celina, (weil alle Bitches Selina heißen, tut mir leid, an alle Beleidigten. Nicht. Schreibt mir doch Morddrohungen!) ist ein armes kleines, extrem schüchternes Mauerblümchen, (wie es übrigens schon im übertrieben langen Titel steht) das in das letzte Jahr der Highschool geht. (Damit dürfte sie 18 oder 19 sein, glaube ich.) Ihr großer Schwarm Seppel (nein, okay, das kann ich euch nicht antun, nennen wir ihn doch stattdessen, hm... Cevin. Mit C, dann klingt's noch dümmer und man kann besser drüber lachen. Zweiter Versuch.) Also ihr großer Schwarm Cevin (irgendwie klingt das noch dämlicher als Seppel... Nein! Kein zweiter Namenswechsel, sonst weiß ich am Ende nicht mehr wie die Personen heißen.) beachtet sie kein Stück und das macht unsere gute Celina extrem traurig. Sie ist doch schüchtern! Wie soll sie Cevin da ansprechen. Dann ist ihre große Chance da; Cevin sitzt im Englisch Literaturkurs neben ihr! Sie muss sich nur noch aufraffen ihn anzusprechen. Aber sie ist schüchtern, wenn nicht sogar extrem schüchtern. Also kommt, was kommen musste: Sie kriegt den Mund nicht auf. Sie stammelt sich keine real existierenden Wörter zusammen, wird daraufhin von Cevin seltsam angestarrt und bricht beinahe in einen Heulkrampf aus. (Dadurch wird sie Cevin natürlich nicht unbedingt sympathischer. Kein Mann kann damit umgehen, wenn eine Frau heult. Nicht mal Shakespeare konnte das, der hat dann immer nur in Versen vor sich hin gebrabbelt.) Von da an tut Cevin jeden Versuch von Celina mit ihm zu reden von Vornherein ab. Doch dann kommt der werte Shakespeare ins Spiel. (Der ist doch tatsächlich für was gut!) Da sie im Englischen Literaturkurs sind (keine Ahnung warum ein strohdummer Mensch wie Kevin – verzeiht, hab mich vertan - ich meinte natürlich warum ein so sexy Bad Boy wie Cevin – hey, das C kann ja doch was! – englische Literatur nimmt. Wirklich, keinen Schimmer!) kommt irgendwann Romeo und Julia dran. Und da der Lehrer so eine Trantüte ist und nicht mitkriegt, dass sie im Unterricht für Englische Literatur sind, müssen sie Shakespeares Romeo und Julia in Paaren vorspielen. Die unterschiedlichen Szenen werden zugewiesen, sowie Partner, sodass am Ende Celina nicht nur neben Cevin sitzt, sondern auch mit ihm Romeo und Julia spielt, natürlich (wie könnte es in einer Highschool-Teenie Romanze auch anders sein...) eine Kussszene. Sie freut sich tierisch, zeigt es aber nicht, er will sich strangulieren oder sonst wie umbringen und fängt direkt damit an, indem er das Lesezeichen der Lektüre in seinem Nacken zu einem Henkersknoten bindet. (Nicht nur Rauchen tötet! Weil alle Bad Boys durch die Bank Kettenraucher sind. Weil bad für die Lunge unso.) Sie kann ihn nur knapp davon abhalten und schlägt ihm einen Kompromiss vor: Sie lassen die Kussszene weg, aber er muss richtig arbeiten. Cevin ist störrisch aber einverstanden und so beginnen die wunderbaren Tage der Liebesszenenschauspielerei. Am Ende (wie es sich für eine absolut realistische Liebesgeschichte gehört) mag er sie doch und küsst sie vor allen Anwesenden. Dann hüpft sie mal eben schnell mit ihm ins Bettchen, er merkt wie scheiße sie dadrin doch ist, und beendet so die Beziehung vor ihrer Zeit. Danach ist Celina keine Bitch, sondern immer noch das gleiche Mauerblümchen wie vorher auch, denn Liebe tut weh und ist sowieso doof und flüchtig. (Man(n oder Frau) erinnere sich an die wissenschaftlich bewiesenen zwei Jahre) Der Sex ist das Einzige, was so eine Beziehung zusammenhält! (Jawoll ja.)

-The End-

In normalen Highschool-Teenie-Romanzen kämen irgendwo vor dem schlechten Sex die obligatorisch lausigen Dreiecksbeziehungen mit real existierenden, super-ultra-hotten Jungs, aber da das hier ja realistisch bleiben soll, sind die gestrichen. Zu viel Verwirrung und künstlich in die Länge gezogenes, sowie gelutscht und wieder ausgespucktes Schreibmaterial. (Ich habe alleiniges Anrecht auf den Plot oben; zusammen mit mindestens 50.000 anderen Highschool-Teenie-Romanzen-Autoren und Regisseuren. Das Metiér ist nie (!) zu ausgelutscht. Selbst wenn es irgendjemand mal auskotzen sollte, nimmt der Nächste es doch wieder in den Mund.)

Ein paar Gedanken, die mich so in die Irre geführt haben. Ich geh' dann mal zu meinen Schatz Seppel-Cevin und werde in epischer Slow-Motion an ihm vorbeilaufen. Die seltsamen Blicke und die Einlieferung in die Klapse sind umsonst.

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Ich bin gerade tatsächlich 'Die absolut wahre und vollkommen realistische Liebesstory eines extrem schüchternen Mauerblümchens' am ausarbeiten, allerdings ist Celina da die krasse Stalkerin von Cevin... Und ich hab erst 2 Kapitel, die sind aber eigentlich ganz lustig. Zumindest, wenn man mit meinem Humor was anfangen kann. Leider war der Titel zu lang, deswegen musste ich ihn auf 'Die absolut realistische Liebesstory eines extrem schüchternen Mauerblümchens' kürzen. Eine Schande ist das! Hier habt ihr's zuerst erfahren.

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