Anderes: Consent
Zwei Jungen saßen in dem Klassenzimmer, der extra für Nachhilfeunterricht nach den langen Schulstunden zur Verfügung stand. Draußen regnete es, das gelbe Licht der Straßenlaternen reflektiert in unzähligen Regentropfen, die vom Himmel fielen und in überirdischer Schönheit auf dem Asphalt zersprangen.
Die beiden Jungen waren die einzigen in dem Raum, vor ihnen, auf einem der langen braunen Tische mit Holzoptik ein aufgeschlagenes Chemiebuch, Block und Stifte, daneben eine Tüte Gummibärchen.
Niklas, ein großer aber schmaler Junge mit einem stubbeligen Bartschatten und langen, zurückgebundenen Haaren, nahm sich ein weißes Gummibärchen. In seinem überformalen, blauen Hemd sah er seltsam fehl am Platz aus. "Und hier musst du es dann einfach nur in den pH-Wert umrechnen und fertig!" Mit seiner freien Hand deutete er auf eine der unordentlich durcheinander geschriebenen Gleichungen auf dem Block des anderen Jungen.
Joshua zog verzweifelt die Augenbrauen hoch, während er noch weiter auf seinem Bleistift herumkaute. Joshua wirkte um einiges jünger als Niklas, was wohl an seinem jungenhaften Gesicht mit Stupsnase und großen braunen Bambiaugen lag. Außerdem steckte er in einem roten Pullover, der viel zu groß für ihn war und daher bis über seinen Handteller reichten. Mit einer hilflosen Geste nahm er den zerkauten Bleistift aus dem Mund und ließ seine Hände auf den Tisch fallen. "Ich versteh es einfach nicht!" Unsicher nagte er an seiner Unterlippe herum.
"Soll ich es dir nochmal erklären?", fragte Niklas geduldig. Dabei guckte er auf sein Handy, um die Zeit zu checken. Er wurde schließlich per Stunde fürs Nachhilfegeben bezahlt.
"Ich glaub nicht, dass das noch was bringt", seufzte Joshua und vergrub das Gesicht in den Ärmeln seines Pullis. Unwillig stöhnte er. "Können wir es für heute dabei belassen?", wollte er wissen und sah bittend zu Niklas.
Der sah einfach nur zurück, seine Hände nahmen Joshuas herunter und hielten sie fest. Dann lehnte er sich über den Tisch und küsste Joshua.
Fassungslos tat Joshua nichts. Zumindest nicht in der ersten Sekunde. Als ihm wirklich bewusst wurde, dass Niklas ihn gerade küsste, zuckte er zurück.
Szene wurde aufgebaut, Charaktere wurden eingeführt, Plot wurde "entwickelt". Jetzt die Frage an euch: Wie sollte Niklas sich verhalten? Lasst mich euch nur zwei der vielen Möglichkeiten geben.
Nummer 1: Erschrocken ließ Niklas Joshua los und saß kerzengerade wieder auf seinem Stuhl, die Augen fest am Boden, den Zeigefinger die eigenen Lippen befühlend. "Es tut mir leid!", sagte er und sah dabei ehrlich bestürzt aus. "Ich... ich wollte nicht... also eigentlich schon, aber nicht so... Ich wollte..."
Nummer 2: Mit einem Ruck an seinen Händen zog Niklas Joshua erneut zu sich und presste seine eigenen Lippen auf die des jüngeren Jungen.
Welche findet ihr besser? In welcher ist euch die Situation insgesamt angenehmer? Wenn ihr euch noch nicht wirklich sicher seid, dann lasst uns doch fortfahren.
Nummer 1: Es brauchte eine Weile, bis Joshua sich von dieser Überraschung gefangen hatte und es schaffte, Niklas unaufhaltsamen Wasserfall aus Wörtern zu unterbrechen."What the fuck war das denn bitte?!", wollte Joshua verärgert wissen und erhob sich unwillkürlich, während er sich den Mund abwischte. "Was sollte das werden?"
Nummer 2: Joshua drehte so schnell wie ihm möglich den Kopf zur Seite, sodass Niklas ihn nicht mehr küssen konnte, und zerrte an seinen Händen, die von Niklas so fest gehalten wurden, dass der Jüngere und eindeutig Schwächere der beiden nicht loskam. "Hör auf!", schrie Joshua, sobald er sprechen konnte.
Ich glaube, es wird klar, dass Joshua wirklich kein Interesse an Niklas hat. Aber lesen wir doch weiter.
Nummer 1: "Es tut mir wirklich leid, Joshua. Ich wollte das nicht! Aber ich hab einfach die Kontrolle verloren, und...", versuchte Niklas verzweifelt eine Antwort zu finden und schrumpfte in seinem Stuhl zusammen.
"Du hast die Kontrolle verloren?", schrie Joshua und blickte Niklas zornig an. "Was hattest du denn bitte für Fantasien, dass du die 'Kontrolle' verloren und dich mir aufgezwungen hast?!"
"Ich..." Niklas suchte nach Worten, ohne Erfolge. "Du... du hast gestöhnt... und dann..."
"Ich war verdammt noch mal frustriert! Warum bist du so krank und nimmst das als Anlass mich zu küssen?!", wollte Joshua wissen, seine Stimme sich immer weiter hochschraubend. Er angeekelt von Niklas' Verhalten.
Nummer 2: Aber Niklas hörte nicht auf. Stattdessen nahm er, gegen die Gegenwehr von Joshua, dessen beide Hände in einer der seinen zusammen und zwang mit der anderen die Lippen des Jüngeren wieder auf seine eigenen, seine Zunge in Joshuas Mundhöhle.
Joshua wurde panisch. Er wollte das nicht. Er wollte nicht von Niklas geküsst werden. Aus einem Impuls heraus, biss er Niklas auf die Zunge.
Vor Schmerz aufschreiend, zuckte Niklas zurück, seine Zunge hing ihm aus dem Mund und er versuchte, irgendwelche Verletzungen zu sehen. Die Spitze seiner Zunge stach und brannte tierisch.
Joshua spuckte einen kleinen Fetzen Fleisch auf den Tisch und versuchte schnellstmöglich von seinem Sitzplatz an die Tür zu kommen. In seiner Panik schrie er nicht nach Hilfe, irgendwer musste ja noch im Gebäude sein, sondern blieb still. Dummerweise saß Niklas näher bei der Tür als er und fing Joshua ab, bevor er den Raum verlassen konnte. In seinen Augen brannte ein wütendes, von Lust geschürtes Feuer.
Von Niklas' Klammergriff um Joshuas Handgelenke würden sich blaue Flecke bilden, genauso an Joshuas Kinn, auf seiner Wange, an seinem Hals, seinem Bauch und seinen Oberarmen. Sein Kopf würde brummen, von der Platzwunde, die er sich zuzog, als Niklas ihn gegen die Wand donnerte. Und ihm würde für immer das Trauma in den Knochen sitzen, fast vergewaltigt worden zu sein, wenn nicht der Hausmeister der Schule gewesen wäre.
Den Rest kriegt ihr selbst raus.
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