39 - Badass ist die Untertreibung seit des Urknalls I
"Hell yeah!", jubelte Titus, der auf den Ringrand klopfte. Triumphierend hob ich meine Hand und ließ einen adrenalingetränkten Schrei los: "Wooo!" Ich blickte auf eine lachende Lea herunter, die ich gerade gepinnt hatte. "Also, wenn das nicht ein Fortschritt war, weiß ich auch nicht", lobte mich Randy, der die Aufnahme seiner Handykamera stoppte. Überglücklich setzte ich mich neben Lea und gab ihr ein High Five. "Bitte sag mir nicht, dass du mich gewinnen lassen hast", bat ich und wischte mir den Schweiß mit dem Saum meines T-Shirts aus dem Gesicht. "Nö. Du hast es tatsächlich einfach so geschafft. War auch nicht anders zu erwarten, Hasi", lächelte sie dann. "Du trainierst jetzt seit neun Wochen. Und hey, du hast schon vor fünf Wochen mit den Jungs bei SmackDown gewonnen. Nur weil du nicht den letzten Pinfall gemacht hast, heißt das nicht, dass es kein Sieg für dich war." Ich nickte und betrachtete meine Arme zum vermutlich sechstausendsechshundertsechsundsechzigsten Mal seit vier Wochen. Vollgestochen. Endlich. Keine Spur mehr von den Narben. An meinem rechten Arm fand ich nur noch ganz viele Totenköpfe vor. Einer trug eine Krone, ein anderer Indianerhäuptlingsschmuck und ein weiterer Kopfhörer, die restlichen knochigen Schädel waren nackt. Rauchschwaden umschmeichelten sie. Auch mein linker Arm hatte ein hübsches Motiv erhalten. Klaviertasten zogen sich wie eine Spirale von meinem Handgelenk zu meiner Schulter hinauf. Noten und Notenschlüssel auf zwei Notenzeilen, die die Reihe aus Tasten umrahmten, und blaue Sterne machten das Motiv lebendiger. Auch mein Hals hatte etwas Farbe abbekommen. Eine schwarze E-Gitarre mit blauen Flammen bedeckten den Großteil der Narbe, daneben ein Violinschlüssel und ein schwarzer Stern. Randy grinste: "Du magst sie wirklich gerne, huh?" Eifrig nickte ich. "Das ist das beste Geburtstagsgeschenk, dass ich je bekommen habe!"
Am selben Abend, nur später standen wir backstage bei SmackDownLive vor dem Gorilla. "Und?", fragte Rollins neugierig, "Aufgeregt?" Abwinkend lachte ich und entgegnete auf Spanisch: "Para nada, chico!" Belustigt sah er mich an und wies mich darauf hin, dass er kein Spanisch sprach. Die Augenverdrehend übersetzte ich meine Punchline: "Überhaupt nicht. Klingt auf Spanisch viel cooler." Ein Offizieller gab mir ein Handzeichen. "Gleich geht's los!", quietschte ich aufgeregt grinsend, sprang auf der Stelle herum und umarmte meinen Money In The Bank Koffer. Irgendwann löse ich dich ein, Baby! Als die ersten Töne meine Themesongs durch die Halle schallten, machte ich mich auf den Weg auf die Bühne und genoss die Jubelrufe und die Lautstärke der Fans. Ich tänzelte zum Ring, betrat diesen auf die selbe Weise wie ich es nun schon seit neun Wochen tat und wartete auf meinen Gegner. "I'm here to show the world, I'm here to show the world. Come on! Bring it on!" Er kam heraus stolziert und ließ die Hüften schwingen. Das war Dolph Ziggler von seiner besten Seite. Nun denn, Show Stealer. Bring it on! "Um das folgende Match gewinnen, ist ein Pinfall oder eine Aufgabe nötig. Zu meiner rechten, der Herausforderer. Er wiegt 90 Kilogramm und ist aus Hollywood, Florida. Er ist der Show Stealer, der Show Off, Dolph Ziggler!" Buh-Rufe erfüllten die Halle. Der Spaghettikopf fühlte sich wie der König des Rings und schenkte mir ein selbstsicheres Lachen. Doch was er nicht erkennen wollte, war dass ich die Königin dieser Arena war. Das wollte ich ihm in unserem Match zeigen. "Zu meiner linken, die zweite Teilnehmerin dieses Matches. Mit einem Kampfgewicht von 65 Kilogramm, sie kommt aus Chicago Illinois. Sie ist die derzeitige Mrs. Money In The Bank. Der blaue Gangster, das Mädchen unter Männern, Bonny!" Mit einer monströsen Portion Selbstbewusstsein schritt ich in die Mitte des Rings und badete in den Rufen der Menschen auf den Plätzen. "Ich bin die Queen hier drin. Die wissen es", ich zeigte auf die erste Reihe, "und du weißt es auch, Ziggler." Die Ringglocke läutete das Match an und ich stürmte voller Energie auf meinen Gegner zu, rammte ihn in das Turnbuckle und ging auf ihn los. Meine Tritte waren eiskalt, meine Fäuste feurig. Er hatte keine Chance. Das Match lief besser als ich es mir vorgestellt hatte. Es gab nichts, was mich hätte stoppen können. Plötzlich spielte ein Themesong. Nicht irgendeiner. Joe's Theme. Aber ich wollte mich nicht von ihm ablenken lassen. Ich warf einen schnellen Blick auf die Rampe. Sie war leer, er war nicht da. Dann beschäftigte ich mich wieder mit Dolph, der auf der Matte flach lag. Es gab nichts, das mich stoppen konnte. Nichts? Doch. Eine Sache. Eine Person. Und diese Person kam von hinten auf mich zu. Ich spürte die Matte unter mir beben, obwohl weder der Show Off noch ich uns bewegten. Erschrocken drehte ich mich um, um in braune Augen, die von wulstigen Augenbrauen umrahmt wurden, zu sehen. "Hallo, Bonny!" Bevor ich auch nur daran denken konnte, auszuweichen, spürte ich eine Faust auf meiner Nase, deren Wucht mich zu Boden brachte. Die Ringglocke bimmelte mehrere Male. Ziggler lachte hämisch und rappelte sich auf, dann trat er auf mich ein, Joe hingegen verließ den Ring und beschäftigte sich mit der Garnitur des Hallenbodens, er zog sie ab. Meine Schulter und kurz darauf mein Kopf durften eine eher weniger erfreuliche Bekanntschaft mit dem Ringpfosten machen. Ziggler packte mich an den Haaren und hob mich auf seine linke Schulter. Ich war verdammt zu fallen und Joe ging sicher, dass ich alles andere als sanft landen würde. "Kommt schon, das könnt ihr nicht mit ihr machen!", rief Graves geschockt vom Pult aus. Dolph warf mich über die Ropes aus dem Ring. Ich flog. Wie ein Engel. Ein gefallener Engel. Und ja, um die Frage von jedem zweiten Typen, der einen anmachte zu beantworten, es tut sehr wohl weh, vom Himmel zu fallen. Der Aufprall auf dem puren Hallenboden war mehr als nur unangenehm. "Oh Himmel Herr Gott!" Joe zerrte mich wieder auf die Beine und schleuderte mich in die Ringtreppe. Diese war nicht viel weicher als der nackte Betonboden. Meine Schulter schmerzte. Ziggler sprang über die Seile aus dem Ring und stellte sich neben mich. Er grinste mich breit an, bevor er mich gegen die Stahltreppe superkickte. Ich hielt mir den Kopf und setzte mich auf meinen Hosenboden. Mein Kopf brummte, mir wurde ein wenig schummrig, doch ich würde die beiden ganz sicher nicht auf mir herum hacken lassen. Joe riss mich am Kragen zu sich und schlug meinen Kopf gegen den Ringrand und den Ringpfosten, an dem die Ropes befestigt waren. Oh Himmel... Die Samoanische Submissionmaschine schubste mich zu seinem Partner, der mich davon abhielt, vor ihm auf die Knie zu fallen. Wobei ihm das definitiv sehr viel mehr gefallen hätte. Joe hob die kleinere der beiden Stufen von der unteren und warf sie nach mir und Dolph, der in der letzten Sekunde auswich, da er das fliegende Stahl hatte kommen sehen. Die Stufe haute mich um und ich kam unter der Treppe begraben auf dem Boden an. "Ohh, Gott...", ich hielt mir den Kopf. Joe trat einmal fest auf die Treppe, dann kippte er sie von mir herunter und hob mich auf den Ringrand, direkt neben den Pfosten. Das konnte nichts Gutes heißen. Während Ziggler auf den Apron kletterte, griff Joe nach meiner Hand und meinem Fußgelenk, um mich wie einen Bogen um den Pfosten zu spannen. Alleine diese Bewegung war schon schmerzhaft, da er den Latissimus, den Muskel an meiner Taille stark überdehnte. Doch als Ziggler Anlauf nahm und mich gegen den Pfosten kickte, schlug mir der Schmerz auf den Magen. Ich ächzte. Joe lachte nur spottend und lehnte sich mit seinem gesamten Gewicht nachhinten, mein Hand- und Fußgelenk immer noch im klammernden Griff. Dann aber ließ er mich los und tat es seinem Kollegen gleich, indem er auf den Ringrand stieg. Von dort aus schulterte er mich mit Leichtigkeit und drehte sich mit mir um. Was folgen sollte, war klar, doch ich konnte mich nicht wehren. Ziggler machte eine Schnute und zeigte mir dann einen Daumen nach unten. Es ging rapide abwärts. Ich wusste nicht, was mir mehr ausmachte, der harte Hallenboden oder Samoa Joe's 285 Pfund schwerer Körper, der nach diesem Samoan Drop vom Apron auf mir lastete. Alles tat mir weh. Ziggler klaubte mich vom Boden auf und schubste mich herum. Kaum noch in der Lage gerade zu stehen, taumelte ich auf unsicheren Beinen, bis ich zurück zu meinem Freund, dem Hallenboden kam. Mit seinen Fußspitzen schob er mich voran, trat mich. Es ging eine unendliche Zeit so weiter. Er hörte nicht auf, bis ich mich selbst in die Richtung schleppte und den Weg entlang robbte. Seine Stiefel musste ich nicht missen, er rammte sie mir von hinten in den Rücken. Als wir an seinem Ziel, dem Kommentatorenpult, angekommen waren, stellte er sich mir gegenüber und grinste mich kühn an: "Das könnte jetzt ein wenig wehtun, Süße." Er legte sich meinen Arm um seinen Hals und griff an den Bund meiner Latzshorts, wuchtete mich in die Luft und ehe ich mich versah windete ich mich vor Schmerzen auf den Einzelteilen des Kommentatorenpults. "Superplex!", riefen Corey, Michael und Booker gleichzeitig aus, die, kurz bevor ich ihren Tisch zerstört hatte, aufgesprungen waren. Ich hielt mir mit einer Hand den Rücken, mit der anderen versuchte ich mich an Dolph's Hosenbein hochzuziehen. Eine Hand vergrub sich in meinem Haar und schleuderte mich von ihm weg, zurück auf die Trümmer. Dann packte er mich am Nacken und rammte mich gegen die Barrikade, die die Fans davon abhielt, zu uns in den Ring zu stürmen. Einmal. Zweimal. Dreimal. Kopf voraus, ich schlug erst an der Absperrung, dann auf dem Boden auf. Als er mich zum vierten Mal packte, macht er eine Drehung um 180 Grad und schickte mich in die andere Richtung, wo ich mit den Rippen gegen den Ringrand prallte. Ich schrie laut auf, zum Erstaunen der Zuschauer, denn ich war bis jetzt relativ still gewesen. Zur Überraschung meiner selbst, ich konnte vor Schmerzen nicht einmal ächzen. Doch ich spürte, dass es half, den Schmerz heraus zu kreischen. Ich hielt mir die Rippen und keuchte, Ziggler stieß mich in den Ring, wo Joe bereits auf mich wartete. Ein zerstörerisches Lächeln schmückte sein verschwitztes Gesicht, seine Augen glitzerten bei dem Anblick, den ich ihm bot. Es gefiel ihm, mich leiden zu sehen. "Gute Nacht, Bonny!", rief er mir zu und haute mir seine Faust mitten auf die Nase. Sie knackste laut. Noch einmal und noch ein mal. War ich froh, dass meine Nase von Natur aus eine kleine Stupsnase gewesen war, sonst müsste ich mich wohl spätestens jetzt daran gewöhnen, eine zu haben. Er griff an meinen Hinterkopf und donnerte mein Gesicht mehrmals auf die Ringmatte, die sich daraufhin rot verfärbte. Ich schmeckte Blut. Schließlich zog Joe mich in seine Arme. Nicht für eine Umarmung, sondern um seinen Coquina Clutch anzusetzen. Wenn Brock Lesnar sein Suplex City hatte, dann gehörte Samoa Joe Coquina Clutch Ville, und ich hatte ein One Way Ticket dorthin, ohne Rückkehr. Seine massigen Arme schnitten mir die Luft ab und seine riesigen Hände zerquetschten meinen Schädel, es fühlte sich an, als wolle er mich auspressen, wie eine Zitrone. Sauer war ich definitiv, doch das Gefühl ließ gemeinsam mit meinen Sinnen nach. Meine Lider wurden auf einmal schwer wie Blei, meine Glieder zogen mich in die Tiefe. Der Geschmack von Eisen ließ nach und der immense Geruch nach Schweiß auch. Die Arena wurde leiser, die Schmerzen erträglicher, die Lichter über mir erloschen langsam, aber sicher. Ich bekam nicht mehr mit, wie Joe mich fallen ließ und ich auf dem Bauch landete.
Keuchend erwachte ich aus der Ohnmacht, schlug die Augen auf und drehte mich zu Seite. Alles war wieder da. Die Scheinwerfer, die Schmerzen an meinen Rippen, meinem Kopf, meinem Rücken, meiner Nase, meinem gesamten Körper. Ich konnte wieder das Blut schmecken, der Geschmack war stärker und dadurch noch ekelhafter geworden. Angewidert spukte ich das Blut auf die Matte und strich mir meine verzottelten, blutverschmierten Haare aus meinem verschwitzten, blutverschmiertem Gesicht. Meine Sinne waren zurück gekommen. Ich stützte mich vorsichtig auf meine Arme, ging auf die Knie. Dolph und Joe, die in der Zwischenzeit zur Rampe gewandert waren, in dem Gedanken, mein Akku wäre bereits leer, sahen sich sichtlich verwundert an. "Warum bewegt sie sich noch?" Corey Graves warnte mich: "Bonny, bleib unten. Und ich sage das nicht, weil ich den Spruch auf meinen Knöcheln tätowiert habe. Ich rate ihr das, weil Ziggler und vor allem Samoa Joe nur weiter auf sie los gehen werden, wenn sie wieder aufsteht." Doch genau das tat ich. Aus Protest. Ich hielt mir die Rippen und keuchte angestrengt, dann setzte ich einen Fuß nach dem anderen auf die Matte und rappelte mich so langsam auf. Ich wischte mir das Blut von den Lippen und der Nase und atmete schwer, warf meine Haare über meine Schulter. Ich grinste breit. Mir war alles egal. Der Blonde und Joe kommunizierten über Blickkontakt, ich wollte sie wissen lassen, dass das hier noch lange nicht vorbei war. Dazu brauchte ich kein Mikrofon, ich brüllte es heraus so gut es ging: "Ist das alles, was ihr habt? HUH?" Ich wackelte auf meinen zitternden Beinen zu den Ropes, presste immer noch eine Hand an meine Rippen. Meine Gegner kamen wieder zurück zum Ring und sahen zu mir herauf. "Ist DAS alles?", lachte ich und spukte mein Blut auf sie herunter, es war mir egal. So verdammt scheißegal.
Ich muss dieses Kapitel in zwei Teile aufteilen, der nächste kommt natürlich nächste Woche. Seid gespannt, ich freu mich schon auf eure Reaktionen und Kommentare. Love you lots, my Pizzaslices! Ich sehe euch nächsten Samstag!
Euer Bonninchen!
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