15 - Picknick
Wegen eines Klopfen an meiner Zimmertür wurde ich aus einem von Kopfschmerzen geprägten, unruhigen Schlaf gerissen.
"Oh, entschuldige. Ich wusste nicht, dass du noch schläfst." Seth sah mich mitfühlend an, als ich wie ein Zombie im Türrahmen stand und versuchte, meine Augenlider zu stemmen. "Hmm. Komm rein, Arschgeige", murmelte ich und ging in's Badezimmer, um mich anzuziehen.
"Lass uns frühstücken gehen", schlug er vor, als ich fünf Minuten später umgezogen vor ihm auftauchte. Während ich die Hotelzimmertür abschloss erkundigte er sich: "Du hast nicht sehr gut geschlafen, hm? Hattest du einen Alptraum?"
Ich drehte mich zu ihm um und war bereit, ihm eine Ohrfeige zu geben. "Was du nicht sagst, Schlaubischlumpf. Sehe ich etwa aus, wie ein kleines Kind, das du vor bösen Träumen beschützen musst? Wer bist du? Indiana Rollins, der Traumfänger? Kann man nicht mal einfach so Kopfschmerzen haben?"
Er hob verteidigend die Hände und redete sich heraus: "Hey, ganz ruhig. Ich habe dir nur angesehen, dass du wirklich schlecht geschlafen hast." Rollins und ich hatten nach dem Frühstück meine Matches bis zu meinem Titelverlust angesehen und er hatte mir einiges über die Ereignisse backstage und das Wrestlemania Wochenende erzählt. Dann war er zum Training gefahren. Gott sei Dank...
Da meine Anwesenheit dort eher unnötig war, rief ich ein paar Mädels zusammen. Immerhin konnte ich ja sowieso nicht trainieren.
Lea, Naomi, Becky, Summer Rae und Bayley kamen alle in die Lobby und wir überlegten, was wir zusammen unternehmen könnten.
"Wie wär's mit einem Picknick?", schlug dann Bayley vor. Wir anderen stimmten sofort zu.
Also gingen wir zusammen Früchte, Beeren, Saft und Wasser kaufen, um uns dann in den Park auf eine grüne Wiese zu setzen.
Schon bevor wir überhaupt begonnen hatten, erfuhr ich, dass ich wohl mehr mit den Jungs als mit den Mädels unternommen hätte, sie aber froh waren, dass ich immer für sie da gewesen sei, wenn sie mich gebraucht hätten.
"Deswegen sind wir jetzt auch für dich da", kündigte Becky Lynch, die ich früher anscheinend Bex genannt hatte, an. Naomi nickte und legte einen Arm um meine Schulter: "Genau. Wenn du jemanden von uns brauchst, ruf einfach an und sag Bescheid. Wir helfen dir und beantworten dir alle Fragen, wenn wir die Antwort wissen."
Als wir uns nun also mit Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren und Blaubeeren vollstopften und Kirschsaft und Wasser tranken, redeten wir über die komischsten Sachen.
Die Mädchen erzählten von einem verrückten Karaoke-Abend in einer Bar. Laut ihnen musste ich an diesem Abend so viel gesungen und getrunken haben, dass ich die nächsten drei Tage nur noch Tee mit viel Honig getrunken hatte, um meine heisere Stimme zu retten.
Summer Rae meinte, wir hätten nach dieser Party eine kurze Auseinandersetzung miteinander gehabt, konnten diese aber klären und verstanden uns wieder gut. Was genau sie damit meinte, erzählte sie nicht, aber vielleicht würde ich sie das zu einem anderen Zeitpunkt fragen.
Naomi's verwirrter, fragender Blick war mir bei Summer's Erzählung nicht entgangen. Sie tippte Becky an und flüsterte ihr etwas zu, doch die Irin zuckte nur die Schultern und schüttelte den Kopf. Haben die beiden was zu verbergen?
Von einer Geburtstagsparty mit viel Essen und Alkohol redeten sie auch. Naomi schwärmte: "Du hattest ein dunkelblaues Kleid an und du sahst sooo toll aus! Seth hatte die Idee mit dem Kleid, aber wir waren ihm alle dankbar dafür. Du sahst klasse aus." Ich verzog das Gesicht und murmelte: "Keine 10 Pferde kriegen mich in ein Kleid..."
Seth und ich mussten damals schon das selbe Bett geteilt haben. Würg... "Ihr beide wolltet es zuerst vertuschen, aber ich hab euch gesehen und gehört", kicherte Naomi, "dann habt ihr behauptet, dass er nur auf dich aufgepasst hätte, weil du total betrunken warst. Und oh mein Gott, Girl! Ja, das warst du!"
Alle lachten laut, auch ich, denn ich konnte mir genau vorstellen, wie das ausgesehen haben muss.
"Wo haben wir die Party gefeiert?", wollte ich neugierig wissen. "Auf Nikki Bella's Yacht. Es war mega cool, wir sind schwimmen gegangen und haben richtig viel gegessen und getanzt und gesungen und gelacht. Naomi, Jason und ich haben das auf jeden Fall gut organisiert", grinste Becky stolz.
Bayley stimmte begeistert zu: "Ja, die Feier war so lustig!"
Nachdem ich wissen wollte, ob ich mich auch gut mit Nikki verstand, zuckten alle bis auf Naomi und Bex die Schultern. Sie erklärten mir, dass wir nur einmal in der Bar, in der ich Randy und auch Naomi kennengelernt hatte, geredet hatten. Ihre Yacht hatten sich die Mädchen ausgeliehen, nur um eine coole Location für die Party zu haben.
"Wisst ihr", begann ich, "Bei manchen von euch habe ich das Gefühl, wir würden uns schon länger kennen. Ich habe mal das ein oder andere Autogramm und Selfie mit euch bekommen und mal ein kleines Danke herausgequietscht, aber sonst habe ich noch nie mit euch zu tun gehabt. Lea habe ich noch nie zuvor gesehen. Aber trotzdem kommt's mir vor, als würde ich euch kennen. Als wären wir schon länger Freunde." Ich sah Lea an, weil ich das bei ihr am meisten spürte. Als kannten wir uns von früher. Woher, war eindeutig. Aus der Zeit, die ich vergessen hatte. Hätte ich nicht gewusst, dass ich Amnesie hatte, hätte ich gedacht, es wäre aus einem früheren Leben. So fühlte es sich zumindest an. "Trotzdem weiß ich nicht, was wir eigentlich alles zusammen erlebt haben..."
Die Mädchen gackerten, als mich rückwärts nach hinten lehnte, um im Gras zu liegen.
"So ging es uns schon immer, Bonny", erklärte Ambrose dann.
"Es war von Anfang an so richtig komisch zwischen uns, so als ob wir schon immer befreundet gewesen sind. Wir wussten nie warum, aber es hat uns natürlich gefreut." Sie lächelte mild.
Nachdem wir alles aufgegessen hatten, die Wolken angesehen und uns gefragt hatten, wonach sie wohl aussahen, standen wir auf und spazierten zurück ins Hotel.
Als wir gerade vor der großen Glasfront des Hotels angekommen waren, klingelte mein Handy. Es war Seth, der wissen wollte, ob es mir gut ging und wie es mit Titus weiter gehen sollte.
"Mir ging's bestens, aber dann hast du angerufen", ärgerte ich ihn.
Der Teenager musste anscheinend freitags am Nachmittag mit mir und den Jungs trainiert haben und jetzt, da ich nicht mehr da war, mussten wir nachdenken, wie wir das ab jetzt managen. "Wenn ich ihn zu euch fahre und euch zuschaue, könnt ihr ihn dann trainieren?", bat ich zögernd. "Ich meine, ich will, dass er weiter macht und nur weil ich zu dumm bin, um 'nen Moonsault auszuführen, muss er ja nicht aufhören."
Seth stimmte zu und wir legten auf. Ich checkte meine Jackentaschen, aber natürlich hatte ich den Autoschlüssel oben liegen lassen. Die anderen Mädels wollten jetzt auch trainieren gehen, deshalb stürmten alle auf ihre Zimmer.
Nur Summer Rae blieb bei mir und hielt mich kurz auf.
"Bonny, warte bitte kurz. Kann ich dir kurz was erzählen?" Etwas überrumpelt nickte ich. "Vorhin hab ich gesagt, dass es zwischen uns zwischenzeitlich mal ein Problem gab. Es war nichts Großes, aber wir können ja drüber reden, oder nicht?" Unsicher betrachtete sie mich und ich nickte wieder.
"Also", begann sie, "es war an dem Tag nach der Karaoke Party, wir haben uns zufällig gesehen und ich, uh... hab dich nach Rollins' Freundin gefragt, weil ich was von ihm wollte. Und das tut mir heute noch leid. Ich wusste damals nicht, dass ihr beide ein Pärchen seid." Naja, wir haben's wohl beide überlebt, huh? "Du warst ziemlich sauer auf mich deswegen, aber irgendwann haben wir darüber geredet und konnten das klären. Und darüber bin ich wirklich froh, denn ich wäre sehr ungerne mit dir befeindet. Als Freundin bist du ziemlich cool und ich wollte einfach nochmal danke sagen, dass du mir verziehen hast, auch wenn du dich nicht mehr dran erinnerst."
Ich nickte und umarmte sie. Dann lachte ich und bedankte mich: "Danke, dass du ehrlich bist und mir das erzählst. Die Jungs haben vorgestern versucht, mir alle möglichen Bären aufzubinden."
Sie wurde neugierig und wollte wissen, was sie mir denn erzählt hatten. "Naja, so weit ich weiß bin ich ja Rollins' Freundin. Komischerweise hat Orton dann so getan, als wäre ich seine Frau. Der Arzt, der mich behandelt hat, hat das auch behauptet und ich war total verwirrt."
Sie kicherte leise: "Oh, das kann ich mir vorstellen. Orton ist manchmal ein ziemlich mieser Typ."
"Oh, du meinst, er ist eine falsche Schlange?", ich grinste und brachte sie zum Lachen.
"Guter Wortwitz. Sagen wir, er ist nicht immer der, für den du ihn hältst. Und so, wie ich ihn mit dir umgehen sehen habe, auch vor der Amnesie... es scheint, als wäre da mehr im Busch, als nur gute Freundschaft. Zumindest von seiner Seite aus. Glaub mir, das heißt bei ihm nie etwas Gutes. Außerdem ist sein Humor... er gefällt mir nicht." "Oh, sein Humor ist das Beste an ihm. Wenn mir nicht mehrere Leute weißgemacht hätten, dass ich niemals irgendetwas mit Randy am Laufen hatte, hätte er mich doch glatt überzeugt, dass ich sein Vipergirl bin."
Summer Rae lächelte mich breit an. "Scheint, als wäre dir das nur recht, hm Bonny?" Ich zuckte unschuldig die Schultern und verschloss meine Lippen mit einem imaginären Schlüssel. "Eine Lady schweigt und genießt."
"Nunja, sei auf der Hut. Schlangen sind giftig."
Rae winkte mir zum Abschied: "Ich geh dann mal, ja?" Ich nickte, winkte ihr zu und stieg in den Aufzug, um zu meinem Zimmer zu gelangen und meinen Autoschlüssel zu holen. Meinetwegen kann sie Rollins gerne für sich haben, ich hab da keinen Bedarf. Und ich verstehe nicht, was sie gegen Randy hat. Klar, er wirkt wie ein ziemlicher Playboy und ist vipermäßig drauf, aber das heißt noch lange nicht, dass er mich verletzen würde. Geschweige denn, dass ich das überhaupt erst zulassen würde.
Nachdem ich meinen Schlüssel in meine Hosentasche gesteckt hatte, rief ich Titus an.
"Hey Bonny, ist alles okay? Wie geht's dir?", fragte er gleich. Es brachte mich zum Schmunzeln und ich ermahnte ihn: "Erstens, bist du wie Nathan. Zweitens, mir geht's gut. Drittens, ist es okay, wenn ich dich jetzt zum Training abhole?"
Etwas verwirrt hakte er nach: "Bonny, du kannst mich doch gar nicht mehr trainieren?"
"Ich nicht, aber ich dachte, The Shield und Randy könnten das übernehmen. Nur weil ich Mist baue, musst du doch nicht drunter leiden, Kleiner."
Im Hintergrund war eine Mädchenstimme zu hören, sie spornte Titus an, mit mir zu gehen. "Okay. Ich bin in 20 Minuten zuhause, dann fahren wir los", kündigte er an. "Yup, bis dann."
Achja, ist es nicht schön Freundinnen zu haben, mit denen man picknicken kann? 🍒 Aber fällt euch bei einer von ihnen etwas auf?
Das zweite Kapitel für heute ist schon auf dem Weg. 😉
Peace Out!
Euer Bonizzle! ⚡💙
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