7 - Mission Titanic II
-Mission Titanic-
Schön, dass du es bis hier hin geschafft hast, Bonny. Aber freu dich nicht zu früh, denn wir haben schon eine neue Aufgabe für dich. Dafür musst du an's andere Ende der Stadt fahren. Du suchst einen Ort, an dem Menschen neue Gesichter bekommen. Du wirst nur ein Mal gestylt, auch wenn der Name des Ortes etwas anderes sagt. ;)
Viel Glück.
In dem zweiten Umschlag fand ich neben dem Brief eine 50 Dollar Note und zwei Rosenblätter. "Wahrscheinlich symbolisiert die Anzahl der Blätter, die Nummer der Aufgabe", erkannte ich murmelnd, da im ersten Umschlag eines und im zweiten zwei Blütenblätter gewesen waren. Dann las ich mir die Hinweise für den nächsten Checkpoint nochmal durch. "Ha!", lachte ich dann laut und triumphierend, "ihr denkt, jetzt hättet ihr mich. Nope, nicht heute, nicht mit mir! Ich weiß, wo ich hin muss!" Ich gab den Namen des Beauty Salons in mein Navigationssystem ein: "Twice Styled. Ich werde nur einmal gestylt, obwohl der Name des Studios Twice Styled ist." Grinsend startete ich den Motor und fuhr umgehend zu dem Studio. Ich freute mich schon auf den Besuch, weil ich wusste, dass ich in guten Händen aufgehoben war. Mein alter Klassenkamerad Andy hatte das Unternehmen vor Jahren gegründet. Man konnte mich zwar keine Stammkundin nennen, aber wenn ich bei ihm gewesen war, war es jedes Mal wie ein Kurzurlaub in der Vergangenheit gewesen. Andy hatte eine aufregende und aufgeschlossene Persönlichkeit. Wir beide im selben Raum, das passte einfach, es war wie eine Komödie mit uns. Während der Fahrt klingelte mein Handy, ich schaltete den Anruf auf Lautsprecher. "Hey, Kofi. Alles klar?" "Ja, schon. Sie haben mich frühstücken geschickt. Wo musstest du hin?" Ich stutzte. "Machst du Witze? Du durftest frühstücken? Die haben mich zum Shoppen gezwungen!", klagte ich und bog an einer Kreuzung rechts ab. Kingston fand das im Gegensatz zu mir eher amüsant. "Lach nicht, Kofi. Ich hasse Shoppen!" "Okay, okay. Du musst mir kurz helfen. Ich verstehe das zweite Rätsel nicht. Ich soll etwas kaufen, das früher den Schwanz von einem Vogel hatte. Später rauchte es, aber heute ist es oft Arbeitskleidung. Ich stecke schon bei dem Teil mit dem Schwanz von einem Vogel fest." Ich grübelte ein wenig und sah weiterhin auf die Straße. "Es ist etwas zum Anziehen, vermutlich für Männer... also ist es wahrscheinlich ein Anzug." "Oh", erkannte er dann, "das war einfacher, als gedacht. Viele tragen Anzüge zur Arbeit. Aber wofür stehen dann die anderen beiden Hinweise?" "Um dich zu verwirren. An einem Frack gab es früher Schwalbenschwänze, Schwalben sind Vögel. Und mit rauchen ist Smoking gemeint." "Wow, okay. Kommst du zurecht?" "Ja, bei mir ist alles klar. Weißt du, in welchen Laden du musst?" "Ja, im Brief steht, ich soll den nächsten von hier aus nehmen." Ich verdrehte die Augen und schnaubte: "Die machen mir das alles schwerer, als es sein müsste."
"¡Hola!", rief ich laut, als ich Andy's Salon betrat. Sein Mitarbeiter Jaden erkannte mich und nickte mir lächelnd zu. Andy richtete sich hinter dem Tresen auf und strahlte, als er mich sah. "Hey, Geburtstagskind! Alles Gute!" Er lief um den Counter herum und schloss mich in eine feste Umarmung. "Danke, Andy. Wie läuft's?" "Ach, alles grandios, wie immer. Hast du meine Nachricht heute morgen bekommen? Ich hab dir über Instagram gratuliert." Ich entschuldigte mich, die Nachricht übersehen zu haben und rechtfertigte mich damit, heute noch nicht viel mit meinem Handy gemacht zu haben. "No problemo, alles klar. Du hast also den Weg hier her gefunden? Du siehst fabelhaft aus, Honey." Ich lachte und erklärte, dass es ein Leichtes war, den Namen des Ziels zu finden. "Ich meine, ich komme zwar nicht oft hier her, aber das krieg ich hin." Andy bot mir einen Platz an, während ich meine Jeansjacke auszog, sie hinter mich auf die Lehne legte und mich setzte, ging Andy seinen Rollwagen holen und legte einen weiteren der Umschläge darauf. Dann fuhr er zu mir her und stellte sich hinter meinen Sessel. "Ein paar Kerle aus dem Ring haben mir gesagt, ich soll dir diesen Umschlag geben", er drückte ihn mir in die Hand und stützte sich dann an der Stuhllehne ab. "Wer denn? Kannst dich an die Namen erinnern?" Er lachte selbstbewusst: "Hör mal, Darling. Ich mag zwar nicht auf muskelbepackte Barbaren stehen, die sich Stühle um die Ohren hauen. Aber wenn mein Mädchen gegen drei Typen ihren allerersten Kampf gewinnt, dann weiß ich Bescheid. Das waren diese Shield-Typen. Alle drei eigentlich ganz schnuckelig, wenn du mich frägst. Vor allem der mit den braunen Haaren." Ich verdrehte die Augen: "Rollins." "Genau. Der ist doch ganz süß. Und kämpfen kannst du doch auch gut mit dem. Außer er stößt Gesicht voraus irgendwo gegen, dann nicht mehr." Ich verteidigte mich mit: "Ich hab mich bei ihm entschuldigt!", und öffnete den Umschlag, aus dem mir drei blaue Rosenblätter in den Schoß segelten. "Na los, lies schon vor!", quengelte Andy neugierig.
-Mission Titanic-
Na, das ist doch mal was! Du hast es wirklich bis hier her geschafft. Da du jetzt dein neues Gesicht hast (und dass, obwohl du nicht zweimal gestyled wurdest), bist du bereit für den finalen Schritt der Schnitzeljagd. Wir haben dir den ganzen Tag lang Fragen gestellt, aber jetzt möchten wir, dass du dir selbst eine stellst. Warum haben wir dir die allererste Aufgabe gegeben?
Viel Glück, Denkerin.
P.S.: Sei hier, bevor die Sonne untergeht, sonst verpasst du was! ;)
"Was war denn die erste Aufgabe, die sie dir gegeben haben?" Andy spickte in den Brief hinein. "Mir das Kleid zu kaufen...", murmelte ich und sah an mir herunter. "Ich sollte zu Sequin Hearts und mir ein Kleid kaufen. Nachdem ich den verdammten Namen von dem Geschäft erraten musste." "Wie das denn?" Ich holte den Zettel aus der Innentasche meiner Jeansjacke heraus und las das Rätsel vor. "Dabei macht das gar keinen Sinn. Ich meine, klar, mein Herz hält mich am Leben. Aber warum ergeben zwei Herzen eins? Zwei Herzen, das sind zwei Herzen, nicht eins." Andy zog sein Handy aus der Tasche seiner Schürze und schien etwas zu suchen. "Ich habe zuerst an die Lunge gedacht, weißt du? Zwei Lungenflügel, die zusammen eine Lunge ergeben", versuchte ich meine Gedankengänge zu verdeutlichen. Doch Andy schüttelte nur den Kopf und zeigte mir ein Bild auf seinem Handy.
"Ach, jetzt versteh' ich das!" Er behelligte mich: "Die Herzform, die wir symbolisch als Herz oder für die Liebe benutzen stammt ursprünglich davon, dass sich irgendeiner dachte, er legt zwei anatomische Herzen zueinander. Total romantisch! Zwei Menschen, also zwei Herzen, die zusammen eins ergeben." Andy fasste sich verliebt seufzend an die Brust und ich verdrehte lachend die Augen. "Zu viel Liebe hier drin, wo ist der Notfallknopf?" Wir gackerten wie die Hühner, sodass die anderen Kunden uns schon entgeistert ansahen. "Na dann. Lassen wir die Rätselei mal für's Erste sein und fangen mit deiner Haarpracht an, hm?" Ich nickte und teilte ihm mit, wie ich mir die Frisur vorstellte. Ich wollte es eher lässig und nicht zu aufwändig. Er schlug vor, mir leichte Locken zu verpassen und meine Haare mit einer hübschen Haarspange zu upgraden. "Klingt gut, legen wir los."
In meinem Kopf grübelte ich jedoch weiter. Warum wollen sie, dass ich ein Kleid anziehe? Weil sie wollen, dass ich aufgebrezelt bin. Weil sie wissen, dass ich Kleider hasse und sie mich nerven wollen. Aber dadurch bekomme ich keinen Ort. Ich fragte Andy, der sich an dem Lockenstab verbrannt hatte: "Andy, warum würde man wollen, dass ich ein Kleid trage und wohin würde ich gehen, wenn ich eins anhabe?" "Weil die wissen, dass du gut drin aussiehst." Ich grinste dämlich. "Ich sehe in allem großartig aus. Aber wohin müsste ich dann gehen?" Er zuckte nur die Schultern. "Ich glaube, du hast den falschen Ansatz. Ist das überhaupt die erste Aufgabe gewesen, die sie dir aufgegeben haben?" Ich nickte. Klar war sie das. Da ich den Brief noch in meiner Hand hielt, las ich ihn laut vor.
-Mission Titanic-
Tu genau, was wir dir sagen.
1. Zieh Badesachen unter deine Klamotten.
2. Finde ein bestimmtes Geschäft in der Innensta-
"Halt, halt, halt. Lies das nochmal", unterbrach mich Andy und legte den Lockenstab beiseite.
-Mission Titanic-
Tu genau, was wir dir sagen.
1. Zieh Badesachen unter deine Klamotten.
"Oh", fiel mir auf, "du hattest Recht. Das war die erste Anweisung. Also, warum wollen sie, dass ich Badesachen unter dem Kleid anhabe?" "Weil du nass wirst?" Ich faltete den Brief zusammen und sah mir den letzten nochmal an.
Sei hier, bevor die Sonne untergeht, sonst verpasst du was!
"Es muss irgendwo sein, wo so viel Wasser ist, dass ich einen Badeanzug brauche. Also sind Bäche, Brunnen und Teiche schonmal gestrichen. Und ich verpasse irgendwas, wenn die Sonne untergeht." "Den Sonnenuntergang", entgegnete Andy. Mir fiel der Titel der drei Briefe in's Auge.
-Mission Titanic-
"Ah! Ich hab's!", rief ich dann aus. "Der Strand!" Andy betrachtete mich verwirrt: "Wie bist du da denn jetzt draufgekommen?" "Am Strand kann man baden gehen, deshalb der Badeanzug. Wenn ich bis Sonnenuntergang nicht da bin, verpasse ich was, weil Sonnenuntergänge am Strand immer toll aussehen. Und es muss der Strand sein, weil die Schnitzeljagd Mission Titanic heißt. Die Titanic ist im Atlantik gesunken, Tampa's Strand grenzt an den Atlantik und kein Boot, egal wie klein, kann irgendwo anders als am Strand anlegen." "Wow, du bist immer noch genauso gewitzt wie in der High School."
Nachdem die diamantförmige Haarspange den Weg in mein Haar gefunden hatte, steckte Andy mir einige Strähne aus dem Gesicht, um mit dem Make Up zu beginnen. "Was schwebt dir so vor?" Ich zuckte die Schultern: "Kannst du mir irgendwas in's Gesicht hauen, damit ich nicht mehr aussehe, wie ein Zombie in einem hübschen Sommerkleid?" Andy nickte laut lachend und begann die richtigen Farben für meine Haut und mein Outfit auszusuchen. Er schminkte mir Smokey Eyes in Hauttönen, damit der Look natürlicher wirkte und trug einen rosafarbenen Lippenstift auf. Schwungvoll drehte er den Salonsessel um, sodass ich mich im Spiegel betrachten konnte. "Du bist fabulös, Bonny! Totally fashion!" "Danke, Andy. Ich hätte nicht gedacht, dass man mich noch verbessern könnte, aber du schaffst es immer wieder." Grinsend stand ich auf, warf mir meine Jeansjacke um und kramte in den Innentaschen nach meinen Portemonnaie. "Was bekommst du von mir, Andy?" "Eine feste Geburtstagsumarmung", grinste er und schloss mich in seine Arme. "Nein, ich meine-" "Ich weiß, was du meinst. Lass stecken. Geh' deine Titanic finden und halt dich ja von den Eisbergen fern." Nickend lachte ich und verabschiedete mich von ihm. Ich war gerade in meinen Smart gesprungen, da klingelte mein Handy erneut. "Hey, Bonny. Weißt du, wo wir hin müssen? Und was wir verpassen, wenn wir nicht bis Sonnenuntergang dort sind? Und warum wir die erste Aufgabe bekommen haben? Hast du überhaupt die selben Aufgaben wie ich bekommen?" Ich lächelte und startete den Motor. "Dieses eine Mal anscheinend schon. Ich bin mal ganz rigoros und sag es dir einfach so. Wir müssen zum Strand." "Oh. Das war irgendwie offensichtlicher, als ich dachte. Bist du schon auf dem Weg dorthin?" "Yup. Sollen wir uns am Strand treffen?" "Klar, können wir machen. Ich bin in einer Viertelstunde da."
Und es ging heiter weiter. Wir lesen uns kommenden Samstag, bis dahin wünsche ich euch eine entspannte Woche! Catch y'all laterzzz!
Eure Bonny <3
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